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ROTER BRANDENBURGER/018: Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg 7-8/12


Roter Brandenburger - Juli/August 2012
Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg



In dieser Ausgabe:
- Wer herrscht in der EURO-Zone?
- Pana et circenses - Brot und Spiele
- Die Macht der Gesetzlosen
- Bildersturm
- Zur Entwicklung der Partei
- Auszeichnung für Unbequeme in Neuruppin
- Kommunismus (Teil XI)
- Aus dem Geschichtsbuch
- Brandenburger Nachrichten in Rot
- Kanonenfutter
- Enttäuschungen
- Roter Bücherwurm
- Anzeigen / Impressum

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"100 Jahre Kampf der KP Chile (1912-2012) und die aktuelle politische Situation in Chile"

An meine Partei
Pablo Neruda

Du gabst mir die Brüderlichkeit zu ihm, den ich nicht kenne.
Du hast mir die Kraft aller, die leben, verliehen.
Du hast mir erneut das Vaterland gegeben, wie bei der Geburt.
Du hast mir die Freiheit geschenkt, die nicht der Einsame hat.
Du lehrtest mich, die Güte zu entfachen, wie ein Feuer.
Du gabst die Gradheit mir, die der Baum haben muß.
Du lehrtest mich, die Einheit zu erkennen und der Menschen Verschiedenheit.
Du zeigtest mir, wie der Schmerz eines Menschenwesens verging, im Siege aller.
Du lehrtest mich, in den harten Betten meiner Brüder zu schlafen.
Du ließest mich erstehen auf der Wirklichkeit wie auf einem Fels.
Du machtest zum Feind des Ruchlosen mich, und zum Wall gegen den Rasenden.
Du ließest mich erkennen, das Licht der Welt und die Möglichkeit der Freude.
Du machtest mich unzerstörbar, denn mit dir hab ich in mir selbst kein Ende.

Das Gedicht von unserem Genossen Pablo Neruda konfrontiert uns mit der Bedeutung und Notwendigkeit, Kommunist zu sein. Ob in Chile oder an jeglichen anderen Ort der Welt, weist uns auf dass wir Kommunisten einen Ort und einen Genossen haben, um gemeinsam für eine bessere Welt zu kämpfen.

Mario Berríos Miranda
Landesvorsitzender der DKP Brandenburg
Mitglied des Parteivorstandes

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Wer herrscht in der EURO-Zone?

Wie lange orakeln die Medien schon über die Krise? Wie oft schwadronieren Politiker über Ursprünge und Lösungen der Eurokrise. Während aller Rederei wirkt die Macht des Faktischen. Tatsache ist, die Eurozone ist eine wirtschaftliche, finanzielle, politische und militärische Verflechtung einiger eindeutig kapitalistischer Länder Europas. Es handelt sich also zweifellos um ein kapitalistisches Gefüge, mit allen Konsequenzen, die sich aus dem kapitalistischen System ergeben. Das gilt besonders für den chronischen Wechsel von Konjunktur, Krise und Krieg. Dieser Wechsel ist von der Geschichtswirklichkeit des Kapitalismus belegt. Kommunistische Wissenschaftler hatten ihn offen gelegt, seine Ursachen, Abläufe und Folgen untersucht. Das Wissen über diesen Wechsel müsste eigentlich längst zur Allgemeinbildung des Volkes gehören. Gehört es aber nicht, denn es spricht gegen den Kapitalismus und eben der ist das hier herrschende System. In dem wirkt dazu Antikommunismus wie ein dickes Brett zwischen Köpfen und Wirklichkeit.

Aber auch die Tatsache, dass in unserer Erdregion zwischen 1945 und 1999 kein offener Krieg mehr tobte, erleichterte es den Kapitalismus-Predigern, hier den Eindruck zu erwecken, der Kreislauf Konjunktur-Krise-Krieg sei kein zwingendes Resultat kapitalistischer "Ordnung". In Wirklichkeit jedoch verhinderte überwiegend der Bruch des Atomwaffenmonopols der USA und der NATO durch die UdSSR den dritten Weltkrieg. Und nicht etwa eine Wandlung kapitalistischer Systemregeln. Stattdessen wurde dann der dritte Weltkrieg als Kalter Krieg mit allen Mitteln weltweit ausgetragen. In Europa wurde er vom Kapitalismus gewonnen. Und schon funktionierte das kapitalistische System wieder wie üblich. Nicht nur der Krieg gegen Jugoslawien und die unglaublich und anhaltende Ausweitung des NATO-Kriegspaktes signalisierten das. Die NATO garantiert, dass dessen Mitgliedsstaaten - gerade auch Länder der Eurozone - einstweilen ungestraft wieder einen Krieg nach dem anderen gegen missliebige Völker führen können. Die Verwobenheit von Konjunktur, Krise und Krieg ist im heutigen Kapitalismus engmaschiger denn je. Wer im Kapitalismus lebt, muss, ob er will oder nicht, mit dem Wechsel von Konjunktur, Krise und Krieg leben - mit allen Folgen. Alles andere ist bestenfalls Illusion.


