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WISSENSDURST/010: Ben und Stefan - Die Energiesparlampe (4) (SB)


Die Energiesparlampe (4) - Vor- und Nachteile

Teil 4


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Zeichnung: © 2012 by Schattenblick

Ben: "Weißt du, was ich mir so überlegt habe ...?"

Stefan: "Nö, bin kein Hellseher."

Ben: "Wir können nicht einfach so tun, als gäbe es die Energiesparlampen aus dem Nichts heraus, sind einfach da und fertig, und dann halten wir die eine Lampe gegen die andere und vergleichen die Vor- und Nachteile. Das geht doch nicht, oder was meinst du?"

Stefan: "Moment, meine kleinen grauen Gehirnzellen schlagen gerade Alarm ..., wenn ich dich richtig verstehe, sollen wir alles berücksichtigen, sowohl die Herstellung der Lampen wie deren Benutzungszeit, Stromverbrauch, Schädlichkeit und so weiter und nicht zu vergessen die Entsorgung."

Ben: "Ziemlich exakt, ja, das meine ich. Die Lampen wachsen ja nicht an Bäumen oder im Supermarkt. Also sollten wir mitberechnen, was auf dem Weg ihrer Herstellung schon alles mit der Umwelt passiert, wenn wir einen genauen Vergleich der Umweltschädlichkeit anstellen wollen."

Stefan: "Ja, glaube, da kommen wir wohl nicht drum herum. Also, womit fangen wir an? Mir scheint das ziemlich unmöglich zu sein, alles zu berücksichtigen. Aber sag' mal, wie kommst du eigentlich auf die Idee mit der Herstellung?"

Ben: "Nun, äh, ja, also - ich habe eine Sendung im Fernsehen gesehen. In der ging es um Energiesparlampen, wie die hergestellt werden und was sonst noch alles damit zusammenhängt. Da fiel mir auf, dass wir das nicht berücksichtigt haben."

Stefan: "Hast du dir Notizen gemacht?"

Ben: "Na klar. Und mein Vater hat auch noch was dazu gesagt."

Stefan: "Toll, dann dürfte das ja doch nicht so viel Arbeit werden, oder?"

Ben: "Nee, glaube nicht. Vorschlag: wir machen zwei Listen - einen Zettel für die Glühlampe und einen für die Enegiesparlampe -, schreiben dann Punkt für Punkt auf, was für die eine Lampe und was für die andere Lampe gebraucht wird ..."

Stefan: "Moooment ...!"

Stefan greift nach einem Schreibblock und fertigt die beiden Listen an. Dann überlegen beide zusammen, an was sie alles denken müssen und schreiben es auf.

Erste Liste: Glühlampe - Material, Glas, Metall für Gewinde, Metall für Glühfaden, Gas (Argon/ Stickstoff) und unter Herstellung: Energieverbrauch, Glaskolben (Glasherstellung) - Grafik: © 2012 by Schattenblick

Grafik: © 2012 by Schattenblick

Ben: "Bist du sicher? Bei den Gasen meine ich ..."

Stefan: "Nee, das gibt bestimmt noch andere, die kenne ich aber nicht. Wir nehmen einfach erst mal die beiden, ja?"

Ben: "Ist gut. Also weiter ... ich werd' mal auf meine Notizen gucken, das war irgendwie nicht so einfach zu verstehen. Ich les' mal vor, o.k.?"

Stefan nickt.

Ben: "'Die Halterungsdrähte und der Glühdraht (Glühwendel) werden in den Glaskolben (Birne) eingesetzt. Die Leitungsdrähte, die den späteren Stromfluss ermöglichen, werden eingefügt. Der Glaskolben wird von Sauerstoff befreit und mit Argon- oder Stickstoffgas gefüllt.'"

Kurze Pause, dann ergreift Ben wieder das Wort und liest weiter vor.

Ben: "Soweit dazu und dann noch zum Wegwerfen der Birnen, also zur Entsorgung. 'Die Glühbirnen werden in den Hausmüll geworfen, vielleicht extra in den Glasbehälter oder zu anderem zerbrechlichen Müll...'"

