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TIERE/106: Erfolgreich flüchten - Vogelfallen ... (SB)



Wenn die Vögel sich zu großen oder kleineren Schwärmen sammeln und ihr Winterquartier das Reiseziel ist oder sie aufbrechen, um ihre Brutplätze zu erreichen, sind sie einer ganzen Reihe von Widrigkeiten ausgesetzt. Ihre Flugrouten können viele tausend Kilometer lang sein und über Gebirge, Meere und Wüsten führen. Auf diesen Strecken lauern Gefahren.


Wind und Wetter erschweren den Flug

Die Vögel haben sich vor ihrem weiten Flug kleine Fettreserven angefressen und sie gehen sparsam mit der daraus gewonnenen Energie um, denn oft finden sie tagelang nichts zu fressen. Überfliegen sie hohe Gebirge, so müssen sie sich ihren Weg durch Täler und Schluchten suchen, denn nur ganz wenige Vögel können ein Gebirge wie beispielsweise den Himalaya, dessen Gipfel bis zu 8000 Meter in die Höhe ragen und das sich über 2500 km in die Breite erstreckt, einfach überfliegen. In so hohen Höhen ist es viel zu kalt und die Luft zu dünn. Das bedeutet, dass ihr Sauerstoffgehalt viel geringer als normal ist. Landen werden die Vögel in den Tälern aber nur zur Not, wenn Nebelwände oder Gewitter sie bedrohen oder ein starker Sturm mit schwerem Regen und starken Böen über die Gebirge zieht und sie zur Landung zwingt.

Eine Vogelflug-Formation kann die über einer Wüste aufsteigende warme Luft für Gleitflüge nutzen und so Energie sparen, aber eine Zwischenlandung bietet sich meistens nicht an, da weder Wasser noch Nahrung vorhanden sind. Einige der Federtiere kennen allerdings Oasen, die sie fest in ihren Flugplan eingebaut haben, um dort einen Zwischenstopp einlegen zu können. Dort stärken sie sich mit Nahrung und löschen ihren Durst.


Jungvögel - fürs Leben lernen

Die Jungvögel, die zum ersten Mal mit den älteren fliegen, müssen besonders gut aufpassen. Sie kennen den Weg noch nicht. Doch wenn sie ihn einmal erfolgreich zurückgelegt haben, vergessen sie die Route nie mehr. Kommt ein Jungvogel allerdings während des Flugs vom Weg ab, weil sein Schwarm von einem Raubvogel angegriffen und er abgetrieben wurde, dann hat er es schwer wieder Anschluss an seine Schar zu finden. Allein auf sich gestellt sinken seine Überlebenschancen. Wenn der Verlorene Glück hat, trifft er auf einen anderen Schwarm und schließt sich ihm an, das wäre seine Rettung.


Der Mensch als Widersacher

Die Vögel kennen keine Landesgrenzen, sie folgen ihren Flugrouten und überqueren verschiedenen Staaten. Auf ihrem Weg in den Süden überfliegen viele Zugvögel die Länder rund ums Mittelmeer und das ist extrem gefährlich. Viele dieser Länder machen Jagd auf Singvögel. Besonders an der Küste von Ägypten, die ungefähr 700 Kilometer lang ist, sind fast auf ganzer Strecke Fangnetze aufgestellt. Das ist zwar verboten, doch scheint es kaum jemanden zu kümmern. Die Vögel, die nach dem langen, anstrengenden Flug übers Mittelmeer dort hin fliegen, verfangen sich zu Millionen in den Netzen und kommen elend zu Tode.


Eine Feldlerche in braun gesprenkeltem Federkleid, im Gras mit kleiner Beute im Schnabel - Foto: 2009, by User:Diliff (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons

Feldlerche
Foto: 2009, by User:Diliff (Own work) [CC BY-SA 3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons

Zu den auf diese Weise gefangenen Tieren gehören unter anderen Nachtigall, Steinmetzer oder Ziegenmelker. Sie werden auf den Märkten des Landes als Delikatesse verkauft. Jagd wird in Malta auch mit der Schußwaffe auf Wespenbussarde oder Fischadler betrieben, was ebenfalls verboten ist. In Frankreich beispielsweise werden jährlich nahezu fünf Millionen Feldlerchen und fast eine halbe Million Kiebitze getötet. Sie enden als ganz besonders erlesene Speise auf den Tellern der Feinschmecker. Aber auch in Italien wird Jagd auf Singvögel gemacht.


