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TIERE/147: Kamerad Schwein ... (SB)



Weltweit gibt es ca. 700 verschiedene Schweinearten, wie beispielsweise das Warzenschwein oder das Pinselohrschwein. Nahezu ein Drittel davon ist vom Aussterben bedroht. Alle haben einen gemeinsamen Vorfahren. Sie stammen vom Wildschwein ab. Bereits vor 8000 - 9000 Jahren v. Chr. haben Menschen damit begonnen, sich Schweine zu halten. Sie werden zwar Hausschwein genannt, sind aber keine Haustiere, denn sie wurden und werden als Nahrungsvorrat gehalten und irgendwann geschlachtet.

Schweine sind in den unterschiedlichsten Lebensräumen anzutreffen. In Wüstenregionen, Seegebieten, in Gebirgsräumen und Graslandschaften. Ihre Fähigkeit sich anzupassen ist sehr ausgeprägt, sie kommen nahezu überall zurecht.

In einigen Ländern, so auch bei uns in Deutschland, eilt dem Hausschwein ein schlechter Ruf voraus. Es sei dumm, dreckig und faul. Doch wie kam es dazu? Wahrscheinlich haben die wenigsten Menschen je einen persönlichen Kontakt mit Schweinen gehabt, oder gar mit ihnen zusammengelebt, um vielleicht aus Erfahrung ein solch schlechtes Urteil über sie fällen zu können. Was also könnte der Grund sein, dass es verächtlich gemacht und verschmäht wird?

Vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass wir von den 23,8 Millionen Schweinen, die in Deutschland leben, nichts zu sehen bekommen. Sie werden als Nutztiere in großen Zucht- und Schlachtbetrieben, in viel zu kleinen und nicht artgerechten Ställen eingesperrt und von der Außenwelt abgeschirmt.


Wer bist du, Schwein?

Schweine sind nicht auf die Welt gekommen, um vom Menschen gegessen zu werden. Sie sind Lebewesen wie du und ich. Ja, sie teilen mit uns viele Gemeinsamkeiten, was ihren Stoffwechsel, ihre Muskel- und Gewebestruktur betrifft, aber auch ihre inneren Organe wie Herz oder Niere, sind unseren Organen sehr ähnlich. Schweine fühlen Schmerz, Trauer und Freude, sind klug, aufmerksam, neugierig und bewegen sich gern. Sie können träumen, ähnlich wie wir Menschen. Wenn es nicht gerade zu warm ist, kuscheln sie sich gern aneinander, schlafen nachts und oft auch über die Mittagszeit und sie verbringen viel Zeit mit der Nahrungssuche. Sie haben eine besonders gute Nase, die ihnen dabei hilft. Ihr Geruchssinn ist außergewöhnlich stark ausgeprägt, so dass sie, sollte ihnen die Nase zugehalten werden, sie sich kaum mehr orientieren könnten. Und diese feine Nase ist mit ein Grund für ihre Reinlichkeit. Schweine verrichten ihre Notdurft stets an einem gesonderten Ort, in gemessener Entfernung zu ihrem Ruhe- oder Fressplatz. Sie sind Allesfresser. Obst, Gemüse, aber auch Fleisch, Würmer, Käfer, Eicheln, Kastanien, Kartoffeln oder Getreideprodukte - gern auch Kuchenreste - stehen bei ihnen auf dem Speiseplan.


Ein Schwein liegt gemütlich in einer Schlammkuhle - Foto: 2013, Urheber Myrabella (eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Schwein beim Suhlen
Foto: 2013, Urheber Myrabella (eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Common


Obwohl Schweine oft schmutzig aussehen, wenn sie sich im feuchten Schlamm gesuhlt haben, sind sie sehr reinlich. Zum einen können Schweine ihre Körpertemperatur im feuchten, kühlen Schlamm senken, denn sie haben keine Schweißdrüsen und können also nicht schwitzen. Zum anderen dient das Suhlen als Sonnenschutz und als Reinigung. Der getrocknete Schlamm schützt sie vor Sonnenbrand, denn ihre Haut ist sehr empfindlich. Gegen ein Sonnenbad haben sie nichts einzuwenden, es muss allerdings immer auch ein Schattenplatz in der Nähe sein. Wenn sie sich an einem Baum schubbern, fällt die Schlammkruste in Stücken herunter und damit oft auch unliebsame Parasiten.


