Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE


WISSENSDURST/052: Klimawandel und warum - Fridays For Future ... (SB)



Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick


Stefan: "Hey, Ben, was meinst du, wollen wir auch am Freitag auf die Klimademonstration gehen?"

Ben: "Was meinst du, etwa auf die 'Fridays For Future'-Demonstration?"

Stefan: "Ja, genau, immerhin erreichen sie eine große Aufmerksamkeit. Das finde ich gut, denn vielleicht wird nun ernsthafter über die Klimakatastrophe gesprochen. Die Klimaabkommen von Kyoto oder Paris haben praktisch zu nichts geführt. Die CO2-Emissionen sind nach wie vor hoch oder sogar noch angestiegen. Ich habe das Gefühl, dass bisher keine wirksamen Schritte erfolgt sind, die etwas zur Verbesserung der Lage beigetragen hätten.

Ben: "Oh je, es ist zum verrückt werden. Vor allem, weil sich auf den Konferenzen stets alle einig waren, dass der CO2-Ausstoß verringert werden muss, damit die Welttemperatur nicht mehr als 1,5 oder 2,0 Grad ansteigt. Aber was hat sich wirklich verändert, außer dass die USA 2017 aus dem Klimaabkommen ausgestiegen sind?"

Stefan: "Na ja, in unserem Land wurde der Ausbau der erneuerbaren Energien (Alternativen Energien) vorangetrieben und der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Andererseits wird immer noch Strom in Kohlekraftwerken erzeugt, was dazu führt, dass die CO2-Emission weiterhin hoch bleibt oder sogar noch größer geworden ist ..."

Ben: "Ich finde es auch ziemlich enttäuschend, vor allem wenn man bedenkt, was wir bereits untersucht und über die Klimakatastrophe herausgefunden haben, was mir jedenfalls zuweilen Angst macht, weil ich nicht absehen kann, ob es überhaupt noch möglich ist, die Klimatatstrophe zu verhindern. Mich lässt es jedenfalls an der Ernsthaftigkeit der Politiker zweifeln und ich frage mich, ob überhaupt je etwas so nachhaltig verändert wird, dass auch künftige Generationen noch gut leben können."

Stefan: "Genau, da sehe ich den Ansatzpunkt, also die Gemeinsamkeit mit den Fridays For Future-Demonstranten. Sie wollen ihre Zukunft retten, sie wollen, dass Lebensverhältnisse geschaffen werden, die auch den Menschen, die erst noch geboren werden, ein Leben auf dieser Erde ermöglichen."

Ben: "Und, hast du eine Vorstellung davon, wie sie das erreichen wollen? Ich meine, so allgemein oberflächlich betrachtet finde ich gut, dass überhaupt durch diese Demonstrationen eine weitreichende Aufmerksamkeit auf das Klimaproblem entstanden ist, aber ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie ihre Forderungen umgesetzt werden können. Ich weiß nicht einmal genau, was sie im Einzelnen verändern wollen."

Stefan: "Hmm, ja, also genau weiß ich das auch nicht. Okay, machen wir uns an die Arbeit, finden wir es heraus. Die schwedische Schülerin Greta Thunberg hat mit ihrem Protest den Anfang gemacht, dann folgte die anwachsende Fridays For Future-Bewegung. Hat sie nicht vielleicht irgendwo schon mal ein Interview gegeben, in dem sie ihre Forderungen oder Vorschläge mitteilt?"

Ben: "Was soll 's, ich habe keine Ahnung, aber lass uns mal im Netz nachsehen. Also, wo hab' ich denn mein Tablet nur liegen gelassen? Ah ja, hier. Ich geb' mal 'Greta Thunberg Interview' ein - und hier steht 's: 'Interview mit Anne Will'. Wollen wir uns das mal anhören?"

Stefan: "Klar, das ist doch prima, das ist doch die Gelegenheit, ihre Ideen und Vorstellungen aus ihrem Mund zu hören."

Ben stöpselte die externen Lautsprecher ein und beide hörten aufmerksam zu, was Greta Thunberg auf die Fragen der Fernsehmoderatorin Anne Will antwortete. Nach ungefähr 10 Minuten des Zuhörens hatten die beiden sich einen Eindruck von Greta Thunbergs Beweggründen machen können.

