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PFLANZEN/027: Wald erzählt - mutwillig daneben ... (SB)


Das Fehlen der Bäume (des Waldes) und die Auswirkungen auf Boden und Wasser


Viele Grünflächen und Wälder mussten bereits den unzähligen neu errichteten Straßen, Park- und Flugplätzen sowie Einkaufszentren und Wohnhäusern weichen. Der Erdboden wird mit Asphalt und Beton zugedeckt, die Bäume abgeholzt und verarbeitet. Außerdem stören Sträucher, Büsche und Bäume in der hochtechnisierten Landwirtschaft. Für den Einsatz der riesigen Erntemaschinen werden große freie Flächen angelegt.

Ohne den Schutz von Büschen oder Bäumen können Regen, Wind und Sonne ungehindert auf den Boden treffen und dabei Schaden anrichten. Die Erde kann austrocknen und weggeweht oder durch schweren Regen zusammengedrückt werden. Doch was hat das für Folgen? Was geschieht, wenn diese Entwicklung immer weiter voranschreitet? Wie wichtig sind Grünflächen und Wälder für unser Leben?


Auf der Zeichnung sind die Boden-, Kraut-, Strauch- und Baumschichten dargestellt - Foto: 2006, by Elke Freese (Own work selbst gezeichnet/drawby myself) [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto: 2006, by Elke Freese (Own work selbst gezeichnet/ drawby myself) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Waldboden

Der Waldboden hat es eigentlich recht gut. Durch das dichte Blätterdach der Bäume wird er vor zu starken Winden und zu kräftiger Sonneneinstrahlung geschützt. Der Aufprall der Regentropfen wird auf dem Weg zum Erdboden durch die Nadeln, Blätter und Zweige abgemildert. Normalerweise ist er gut durchfeuchtet und von reichlich Pflanzenrückständen (Blättern, kleinen Zweigen, morschen Holzresten, Tannennadeln ...) bedeckt. Sie dienen unzähligen Mikroorganismen im Boden als Nahrung. Durch ihren Stoffwechsel von Nahrungsaufnahme und Ausscheidung, entsteht die sogenannte Humusschicht. Sie ist angereichert mit vielen Substanzen, die den nächsten Generationen von Pflanzen als Nährstoffquelle dienen.


Warum der Boden im Wald so gut Wasser aufnehmen kann

Bäume, Sträucher und die vielen verschiedenen Pflanzen, die den Wald bevölkern, durchziehen den Boden mit ihrem weitläufigen Wurzelgeflecht. Die Struktur der Wurzeln ähnelt feinsten Röhrchen, die aufgrund ihrer enormen Anzahl in der Lage sind, viel Wasser aufzunehmen. Wenn es regnet sammelt sich das Wasser in großen Mengen in den obereren Erdschichten bis ca. 10 - 20 cm, bis dahin reichen die Wurzeln der vielen Gräser und Büsche. Dort wird das Wasser gespeichert und sickert dann langsam in tiefere Regionen. Weiter unten befinden sich nur noch die Wurzeln der großen Bäume und Sträucher.

Beim Durchdringen der eben beschriebenen Humusschicht wird das Regenwasser gefiltert und gereinigt, so dass es, wenn es zum Grundwasser gelangt, in den meisten Fällen von guter Qualität ist. Das ist für die Trinkwassergewinnung sehr wichtig, denn unser Trinkwasser wird zu ca. 82 % aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Gutes, reines Grundwasser ist leider mittlerweile immer seltener anzutreffen, denn in landwirtschaftlich intensiv genutzten und dicht bevölkerten Gegenden wird es immer stärker mit Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelrückständen wie auch mit Restsubstanzen von Medikamenten belastet. Das unter Waldflächen gesammelte Wasser ist dagegen meistens so gut, dass es ohne zusätzliche Aufbereitung als Trinkwasser genutzt werden kann. Ein großer Pluspunkt für den Wald!



Mit kleinen Kräutern und Sträuchern bedeckter Waldboden - Foto: 2006, by Richard Schröder (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Foto: 2006, by Richard Schröder (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Die Wurzeln haben aber noch eine andere Aufgabe. Ihr weitverzweigtes Geflecht sorgt für einen gewissen Zusammenhalt des Bodens und gleichzeitig schafft es auch eine relativ stabile Struktur. In den Räumen zwischen den Wurzelsträngen befindet sich aufgelockerte Erde. Man könnte das Ganze mit einem Schwamm vergleichen. Der lockere aber gut befestigte Boden ist die Voraussetzung für eine sauerstoffreiche Durchlüftung. Die wiederum ist besonders wichtig für die Mikroorganismen, die den Aufbau der Humusschicht bewerkstelligen. Für ihren Stoffwechsel, sprich für ihre Nahrungsaufnahme und Verdauung, benötigen sie den Sauerstoff.