Großbesitz macht mächtig

Die in Hamburg geborene "mächtigste Politikerin unserer Tage" (westlicher Ehrentitel für Frau Dr. Merkel) will, dass die Staaten der Eurozone Rechte und Kompetenzen an Europa abtreten, um die Zonenkrise zu meistern. Wen mag sie nur mit "Europa" meinen? Das EU-Parlament jedenfalls nicht, denn das ist noch repräsentativer und hat dafür noch weniger Einfluss auf die Lebensrealitäten als die Parlamente der 27 konstitutionellen Monarchien, präsidialen Republiken und parlamentarisch-repräsentativen Demokratien, die der EU angehören. Zudem gehören nur 17 dieser 27 Staaten der Eurozone an, während die anderen nationale Währungen haben. Unklare Begriffe werden immer eingesetzt, wenn unerfreuliche oder gar verbrecherische Realitäten vernebelt werden sollen. Jeder weiß im Grunde, die Konkurrenz im Kapitalismus führt nicht nur dazu, dass die großen Banken und Wirtschaftsunternehmen den Ton angeben, sie "fressen" auch die kleinen. Es geben die größeren und stärkeren Staaten (mit Hilfe ihrer Wirtschaftsunternehmen und Banken) den Ton und die Richtung in der Eurozone an. Das bisherige EU-Gefüge bietet dafür die Voraussetzungen. Sollte Merkel nun unverblümt sagen: Die Euro-Staaten mögen mehr Rechte und Kompetenzen an die real ohnehin herrschenden Wirtschafts- und Finanzkräfte abtreten?


Des Kaisers neue Kleider

Die uralte Regel, im Kapitalismus werden die Reichen immer reicher, während die Armen ärmer und der Armen immer mehr werden, gilt in EU und besonders Eurozone inzwischen auch so: Die großen und starken Finanz- und Wirtschaftsunternehmen, wie die größeren und mächtigeren Staaten werden immer reicher und bestimmender, während die anderen immer mehr zu abhängigen Bettlern werden. All das wird zerredet, während ganze Völker unruhig werden. Es zeigen sich immer offener faschistische Strömungen, die mancher verharmloste oder für überlebte Vergangenheit hält.

Was in kapitalistischen Staaten bisher Parteien, Wahlen und Parlamente verdeckten, nämlich die Allmacht der großen Kapitalbesitzer, legt die jetzige Euro-Zonenwirklichkeit bloß. Der Kaiser namens "Demokratie" ist nackt. Geld regiert die Welt, sagt der Volksmund. Die Herrschaft des Euro ist nicht von ausreichend verhüllender demokratischer Verkleidung bedeckt. Um hier die Blöße der Kapitalmacht zu verdecken, müssten EU oder Eurozone eine Verfassung, letztlich einen Bundesstaat schaffen. Auf die Lebenswirklichkeit hätte das angesichts der Banken- und Großunternehmensmacht auch nicht mehr Wirkung, als der oberste Grundsatz des BRD-Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - aber es klingt doch wunderschön.

Nun will ich mir nicht den Kopf anstrengen und überlegen, ob die Mächtigen das zu Wege bringen können. Das überlasse ich der Linkspartei und anderen EU-Fans. Auch sei nicht bestritten, dass repräsentative Demokratie weitaus erträglicher ist als jeglicher Faschismus, obgleich beide Erscheinungen des Kapitalismus sind.


