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PFLANZEN/044: Klasse Kalebasse ... (SB)



Ein merkwürdiger Name für einen Baum und was ist überhaupt eine Kalebasse?

Das Wort "Kalebasse" hat seinen Ursprung wahrscheinlich in der spanischen Sprache, in der calabaza oder calabaça "Kürbis" bedeutet. Da die Früchte dieses Baumes auch als Kürbis bezeichnet werden, liegt es nahe, diese Pflanze Kalebassenbaum zu nennen.

Auffällig ist nicht nur sein Name, sondern auch sein Aussehen. Seine Blätter wachsen direkt an Ästen und Zweigen, also ohne langen Blattstiel. Das gilt auch für die Blüten und so findet man die Früchte, die sogenannten Kalebassen (Kürbisse) ebenfalls direkt an kräftigen Ästen und manchmal sogar direkt am Stamm. Seine Baumkrone besteht nur aus wenigen, ausladenden Ästen und bildet eine etwa runde Form.


Viele rundliche Früchte hängen an Ästen und am Stamm - Foto: 2008 by Ji- Elle [Public domain], from Wikimedia Commons

Ein Kalebassenbaum
Foto: 2008 by Ji-Elle [Public domain], from Wikimedia Commons

Die Menschen, die dort leben wo der Kalebassenbaum wächst, haben ihm viel zu verdanken. Sie verstehen es, so ziemlich alles von dieser Pflanze für sich zu nutzen. Aus den Früchten des Baumes werden Trinkgefäße, Schüsseln oder Schöpfgefäße gefertigt und werden ebenfalls Kalebassen genannt. Aus ihnen werden auch andere Aufbewahrungsgefäße für Lebensmittel hergestellt. Zudem lassen sich aus ihnen eine Reihe verschiedener Musikinstrumente bauen. Mit trockenen Kernen gefüllt eignen sie sich beispielsweise besonders gut als Rasseln (Rumbarassel).


Ein Musiker hält eine runde, eingefasste Kalebasse und musiziert - Foto: 2007, by jbach [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Musiker mit Kalebasseninstrument
Foto: 2007, by jbach [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Der Kalebassenbaum, sein wissenschaftlicher Name lautet Crescentia cujete, stammt aus der Familie der Trompetenbaumgewächse (Bignoniaceae). Die Früchte der Wildform dieses Baumes, der mit einem geraden Stamm zwischen 8 und 10 Metern hoch wird, sind viel kleiner als die heute wachsenden. Sie weisen eine Größe von nur ca. 10 Zentimetern auf, während die Kulturformen bis zu 45 Zentimeter lang werden und einen Durchmesser von 30 Zentimetern erreichen können. Sie sind rundlich bis elliptisch geformt. Anfangs sind sie grün, dann gelb und wenn sie ganz reif sind braun. Ihre Schale ist dünn, hart und sehr haltbar, was sie als Gebrauchsgegenstand so begehrenswert macht. Im Gegensatz zu Plastikgefäßen, die im Falle einer Beschädigung auf dem Müll landen und dort auch in Jahrhunderten nicht zerfallen, würden die Kalebassen verwittern oder immer noch als Brennstoff Verwendung finden. Außerdem benötigt man keine Energie für die Herstellung der Gefäße, muss keine chemischen Stoffe hinzufügen oder irgendwelche technischen Verfahren anwenden. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist die vielseitige Nutzung der Kalebassen beispielhaft.


Eine hellgrüne rundliche Frucht hängt direkt an einem Ast, an dem auch die Blätter in kleinen Büscheln wachsen - Foto: 2006, by Damien Boilley, [This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license. ], via Wikimedia Commons

Unreife Kalebasse
Foto: 2006, by Damien Boilley, [This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license. ], via Wikimedia Commons

Das Holz dieses Baumes kann ebenfalls zu verschiedenen Zwecken verwendet werden. Wenn es noch frisch und jung ist, zeigt es eine weißliche Färbung, die sich mit der Zeit in ein helles Braun wandelt. Es ist leicht zu bearbeiten und wenn es einmal richtig gut getrocknet ist, erhält es eine Festigkeit, die mit der von Metall vergleichbar ist.

