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PFLANZEN/011: Die Selbstverteidigung der Pflanzen - Die wilde Tabakpflanze, Teil 1 (SB)


Die Selbstverteidigung der Pflanzen

Die wilde Tabakpflanze (Teil 1)



Pflanzen haben es schwer. Sie können sich nicht vom Fleck weg bewegen. Werden sie angegriffen, müssen sie sich etwas einfallen lassen, um sich zu schützen. Meistens werden sie von Tieren gefressen. Das versuchen sie zu verhindern, denn auch sie wollen leben.

In dieser Reihe - die Selbstverteidigung der Pflanzen - wollen wir verschiedene Pflanzen betrachten und in Erfahrung bringen, wie sie dieses Problem zu lösen versuchen.

Im Westen der Vereinigten Staaten befindet sich die Halbwüste von Utah. Utah heißt das Land, und die Bezeichnung Halbwüste weist darauf hin, dass hier noch Pflanzen wachsen können, ganz im Gegensatz zu den richtigen Sandwüsten. Dort finden wir keine grünen Pflanzen mehr.

Durch Blitzeinschlag entzünden sich in der ganz heißen Zeit viele Brände. Büsche und Bäume werden zu Asche verbrannt. Das ist schrecklich, aber für einige Pflanzen auch wieder von Nutzen. Denn sie haben jetzt, da die großen Pflanzen, die Bäume und Büsche, die ihnen zuvor Platz, Licht und Wasser streitig gemacht haben, gute Bedingungen zu wachsen. Ein Nutznießer solcher Brände ist beispielsweise die wilde Tabakpflanze.

Wilder Tabak - Zeichnung: © 2012 by Schattenblick

Wilder Tabak
Zeichnung: © 2012 by Schattenblick

Wie aber kann das sein?

Die Samen der Tabakpflanze haben die Brände tief in der Erde überstanden. Wenn der Boden wieder etwas abgekühlt ist, wachsen sie zart und grün aus dem Erdreich hervor.

Aber Vorsicht. Schon stürzen sich verschiedene Insekten mit großem Appetit auf die kleinen grünen Pflanzen. Der Grashüpfer zum Beispiel frisst liebend gerne die zarten Blätter der Tabakpflanze. Auch die Eulenfalterraupe ist sehr interessiert, sowie viele andere Insekten.

Kaum aus der Erde gekrochen, schon verspeist zu werden, das gefällt der Pflanze gar nicht. Aber wie soll sie sich wehren?

Ihre Feinde fressen an ihren Blättern - doch plötzlich ergreifen sie die Flucht. Sie hören schlagartig auf zu fressen und verlassen die Pflanze.

Ein Wunder? Was ist geschehen?

Nun, ein richtiges Wunder ist es wohl nicht, aber doch ganz erstaunlich. Die junge Tabakpflanze hat nach dem Fraß-Angriff Nikotin in ihre Blätter gepumpt. Ein solches Blatt kann soviel von dem giftigen Stoff enthalten, wie 8 bis 10 Zigaretten! Für die Insekten ist diese Dosis tödlich. Sie müssen sofort aufhören zu fressen, wenn sie nicht sterben wollen. Nikotin ist ein Nervengift. Zunächst kann es anregend wirken, dann führt es zu Verlangsamungen und Lähmungen bis hin zum Tod.

Menschen stellen aus den Blättern der ausgewachsenen Tabakpflanze Zigaretten her, die auch Nikotin enthalten. Raucher nehmen nur eine geringe Dosis zu sich und können sich auch daran gewöhnen. Doch für die Insekten ist das Nikotin lebensbedrohend.

Nachdem die Insekten die Tabakpflanze verlassen haben, könnte sie nun ihn Ruhe wachsen und gedeihen.

Aber nein, leider gibt es noch einen ganz speziellen Gegner. Er ist ziemlich groß und heißt Manduca, der Tabakschwärmer (ganz genau: manduca sexta). Seine Lieblingsspeise ist der Tabak.

Wie die wilde Tabakpflanze sich gegen ihn zu wehren versucht, berichten wir im nächsten Teil.

23. September 2012