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GUTE-NACHT/3364: Der kleine Nachtwächter im Unterstand aus Stein (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


"Heute wird es aber schon früh dunkel, und es sieht den ganzen Tag schon so aus, als wollte der Himmel weinen", findet der kleine Nachtwächter. Mit der Taschenlampe in der einen und der Laterne in der anderen Hand ist er unterwegs. Sein Hund Rebell folgt im auf Schritt und Tritt. An diesem Abend kommen die beiden an einem Unterstand aus Stein vorbei. Es ist eine Bushaltestelle. Aber niemand wartet auf einen Bus.

"Hier könnten wir eine Rast einlegen", entscheidet der kleine Nachtwächter und nimmt bereits auf dem hölzernen Brett, das auf zwei niedrigen Steinsäulen steht, Platz. Richtig, er sitzt auf einer Bank. Eine Lehne hat diese Bank nicht. Dafür kann sich der kleine Nachtwächter aber an die Rückwand des Bushäuschens anlehnen.

Der kleine Nachtwächter zieht ein eingewickeltes Päckchen aus seiner Tasche und packt den Inhalt aus. Ein Butterbrot kommt zum Vorschein. Das hat der kleine Nachtwächter unterwegs am Mittag von einem Schulkind geschenkt bekommen. Es wollte das Schulbrot gerade in einen Abfalleimer werfen. Doch unter dem ungläubigen Blick des kleinen Nachtwächters fragte das Kind, ob er Hunger habe. Es könne sein Schulbrot gern entbehren. "Aber dann hast du ja nichts mehr!", zögerte der kleine Nachtwächter. "Das macht nichts. Ich habe eh keinen Hunger. Es gibt immer nur Margerinebrote", sagte das Kind. "Aber das ist doch lecker", fand der kleine Nachtwächter. "Aber nicht jeden Tag", meinte das Kind, reichte dem kleinen Nachtwächter das Päckchen und war schon verschwunden.

Bis zum Abend hatte sich der kleine Nachtwächter das Brot aufgespart. Jetzt teilt er es sich mit Rebell. Anschließend schaut er in seinen Taschen nach, ob er nicht noch etwas Eßbares findet. Doch außer ein paar Krumen und einer schrumpeligen Möhre entdeckt er nichts mehr. "Wir werden uns morgen wirklich um Arbeit kümmern müssen. Vielleicht können wir bei irgendjemand Holz hacken. Zur Zeit liegen die dicken zersägten Stämme doch überall am Wegesrand. Da wird es schon jemanden geben, der unsere Hilfe gebrauchen kann."

Der kleine Nachtwächter bemerkt, wieviel Schutz das Bushäuschen vor dem Wind bietet. "Wir ruhen uns hier noch ein Weilchen aus", entscheidet er und holt sich eine Decke aus seinem Rucksack hervor. Auch Rebell bekommt ein Stückchen ab. Das Licht der Laterne wird geschlöscht und nun schließen beide die Augen. Denn auch mit den Ohren kann man noch gut aufpassen, was geschieht.

Der kleine Nachtwächter und Rebell - © 2011 by Schattenblick

21. März 2011