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GLEICHHEIT/6408: Linke Online-Publikationen verzeichnen massiven Rückgang der Zugriffe über Google


World Socialist Web Site
Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale

World Socialist Web Site und andere bekannte linke Online-Publikationen verzeichnen massiven Rückgang der Zugriffe über Google

Von Andre Damon und David North
3. August 2017


Der massive Rückgang der Leserzahlen bei sozialistischen, pazifistischen und progressiven Websites in den letzten drei Monaten ist darauf zurückzuführen, dass ihr Google-Suchtraffic um insgesamt 45 Prozent abgenommen hat. Das geht aus aktuellen Daten hervor, die die World Socialist Web Site in Zusammenarbeit mit anderen Online-Redaktionen und Experten für Suchtechnologien erhoben hat.

Der Rückgang setzte ein, nachdem Google die Richtlinien für die Beurteilung seiner Suchergebnisse geändert hatte. Ben Gomes, Vice President of Engineering bei Google Search, hatte am 25. April angekündigt, Google werde mit der Aktualisierung seiner Suchalgorithmen den Zugang zu "anstößigen" Seiten unterbinden und dafür sorgen, dass "zuverlässigere Inhalte angezeigt werden".

An statistischen Daten, die die World Socialist Web Site vom Dienstleister SEMrush angefordert hat, lässt sich ablesen, wie stark der über die Google-Suche erzeugte Traffic bei 13 Websites mit großer Leserschaft schätzungsweise zurückgegangen ist. Die Ergebnisse für den Rückgang des Suchtraffics lauten wie folgt:

  • wsws.org: 67 Prozent
  • alternet.org: 63 Prozent
  • globalresearch.ca: 62 Prozent
  • consortiumnews.com: 47 Prozent
  • socialistworker.org: 47 Prozent
  • mediamatters.org: 42 Prozent
  • commondreams.org: 37 Prozent
  • internationalviewpoint.org: 36 Prozent
  • democracynow.org: 36 Prozent
  • wikileaks.org: 30 Prozent
  • truth-out.org: 25 Prozent
  • counterpunch.org: 21 Prozent
  • theintercept.com: 19 Prozent

Die World Socialist Web Site war von den 13 aufgelisteten Websites am stärksten betroffen. Ihr Google-Suchtraffic ist um zwei Drittel gesunken.

Die neuen Statistiken zeigen, dass die durch Google ausgeübte Zensur stark auf die WSWS abzielt. In den zwölf Monaten vor der Einführung der neuen Google-Algorithmen verzeichnete die WSWS einen deutlichen Anstieg ihrer Leserzahlen. Ein signifikanter Anteil dieses Zuwachses war auf Suchergebnisse bei Google zurückzuführen. Das rasche Wachstum des Suchtraffics war Ausdruck des Interesses an sozialistischer Politik, das im Jahr 2016 nachweislich zunahm. Es beschleunigte sich nach der Präsidentschaftswahl im November, die Massenproteste gegen den Wahlsieg Trumps auslöste.

Im April 2017, unmittelbar bevor Google seine Zensur-Algorithmen einführte, verzeichnete die WSWS ihre höchsten Zugriffszahlen.

Eine andere Website, die ebenfalls vom Vorgehen Googles betroffen ist, hat der WSWS Informationen geliefert, die diese Ergebnisse bestätigen.

Aaron Kaufman, Entwicklungsleiter bei der progressiven Nachrichten-Website Common Dreams, erklärte: "Ende Mai wurden die negativen Auswirkungen des geänderten Google-Algorithmus auf den organischen Suchtraffic zur Common-Dreams-Website sichtbar. Seit Mai ist der Google-Suchtraffic im Verhältnis zum Gesamt-Traffic bei Common Dreams um fast 50 Prozent zurückgegangen."

Das Ausmaß und die Auswirkungen der Maßnahmen von Google zeigen, dass mehrere Techniken zugleich eingesetzt werden, um Zugriffe auf die betroffenen Websites zu verhindern. Dabei werden die WSWS und die anderen zwölf genannten Sites von den Google-Bewertern direkt gekennzeichnet und aussortiert. Sie erhalten eine äußerst negative Bewertung, sodass ihre Artikel entweder zurückgestuft oder gänzlich übergangen werden. Zudem lehrt die neue Programmiertechnologie die Computer, die Einstellung der Bewerter zu übernehmen, d. h. deren Präferenzen und Vorurteile nachzuahmen.

Die Präzision, mit der diese Operation ausgeführt wird, deutet zudem stark darauf hin, dass es noch weitere Ausschlusstechniken gibt, u. a. die Auswahl von Begriffen, Worten, Ausdrücken und Themen, die man mit sozialistischen und linken Websites in Verbindung bringt.

Das würde erklären, warum die World Socialist Web Site, die sich auf Themen wie Krieg, Geopolitik, soziale Ungleichheit und Arbeiterkämpfe konzentriert, bei genau diesen Themen einen so starken Rückgang der Seitenaufrufe über Google verzeichnet. Wir haben festgestellt, dass genau die Begriffe und Ausdrücke, die unter normalen Umständen die meisten Treffer generieren würden - "Sozialismus", "Marxismus" und "Trotzkismus" - nun die schlechtesten Ergebnisse liefern.

Dieser Prozess dauert an. Vermutlich fügen die Bewerter von Google ständig weitere verdächtige Begriffe hinzu, damit der Algorithmus immer präziser wird. Das Endziel wäre, den Traffic zur WSWS und anderen betroffenen Websites vollständig zum Erliegen zu bringen.

Aus den Informationen, die die WSWS in der letzten Woche zusammengetragen und veröffentlicht hat, geht eindeutig hervor, dass Google das Zentrum einer Verschwörung bildet, mit der Staat und Wirtschaft demokratische Rechte drastisch beschneiden wollen. Der Angriff auf die Meinungsfreiheit und den unzensierten Zugang zu Informationen soll den Widerstand der Öffentlichkeit gegen soziale Ungleichheit, Krieg und autoritäre Herrschaft schwächen.

Dass Google in diesem Prozess eine so zentrale und üble Rolle spielt, zeigt, dass sich Meinungs- und Gedankenfreiheit nicht mit der Kontrolle von Privatunternehmen über das Internet vereinbaren lassen.

Wir werden unsere Enthüllungen über den Angriff von Google auf demokratische Rechte fortsetzen und fordern die sofortige und nachweisliche Einstellung und Rücknahme des Zensurprogramms.

Innerhalb der USA und weltweit muss unbedingt eine koordinierte Kampagne gegen die Zensur des Internets durch Google organisiert werden. Wir werden mit aller Kraft zum Aufbau und zur Entwicklung einer Gegenoffensive beitragen, um die Meinungs- und Gedankenfreiheit zu verteidigen.

Der Kampf gegen Zensur durch Wirtschaft und Staat ist von zentraler Bedeutung für die Verteidigung demokratischer Rechte. Sozialistische, linke und progressive Websites müssen auf breiter Basis zusammenarbeiten, um die Öffentlichkeit und möglichst große Teile der Arbeiterklasse aufzurütteln.

Andre Damon und David North

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Quelle:
World Socialist Web Site, 03.08.2017
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http://www.wsws.org/de/articles/2017/08/03/pers-a03.html
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2017

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