Die große Illusion

Jedoch benötigen die im Moment unverhüllten EU-Machthaber nicht nur ein schmückendes Demokratie-Gewand, um all die Völker zu zähmen, die sie inzwischen in ihrer Koppel zum Melken versammelt haben. Vielmehr schlossen sie sich zusammen, um globale Macht zu erringen. Und ihr globales Wirken betreiben sie mit dem Versprechen: Wer sich mit uns einlässt, wird mit Demokratie und Wohlstand gesegnet. Leider glauben allzu viele, was sie glauben möchten, ungeachtet aller Realitäten. Tatsächlich treibt die Krise auch diesmal wieder mehr Leute nach rechts als nach links. Was allerdings auch daran liegt, dass links und rot inzwischen zu äußerst verwaschenen Kennzeichen wurden. Eigentlich müssten die erschreckenden faschistischen, nationalistischen und royalistischen Tendenzen u.a. in den baltischen Staaten selbst die bürgerlichsten Demokraten des Euro-Blockes aus ihren Träumen wecken. Aber die brachte nicht einmal dieser fast unglaubliche Krieg gegen Libyen aus der Ruhe. An NATO-Ausweitung, Umstellung der Streitkräfte von Verteidigungs- auf internationale Eingreifaufgaben, Rüstungsmodernisierung und -export hat man sich gewöhnt. Was uns die Töne sagen sollten, welche die EU, und allen voran die BRD, gegenüber Belarus, Brasilien, China, Iran, Russland, Syrien und vielen anderen Staaten anschlagen, wird sträflich vernachlässigt. Da äußern nationalistischer Größenwahn und unglaubliche Selbstgerechtigkeit. Die Illusion, die Eurozone sei eine Union friedlicher, demokratischer Völker, ist längst ad acta zu legen. Sie ist ein Machtinstrument der Wirtschafts- und Finanzgewaltigen, der Großkapitalisten, sie ist ein imperialistisches Gebilde. Ob und in welcher Form es Bestand hat, wird sich zeigen.    Hans Stahl

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Joachim Ringelnatz

FUßBALL

[Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Der Beitrag wurde nicht in den Schattenblick übernommen.]

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Pana et circenses - Brot und Spiele

Darauf einen Chianti Classico! Die deutschnationale Tümelei ist nicht vorbei, aber die vom deutschen Fußballvolk und seinen Lenkern gewonnen geglaubte und politisch schamlos gegen die Ukraine missbrauchte Europameisterschaft im Fußball ist abgehakt. Das Bier bleibt in den Tanks, die Fanmeilen werden wieder zu öffentlichen Straßen und Plätzen, Autokorso finden aus Anlass deutschen Sieges nicht statt, die Siegesbanner hängen schlaff in der Sommerschwüle, Jubelbesäufnisse werden einen anderen Grund suchen müssen. Spiegel Online wusste am Tag des Spiels Italien - Deutschland. "So knacken wir Italien"; "Merkel lässt Monti abblitzen"; "Heute wirbelt er Italien weg" [die Rede war vom Fußballer Özil, der dann glücklicherweise einen Elfmeterball treten durfte]. Bei Stern Online hieß es unter der Überschrift: Ein nicht ernst gemeinter Ländervergleich "Deutschland gegen Italien ist auch das Duell VW Golf gegen Fiat Panda, Spätzle gegen Spaghetti..." Es sah so aus, als ginge es gar nicht um Fußball, sondern um Krieg, um Vernichtung von Gegnern, um Sieg und Endsieg. Nicht junge, sportbegeisterte Menschen wetteiferten in Völker verbindendem fairem Sport. Deutschland stand gegen den Rest Europas, hier war nicht zu spielen, hier war nur zu siegen. "Wegputzen", lautete die Devise von Claudia Roth. Das "Sieg"-Gebrüll im Stadion nervte sogar den obersten Patrioten, Innenminister Friedrich, hieß es. Aber nicht allein um Gebrüll ging es. Spiegel Online meinte, die Linke [darin eingeschlossen auch die Grünen] hätte mal wieder Angst, das Ausland könnte die Deutschen nicht sympathisch genug finden. Ja, Griechenland ist von Deutschland besiegt, nicht die griechische Fußballmannschaft von der deutschen. Natürlich werden Fähnchen überall geschwenkt, aber ein Trikot mit dem Rückentitel DEUTSCHLAND 88 und je einem Eisenkreuz auf den Ärmeln trugen andere als Deutsche nicht. 88 ist der Code der Neofaschisten für Heil Hitler [der Buchstabe H ist der achte im Alphabet] - gesehen am 17. Juni 2012 im Stadion von Lwiw. Von Medien geschürte ekelhafte Nationalismen gepaart mit spießbürgerlicher Afferei stellen das an sich schöne sportliche Ereignis ebenso in den Schatten wie die völlig ungerechtfertigten Einkünfte für die Stars und andere Akteure, die Unsummen für gigantische Stadionanlagen und penetranten Medienrummel. Am Tag danach hieß es: "Wie im Fußball, so auch beim Euro-Gipfel: Italien hat sich in einer langen Verhandlungsnacht in Brüssel in zentralen Punkten durchgesetzt, Kanzlerin Merkel knickte ein." [Spiegel Online, 29. Juni 2012]. Damit dies alles nicht durchschaut wird, damit die Märkte jubeln können, braucht es Brot und Spiele, weiß    Till

