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GEGENWIND/546: Kieler Medibüro - Jede Woche dienstags


Gegenwind Nr. 294 - März 2013
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Jede Woche dienstags
Kieler Medibüro hält seit über 2 Jahren Sprechstunden ab

Von Germaine Adelt



Die Sprechstunde ist gut besucht an diesem Dienstag. Auf dem Flur sind, so scheint es, alle Generationen, Geschlechter und Nationen vertreten. Männer, Frauen, Kinder, ein bunter Reigen.

Die Sprechstunde leiten heute Anne Pfeifer und Dr. Thomas Schroeter. "Ohne die Hilfsbereitschaft vieler wäre das alles nicht möglich", erklärt Anne Pfeifer. "Angefangen bei den Dolmetschern und Dolmetscherinnen, ohne deren ehrenamtliche Hilfe wir oftmals nicht sicher wüssten, welche Probleme und Beschwerden die Betroffenen haben".

Die Sprechstunde selbst findet in den Räumlichkeiten der ZBBS (Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten e.V.) Sophienblatt 64a in Kiel statt.

"Die Räume werden uns großzügig von der ZBBS zur Verfügung gestellt", fährt Dr. Thomas Schroeter fort, "ob nun zu den Sprechstunden jeden Dienstag Nachmittag oder zum 14tägig stattfindenden Plenum für unser Medibüro."

Die Sprechstunde beginnt. Es geht um große und kleine Beschwerden, um große und kleine Probleme. Die Sprechstunde wird immer mit einem Zweierteam besetzt. Eine Person mit medizinischer und eine mit sozialpädagogischer Erfahrung. Auch wird darauf geachtet, dass immer eine Frau im Zweierteam ist.

"Das geht nur", so Anne Pfeifer, "da sich genügend Freiwillige zur Verfügung stellen, ehrenamtlich im Medibüro Kiel tätig zu sein."

In der Sprechstunde selbst wird dann gemeinsam festgestellt, in welche Arztpraxis die Betroffenen vermittelt werden sollten und können, welche sozialen Einrichtungen eventuell weiterhelfen könnten, den Aufenthaltsstatus und/oder die Kostenübernahme betreffend.

"Auch hier", sagt Schroeter, "wäre unser Tun ohne die Unterstützung von zahlreichen ÄrztInnen, Hebammen, Laboren, Apotheken und MitarbeiterInnen in den öffentlichen Einrichtungen undenkbar."

Alle Patienten und Patientinnen können heute vermittelt werden. "Wir sind in der glücklichen Lage für mehrere Fachgebiete einen Arzt, eine Ärztin zu haben, die uns unterstützen. Jedoch", fügt der Kinderarzt schmunzelnd hinzu, "können es gerne weitere sein."

Das sieht auch Anne Pfeifer so. "Schon allein deshalb, dass es für die ehrenamtlichen HelferInnen nicht zur Belastung wird. Alle, die für das Medibüro Kiel in irgendeiner Form tätig sind, haben schließlich auch ein Berufs- und ein Privatleben."

Seit Anfang diesen Jahres ist die Zahl der Betroffenen nach oben geschnellt. Es gibt immer mehr Bedürftige, die sich im Kieler Medibüro melden.

"Hatten wir anfangs zwei bis höchsten fünf Betroffene in einer Sprechstunde", beschreibt Schroeter die Entwicklung, "sind es nun fünfzehn bis zwanzig. Das heißt, dass wir immer mehr an unsere Grenzen stoßen. Ob nun die freiwilligen HelferInnen, zu denen wir vermitteln, oder eben die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die vermitteln. Es muss sich dringend etwas ändern, es müssen endlich die Politiker den Ernst der Lage erkennen und dementsprechend handeln."

"Stimmt", so Anne Pfeifer. "Ein solide Beratung, wie wir es eigentlich vorhaben, ist angesichts der immer voller werdenden Sprechstunden irgendwann nicht mehr möglich und das ist nicht nur schade, sondern entfernt sich immer mehr von unserem eigentlichen Vorhaben: den Betroffenen helfend zur Seite zu stehen."

Wer also Lust hat die Helfer zu unterstützen, sich heim Medibüro Kiel zu engagieren, ist herzlich eingeladen sich einfach zu melden unter: info@medibuero-kiel.de.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 294 - März 2013, Seite 35
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2013