Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → NATURKUNDE

PFLANZEN/018: Erdverbunden, weit verzweigt (SB)


Der Boden



Die Erde, in der die Pflanzen wachsen und gedeihen, ist nicht einfach nur der Ort, an dem sie sich mit ihren Wurzeln festhalten. Vielmehr ist sie ein lebendes System voller kleiner und kleinster Lebewesen. Erdboden und Pflanzen unterhalten zudem vielfältige Wechselbeziehungen, aus denen beide ihren Vorteil für ihr Überleben ziehen.

Wissenschaftler, die sich mit dem Boden beschäftigen, sprechen deshalb auch lieber von Bodenleben.

Hier findet man die höchste Vielfalt an verschiedenen Lebewesen überhaupt. Das gilt hauptsächlich für Lebensformen im *mikrobiellen Bereich: um beispielsweise Mikroben, Bakterien, Mikroorganismen, Nematoden und Protozoen. Das sind einige wissenschaftliche Bezeichnungen dieser Kleinstlebewesen, die den Boden bevölkern.

Der Boden braucht laufend Nahrung. Normalerweise sind Pflanzen die Nahrungslieferanten. Wenn sie welken und ihre Blätter und Blüten auf den Boden fallen, treten viele dieser kleinen Bodenlebewesen in Aktion und zersetzen die abgefallenen Pflanzenteile. Das ist ihre Nahrung, die sie aufnehmen und wieder ausscheiden. Im Herbst gibt es für das Bodenleben ein reichhaltiges Angebot, weil dann die meisten Pflanzen verblühen. Zudem fallen bei der Ernte auch reichlich Reste ab, die von den Landwirten unter gepflügt werden und so tiefer in den Boden gelangen. Was für die Bodenlebewesen Nahrung ist, wird vom Bauern "Dünger" genannt.

Grafik: Verteilung der Bodenlebewesen in Prozentanteilen

Grafik: By Tobias R. - Metoc (Own work) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Der Boden ist kein einheitliches Gebilde. In ihm sind winzig kleine Räume vorhanden, die fast nur mit Wasser gefüllt sind, aber ebenso einige, die viel größer sind und auch austrocknen können. Da im Boden so viele verschiedene Lebewesen mit vielen unterschiedlichen Fähigkeiten beheimatet sind, findet sich immer eine Art, die besser mit der einen oder anderen Anforderung umgehen kann. Wenn die Erde zum Beispiel trocken ist, werden jene Mikroorganismen aktiv, die mit der Trockenheit gut umgehen können. Wenn der Boden wassergesättigt ist, sind es völlig andere Mikroorganismen, die nun gleiche oder ähnliche Aufgaben übernehmen, weil sie mit der Feuchtigkeit besser zurecht kommen. Aus diesem Grund kann das Bodenleben unter den wechselnden klimatischen Bedingungen immer noch gut funktionieren.

Die Nahrung, auch Humus genannt, was so viel bedeutet wie 'organische Substanz', ist auch aus einem weiteren Grund von großer Bedeutung. Die Beschaffenheit des Bodens sollte locker und luftig sein, fast schwammartig, damit die Bodenorganismen dort leben können. Luft und Wasser sind für sie unerlässlich. Aber er muss auch eine gewisse Struktur haben. Dafür bedarf es sogenannter Huminstoffe. Sie wirken wie der "Zement" des Bodens, und halten ihn trotz seiner lockeren Beschaffenheit zusammen.

Die Huminstoffe müssen laufend gebildet werden. Diese Aufgabe übernehmen die Mikroorganismen, die dafür wiederum Energie in Form von Nahrung benötigen. Bei diesen Stoffumsätzen können sie auch Nährstoffe freisetzen, die sie selbst nicht brauchen, die Pflanzen aber sehr wohl aufnehmen und für ihr eigenes Wachstum nutzen können.

Ein Landwirt ist bemüht, seine Ernteerträge zu erhöhen. Um das Pflanzenwachstum zu fördern, düngt er seine Anbauflächen. Eine Möglichkeit des Düngens ist, den Stallmist und die Gülle auf den Acker zu bringen und unterzupflügen. Auf diese Weise gelangt Ammoniak in den Boden. Das ist eine chemische Verbindung, die von den Mikroorganismen verarbeitet werden kann. Aber es gelangen auch sogenannte Güllekeime hinein (das sind beispielsweise Coli-Bakterien), die dort nichts zu suchen haben. Allerdings können sie auch nicht wirklich lange dort überleben. Zum einen ist es für sie ein fremder Lebensraum und zum anderen gibt es noch eine "Bodenpolizei", die diese fremden Bakterien vernichtet. Sie umfasst beispielsweise Nematoden Colum und Protozoen. Der Boden kann sich also gegen unliebsame Eindringlinge wehren.

Viele Stoffe, die nicht in das Bodenleben gehören, werden in den Huminstoffen gebunden. Sie sind zwar noch da, können aber nicht mehr aktiv sein und werden mit der Zeit ganz abgebaut. Bei der Düngung mit Gülle und Stallmist gelangen auch viele Antibiotika in die Erde, die in den Ausscheidungen der Tiere enthalten sind. Da in der modernen Massentierhaltung, aber auch zunehmend in anderen bäuerlichen Betrieben, die Tiere vorsorglich mit Antibiotika geimpft werden, sind Mist und Gülle damit angereichert. Auf diese Weise gelangen diese Stoffe in die Pflanzen und letztendlich sind sie auch im Getreide, im Obst und Gemüse zu finden, die von Menschen verzehrt werden.

Das Düngen ist nicht einfach und je nach Bodenbeschaffenheit werden immer etwas unterschiedliche Dünger eingesetzt. Unbedingt lebensnotwendig für die Mikroorganismen ist Sauerstoff. Der Boden muss atmen können, das heißt, es sollte stets ausreichend Sauerstoff in den Boden gezogen werden können. Wenn durch eine zu reiche oder zu einseitige Düngung zu viele Mikroorganismen Nahrung aufnehmen und verdauen - ein Prozess bei dem sie Sauerstoff verbrauchen -, kann es zu einem Sauerstoffmangel kommen. Man nennt das: der Boden wird aneorob. Das heißt, man muss einerseits für relativ aufgelockerte Erde sorgen, auf der Pflanzen in angemessenen Abständen wachsen können und andererseits darauf achten, dass nicht zu viel beziehungsweise zu einseitig gedüngt wird.

Es kann nicht verkehrt sein, den Boden als lebenden Organismus zu betrachten. Wird er zu arg beschädigt, kann er sich nicht in der Zeit eines Menschenlebens regenerieren - er braucht viel länger dazu. Nach kurzzeitigen Schäden, wie beispielsweise durch einen Waldbrand verursacht, kann er sich in relativ kurzer Zeit erholen. Aber keinesfalls kann man darauf setzen, dass sich neuer Boden bildet, denn es dauert tausende von Jahren, bis aus einem festen Gestein das lockere, schwammartige Gebilde 'Boden' werden kann.

Durch den Einsatz von immer größeren, schwereren Landmaschinen wird der Boden zusammengedrückt und fest. Durch Verwendung von chemischen Düngemitteln läuft man Gefahr, ihn sowohl zu reichhaltig als auch zu einseitig zu ernähren.

Beides wirkt sich sehr stark belastend auf das gesamte Bodenleben aus. Es gibt Möglichkeiten, den Boden auf eine Weise zu bepflanzen, mit der sich gute Ernten auch ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel erzielen lassen.

Ein Beispiel folgt im nächsten Teil.


18.07.2014