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Die Macht der Gesetzlosen

"Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!"
Bertold Brecht

Es kann einem schon der kalte Kaffee hochkommen, wenn man die aktuellen Klagen über die Menschenrechtslage in der Ukraine hört, die die Fußball-EM "überschattet" haben sollen, und weiß, was in den libyschen Gefängnissen tatsächlich geschieht.

"Wir alle sind verbunden durch den Wunsch, die kommenden Kriege zu verhindern", erklärte Frank Ehrhardt, der Vorsitzende der DKP Potsdam & Umland in seinen einleitenden Worten zur Veranstaltung unserer Grundorganisation am 19. Mai in Potsdam. Revolution, Konterrevolution und die NATO-Aggression gegen Libyen 2011, aber auch die kommenden Kriege der NATO waren unser Thema.

"Wir zeichnen keine Zerrbilder" so der Genosse weiter, "wenn wir die Verbrechen des Krieges anprangern. Der gegenwärtige Kapitalismus - nein - generell der Kapitalismus ist noch viel verkommener: Über 100.000 Menschen verhungern täglich auf dieser Welt oder sterben qualvoll an den Folgen des Hungers. Eine Milliarde Menschen ist chronisch unterernährt Wer die vielen Grausamkeiten und das Elend auf der Erde beschreibt, malt ganz bestimmt keine Horrorwelt. Ich spreche nur aus, was für Abermillionen Menschen bittere Wirklichkeit ist. Wer verändern will, muss aber sagen, was ist und was zu tun ist - statt schönzufärben - und mit dem Mythos des angeblich friedensfähigen Kapitalismus aufräumen."

Die Wahrheit über Libyen nach diesem blutigen "Frühling" ist: Es gibt zurzeit dort keine gewählte Regierung. Es herrscht Gesetzlosigkeit. Menschen, auch kleine Kinder dürfen auf der Straße erschossen werden, wenn es den schwerst bewaffneten Milizen gerade so passt.

Folterungen durch Schläge mit Peitschen, Verbrennungen mit Benzin, Schlafentzug und anderem, die zu Hunderten von Todesfällen in den Gefängnissen führten, sind an der Tagesordnung. Eines der bekanntesten Opfer jüngster Zeit war Baghdadi al Mahmudi, der seit 3. März 2006 Generalsekretär des Allgemeinen Volkskomitees ist und damit de facto Regierungschef Libyens. Er wurde am 24. Juni quasi in Folter und Tod aus Tunesien ausgeliefert. Der durch Hungerstreik geschwächte Mann soll laut seinem Anwalt schwer gefoltert worden und darauf ins Koma gefallen sein. Ob er noch lebt, ist nicht bekannt.

Die DKP Potsdam & Umland hatte die Veranstaltung dem Film "Verfluchter Frühling" von Fulvio Grimaldi eingeleitet, der im Mai 2011 Libyen unter den Bomben der NATO besucht hatte. Die riesigen Demonstrationen gegen die NATO mit den mehr als vier Kilometer langen Bahnen der libyschen Flagge über den Köpfen der Millionen von Demonstranten, die Folgen der permanenten Bombardierung des Landes (mehr als 100.000 Tote), aber auch die Versammlungen aller libyschen Stämme, die sich gegen die NATO aussprachen, all das hat Grimaldi mit eigenen Augen gesehen.

Bis auf den letzten Platz war der Raum in Potsdam besetzt. Die bittere Wahrheit aufzuzeigen, und die Lügen der Medien zu entlarven, ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Viele weitere müssen folgen, denn nur eine breite Front gegen dieses Unrecht kann etwas verändern.

Maren Cronsnest


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Baghdadi al Mahmudi nach seiner völkerrechtswidrigen Auslieferung durch die tunesische Regierung am 24. Juni 2012

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Bildersturm

Am 31. August 1799 verkündete König Friedrich Wilhelm III. in einer Circular-Verordnung:

"Ich habe der Geschichte noch nicht erwähnt, will also nur bemerken, daß der Unterricht darin sich lediglich auf die wichtigsten Ereignisse des Vaterlandes einschränken und keinen anderen Zweck haben dürfe, als Liebe und Anhänglichkeit für dasselbe, Stolz auf die Thaten unserer Vorfahren, und die Begierde zur Nachahmung derselben zu erwecken [...]"

Dass es in Frankfurt (Oder) nicht zur beabsichtigten Tilgung des Namens Karl Liebknecht beim Städtischen Gymnasium kam, entschieden mit sehr knapper Mehrheit die Stadtverordneten. Dieser Abstimmung war eine öffentliche Debatte vorausgegangen, die scharf, gelegentlich unsachlich, geführt wurde. Aus Westberlin belehrte ein ehemaliger Schüler dieser Schule, dass Liebknecht nicht im Entferntesten Demokrat gewesen sei. Dazu nickten heftig die christlichen Jungunioner. Die Gegner Liebknechts schwafelten unaufhörlich von demokratischen Prozessen, die sie verletzt sähen. Wo möglich hebelten sie Demokratie aus, indem sie Stellungnahmen für die Beibehaltung des Namens nicht zur Kenntnis nahmen, indem sie eintausend Unterschriften für Liebknecht ignorierten, indem sie logen, indem sie der Entscheidung einer Schulkonferenz den Vorrang gaben, die sich für die Tilgung des Namens ausgesprochen hatte - wobei das Zustandekommen des Abstimmungsergebnisses zumindest fragwürdig war. Insgesamt vollzog sich Unwürdiges, ausgelöst von geifernden Bilderstürmern. Aufschlussreich war die Haltung oder besser Nichthaltung des Lehrkörpers des Gymnasiums. Öffentliche Äußerungen waren nicht zu vernehmen. Der Kunstlehrer versuchte mit einer Aktion im Foyer der Schule Impulse zum Bedenken auszulösen. Vom kommissarischen Schulleiter kam das öffentliche Bekenntnis, die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums könnten mit dem Namen absolut gar nichts anfangen. Die Schlussfolgerung, fehlende Kenntnisse durch Vermittlung von Wissen zu kompensieren, zog er nicht. Schließlich möchte er ordentlicher Schulleiter werden. Des Lehrkörpers schweigende Zurückhaltung erklärte sich, als bekannt wurde, dass in Wriezen beherzte Lehrerinnen und Lehrer, die wegen sich verschlechternder Unterrichtsbedingungen in der Justizvollzuganstalt Wriezen den Beirat der Haftanstalt anriefen, disziplinarisch gemaßregelt wurden. Das brandenburgische Bildungsministerium verwies auf die zu gewährleistende Loyalitätspflicht der Beamtinnen und Beamten und darauf, dass Kritik einzig auf dem Dienstweg geäußert werden dürfe.

Das Schweigen in Frankfurt (Oder) zeugt davon, dass hier offenbar Zucht und Ordnung herrschen - im Jahre 2012!    maggh

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Zur Entwicklung der Partei

Wer die Welt verändern will, muss sie erkennen. Wer sich befreien will, braucht Genossen. Wer Kraft entfalten will, muss sich organisieren. Wer ein freies menschliches Leben erringen will, die Zukunft gewinnen will, muss kämpfen.


Auf Einladung des Landeskoordinierungsrates Mecklenburg-Vorpommern der DKP nahmen auch Genossen aus Brandenburg an der Landesmitgliederversammlung am 30. Juni in Teterow teil. Die LMV unterstützt durch ihre quartalsweise Durchführung die Arbeit des Koordinierungsrates und verbessert die Kommunikation zwischen den räumlich weit verstreuten Grundorganisationen.

Auf der Versammlung hat sich der Koordinierungsrat eine neue Geschäftsordnung gegeben und in Abstimmung mit allen anwesenden Genossen den Willen bekundet, die Gründung des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern weiterhin anzustreben. Dies wird als logischer Schritt im Rahmen des kontinuierlichen Mitgliederzuwachses in den letzten zwei Jahren gewertet. Einige bisher auf Grund ihrer Mitgliederzahl wenig aktive GO konnten durch den Eintritt vor allem junger Genossen ihre Aktivitäten verstärken und die Präsenz der DKP deutlich erhöhen.

Der Landesvorsitzende der DKP Brandenburg, Mario Berríos Miranda, begrüßte in seinem Gastbeitrag die Anstrengungen der mecklenburgischen Genossen an dem Ziel festzuhalten, einen Landesverband zu gründen und als aktive DKP in Stadt und Land die Partei stärker als bisher in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken. Außerdem äußerte er die Hoffnung, dass sich die Mitgliederzahl weiterhin so positiv entwickelt, da auch der brandenburgische Landesverband der DKP einen Mitgliederzuwachs mit positiven Effekten bei der Stabilisierung und Stärkung der Grundorganisationen erlebt.

Diesen Effekt müssen wir zur Stärkung der Gesamtpartei nutzen. Dies ist möglich, wenn die Gruppen der DKP ausstrahlende Politik, ein ausstrahlendes Leben entwickeln. Ihnen kommt eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der Partei zu. Ihre Stärkung muss im Zentrum politischer und organisatorischer Maßnahmen stehen. Jetzt und hier müssen wir wiederum kämpfen, dass auf jedem Gruppenabend die Mitgliederentwicklung, die Mitgliedergewinnung Thema ist, wie und wann die Gruppe in ihrem Wirkungsbereich als DKP öffentlich in Erscheinung tritt.

Die Gruppen, die bislang nicht nach außen gegangen sind, wie auch jene, die es tun, sollen sich mehr zutrauen, die örtlichen Probleme aufzugreifen, Menschen zu mobilisieren, für ihre eigenen Rechte zu kämpfen. Hier können die Menschen die DKP kennen lernen und lebenslustig erleben.

Wir wollen, dass mehr Gruppen auf örtlicher Ebene das sind, was Kommunisten überall sein müssen - ein bewusster Vortrupp im Klassenkampf. Die Stärkung der Partei muss deshalb zur Richtschnur, zur Leitlinie in der Arbeit jedes Mitglieds, jeder Gruppe werden. Vor allem von ihnen hängt die erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgabe ab.

Die wichtigsten Voraussetzungen einer erfolgreichen Werbung neuer Mitglieder ist eine konsequent den Interessen der Arbeiterklasse dienende Politik und politische Praxis, die Herstellung einer engen Verbindung zu den Menschen, die Selbstdarstellung der Partei in Aktion, in öffentlichkeitswirksamer Arbeit und in der Lebendigkeit und Ausstrahlungskraft des politischen Lebens der Gruppe.

Eine aktive, ständig öffentlich in Erscheinung tretende Parteiorganisation besitzt Anziehungskraft für politisch interessierte Menschen, ganz besonders für die Jugend. Immer ist es die Partei in der Aktion, die die meisten politisch Interessierten anspricht und zum Eintritt in die Partei gewinnt.

Jana Berg & Mario Berríos Miranda


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Tätowierte Überzeugung in MV

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Auszeichnung für Unbequeme in Neuruppin

Das Jugendwohnprojekt "Mittendrin" e.V. besteht seit knapp 20 Jahren in Neuruppin und nahm seinen Anfang in der Besetzung leerstehender Wohnräume in einem städtischen Gebäude. Daraus entwickelte sich eine Wohngemeinschaft von jungen Leuten mit vielfältigen Angeboten: Internet-Cafe, Fahrradwerkstatt, ein Kino- und Veranstaltungsraum für anspruchsvolle Veranstaltungen, Diskussionen und Rockkonzerte. Das JWP "Mittendrin" engagiert sich seit Jahren für ein respektvolles Miteinander, in dem kein Platz für Menschenverachtung, Nationalismus und Gewalt ist. Sie organisieren Workcamps im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, wo sie mit anderen Jugendlichen mithelfen, diese Gedenkstätte würdig zu gestalten.