Ben: "Du liebe Güte, das muss man sich auch erst einmal trauen, sich ganz allein vor den Schwedischen Reichstag (Parlament) in Stockholm zu setzen, nur mit einem Schild neben sich auf dem steht: 'Skolstrejk för klimatet' (Schulstreik für das Klima) und das über drei Wochen lang am Stück und schließlich nur noch am Freitag jeder Woche."

Stefan: "Na, ja, sie blieb nicht lange allein ... "

Ben: "Sicher, aber das konnte sie nicht vorher wissen. Ich finde das jedenfalls beeindruckend, dass sie das getan hat."


Greta Thunberg steht mit einem großen Schild mit der Aufschrift 'Skolstrejk För Klimatet', im Hintergrund ein Gebäudeteil - Foto: 2018, by Anders Hellberg [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by- sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Greta Thunberg vor dem Schwedischen Parlamentsgebäude
Foto: 2018, by Anders Hellberg [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Stefan: "Sicher, schließlich haben sich bald darauf viele Schüler in Schweden in verschiedenen Kommunen ebenfalls freitags vor den Rathäusern versammelt, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. So hat das angefangen."

Ben: "Das habe ich bisher auch nicht gewusst. Und was für eine riesige Wirkung das auslöste, denn auch Schüler in anderen Staaten, wie Belgien, Frankreich, Finnland und Dänemark schlossen sich dem Protest an. Danach entstand eine Bewegung rund um die Welt mit ungefähr 1,5 Millionen Schülern in ca. 3000 Städten!"


Ein langer Demonstrationszug mit Fridays For Future-Teilnehmern mündet auf einer Straßenkreuzung - Bild: 2019, by 1satzSuedtirol [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Klimademonstration in Bozen (Italien)
Bild: 2019, by 1satzSuedtirol [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Stefan: "Moment, das ist alles richtig und ich bin auch dafür, dass wir auf die Demonstration gehen sollten, aber abgesehen davon, hast du auch gehört, dass Greta zwar behauptet, sie sei gegen Atomkraft, aber dann verwies sie auf die Einschätzung des Weltklimarats, dass die Atomkraft ein kleiner Teil der großen Lösung sein könne, wie der CO2-Ausstoß zu verringern sei, also wie man ohne fossile Brennstoffe auskommen kann? "

Ben: "Ja, das habe ich schon gehört, aber sie hat sehr deutlich gemacht, dass sie persönlich gegen AKWs ist, weil sie die für sehr gefährlich hält. Allerdings fährt sie überall mit dem Elektroauto hin und man kann dann wohl davon ausgehen, dass sie überzeugt ist, es handle sich bei den E-Autos um klima- und umweltfreundliche Fahrzeuge. Wahrscheinlich nimmt sie auch an, dass der Strom für deren Betrieb nur aus alternativen Energiequellen stammt?"

Stefan:"Tja, das können wir nicht wissen. Aber das Elektroauto haben wir nun eingehend untersucht und festgestellt, dass es alles andere als umwelt- oder klimafreundlich ist. Denn wenn wirklich die Autos mit Verbrennungsmotoren durch E-Autos ersetzt werden, haben wir gleich einen ganzen Haufen neuer Probleme: wohin mit den alten Fahrzeugen? Dazu kommt ein zusätzlicher Ressourcenverbrauch an Metall, Kunststoff und Textilien für den Bau neuer E-Autos. Auch muss mit einem erhöhten Reifenabrieb, der durch das größere Gewicht dieser Autos verursacht wird, rechnen, der zu einer Erhöhung des Feinstaubs in den Städten führt. Hinzu kommt die relativ kurze Lebensdauer eines Akkus. Überhaupt stellt der extrem große Verbrauch an Seltenen Erden, die für die Herstellung der Akku-betriebenen Motoren benötigt werden, eine erhebliche Umweltbelastung und -zerstörung dar. Und der Stromverbrauch wird vermutlich enorm anwachsen, einmal durch die Produktion der Elektroautos selbst und dann bei deren Betrieb. Da ist es sehr wahrscheinlich, dass doch wieder auf Atomenergie zurückgegriffen wird - und ich habe mit Sicherheit nur einige Probleme genannt."

