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TIERE/101: Kleiner Kletterlöwe ... (SB)


Eichhörnchen - nicht nur niedlich


Die meisten Menschen erfreuen sich an Begegnungen mit Eichhörnchen, die auch gern Eichkätzchen genannt werden. In Parks und auf von Bäumen umstellten Grünflächen, sowie in Waldgebieten trifft man sie an. Viele neigen dazu, die kleinen Nager mit Nüssen und Körnern zu füttern. Mittlerweile sind sie so zutraulich geworden, dass sie hier und da einem auch schon mal direkt aus der Hand fressen. Diese flinken Kletterer mit dem langen buschigen Schwanz gelten als wagemutig, geschickt, klug, erfinderisch, neugierig. Viele Beobachter deuten ihr behendes Klettern an Baumstämmen hinauf und hinab, ihr Flitzen über dünnste Ästchen als Ausdruck purer Lebensfreude. Dieser Eindruck trügt sicherlich. Wenn man an die große Mühe bei der Beschaffung von Nahrung, der Versorgung der Jungen und das Fliehen vor Feinden denkt, denn das ist der wahre Hintergrund für das uns so possierlich anmutende, unaufhaltsame Klettern, Springen und Flitzen dieser Tiere, kann man sich gut vorstellen, dass es sich selbstverständlich nicht nur um reine Lebensfreude handeln kann.



Ein rotbraunes Eichhörnchen sitzt aufrecht im Schnee - Foto: 2009, by Dellex (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Foto: 2009, by Dellex (Own work)
[CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Eichhörnchen sind keine richtigen Einzelgänger, obgleich sie oft allein herumstreifen. Manchmal leben sie auch in kleinen Gesellschaften und teilen sich sogar einen Kobel, so nennt man ihr Nest. Während der Paarungszeit, schon ab Januar oder im späten Frühjahr, suchen die männlichen Tiere eine Partnerin. Das kann ziemlich lange dauern, bis sich eine Eichkätzchendame zur Paarung bereiterklärt. Sollte ein Konkurrent auftauchen, so liefern sie sich einen gefährlichen Kampf um das Weibchen, bei dem sie auch kräftig beißen. Im März bis April oder Mai bis August kommen die Jungen zur Welt. Sie sind winzig, nur etwa 6 cm misst ihr Körper und ihr Schwanz ist 3cm lang. Bei ihrer Geburt sind sie nackt und blind und damit richtige Nesthocker. Man kann sich vorstellen, dass das Beschützen dieser hilflosen Kleinen sehr anstrengend für das Muttertier ist. Immerhin kann sie drei bis acht Eichhörnchenbabys gebären. Leider überleben nur wenige der kleinen Tiere ihr erstes Lebensjahr.



Ein kleines, noch sehr babyhaftes, wenige Wochen altes Eichhörnchen mit weichem Fell - Foto: by Toivo Toivanen & Tiina Toppila [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto: by Toivo Toivanen & Tiina Toppila
[Public domain], via Wikimedia Commons


Eichhörnchens Feinde

Das Eichhörnchen hat viele Feinde. Dem Fuchs gelingt es jedoch nur selten, das flinke Tier zu erwischen. Auch dem Milan, dem Habicht und der Eule fällt es schwer, sich ein fliehendes, geschwind um den Baumstamm herum rennendes Eichhörnchen zu greifen. Der Baummarder, ein ebenfalls hervorragender Kletterer, zählt zu den größten Feinden des pelzigen Nagetiers.

Am Tage ist er ihm in Geschwindigkeit und Kletterkunst aufgrund seines größeren Gewichts unterlegen. Allerdings ist er eher in der Dämmerung oder nachts unterwegs, um Beute zu machen, wobei er sich gern auch die Eichhörnchenbabys schnappt. Da das Eichhörnchen am Tage ständig in Bewegung ist, von Ast zu Ast springt und die Stämme hinauf und wieder hinunterklettert, um auf diesen Wegen Nahrung zu suchen, schläft es in der Nacht. Das ist die Gelegenheit für den Baummarder, der es dann oftmals schlafend überrascht. Ist ein Eichhörnchen auf der Flucht, so springt es in hoher Bedrängnis sogar aus großer Höhe ins Wasser und erweist sich als wirklich guter Schwimmer.


Eichhörnchens Baukunst

Das Eichhörnchen zählt zu den besonders geschickten Baumeistern. Es scheint, als hätten sie sich einen genauen Plan gemacht, wie sie ihre Jungen in dem Kobel schützen können. Nicht nur vor Feinden, sondern auch vor Regen und Sturm.