In den reifen Früchten befindet sich das Fruchtfleisch, weiß und saftig. Es enthält eine große Anzahl an dunkelbraunen, flachen, ca. 8 Millimeter langen Samen. Während der Trockenzeit werden die Früchte auch als Viehfutter gebraucht. Das frische, junge Fruchtfleisch hingegen wird gern zu Konfitüre und Getränken verarbeitet. Auch verschiedene Arzneien werden daraus gewonnen, wie beispielsweise Hustensaft oder Abführmittel.


Schöne dunkelbraun, leicht gemaserte runde Kalebasse - Foto: 2012, by Muséum de Toulouse [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons

Kalebasse getrocknet
Foto: 2012, by Muséum de Toulouse [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons

Es ist nicht gesichert, wo dieser vielseitig verwendbare Baum seinen Ursprung hat. Als seine natürliche Heimat werden die Westindischen Inseln angesehen, wie auch das Gebiet von Südmexiko, Peru bis Brasilien. Inzwischen ist er aber auch in anderen Ländern mit tropischem Klima anzutreffen. Der Kalebassenbaum kann mit Trockenheit einigermaßen gut zurechtkommen, ist aber gegen Frost sehr empfindlich. Man kann ihn auch noch in Höhenlagen von bis zu 800 Metern über dem Meeresspiegel wachsen sehen und Gebiete mit 1300 bis 1500 Millimetern jährlichem Niederschlag sind, bei einer mittleren Temperatur von etwa 26° C, ideal für sein Gedeihen.

Doch nun müssen viele der Kalebassenbäume in Honduras, einem Land in dem sie verbreitet sind, einem Solarpark weichen. Die Bäume werden gefällt, um Platz zu schaffen für Solar-Panele. Die Menschen, die dort in Dörfern leben, nutzen das Land und die Früchte der Bäume, besonders auch die des Kalebassenbaums schon lange, obgleich sie rechtlich betrachtet nicht die Bodeneigentümer sind. Doch bisher hat das niemanden gestört. Erst als die Regierung von Honduras das Land an eine ausländische Photovoltaik-Firma verkaufte, damit sie dort einen Solarpark anlegen kann, wurde den Dorfbewohnern das Nutzen und Betreten dieses Gebietes verboten. Ist der Park fertig und produziert Strom, treten allerdings Probleme auf, die den hier lebenden Menschen Sorgen bereiten. Die Photovoltaik-Firma benötigt für die Reinigung ihrer Solar-Panele viel Wasser. Wird der Grundwasserspiegel dadurch sinken? Reicht das Wasser dann noch für die Anwohner? Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich durch die entstehende Hitze. Tagsüber steigen die Temperaturen über dem Solarfeld stark an und fallen nachts weit nach unten. Das kann in dieser Region zu klimatischen Veränderungen führen, die sich auf die Landwirtschaft und Pflanzenwelt, vielleicht sogar auf die Tierwelt auswirken.


Ein Feld voller metallisch glänzender Solarpanele - Foto: 2006, by  Ceinturion [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], from Wikimedia Commons

Als Beispiel zur Veranschaulichung: Ein Solarpark in Portugal
Foto: 2006, by Ceinturion [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], from Wikimedia Commons

Das ausländische Photovoltaik-Unternehmen will "grünen" Strom erzeugen und das ist eigentlich zu begrüßen, doch scheint es so, dass das Interesse an Millionengewinnen durch den Verkauf des erzeugten Stroms an den Staat Honduras schwerer wiegt, als der Erhalt der Naturlandschaft und der Möglichkeit für die Dorfbewohner, ihr Überleben eigenständig zu sichern. Sie haben keinen Gewinn von dieser Anlage, nur einen nicht wieder gut zu machenden Verlust.



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.dw.com/de/schatten-%C3%BCber.dem.solarpark/a-43868749

https://www.papiliorama.ch/enzyclopadie-detail/kalebassenbaum/264

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Kalebassenbaum


7. August 2018


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