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KALENDERGESCHICHTEN/067: 07-2016   Der Herzenswunsch - Der Beweis ... (SB)



Hauke steht dicht neben der großen Dogge und hält sie am Halsband fest - Buntstiftzeichnung © 2016 by Schattenblick


Was bisher geschah ...

Hauke hatte seiner besten Freundin Kati erzählt, dass er sich einen Hund zum Geburtstag wünscht und seine Mutter ihm aber leider mitteilen musste, dass sie sich keinen Hund leisten könnten, er möge sich doch etwas anderes wünschen. Danach kletterten die beiden auf ihren Lieblingsbaum, von wo aus sie sahen, wie Katis Mutter ihre Bernhardiner-Hündin ins Auto lockte, um zum Tierarzt zu fahren. Hauke und Kati durften mitkommen.


Kati beugte sich zwischen die beiden Vordersitze vor und sah ihre Mutter an: "Mama, meinst du, dass Barin richtig krank ist?"

"Das weiß ich nicht, aber etwas merkwürdig kommt mir ihr Verhalten in letzter Zeit auch vor. Wir werden ja gleich hören, was die Tierärztin dazu sagt."

Auf dem Hofplatz parkten bereits mehrere Autos, aber Katis Mutter setzte den Chrysler geschickt in eine Lücke, stieg aus, öffnete die Heckklappe und befestigte die Rampe, damit Barin hinunter laufen konnte. Dann nahm sie Barin an die Leine und ging zielstrebig auf die Eingangstür zu. Hauke und Kati waren währenddessen ausgestiegen, hatten die Autotüren mit einem kräftigen Stoß geschlossen und folgten der Mutter. Im Wartezimmer saßen bereits eine alte Dame mit einer Katze auf dem Schoß und ein junger Mann, der einen großen, dünnen Hund mit einem riesigen Kopf dicht neben sich Platz machen ließ und ihn am Halsband kurz hielt. Barin schien sich erfreulicherweise weder für die Katze noch für den großen Hund zu interessieren und legte sich artig hin.

Hauke betrachtete den anderen Hund und flüsterte Kati zu: "So einen möchte ich nicht so gerne haben, der ist so dünn und hat so lange Beine und ein so riesiges Maul."

"Ja, sicher, mir gefällt er auch nicht. Aber vielleicht ist er ein ganz Lieber, er kann ja nichts dafür, dass er so merkwürdig ausschaut", gab Kati ganz leise zurück.

Zum Glück mussten sie nicht lange warten bis sie aufgerufen wurden. Katis Mutter steuerte mit Barin auf das Behandlungszimmer zu, Hauke und Kati durften aber nicht mitkommen und hockten sich wieder auf ihre Plätze.

Leise quietschend wurde die Tür zum Wartezimmer geöffnet und ein quirrliger junger Hund sprang mit einem Satz hinein, gefolgt von seinem Herrchen. Das war zu viel für den großen dünnen Hund. Im Nu war er auf seinen vier Pfoten und zog sein Herrchen ruckartig aus dem Stuhl, so dass der die Frau mit der Katze auf dem Schoß streifte. "Entschuldigung", rief er und blickte verzweifelt drein, weil jetzt auch die Katze fauchend auf den Boden sprang und sich böse und kämpferisch vor den kleinen Hund stellte. Die Frau wollte ihre Katze greifen, war aber so ungeschickt, dass sie beinahe stolperte und ganz bestimmt hingefallen wäre, wenn nicht der Besitzer des großen dünnen Hundes sie aufgefangen hätte. Leider entglitt ihm bei dem Rettungsmanöver die Leine. Der Mann hielt die Frau, drehte sich um und rief seinen Hund: "Charly, bleib stehen, mach Platz!" Doch Charly interessierte das nicht, er stürmte auf den kleinen Hund zu.

Hauke beobachtete das Tohuwabohu einen kleinen Augenblick, dann hechtete er auf den großen Hund zu, ergriff ihn am Halsband, stellte sich so ruhig er konnte neben ihn und begann ihn über den Rücken zu streicheln. "Bist ein guter Hund, Charly, ganz ruhig, sei ganz lieb. Hier drinnen könnt ihr Hunde nicht toben." Als hätte der große dünne Hund ihn verstanden, setzte er sich schließlich hin und ließ sich von Hauke hinter den Ohren kraulen.

Der Mann half der Frau auf, die sich vor lauter Schreck wieder auf ihren Stuhl niederließ. Dann schnappte er sich die Katze, die ihn dabei über die Hand kratzte, und überreichte ihr das zappelnde Tier. Inzwischen wurde auch der kleine, wilde Hund auf den Arm gehoben und so kehrte wieder Ruhe ein. Hauke sah sich ein wenig verlegen nach Charlys Herrchen um, der nun auf ihn zu kam. "Vielen Dank, junger Mann, das war wirklich geistesgegenwärtig. Charly ist eigentlich sehr scheu Fremden gegenüber, aber dir hat er gehorcht."

"Hmm", machte Hauke, denn er wusste darauf nichts zu sagen. "Na, ja, jedenfalls vielen Dank. Hast du selbst auch einen Hund zu Hause, denn du scheinst ein Händchen für Hunde zu haben?" - "Nein, leider nicht", antwortete er und konnte es sich nicht verkneifen noch hinzuzufügen, "aber ich hätte schon gern einen." Der Mann lächelte ihn an, nahm seinen Charly am Halsband, setzte sich ebenfalls wieder auf seinen Stuhl und begann ein freundliches Gespräch mit der Katzen-Frau.

Geraume Zeit später öffnete sich die Behandlungszimmertür und die Tierärztin und Katis Mutter blieben lachend stehen, wechselten noch ein paar Worte, schüttelten die Köpfe und kicherten, bis Katis Mutter mit Barin im Schlepptau sich endlich verabschiedete und mit einem "Kommt Kinder!" das Wartezimmer verließ.

"Mama, was ist los, wieso lachst du denn so komisch?", wollte Kati wissen und blickte ihre Mutter verständnislos an. "Ach, Kati, das glaubst du nicht", prustete ihre Mutter leise, "Barin bekommt Junge!"

Jetzt staunte Kati, denn sie wusste sehr wohl, dass ihr Vater ungeheuer gut auf seine Barin acht gab. Sie überlegte fieberhaft, welcher Dorfhund wohl als Vater in Frage kommen könnte. Aber eigentlich gab es nur einen in ihrer Nähe: Londo! Ein riesiger kräftiger Rüde, der allerdings im ganzen Dorf dafür bekannt war, ein gutmütiger Schmusehund zu sein. Aber wie konnte das angehen? Londo durfte nie ohne Aufsicht frei herumlaufen.

"Mama, glaubst du auch, dass Londo der Vater von Barins Babys ist?" - "Oh je, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Tja, das wäre der einzige, der mir einfällt. Aber, nein, stell dir vor: eine Bernhardiner-Hündin und ein Old English Mastif Rüde! Oh je, oh je."

"Was hast du denn?", sorgte sich Kati nun doch ein wenig um ihre entsetze Mutter. "Das werden ja Riesenhundebabys!", seufzte sie und sah Kati an, "und wie bringen wir das Papa bei?"

Fortsetzung folgt ...


zum 1. Juli 2016


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