Das Hauptnest eines Eichhörnchens in einer Astgabel dicht am Stamm - Foto: 2007, by Mathieu Giraudeau (Photographie faite dans le sud de la France) [CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Das Hauptnest eines Eichhörnchens
Foto: 2007, by Mathieu Giraudeau (Photographie faite dans le sud de la France)
[CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Sie bauen mehrere Nester. Diese sind nicht nur nicht alle gleich, sondern auch ganz überlegt an besonderen Stellen angebracht. Sie werden auch allesamt benutzt, einige zum Schlafen, andere zum Ausruhen zwischendurch. Die Eichkätzchen sind sehr reinlich und halten ihre Nester frei von Unrat. Vorräte werden darin nicht gelagert. Das Hauptnest setzen sie in eine Astgabel dicht am Baumstamm. Dort ist es am besten vor Erschütterungen geschützt und auch vor Stürmen, die kräftig an den Ästen rütteln. Als Baumaterial benutzen sie feine Gräser und feinste Zweiglein, die ineinander verflochten werden. Der Boden wird gepolstert mit weichem Laub und Moos. Typisch für die Eichhörnchenkobel ist, dass sich der Haupteingang unten befindet. Dicht daneben lassen sie noch eine kleine Öffnung als Fluchtloch. Das Besondere ist aber auch der obere Teil des Nestes. Dort baut das Eichhörnchen eine halbmondförmige Klappe ein oder eine Art Deckel. Er unterscheidet sich von der übrigen Nestbauweise durch die feine Verarbeitung mit dünnen, zarten Waldgräsern und nur wenig Moos dazwischen. Aber er hält tatsächlich den Regen ab, den die Eichkätzchen überhaupt nicht mögen. Die untere Eingangsöffnung verschließen sie zur Schlafenszeit oder wenn sie ihren Kobel verlassen und die Jungen allein bleiben, sehr fest. Sie müssen wirklich ungemein geschickt mit ihren Pfoten und Krallen umgehen, wenn sie das Öffnen und Schließen so gut bewerkstelligen. In diesem Hauptnest kommen die kleinen Eichhörnchenbabys zur Welt.

Des weiteren errichtet sich das Eichhörnchen Zufluchtsnester oder Luftnester an den äußersten Zweigen beispielsweise von Birken, Eichen oder Buchen, in denen es sich kurz ausruhen kann. Sie bestehen vornehmlich aus Laub und etwas Moospolsterung. Die Notnester wiederum sind fester gebaut - aus Laub, Gras und Moos. Sie werden gern in Astgabeln der Fichten, Tannen oder Eichen gesetzt. Sollte das Hauptnest durch Feinde oder sonst bedroht werden, bringen die Muttertiere die Jungen dorthin.


Eine Eichhörnchenmutter trägt ihr Junges, um es in Sicherheit zu bringen - Foto: 2014 by Heino Sauerbrey (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Foto: 2014 by Heino Sauerbrey (Own work)
[CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Aber es wurde auch der Bau von Fangnestern beobachtet. Sie sind mit einem großen Eingangsloch versehen. Diese Nester werden an dem äußeren Ende eines Zweiges befestigt und sind so gebaut, dass sie durch eine Zwischenwand, in der eine Klappe angebracht ist, geteilt werden. Das Eichhörnchen legt sich flach auf den Ast auf die Lauer. Wenn es Glück hat, verfangen sich dort kleine Vögel, denn auch die werden gern von ihm gefressen.


Eichhörnchens Nahrung

Das Eichhörnchen ernährt sich von Beeren, Körnern, Samen, Knospen, jungen Trieben, Pilzen, Zapfen der Nadelholzbäume, Insekten, Raupen, Vogeleiern, sowie von kleinen Vögeln und selbst vor erwachsenen machen sie oftmals nicht halt. Gibt es jedoch ausreichend Nüsse, Kerne und Zapfen in seiner Umgebung, greift es eher selten auf diese doch mit großem Aufwand verbundene Jagdmethode zurück. In früheren Zeiten galt das Eichhörnchen aufgrund seiner Essgewohnheiten als großer Waldschädling, da es junge Triebe und Knospen verspeiste. Andererseits half es aber auch, andere Waldschädlinge zu vernichten, wie bestimmte Insektenarten, die die Bäume schädigten. Die Förster betrachteten es als ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es nie zu viele Eichkätzchen in ihrem Waldgebiet gab. Viele Tiere wurden auch abgeschossen, weil sie gern die Vogelnester von großen und kleinen Vögeln als Baugrundlage für ihre Kobel nutzten und so die eigentlichen Bewohner vertrieben.

Allgemein kommt es für alle Tiere, also auch für die Eichhörnchen, darauf an, ob ausreichend Nahrung vorhanden ist oder nicht. Wenn es knapp wird, muss sich jedes Lebewesen etwas einfallen lassen, um satt zu werden und da kann es zu heftigen Kämpfen um Futter kommen. In unserer Zeit ist es um viele Wildtiere schlecht bestellt. Ihnen wird der Lebensraum genommen, in dem sie ihre Nahrung fanden. Kommen sie jetzt immer näher an menschliche Behausungen heran, so ist das auch ein Zeichen für ihre Not und ihren Versuch, bei den Menschen etwas Essbares zu ergattern. Treffen sie dort auf ihnen wohlgesonnene Leute, die ihnen Futter hinstreuen, können sie von Glück sagen und werden sich wohl immer wieder an diesem Ort einfinden. So kann mittlerweile ein munteres Zusammentreffen von Eichhörnchen, Spatzen, Amseln, Meisen, Elstern und Fasanen an solchen Futterplätzen beobachtet werden. Niemand braucht hier vertrieben werden, irgendwie finden alle eine Möglichkeit, etwas Nahrhaftes aufzunehmen. Wenn das Eichhörnchen gern die Körner aus dem Vogelhäuschen stibitzt, könnte man Nüsse auslegen, die schnappt es sich zuerst und die Vögel gelangen dann an ihr Futter. Es liegt auch an den Menschen, den Tieren dabei zu helfen, den Winter gut zu überstehen.


Ein Eichhörnchen reckt sich vom Baum hinüber zu einem Vogelhaus - Foto: © 2017 by Schattenblick

Foto: © 2017 by Schattenblick


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

Brehms Tierleben
Die Säugetiere - Band 2
Bibliographisches Institut Leipzig, 1922
Hrsg.: Prof. Dr. Otto zur Strassen

Brehms Tierenzykopädie
Säugetiere - Band 1
Prisma Verlag GmbH, Gütersloh, 1981


7. Januar 2017


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