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GUTE-NACHT/3451: Knopf, Knöpfchen und Auge verstecken sich (SB)



K N O P F ,   K N Ö P F C H E N   &   A U G E

verstecken sich


Da lagen sie nun auf dem Nachttisch - Knopf, Knöpfchen und Auge. Es war dunkel im Zimmer. Der Mond war ausgesperrt, denn Schwiegermutter hatte ja die Gardinen zugezogen. Mondlicht konnte sie gar nicht leiden, besonders nicht, wenn es ihr ins Gesicht schien. Sie kannte wohl keine romantischen Stunden im Mondschein oder sie hatte diese vergessen.

Knopf, Knöpfchen und Auge lagen also auf dem Nachtschränkchen unter der Nachttischlampe, die aber nicht brannte. Die drei überlegten, was sie jetzt wohl am besten anfingen. Eigentlich war es ja mitten in der Nacht. Eine runde Schlaf würde ihnen sicher gut tun. Doch an Schlaf war nicht mal im Traum zu denken.

Denn Schwiegermutter lag in ihrem Bett und schnarchte, daß sich die Balken bogen. Zum Glück ist das nur ein Sprichwort, sonst wäre vielleicht wirklich die Decke eingekracht. Jedenfalls konnten die drei Freunde bei dieser Krachkulisse nicht mehr einschlafen. Deshalb nutzten sie die Zeit, überlegten und planten, wie ihre Reise weitergehen sollte.

"Hier liegenbleiben können wir nicht", meinte Auge, "die alte Dame ist so aufräumsüchtig, daß sie uns gleich morgen früh wieder in die Knopfkiste zurückstecken wird, wenn sie uns hier noch erblickt." - "Das ist wahr", bestätigte Knopf. "Aber wo sollen wir hin?" fragte Knöpfchen, "wir brauchen ein Versteck!"

Zwar war es noch dunkel im Zimmer, doch allmählich drang etwas Licht durch den Spalt im Vorhang, dort wo sich die beiden Gardinenhälften trafen. Der Morgen graute langsam. Es wurde Zeit, sich etwas einfallen zu lassen. Schwiegermutter würde sicher gleich aufstehen. Knöpfchen rollte zum Rand des Nachtschränkchens. "Hier kommen wir nicht runter, es fällt ganz steil ab." "Sei vorsichtig", mahnte Knopf und hoffte, daß Knöpfchen sogleich zurückkullern werde. Ihm sollte ja nichts geschehen.

Immer mehr Licht drang durch den Gardinenspalt. Ein Lichtstrahl fiel auch direkt auf den Nachtisch. "Schaut mal", rief Auge. Die beiden anderen blickten jetzt in die Richtung, in die Auge wies. Dort entdeckten sie Gesichter. Blicke starrten sie an. "Schnell weg hier!" schrie Knöpfchen und wäre beinahe in den Abgrund gerollt, wenn nicht Knopf sich ihm in den Weg gestellt hätte. "Das sind doch nur Bilder", beruhigte Knopf den kleinen Freund, "Fotos von Menschen, die hinter Glas und in einem Rahmen stecken." Auge hatte aufmerksam zugehört und ihm kam eine Idde. "Kommt!" befahl er. Im gleichen Moment ging ein ganz entsetzlicher Lärm los. Auge rollte nicht nur, sondern sauste regelrecht los und die beiden anderen stoben schleunigst hinterher. Es war der Wecker, der diesen Lärm verursachte. Ein Gutes hatte dieser Lärm, das Schnarchen verstummte oder es wurde einfach durch den Weckerlärm übertönt. Nein, der Lärm des Weckers tat seine Wirkung. Eine große Pranke wälzte sich aus dem Bett herüber und patschte auf den Nacht- schrank. Doch der Weckerlärm verstummte noch nicht. Die Hand hatte den Weckerknopf verfehlt und war genau an der Stelle gelandet, an der noch kurz zuvor Auge, Knopf und Knöpfchen gestanden hatten. Zum Glück hatte Auge gerade rechtzeitig ein Versteck in Augenschein genommen, war losgesaust und die beiden Knöpfe hinterher.

Schwiegermutters Hand tastete nach dem Ausschaltknopf des Weckers und fand ihn endlich. Der Lärm verstummte. Schwiegermutter stöhnte, als wolle sie heute lieber im Bett bleiben, stand aber dann trotzdem auf. Zuerst ging sie zum Fenster und schob die Gardinen beiseite. Dann öffnete sie das Fenster und sah eine Weile hinaus. Das Wetter war gut, sie konnte es wagen ihr Bettzeug zum Lüften aus dem Fenster zu hängen. Das erledigte sie auch sogleich. Danach setzte sie sich noch einmal auf die Bettkante und blickte auf den Nachttisch. Da lagen Wäscheklammern. Doch von drei Knöpfen war keine Spur zu entdecken. Schwiegermutter grübelte: "Ich habe doch heute Nacht drei Knöpfe hierher gelegt. War das denn nur ein Traum?"

Nun, wo waren zur Zeit Knopf, Auge und Knöpfchen? Sie kicherten leise in sich hinein. Sie hatten ein gutes Versteck gefunden. Auge hatte nämlich entdeckt, daß der Rahmen mit den Gesichterfotos von einer Pappe von hinten gestützt wurde. So stand der Rahmen gleich einem kleine Dach auf dem Nachttisch.

Dahinunter hatten sich die drei Freunde verkrochen. Hier wollten sie vorerst bleiben, bis ihnen eine neue Idee einfallen würde, mit der sie ihren Plan, Auge zu Teddy zu bringen, endlich verwirklichen könnten. Während der letzten Nacht hatten sie ja kaum ihre Knopflöcher zugemacht. An Schlaf war nicht zu denken gewesen, das Schwiegermutter-Schnarchmonster hatte so einen Krach gemacht, daß sie nicht mehr einschlafen konnten. Da aber jetzt alle drei so müde waren, daß ihnen die Knopflöcher von alleine zufielen, freuten sie sich über ihr Versteck und schliefen sofort ein.

"Gute Nacht"

Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 12. August 2011