Das JWP "Mittendrin" engagiert sich immer wieder gegen Rechtsextremismus, indem sie mithelfen im Verein "Neuruppin bleibt bunt" gegen Naziaufmärsche Gegendemonstrationen, aber auch Gedenkveranstaltungen für die Opfer rechter Gewalt zu organisieren.

Sie wurden vom Verfassungsschutz seit langem beobachtet und wurden im Verfassungsschutzbericht 2011 des Landes Brandenburg, als Beispiel für Linksextremismus erwähnt. Dagegen haben sie sich erfolgreich gewehrt, so dass der Verfassungsbericht korrigiert werden musste. Deutschlandweit gerieten sie in die Schlagzeilen.

Voller Erwartung und Spannung saßen wir nun am 9. Juni im Neuruppiner Kulturhaus "Stadtgarten," um an der Auszeichnung der Jugendlichen mit dem "Julius-Rumpf-Preis" für das Jugendwohnprojekt "Mittendrin" e.V. teilzunehmen. Eingeladen wurde durch die Martin-Niemöller-Stiftung.

Feierlich gestaltete die Mädchenband "Rememba" von "BAFF-Bands auf festen Füßen" der ev. Kirchengemeinde Joachimsthal das Programm.

Die Laudatio hielt Anetta Kahane, und sie erklärte, warum sich die Stifter für das JWP "Mittendrin" entschieden haben: "Sie wollen die Unbequemen, deren Engagement die Gesellschaft bewegt und ermutigt."

Neben Ehre und Urkunde gab es auch ein Preisgeld von 10.000 Euro. Seit dem Jahr 2000 vergibt die Martin-Niemöller-Stiftung den Julius-Rumpf-Preis an Initiativen, die sich für Toleranz und Mitmenschlichkeit einsetzen. Der Preis ist nach dem Pfarrer Julius Rumpf, der ab 1936 die Bekennende Kirche in Hessen-Nassau leitete, benannt. Er wurde vom faschistischen Regime zwangspensioniert.

Stolz bedankte sich Oliver Leonardt im Namen des JWP "Mittendrin" u. a. auch beim Bürgermeister Golde. Im Anschluss waren die Ausgezeichneten und deren Gäste zum Sektempfang geladen.

Gerda u. Rudi Menzel

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"...mit dem 'Sich-Einmischen' fängt Demokratie an"

An dieser Stelle möchten wir Auszüge aus der Rede dokumentieren, die zwei Vertreter des JWP "MittenDrin" anlässlich der Preisverleihung des Julius-Rumpf-Preises 2012 am 9. Juni 2012 im Tempelgarten hielten.

­... Der Julius-Rumpf-Preis honoriert auch Gewaltlosigkeit. Und auch, wenn, oft anderes über uns gesagt wird: Genau das ist unser Ziel: Eine friedliche, gewaltfreie Welt. Aber wir wollen nicht vergessen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die durch und durch gewalttätig ist - jeden Tag und jede Minute. ... Eine Gesellschaft die Kreide frisst und Waffen in Kriegsgebiete exportiert, die Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen lässt, die uns auspresst, entmündigt und mit Hartz IV demütigt, die nur auf Konkurrenz und Leistungsdruck basiert. Mit einer Polizei, die Antifaschisten mit Wasserwerfern, Knüppeln und Pfefferspray drangsaliert, obwohl sich diese legitim gegen Faschisten stellen. ... Für die Zukunft wünschen wir natürlich die vollständige organisatorische und personelle Implosion der lokalen Nazistrukturen, sowie kämpferische soziale Bewegungen, die sich nicht mit ein paar Krümeln oder Kuchenstückchen zufrieden geben, sondern die weiterhin darauf beharren, die ganze, verdammte Bäckerei haben zu wollen. ... Aber natürlich haben wir nicht nur revolutionäre Träume. Ganz konkret wollen wir eine Perspektive für das MittenDrin auch über den laufenden Mietvertrag hinaus. ...

Ein letzter Gruß gilt auch dem Verfassungsschutz, der mit seinen verbohrten Kriminalisierungsversuchen gegen uns letztlich nur das Gegenteil erreicht hat. ... Diesen Schlapphüten bleibt nur zu sagen: Wir werden niemals Freunde! ... Ihr merkt, wir beackern viele Themen und wir haben zu vielen Dingen unseren Senf abzugeben. Aber genau das ist unser Ding! Sich nicht über die Schweinereien in dieser Welt zu empören, hieße sie hinzunehmen. Wenn wir das alles nicht ansprechen würden, könnten wir diesem Preis nicht gerecht werden. Denn mit dem "Sich-Einmischen" fängt Demokratie an. Und genau das werden wir auch weiterhin tun.

