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DESIGN/057: Service Design - Berufsfeld der Zukunft für Designer (idw)


Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation - 16.02.2012

Service Design: Berufsfeld der Zukunft für Designer

Bei der Podiumsdiskussion "Designing Services. The Future of Design?" waren sich die teilnehmenden Designer und Designforscher einig. Um es mit Kalle Buschmann von frog zu sagen: Service Design ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart im Design.


Am 10. Februar sprachen renommierte Designer und Designforscher beim MHMK PanelTalk "Designing Services. The Future of Design?" über die Bedeutung von Design in der Dienstleistungswirtschaft. Im Rahmen der ersten Munich Creative Business Week hatte Prof. Jürgen Faust, Leiter des Masterstudiengangs "Media and Design" folgende Teilnehmer eingeladen: Stefano Maffei, Privatdozent an der Politecnico di Milano, Markos Grohmann, Senior Research Consultant bei Gravity Europe und Kalle Buschmann, Senior Interaction Designer bei frog. Mit dabei war zudem Prof. Tanja Schmitt-Fumian, Studiengangleiterin Medien- und Kommunikationsdesign an der MHMK. Die Podiumsdiskussion im Anschluss der Impulsreferate drehte sich um die Themen Ausbildung und Kernkompetenzen von Service Designern, ihren Beitrag zu Innovationen sowie um Schnittstellen und Unterschiede zu Marketing.


Faust: Erlebnisse gestalten, aber mit fundierter Designtheorie

Designer müssen ehrlich zu sich selbst und zu anderen sein. So lautete die Schlussfolgerung aus dem Impulsreferat von Prof. Jürgen Faust über Designtheorie, in dem er in Anlehnung an James H. Gilmore den Wandel von der Güterindustrie über die Dienstleistungswirtschaft zur Erlebnisindustrie beschrieb. Er kritisiert dabei jedoch einen Mangel an fundierten Konzepten: "Designern fehlen Modelle, um zu verstehen, was sie tun. Das ist weder gut für Manager, noch für Designer." Sie sollten daher der Designtheorie mehr Aufmerksamkeit widmen, so der Professor.


Schmitt-Fumian: Designer als Lösungsfinder

Tanja Schmitt-Fumian brachte sich als "klassische Designerin" ein und bedankte sich bei allen Service Designern. Sie hätten eine überfällige Diskussion darüber eröffnet, was Gestaltung wirklich bedeute und dass Design grundsätzlich wenig mit Ästhetik zu tun habe. Mit einem Rekurs auf Michelangelo und die Idee des "disegno interno", von der geistigen Arbeit, die jedem schöpferischen Akt vorausgeht, fand sie ihre eigene Definition: "Design means turning ideas into solutions." Ein Ansatz, der sich angesichts des ungebrochenen Trends zu immateriellen Gütern leicht auf Service Design anwenden lässt.


Maffei: Massen-Beschäftigung Design?

Beachtenswert sind auch neue Chancen lokaler Designgemeinschaften ähnlich der Do-it-yourself-Kultur. Das sagte der in Mailand lehrende Privatdozent Stefano Maffei, der von neuen Produktionsformen, neuen Märkten und neuen Designprozessen sprach, die wiederum neue Designer mit sich bringen. Insbesondere die 3D-Drucker und Plattformen für Selbstgemachtes würden dazu beitragen, dass Menschen zunehmend Produkte in Kleinserie für sich selbst gestalten und herstellen können. Design könnte eine Massen-Beschäftigung werden, dessen Hauptmerkmal wie Maffei den Designquerdenker Andrea Branzi zitiert, als SLOC (Small, Local, Open, Connected) bezeichnet werden kann.


