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GEGENWIND/552: PROVIEH-Jahrestagung in Kiel


Gegenwind Nr. 297 - Juni 2013
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern


PROVIEH-Jahrestagung in Kiel

von Klaus Peters



Der in Kiel gegründete Tierschutzverein PROVIEH, Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V., blickt auf insgesamt 40 Jahre Arbeit für den Schutz von Nutztieren zurück.


Anfang der siebziger Jahre hatten die Kieler Schwestern. Bartling, die eine Oberlandwirtschaftsrätin, die andere Lehrerin, nach Kenntnis über die zunehmende Praxis nicht tiergerechter Kälbermast den Verein PROVIEH ins Leben gerufen. Inzwischen hat der Verein über 5000 Mitglieder im ganzen Bundesgebiet und eine personell gut besetzte Bundesgeschäftsstelle in Kiel sowie eine Außenstelle in Witzenhausen. Am 20. April führte PROVIEH seine diesjährige Jahresversammlung in der Bundesgeschäftsstelle in der Küterstraße 7-9 in Kiel durch.

Das Aufgabengebiet von PROVIEH erstreckt sich auf die gesamte Nutztierhaltung, der Verein ist in verschiedenen Bündnissen, wie "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" sowie "Meine Landwirtschaft - Unsere Wahl" aktiv, arbeitet mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) eng zusammen und unterstützt Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung. Inzwischen konnten auch einige Regionalgruppen gegründet werden. Der Verein führt hauptsächlich von Kiel aus Aufklärungsarbeit durch, bietet Trainingsprogramme an, betreibt letztlich auch Lobbyarbeit im Interesse der Verbraucher. Die Arbeit des Verbandes wird von ökologisch wirtschaftenden Landwirten und von vielen Spendern unterstützt. Mitarbeiter der Geschäftsstelle und Vorstandsmitglieder und stehen als Referenten bei Veranstaltungen zur Verfügung. Vorsitzender ist der Kieler Zoologe Prof. Sievert Lorenzen, stellvertretender Vorsitzender der Demeter-Bauer Volker Kwade. Weitere Vorstandsmitglieder sind der Jurist Detmar Kofent, die Agraringenieurin Janet Strahl, und der Zahnarzt Felix Handy. Geschäftsführer ist Stefan Johnigk.

Die Aufklärungsarbeit von PROVIEH erstreckt sich nicht nur auf die Medien sondern insbesondere auch auf Erzeugerverbände, Organisationen der Vermarkter und auf die politischen Entscheidungsträger. Das weitgehende Verschwinden von Hühnereiern aus Käfighaltung in den Regalen der Supermärkte führt PROVIEH auch auf seine Arbeit zurück. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass bei der Verarbeitung von Eiern durch die Nahrungsmittelproduzenten bisher noch keine grundlegende Verhaltensänderung erfolgt ist.

Eines der neuen Projekte des Vereins ist die Vereinbarung mit großen Vermarktern, einen Fond zu schaffen, und den Tierhaltern, von denen sie Produkte beziehen, einen Bonus zu zahlen, wenn sie eine artgerechte Tierhaltung betreiben. Die artgerechte Tierhaltung sei zwar prinzipiell durch das Tierschutzgesetz vorgegeben, die Vorgaben seien allerdings ziemlich unkonkret und würden deshalb nicht umgesetzt. Die Zahlungen an die Erzeuger sollen rund 50 % der Kosten, die durch die extensivere Tierhaltung entstehen, ersetzen. Die Zusatzkosten sollen dann auf alle Tierprodukte aufgeschlagen werden, so dass die Preise nur geringfügig, um weniger als 10 % steigen.

Außerdem will PROVIEH Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften verstärkt bekannter machen und neu initiieren. Damit soll eine engere Verbindung von artgerechter Tierhaltung und Verbrauchern hergestellt werden, um wiederum mehr Problembewusstsein und Engagement zu erreichen.


Aus dem Aufgaben- und Forderungskatalog von PROVIEH:
  • Artgemäß Tierhaltung: Die wirtschaftlichen Haltung von Nutztieren muss sich den Lebensbedürfnissen der Tiere ausrichten - und nicht umgekehrt!
     
  • Nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung von Tieren kann nur im Einklang mit der Umwelt geschehen - nicht aber auf ihre Kosten!
     
  • Die Züchtung von Nutztierrassen darf nicht allein ökonomischen Interessen folgen. PROVIEH will erreichen, dass die Bedürfnisse der Tiere und der Umwelt gleichermaßen mit berücksichtigt werden.
     
  • Die Tiere müssen ihrer Art gemäß gefüttert werden. PROVIEH verlangt, dass die Futtermittelproduktion nicht zu Lasten der Umwelt und der ärmeren Weltregionen gehen darf.
     
  • Transport und Tod von Nutztieren sollen so schonend wie möglich erfolgen.
     
  • PROHVIEH will erreichen, dass alle tierischen Erzeugnisse nach Herkunft und Erzeugungsart eindeutig gekennzeichnet werden.

PROVIEH ist als gemeinnütziger Verein anerkannt und gehört dem Deutschen Spendenrat e.V. an. www.provieh.de

Anzumerken ist, dass die Kontrolle der Nutztierhalter, wie Pressemitteilungen und eine Anfrage beim Kreis Nordfriesland zeigen, offensichtlich stark defizitär ist.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 297 - Juni 2013, Seite 24
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2013