Stefan: "Moment, jetzt kommt erstmal die Energiesparlampe dran. Also was haben wir da? Das schreib' ich auf 'n extra Zettel."

Zweite Liste: Energiesparlampe - Material, Glas, Metall für Gewinde, Metall für Elektonik-Sockel (Edison-Sockel), Material für Eletronikteile, Gas, Quecksilber und bei der Herstellung den Energieverbrauch, Teile für Elektronik, Glasherstellung, Wendel - Grafik: © 2012 by Schattenblick

Grafik: © 2012 by Schattenblick

Ben: "Stefan, Moment ..."

Ben dreht seinen Notizzettel um und liest seine krakelig geschriebenen Sätze vor: "'Wie bei der Glühbirne. Dazu noch die Teile für den Elektronik-Sockel. Die Herstellung selbst und die Herstellung des Materials. Insgesamt ist der Aufbau der Energiesparlampe kompliziert. Das Glas muss auch noch gebogen werden, also die Glasröhre, die eigentlich lang ist, wird zusammengefaltet. Heißt: gewendelt.'"

Ben schüttelt den Kopf: "Ich finde das noch zu ungenau. Lass' uns doch mal meinen Vater fragen, der ist bestimmt schon da. Wir haben die Sendung im Fernsehen ja zusammen gesehen. Vielleicht erinnert er etwas über den Energieverbrauch bei der Herstellung von Energiesparlampen."

Stefan: "Gut, das machen wir am besten gleich und schreiben danach noch den letzten Punkt auf."

Beide springen auf und rennen die Treppe hinunter direkt ins Arbeitszimmer. Bens Vater sitzt am Schreibtisch vor seinem Computer und sieht nicht ernsthaft beschäftigt aus.

Ben: "Papa, kannst du uns sagen, ob die Herstellung von Glühbirnen oder die von Energiesparlampen mehr Energie verbraucht?"

Vater: "Moment, das kann ich, da ich erst kürzlich darüber gelesen habe. Also, ich meine die Herstellung einer Energiesparlampe verbraucht ungefähr zehnmal so viel Energie wie die einer normalen Glühbirne."

Stefan: "Oh, das ist ja ziemlich viel mehr! Dann verbraucht die also schon vor ihrem Einsatz die Energie, die sie dann später einspart?"

Ben: "Das ist doch albern ..."

Vater: "Das Argument der Hersteller ist, dass die Energiesparlampe ja viel länger lebt als eine Glühbirne. Und während dieser Zeit kann sie ihren vorherigen Mehrverbrauch wieder wett machen. Wartet mal, ich will euch noch einen Hinweis geben. Die Glühbirne kostete bislang bei günstigem Einkauf zwischen 30 Cent und 1 Euro. Für eine Energiesparlampe muss man ungefähr zwischen 2,50 und 5,-- Euro bezahlen. Sie verbraucht also bei ihrer Herstellung nicht nur mehr Energie, sondern ist auch noch erheblich teurer. `Zurecht`, sagt der Hersteller, er hat ja auch mehr Material und Energie bei der Herstellung verbraucht - also muss das auch vom Verbraucher bezahlt werden."

Ben: "Na, gut. Das soll uns erst mal reichen. Vielen Dank, Papa."

Vater: "Kommt einfach wieder, wenn ihr noch Fragen habt!"

Stefan/Ben: "Klar, machen wir."

Stefan: "Bisher bin ich noch nicht überzeugt von so einer Sparlampe. Mal sehen, wie das mit ihrer Entsorgung aussieht."

Ben: "Ha, warte, da haben wir noch drüber gesprochen. Ich versuche mal, mich zu erinnern: 'Die Energiesparlampe gehört in den Sondermüll. Sie muss nicht von dem Geschäft, in dem sie gekauft wurde, wieder zurückgenommen werden, sondern vom Hersteller. Es müssen Sammelstellen eingerichtet werden. Von dort werden sie von Entsorgungsunternehmen mit Lastwagen abgeholt, um an die entsprechenden Entsorgungs-Einrichtungen transportiert zu werden. Der Elektroniksockel dieser Lampen wird gleich mit weggeworfen. Die Energiesparlampen dürfen nicht beschädigt werden, da sonst das in ihnen enthaltene Quecksilber entweichen kann. Entweder als Quecksilberdampf oder als feste Kügelchen.'"