Kiebitz im Gras, bunte Flügelfedern, weißer Bauch und weißer Kopf mit langer dunkler Kopffeder - Foto: 2014, by Andreas Trepte (Own work) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Kiebitz
Foto: 2014, by Andreas Trepte (Own work)
[CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Strommasten, Gebäude, Windkraftanlagen - gefährliche
Hindernisse

Doch auch andere Gefahrenquellen lauern auf die Federtiere auf ihrem Flug durch die vom Menschen errichteten Bauten, technischen Anlagen und die vielen Veränderungen in der Landschaft. Millionenfach sterben Vögel durch den Zusammenstoß mit Gebäuden. Hohe, große Fensterflächen irritieren die Tiere, sie erkennen das Glas nicht und zerschellen an den Scheiben. Unzählige Vögel, darunter auch die Weißstörche, erleiden tödliche Stromschläge, wenn sie einen Hochspannungsmast und die -leitung gleichzeitig berühren. In Deutschland dürfen aus diesem Grund nur noch vogelsichere Strommasten aufgestellt werden, die mit Plastikschutzkappen versehen sind und deren Leitungen in der Nähe des Mastes isoliert sein müssen.


Ein Wespenbussardmännchen im Flug von unter her gesehen, die weit ausgebreiteten Flügen und der braun-weiß-gesprenkelte Bauch - Foto: 2008, by, Antje Görtler (http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/12814057) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Wespenbussardmännchen
Foto: 2008, by, Antje Görtler (http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/12814057) [CC BY-SA 3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Auf langen Flügen legen die Vögel eine Rast ein, um zu trinken, zu fressen und sich zu erholen. Häufig sind das Feuchtgebiete wie das Wattenmeer, große und kleine Seen, aber auch die Regionen in Flussnähe. Doch viele solcher Gebiete werden vom Menschen beansprucht für Industrie und Landwirtschaft oder durch großflächige Bebauung, beispielsweise von Häusern und Straßen, zerstört. Fehlen die Rastplätze auf den Reiserouten der Zugvögel, kommen sie in ernste Schwierigkeiten, da sie sich für ihren langen Weiterflug nicht stärken können.

Die Gefahren, die von Windkraftanlagen ausgehen, sind noch nicht ausreichend untersucht. Dass ein Vogel gegen ein Rotorblatt fliegt, ist aber sicherlich nicht ausgeschlossen.


Vögel nehmen gern die Hilfe von Menschen an

Glücklicherweise gibt es auch Menschen, die sich über die Zugvögel freuen. Hier ein paar Beispiele: In China werden Schwalben und Mauersegler verehrt und es wird gern gesehen, wenn sie ihre Nistplätze in und an den Behausungen der Menschen errichten. Die Vögel fressen stechende Insekten und halten deren Zahl auf ein für die Dorfbewohner erträgliches Maß. In Japan werden die Mandschurenkraniche seit Mitte des letzten Jahrhunderts stets gefüttert. So konnte die einst geschwächte Population wieder stark anwachsen. Bis heute hält man an der Tradition des Kranich-Fütterns fest - sehr zum Gefallen der Vögel.


Drei Jungfernkraniche gehen dicht beieinander durch hohes Gras - Foto: 2011, by Doronenko (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Jungfernkraniche
Foto: 2011, by Doronenko (Own work)
[CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Eine andere Besonderheit läßt sich in einer Stadt in Indien beobachten und diese Stadt liegt mitten in einer Wüste. Dort würde man Jungfernkraniche eher nicht vermuten, denn sie suchen eigentlich Feuchtgebiete auf. Doch in dieser Stadt wurde eigens für sie ein großer umzäunter Futterplatz eingerichtet, auf dem die Menschen in reichlichen Mengen Körner ausstreuen. Der Kranichvogel wird von Indern verehrt. Aus einem einstigen Zwischenstopp ist für diese Federtiere ein Rastplatz für den ganzen Winter geworden.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://energiewende-naturvertraeglich.de/index.php%Fid=1111.html

http://www.t-online.de/leben/familie/id_66231776/zugvoegel-gefahren-waehrend-des-vogelzugs.html

http://www.scinexx.de/dossier-detail-119-5.html

http://www.br.de/themen/wissen/zugvoegel-vogelzug-vogelfang-100.html



8. August 2017


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