Ben: "Vielleicht hat sie das noch nicht richtig analysiert? Mit dem Flugzeug fliegt sie jedenfalls grundsätzlich nicht und wahrscheinlich würde sie auch keine Kreuzfahrt unternehmen. So wie ich sie verstanden habe, will sie immer genau das zu 100% tun, was in ihrer Macht steht, also was sie selbst unternehmen kann, um das Klima zu schützen und beispielsweise die CO2-Emissionen zu verringern."

Stefan: "Ich bin sicher, dass sie das total ernst nimmt mit der Klimakatastrophe, deren Auswirkungen sich schon seit vielen Jahren auf der ganzen Welt nicht mehr leugnen lassen. Sie hat, wenn ich das richtig gehört habe, gesagt, dass sie die Menschen wachrütteln und in Panik versetzen will, dass auch sie sich fürchten und genau wie sie selbst Angst vor der Zukunft haben, damit endlich etwas getan wird. Und das ist für mich der springende Punkt. Was glaubt sie, was getan werden sollte?"

Ben: "Ich habe kürzlich gelesen, dass Greta Thunberg in einer Rede gesagt hat, warte mal hier hab' ich den Text: 'Einige Leute sagen, dass ich studieren sollte, um Klimawissenschaftlerin zu werden, damit ich die Klimakrise lösen kann. Aber die Klimakrise ist bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles was wir tun müssen ist aufzuwachen und uns zu verändern.'(Rede am 31. Oktober 2018 in London)"

Stefan: "Hmm, das begreife ich nicht ganz. Ich weiß nicht, welche Lösungen sie meint? Denn alles, was wir bisher herausgefunden haben, ist doch, dass die klimatischen Veränderungen so sehr miteinander verwoben sind und sich in noch nicht wirklich geklärter Weise gegenseitig beeinflussen. Ich wüste gar nicht, wo man anfangen sollte. In Deutschland vielleicht mit dem Abschalten der Kohlekraftwerke? Außerdem scheint es mir nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein zu sein, wenn beispielsweise auf E-Autos gewechselt wird, um die CO2-Emissionen zu senken."

Ben: "Ich glaube, wir sollten uns noch mal genauer ansehen, was mit den 'bekannten Fakten und Lösungen' gemeint ist. Sie hat das bestimmt in ihrer Rede etwas verkürzt formuliert, um ihren Aussagen Nachdruck zu verleihen. Außerdem kommt es mir momentan so vor, als wolle man mit der Fridays For Future-Bewegung die Politiker oder die Verantwortlichen dazu bringen, nur die richtigen Knöpfe zu drücken, und schon hätten wir eine saubere Umwelt und die Klimakatastrophe wäre abgewendet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von den Fridays For Future-Teilnehmern so gemeint ist."


Im Vordergrund sind viele junge Menschen versammelt, eine Großzahl von ihnen hält Schilder mit Forderungen zum Klimaschutz hoch - Foto: 2019, by David Tong [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Klimademonstration in Wellington (Neuseeland)
Foto: 2019, by David Tong [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Stefan: "Okay, ich sehe, das wird nicht einfach werden, so sehr ich mir auch wünsche, dass die Klimakatastrophe verhindert werden kann."

Ben: "Sei nicht so hoffnungslos, sicher gibt es für jeden Möglichkeiten in seinem Alltag etwas zu überdenken und zu verändern und bestimmt hat das auch Auswirkungen, jedenfalls wenn viele Menschen sich mit dem Klimaproblem befassen und ihre Schlüsse ziehen. Auf jeden Fall hat die Fridays For Future-Bewegung bestimmt viele Menschen zum Nachdenken angeregt."

Stefan: "Also, gut, treffen wir uns übermorgen nach der Demo bei mir."

Ben: "Einverstanden, also, bis dann."

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.watson.de/wissen/interview/862924092-greta-thunber-und-klimaschutz-kann-atomenergie-ein-teil-der-loesung-sein

https://stg-sz.net/posts/2019/03/05/fridays-for-future/363/

https://www.welt.de/vermischtes/article187693472/Greta-Thunberg-in-Davos-Ich-will-dass-ihr-in-Panik-geratet.html


17. Juli 2019


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang