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GEHEIM/273: Antikubanische Connections


GEHEIM Nr. 2/2010 - 20. Juli 2010

GEFÄHRLICHE VERBINDUNGEN
Antikubanische Connections
Hinter der europäischen Kampagne gegen Kuba stehen die Konrad-Adenauer-Stiftung und die CIA

Von Jean-Guy Allard


Die Propagandakampagne gegen Kuba, die seit Wochen die kommerzielle Presse Europas überschwemmt, charakterisiert sich durch ein umfangreiches Ausschwärmen des "Kuba"-Personals der CIA. Ein alter Partner der Agentur, die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), zeigte es jüngstens in Brüssel, wo sie eine "Konferenz" organisierte, deren Teilnehmer zum größten Teil aus dem Lateinamerika-"Staff" Langleys kamen.

Die von der KAS im exklusiven Cercle Royal Gaulois der belgischen Hauptstadt organisierte Medienshow gegen Kuba, deren Gäste im nicht gerade proletarischen Best Western Premier Park Hotel Brussels untergebracht wurden, hatte das augenscheinliche Ziel zu verhindern, dass der (spanische) EU-Vorsitz die europäische Haltung gegenüber Havanna ändern könnte, die der Falangist José María Aznar seinerzeit veranlasst hatte.

Jemandem, der die Berliner Stiftung der Klingelhöferstraße nicht kennt, könnte das Forum zum Thema Kuba unter dem etwas enigmatischen Titel "Die Kuba-Politik der EU: Zwischen Pragmatismus und Werteorientierung" legitim erscheinen.

Aber wer diejenigen kennt, die sie einberufen und gefüllt haben, dem ist klar, dass es sich einmal mehr um einen Eingriff des US-Geheimdienstes in den Bereich der globalen Politik Europas handelt.


CIA immer nah

In Brüssel bestätigte die KAS die aktive Aufrechterhaltung ihrer Verbindung mit der CIA, indem sie als Hauptakteure ihres Programms derartig mit US-Geheimdienst-Operationen identifizierte Individuen einschrieb wie Yaxis Cires Dib, der sich selbst pompös zum Vizepräsidenten für Auswärtige Beziehungen der "Kubanischen Christdemokratischen Partei" (Partido Democratacristiano - PDC) proklamiert hat - derartige Parteien wurden von der CIA zu Dutzenden geschaffen -, und Julio Hernández, der "Chef" auf Lebenszeit der "Christlichen Befreiungsbewegung" (Movimiento Cristiano de Liberación).

In verschiedenen vom State Department geförderten Publikationen erscheint der Name von Cires neben denen von Agenten und Terroristen wie Angel De Fana und Frank Calzón, die beide seit Jahrzehnten mit der antikubanischen Propaganda verknüpft sind.

Was die "Bewegung" von Hernández betrifft, besteht sie "aus ihm, seiner Frau und der Katze", wie eine mit seinen Aktivitäten vertraute Quelle humorvoll beschreibt.


"Sie wirken fast unter völliger Geheimhaltung"

In seinem in Spanien (Verlag Debate-2007) veröffentlichten Buch La CIA en España (Die CIA in Spanien) zeigt der berühmte Forscher aus Madrid, Alfredo Grimaldos, wie "die deutschen Stiftungen in etwa 60 Ländern Programme durchführen, wobei sie ca. 150 Millionen Dollar ausgeben", und er fügte hinzu: "Sie wirken unter fast völliger Geheimhaltung."

Grimaldos zitiert den Ex-CIA-Agenten Philip Agee, der im März 1987 in der Zeitschrift Zona Cero enthüllte, dass innerhalb des von der Agentur erarbeiteten "Demokratischen Programms" die deutschen Stiftungen benutzt wurden, "um die CIA-Gelder zu kanalisieren", und zwar hin zu politischen Organisationen, die den US-Interessen dienlich sind.

Die venezolanisch-US-amerikanische Forscherin Eva Golinger zeigt auf, wie diese Stiftung "auch seit den 60er Jahren Hilfsarbeit geleistet hat, um die Kubanische Revolution zu isolieren und zu destabilisieren, und sie steht in enger Verbindung mit der Nationalen Kubanisch-Amerikanischen Stiftung (Fundación Nacional Cubana-Americana - FNCA) und dem Center for a Free Cuba (von Frank Calzón), beide zum großen Teil finanziert durch die US-Organisationen NED (Nacional Endowment for Democracy) und USAID (U.S. Agency for International Development)".

"Die Konrad-Adenauer-Stiftung finanziert auch die rechtsgerichteten Bewegungen (die "Christdemokratie") im ehemaligen sowjetischen Block und arbeitet mit ihnen zusammen, und sie hat zusammen mit den Washingtoner Agenturen den Impuls gegeben zu den "farbigen Revolutionen" in Georgien, in der Ukraine (Orange Revolution) und in Serbien und anderen europäischen Ländern", schreibt sie.

Als eine der CDU untergeordnete Stiftung wurde die KAS 1956 unter dem Namen "Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit" gegründet und nahm später den Namen des verstorbenen deutschen Kanzlers Konrad Adenauer an. Sie ist die wichtigste deutsche "Denkfabrik". Ihr Jahresbudget liegt bei 100 Millionen Euro und kommt zum größten Teil aus den Taschen der Beitragszahler.

Die KAS finanziert weltweit politische Parteien, NGOs und Organisationen anderer Art, die den Interessen des rechten Hügels der internationalen Unternehmerschaft dienen, und zwar mit versteckter aber vorhandener Unterstützung der Vereinigten Staaten.


Weltweites Netz

Die deutsche Stiftung ist Teil der Weltbewegung für Demokratie (World Movement for Democracy), gegründet von der Nationalen Stiftung für Demokratie (Nacional Endowment for Democracy), einem US-Fonds, der von der einflussnehmenden USAID finanziert wird. der weltweit wichtigsten Fassade der CIA, angeklagt wegen ihrer unablässigen Interventionen in Lateinamerika, wo sie offen die Subversion und Destabilisierung finanziert.

Die KAS unterhält Büros und Personal in mehreren Ländern Lateinamerikas. Sie subventioniert außerdem "Projekte" in Kuba, womit sie ständig die konspirativen Pläne unterstützt, in denen die "behaarte Hand" der CIA erscheint.

Augenscheinlich ist auch die enge Zusammenarbeit der KAS mit der FAES-Stiftung von Aznar und ihre Beziehung zu dem vor der kubanischen Justiz flüchtigen Terroristen Carlos Alberto Montaner.

Als Hauptagitator hat Montaner zusammen mit dem CIA-Personal sowohl in Europa als auch in Lateinamerika an Seminaren der KAS und der Friedrich-Naumann-Stiftung der LDPD teilgenommen, die seine Auftritte immer großzügig bezahlt haben.

Andere, noch bedeutungsvollere Informationen besagen alles bezüglich der Aufrufe zur "Demokratie" der millionenschweren deutschen Stiftung in ihrer Kampagne gegen Kuba: In Venezuela hat die KAS die neofaschistische Partei Primero Justicia unterstützt und steht weiter hinter ihr. Diese Partei hatte im April 2002 aktiv am Staatsstreich gegen den Präsidenten Hugo Chávez teilgenommen.

Gemäß dem ultrarechten US-Amerikaner Chris Sabatini war Primero Justicia der wichtigste Partner in Venezuela des Internationalen Republikanischen Instituts, einer Organisation der extremen Rechten, mit Millionen subventioniert durch die NED.

Die Organisation Primero Justicia war die Schöpfung des Putschisten Alejandro Peña Esclusa, heute Chef von Uno-America, der faschistischen lateinamerikanischen Organisation, die von Ex-Militärs der Operation Condor und Terror-Komplizen gefördert wird.

Der in Kolumbien wohnhafte Peña Esclusa beriet die Militärs und Unternehmer, die den Putsch in Honduras durchführten, zusammen mit den fanatischsten Strategen in Washington wie Otto Reich, Roger Noriega und Dan Fisk. Eine Aufgabe, der sich auch - welch ein Zufall! - Montaner und sein terroristischer Partner von immer, Armando Valladares, widmeten.


Nachtrag der GEHEIM-Redaktion:
Im Juli 2010 verhafteten die venezolanischen Sicherheitsbehörden den im Artikel erwähnten Alejandro Peña Esclusa. Bei einer Hausdurchsuchung fanden sie Sprengstoff. Peña ist verdächtig zusammen mit dem salvadorianischen Terroristen Francisco Chávez Abarca Anschläge in Venezuela vorbereitet zu haben
(s. GEHEIM-Artikel "Zuerst Caracas, dann Havanna".)


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Quelle:
GEHEIM Nr. 2/2010, 20. Juli 2010, Seite 23-24
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2010