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GUTE-NACHT/3386: Der kleine Nachtwächter auf Großfuß`s Spur (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Der kleine Nachtwächter streift durch die Wiesen und Felder. Sein Weg führt ihn an einem Graben entlang. Manchmal im Frühjahr steht das Wasser recht hoch darin. Doch jetzt, in dieser trockenen Zeit, ist der Wasserstand niedrig.

Rebell folgt dem kleinen Nachtwächter hinterdrein. Er hat so viel zu schnüffeln, daß er kaum folgen kann. Der kleine Nachtwächter beginnt ein Lied zu pfeifen. Einige Meter weiter entdeckt er einen Mann. "Wer ist da so spät am Abend außer mir noch unterwegs?", fragt sich der kleine Nachtwächter und meint an der Kleidung den Förster des Städtchens zu erkennen. Der hockt da am Rande des Grabens und scheint etwas interessiert zu beobachten.

Plötzlich erhebt sich majästetisch aus dem Graben ein großer Vogel in die Luft. "Was für ein prächtiges Tier", staunt der kleine Nachtwächter. Jetzt ist auch Rebells Interesse geweckt. Aus den Augenwinkeln hat er das Aufsteigen des Vogels entdeckt und will gerade hinterherlaufen. Doch der kleine Nachtwächter stoppt seinen Hund. "Bleib!", ruft er.

Da erhebt sich noch ein zweiter Vogel dieser Art aus dem Graben und fliegt niedrig über der Erde dahin, um ein Stückchen weiter auf der Wiese zu landen. Der kleine Nachtwächter hat den Förster erreicht und gesellt sich zu ihm.

"Was für ein wunderbarer Vogel so ein Fischreiher ist", beginnt er ein Gespräch. "Nun Fischreiher wurden diese Vögel früher genannt, weil man glaubte, daß sie sich fast außschließlich von Fischen ernähren. Das war auch der Grund, warum sie von einigen Leuten verfolgt und beinahe ausgerottet wurden. Dann wurde ihre Art aber geschützt und der Bestand hat sich erholt. Heute kennt man sie unter dem Namen Graureiher. Denn sie ernähren sich nur in der Brutzeit überwiegend von Fischen. Ansonsten sind sie nicht wählerisch und verspeisen auch Wühlmäusen, Ratten, Schlangen, sowie Frösche und nicht bloß Fische, wie ihnen nachgesagt wird."

Den kleinen Nachtwächter berührt diese Geschichte. Er schaut hinüber auf die Wiese, wo nun auch der zweite Vogel gelandet ist und fragt: "Brüten die beiden Vögel hier irgendwo?"

Der Förster antwortet: "Mag sein, daß sie dort drüben in einem der hohen Bäume ihren Horst haben. Doch eigentlich brüten sie nicht abseits und allein. Das geschieht nur in seltenen Fällen. Meist suchen sie die Gesellschaft anderer Graureiher irgendwo an der Küste und brüten dort in einer Kolonie. Dorthin kehren sie auch immer wieder zurück, wenn sie den Winter in wärmeren Gegenden verbracht haben. Sie legen alle zwei Tage ein Ei, so daß die Kleinen nicht zur gleichen Zeit schlüpfen."

"Das ist wirklich spannend", meint der kleine Nachtwächter. Auch Rebell interessiert sich für die beiden Vögel. Doch der breite Graben hält ihn davon ab, ihnen zu folgen. Aber selbst wenn er Anstalten machen würde, zu springen, der kleine Nachtwächter würde dies gar nicht zulassen.

Es wird langsam dunkel. Der kleine Nachtwächter zündet seine Laterne an und zieht mit Rebell wieder in die Stadt. Der Förster hingegen geht seiner Wege.

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9. Mai 2011