Im Wald findet ein steter Wasseraustausch statt, der durch Regen und Verdunstung in Gang gehalten wird. Unter den Bäumen ist die Luft im allgemeinen kühler und feuchter, in den obereren Regionen des Blätterdaches aufgrund der Sonneneinstrahlung dagegen wärmer und trockener, da die Feuchtigkeit verdunstet. Das wiederum bewirkt, dass das Wasser in den Pflanzen von unten über Wurzel, Stamm und Blätter nach oben gelangt, wo es wieder verdunstet und so kann eine andauernde Wasserbewegung stattfinden.

In dem Zusammenspiel von Wurzelgeflecht als Wasserspeicher, Mikroorganismen, Bodenstruktur und Belüftung, wird Regenwasser gefiltert und gereinigt. Somit sind die Wälder für den Wasserkreislauf der Erde und die Bereitung von Trinkwasser von größter Bedeutung.



Ein Waldstück mit Baum-, Strauch- und Krautschicht - Foto: 2006, by Gemeinfrei, via wikimedie commons

Foto: 2006, by Gemeinfrei, via wikimedie commons

Der Wald als Luftfilter

Aber der Wald kann noch mehr. Er trägt einen ganz enormen Teil zur Verbesserung der Luftqualität bei und das nicht nur, weil die Bäume Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und unter Einwirkung von Sonnenlicht in Wasser und Sauerstoff aufspalten. Das ist natürlich ein ganz wichtiger Aspekt. Ganz abgesehen davon wird auch ein großer Teil des Kohlendioxids in der Pflanzenmasse (Biomasse) des Waldes gebunden. Wälder werden deshalb auch als CO2-Senken bezeichnet. Das heißt, sie tragen dazu bei, den gefährlich ansteigenden CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu mindern.

Ein anderer Gesichtspunkt ist ebenso von Bedeutung: der Wind trägt verunreinigte Luft aus nahe gelegenen Städten zu den Waldbäumen, die bis zu 40 Meter in die Höhe ragen können und mit ihrer Blätterkrone Erstaunliches leisten. Staubartiger Schmutz und Ruß können mit Hilfe der Zweige, Blätter und Nadeln aus der Luft geradezu heraus gekämmt werden. Es wird sogar davon ausgegangen, dass Luft auf diese Weise selbst von chemischen Belastungen gereinigt werden könnte. Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass die Bäume selbst Schaden durch die chemischen Stoffe nehmen, erkranken und sterben. Alleine deswegen sollten Schwefel oder Quecksilber durch geeignete Filteranlagen in den Fabriken oder Kraftwerken zurückgehalten werden. Durch den Regen werden die an dem Blattwerk hängen gebliebenen einfachen Schmutzpartikel ausgespült und landen auf dem Boden, wo sie zum Teil zur Bildung der Humusschicht beitragen.



Hochgewachsene Bäume im Wald - Foto: 2006, by Tortuosa [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Foto: 2006, by Tortuosa [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Der Wald kann somit auch als Luftfiltersystem angesehen werden. Es gibt Untersuchungen, die ergeben haben, dass der Wald in seinen Randgebieten im Verlauf eines Jahres je Hektar bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Luft auskämmen kann. Die Menschen, die in der Stadt leben müssen oder wollen, könnten in Waldgebieten eine viel bessere Luft einatmen und sich so etwas erholen.

Obgleich der Mensch durch den Wald so viele Vorteile hat, ist er seit Jahrhunderten auch der größte Feind des Waldes. Unmengen an Holz werden von Industrie und Handwerk verbraucht. Immer mehr Wälder verschwinden. Allein im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden weltweit ca. 1,5 Millionen Quadratkilometer Wald gerodet. Ein Fehlen von Waldgebieten hat für das Leben auf der Erde nur Nachteile. Es ist, als sägte der Mensch an dem Ast, auf dem er sitzt.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.dw.com/de/tereno-vom-waldboden-lernen/a-17966039

http://wald.lauftext.de/unser-wald-heute/funktion-des-waldes/waldboden-filtert-und-reinigt-das-wasser.html

http://www.waldwissen.net/wald/schutzfunktion/wasser/wsl_wasserspeichervermoegen/index_DE

http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2013-11/wald-abholzung-google


16. März 2016


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