Buschmann: Service Design ist nicht die Zukunft, sie ist die Gegenwart

Als Service Designer konzentrierte sich Kalle Buschmann ganz auf den Nutzen seiner Arbeit. Anschaulich schilderte er seine Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und die verschiedenen Interaktionen mit Medien, Maschinen und Menschen, die bei Routen- und Zeitplanung, Bezahlung und Nutzung anfielen. Schnell wurde klar, am besten funktionieren Dienstleistungsketten, bei denen verschiedene Anbieter aktiv werden, wenn sie intelligent aufeinander abgestimmt werden. Das lässt sich durch Methoden wie "Customer Journey", bei der Designforscher selbst die Kundenerfahrung machen, und die Untersuchung aller "Touchpoints", also aller Stellen mit Kundenkontakt, erreichen. Trotz größter Optimierungsbemühungen und ausgefeilter, multioptionaler Service Blueprints räumte Buschmann ein, "wir können die Erfahrung weder gestalten noch kontrollieren". Aber man könne einen Pfad vorgeben, durch das Ökosystem realer Erfahrungen. Bei frog gebe es immer eine Service Komponente, was Buschmann zu dem Schluss führte, Service Design sei nicht die Zukunft, sondern bereits die Gegenwart von Design.


Grohmann: Dienstleistung als fragiles Produkt

Geht es um das Auto? Mit dem Beispiel Carsharing stieg Markos Grohmann in das Thema ein, um das Zusammenspiel in der Vermarktung von Produkten und damit zusammenhängenden Dienstleistungen zu veranschaulichen. So verdient ThyssenKrupp beim Geschäft mit Fahrstühlen am meisten mit den Menschen, die für Reinigung und Wartung zuständig sind. Doch was macht einen guten Service aus? Grohmann betonte, wie zerbrechlich Service als Produkt ist, weil in einer Dienstleistungskette jeder Kontaktpunkt zählt, und sei es der schlecht gelaunte Paketzusteller am Ende eines Bestellvorgangs. Wichtig sei es dabei immer, die Bedürfnisse und Erwartungen auszubalancieren. So könne man in einer Rockerkneipe nicht mit 5-Sterne-Bedienung rechnen. Eine weitere Herausforderung für die Vermarktung und Abrechnung von Services steckt in der bekannten Einsicht, dass ein wirklich guter Service manchmal einfach unsichtbar bleibt.


Videos vom MHMK PanelTalk werden in Kürze auf dem YouTube-Kanal der MHMK veröffentlicht:
www.youtube.com/user/mhmkvideos.

Die MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, ist die größte private Medienhochschule in Deutschland und lehrt nach dem Dreiklang "Medien verstehen, Medien gestalten und Medien managen". Mit mehr als 1.900 Studierenden und rund 80 Professoren an fünf Standorten in München, Stuttgart, Köln, Hamburg und Berlin verfügt sie über ein bundesweites Netzwerk mit Institutionen und Unternehmen der Medien- und Designbranche sowie über internationale Kontakte und Kooperationspartner.
In den vier Bachelorstudiengängen Film und Fernsehen, Journalistik, Medien- und Kommunikationsdesign sowie Medienmanagement wählen die Studierenden aus einem breiten Spektrum an Studienrichtungen. Ergänzend wird der in Deutschland bisher einzige englischsprachige Bachelor Media and Communication Management angeboten. Die Medienmanager und Medien- und Kommunikationsdesigner absolvieren sechs Semester an einem Campus in Deutschland und ein integriertes Auslandssemester an einer der Partnerhochschulen der Fünf-Kontinente-Plattform. Die Master School der MHMK ist komplett englischsprachig und bietet mit den Studiengängen Media and Design sowie Media and Communication Management die Grundlage für eine internationale Karriere. Im Masterprogramm ist das Studieren auch berufsbegleitend möglich. Alle Studiengänge sind durch die Agentur FIBAA akkreditiert, 2011 erhielt die MHMK zudem die institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. Die Absolventen der MHMK arbeiten als Nachwuchs- und Fachkräfte bei führenden Agenturen, Medienunternehmen und Firmen, u.a. bei ARD (WDR/SWR), Adidas, Axel Springer, Audi, Burda, BMW, Deutsche Telekom, Edelman, Gruner + Jahr, RTL, Siemens, Vok Dams und Warner Music.
Mehr unter www.mhmk.de.

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http://idw-online.de/de/institution1177


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, Jessica Schallock,
16.02.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2012