Stefan: "Na, das möchte ich mal sehen. Wenn viele Leute ihre Lampen in so einen Sammelbehälter werfen, gehen die doch kaputt."

Ben: "Selbst wenn die das ganz vorsichtig machen, kann man doch davon ausgehen, dass während des Transports welche zu Bruch gehen."

Stefan: "Genau, weißt du was, mir fällt gerade wieder ein, dass meine Mutter erzählte, die Entsorgung der Energiesparlampen sei gar nicht sicher. Die Menschen, die diese Lampen transportieren, könnten durch die entweichenden Dämpfe gefährdet werden. Sie meinte, dass in die Berechnungen nicht mit eingeht, wieviel Energie das gesamte aufwendige Entsorgungssystem verbraucht. Also das Einsammeln der Lampen, die dann folgenden Transporte, das Trennen der Rohstoffe und so weiter. Das alles kostet Geld und Energie und verursacht auch noch weiteren Kohlendioxid-Ausstoß."

Ben: "Und all das wird bisher nicht mit gerechnet? Was meinte sie mit 'nicht sicher'?"

Stefan: "Na ja, sie meinte, es gäbe Aussagen darüber, dass ungefähr 70 Prozent dieser Lampen unsachgemäß entsorgt werden. Das heißt, wie schon gesagt, dass sie beim Sammeln, Lagern und Transportieren kaputtgehen. Auf diese Weise wird sehr viel Quecksilber unkontrolliert in der Umwelt verstreut."

Ben: "Das ist ja Wahnsinn, das will ich am liebsten gar nicht glauben."

Stefan: "Muss aber wohl so sein ... Stell dir mal den Aufstand bei der Entsorgung von so einer Sparlampe vor. Ob man dafür wohl auch extra Entsorgungsanlagen gebaut hat?"

Ben: "Ich weiß nicht. Doch, die wollen ja auch noch den Müll dieser Lampen trennen und das Quecksilber entsorgen. Also ich glaube, dass da extra Anlagen dafür gebaut wurden. Aber lass' uns noch mal zu unserer Vergleichsliste kommen. So auf den ersten Blick würde die Herstellung einer Sparlampe sehr viel mehr Energie verbrauchen als die einer normalen Glühbirne. Das Ganze scheint mir doch viel komplizierter, als wir anfangs angenommen hatten. Weißt du, was ich überhaupt nicht mehr verstehe?"

Stefan: "Nee, was meinst du?"

Ben: "Die Glühbirnen sind doch verboten worden. Verboten wird doch eigentlich nur etwas, das so gefährlich für alle ist, dass ein Verbot das beste Mittel ist, die Gefahr zu beheben, oder?"

Stefan: "Denke schon. Worauf willst du hinaus?"

Ben: "Also, erinnern wir uns: 2009 wurde das Quecksilber-Verbot in der gesamten EU verkündet - weil Quecksilber giftig ist. Dann sollten die Energiesparlampen hergestellt werden. Dazu wurde eine Ausnahme-Regelung geschaffen. Nun darf man also wieder Quecksilber verwenden und in die Lampen einbauen. Wenn ich nicht ganz blöd bin, verbietet man eine harmlose Glühbirne und erlaubt eine mit einem Schadstoff, der eigentlich schon längst verboten war. Das muss ich doch jetzt nicht verstehen, oder?"

Stefan: "Nee, das begreife ich auch nicht. Und weißt du, da ist noch etwas. Der Kohlendioxid-Ausstoß in den Kohlekraftwerken, der durch den höheren Stromverbrauch bei den alten Glühbirnen entstehen soll, der wird doch nur dann weniger, wenn weniger Strom in den Kraftwerken hergestellt wird, oder ... ?"

Inzwischen ist Bens Vater nochmal in sein Zimmer gekommen.

Vater: "Na ihr beiden, immer noch in Glühbirnen-Problematik unterwegs ...?"

Ben: "Wir haben gerade überlegt, ob durch den geringeren Stromverbrauch bei den Energiesparlampen - also nur während ihrer Benutzungszeit - weniger CO2 ausgestoßen wird. Weißt du was ich meine, wenn die Lampen weniger verbrauchen, ob das dann dazu führt, dass die Kraftwerke auch weniger Strom erzeugen? Denn nur wenn sie weniger Strom erzeugen, geben sie auch weniger CO2 ab - stimmt doch oder?"

Vater: "Denke schon. Sonst würde es ja kein Einsparen sein. Aber leider habe ich keine genauen Zahlen parat, die das eine oder andere belegen würden. Um eine genaue Untersuchung kommt man da wohl nicht herum."

Ben: "Nee danke Papa, mir reicht 's erst mal. Jetzt haben wir zwar immer noch ein paar Fragen, aber ..."

Stefan: "Genau, und dass alles nicht immer so schnell zu durchschauen ist, wissen wir jetzt auch. Aber wir wollen ja keine Energiesparlampen-Experten werden. Wir wollten einfach nur wissen, welche Vor- und Nachteile jede dieser Lampen hat. Mir reicht 's jedenfalls auch. Ich finde Energiesparlampen überflüssig!"

Vater: "Nun ich habe auch noch etwas ganz Erschreckendes über diese Lampen herausgefunden. Es gibt schon Anweisungen, wie man sich verhalten soll, wenn so eine Lampe kaputtgeht, auf dem Boden zerspringt, zum Beispiel. Alle sollen sofort den Raum verlassen und die Türen schließen. Jemand soll aber unbedingt noch den Heizkörper abdrehen und ein Fenster öffnen. Danach soll der Raum 15 Minuten lang nicht betreten werden. Wenn man die zerbrochenen Teile aufheben will, soll man unbedingt Kunststoffhandschuhe überziehen und die Teile mit Hilfe von Pappen oder festem Papier in einen Behälter sammeln. Also, die Teile am liebsten gar nicht anfassen, sondern mit einer Pappe die Scherben auf die andere Pappe schieben, dann alles in einen Behälter werfen. Um die kleinen Teile aufzulesen, nimmt man einen Klebestreifen, Tesaband oder so, tupft alles Restliche damit auf und gibt es ebenfalls in den Behälter. Zum Schluss die Handschuhe. Dann soll alles entsorgt werden. Leider weiß ich nicht, wohin. Die Quecksilberdämpfe, die entweichen, sollen sehr giftig sein. Quecksilber schädigt die Nerven, geht ins Gehirn und zerstört dort Zellen."

Ben: "Mensch, Papa, das hört sich ja wie ein Katastrophenplan an, das macht mir Angst."

Vater: "Mir auch. Wisst ihr, das Schlimmste ist, dass diese Lampen auch im Normalbetrieb Stoffe abgeben, die gesundheitsschädigend sind. Krebserregende Stoffe, Nervengifte. Zwar in kleinen Mengen, aber Gift ist Gift - meistens reichert es sich im Körper an. Meiner Meinung nach darf eine Lampe keine Giftstoffe verströmen, das geht gar nicht. Ein Kollege von mir meinte neulich, dass die elektromagnetische Feldstärke in der Nähe einer Energiesparlampe 42 mal stärker ist, als jene von einem Computer."

Ben: "Papa, hör auf ..."

Stefan: "Was bedeutet Feldstärke?"

Vater: "Na ja, was die Leute so Elektrosmog nennen. Ich wusste all das auch nicht. Aber für den menschlichen Körper ist das auf jeden Fall auf Dauer nicht gut. Und jetzt schrauben wir diese Dinger wieder raus und entsorgen sie. Hoffentlich können wir uns einen ausreichenden Glühbirnen-Vorrat anlegen."

Stefan: "Na, Ben, da haben unsere Untersuchungen ja echte, konkrete Ergebnisse, was?"

Bens Vater lacht und ermuntert die beiden, sich bloß weiter mit ihren Forschungen zu befassen. Zum Schluß meint er: "Dabei kann dann selbst der alte Papa noch was lernen."

30. August 2012