Schweine leben in einer Rotte

Schweine sind gesellige Tiere und leben in Rotten zusammen. Ein Eber, das männliche Schwein, übernimmt die Rolle des Anführers. Schweine sind oft starke Persönlichkeiten. Einige Tiere können sich gut leiden, andere gehen ihnen auf die Nerven. Solange genügend Platz vorhanden ist, um sich aus dem Weg gehen zu können, bleibt alles ruhig in der Schweinebande.


Mehrere, noch junge rosa Hausschweine tummeln sich im aufgewühlten Erdboden - Foto: 2021, by kallerna, CC BY-SA 4.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0], via Wikimedia Commons

Eine kleine Schweinebande
Foto: 2021, by kallerna, CC BY-SA 4.0 [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0], via Wikimedia Commons


Aber sie schließen auch Freundschaften oder hegen Sympathien für das eine oder andere Schwein. Mit ihnen kuscheln sie und schlafen sogar nebeneinander. Die Ferkel, also die Kinder der Schweine, toben und tollen herum wie junge Hunde oder wie überhaupt die meisten jungen Tiere. Sie wühlen und schnüffeln, bauen sich Nester aus Heu oder Stroh und wälzen sich im feuchten, kühlenden Schlamm. Die Neugeborenen lernen gleich, auf die Stimme ihrer Mutter zu hören. Während des Säugens "singt" das Mutterschwein, die Sau, ihren Ferkeln etwas vor. Das stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Schweine verständigen sich mit ca. 20 verschiedenen Oink-, Grunz- und Quieklauten. Das hilft den kleinen Ferkeln all das zu lernen, was ein großes Schwein können und wissen sollte.


Ein Schwein im Haus

Schweine sind verspielt und sehr neugierig, was bei der Futtersuche sicher von Vorteil ist. Immer häufiger werden Schweine, insbesondere die Minischweine, als Haustiere gehalten. Sie hören auf ihren Namen, wenn sie gerufen werden und können ebenso wie Hunde viele verschiedene Aufgaben bewältigen. Beispielsweise sind sie gut darin, Dinge zu apportieren und sie freuen sich sichtlich, wenn sie ein Leckerli dafür bekommen. Sie lieben es, wenn man sich mit ihnen beschäftigt und sind gern überall dort wo Herrchen, Frauchen oder die Familie sich aufhält. Es heißt, sie sind so verständig wie ein zwei bis dreijähriges Kind, wollen umsorgt werden und lernen gern. Wissenschaftliche Forschungen stellen die Intelligenz eines Schweins mit der von Menschenaffen gleich. Da sie sehr reinlich sind, und ebenso wie ein Hund ihr Geschäft nur außerhalb der Wohnung verrichten, verbreitet sich auch kein Stallgeruch im Wohnzimmer. Schweine haben einen dezenten, eher angenehmen Körpergeruch. Selbstverständlich sollten Schweine nicht in kleinen Wohnungen gehalten werden. Es großer Garten sollte schon vorhanden sein mit Platz für eine Klo- und Suhlecke und eine ausreichende Rasenfläche zum Herumlaufen.


Zwei kleine Schweine liegen dicht beieinander und schlafen - Buntstiftzeichnung: © 2022 by Schattenblick

Saugemütlich
Buntstiftzeichnung: © 2022 by Schattenblick


Nennen wir zum Schluss Redewendungen, die ein freundliches Bild des Schweins abgeben: "Schwein gehabt" bedeutet "Glück gehabt". Die Redewendung "Ein Glücksschwein sein" oder der Brauch ein "Glücksschwein" zu Silvester verschenken, geht darauf zurück, dass Schweine seit alters her als Symbol für Sicherheit, Wohlstand und Glück gelten. Bewahren wir deshalb vielleicht unser Kleingeld in einem "Sparschwein" auf?


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/hannes-jaenicke-im-einsatz-fuer-das-schwein-102.html

https://gs-schmitz.de/schweine-sprueche-fakten/

https://www.bauernhofurlaub.de/kinderseite/wissen/tierwiki/hausschwein/


8. August 2022

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 176 vom 13. August 2022


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