Wir danken euch allen dafür, dass ihr hier seid und ganz besonders der Martin-Niemöller-Stiftung, der Familie Rumpf und der Laudatorin.

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Kommunismus (Teil XI)

Die Hauptquelle der Feindschaft gegen den Kommunismus ist der Verlust des Privateigentums an Produktionsmitteln, einschließlich Grund und Boden sowie Naturreichtümern. Inzwischen werden bereits private Eigentumsansprüche auf Himmel, Mond und Sterne angemeldet. Die Besitzenden und ihre Interessenvertreter entblöden sich nicht, Privatbesitz als Voraussetzung von Freiheit und Demokratie anzupreisen. Ungewollt räumen sie damit ein, dass es den Nichtbesitzenden auch an Freiheit und Demokratie mangelt. Es ist ja gerade der Privatbesitz an Produktionsmitteln, der die Gesellschaft in Arm und Reich spaltet und mehr noch, die soziale Klasse dieser Besitzenden in die Machtstellung gegenüber den Nichtbesitzenden und damit der Volksmehrheit bringt. Nur und erst nach Überwindung des Privateigentums und mit der sozialen Gleichstellung der Menschen lässt sich die Abhängigkeit von anderen Menschen und damit die Macht der einen über die anderen endgültig überwinden. Es ist eine infame Unterstellung, derartige soziale Gleichstellung als Uniformierung und "Abschaffung" der befruchtenden und anregenden Unterschiede der Menschen anzuzeigen. Gerade soziale Gleichstellung ermöglicht allen, individuelle Fähigkeiten und Vorzüge zu entfalten, aber auch an Unvollkommenheiten nicht gleich zu scheitern.

Das Wesentliche ist: Wer über die Produktionsmittel verfügt, bestimmt die Produktionsweise und damit letztlich die ganze Lebensweise. Kein noch so frei gewähltes Parlament hat soviel Einfluss auf das Leben in einem Ort, einem Land oder Staat wie Großunternehmen, Banken, Investoren, "Arbeitgeber" überhaupt haben. Das lässt sich im Kapitalismus nahezu allerorts studieren. Die Demokratie endet an den Toren der Unternehmen und Banken. In der kommunistischen Gesellschaft gehört die Entscheidungsvollkommenheit des Volkes über die Produktionsmittel aller Art zu den wichtigen Freiheiten. Schließlich entscheidet sich in dem Bereich immer maßgeblich Wohl und Wehe der Gesellschaft. Und problemlos wird das Leben auch im Kommunismus nicht. Man braucht nur an die offenen Fragen an unseren Umgang mit der allgewaltigen Natur zu denken. Auch bedarf es sowohl für die Produktion als auch für andere Gesellschaftsbereiche zweckmäßiger Strukturen. In der DDR waren wir ja von Kommunismus weit entfernt und doch: Vergleicht man die heutige Rechen- und Informationstechnik, die sich für Planung nutzen lässt, so ist der sprunghafte Fortschritt der Möglichkeiten innerhalb von zweieinhalb Jahrzehnten abzulesen. Mancher wird bei dem Stichwort auf die sehr hohe Zentralisation der Wirtschaftsleitung in der DDR hinweisen, um abzuschrecken. Dem soll nicht einfach entgegengehalten sein, dass die Betriebskollektive oder die Vollversammlungen der Gewerkschaftsvertrauensleute schließlich immer die Betriebs- und Sozialpläne zu beschließen hatten. Das Niveau repräsentativer Demokratie war damit allemal übertroffen. Vor allem war die hohe Zentralisation Begleiterscheinung des Kalten Krieges, der höchste Organisiertheit in allen Bereichen erforderte - und doch verloren ging. Im Kommunismus wird genau erwogen werden, wo örtliche und betriebliche oder zentrale Entscheidungen förderlicher und effektiver zu treffen sind. Schließlich ist nicht zu vergessen: Mit der Beseitigung der Macht von Menschen über Menschen verschwindet der Staat. Doch das soll ein Thema weiterer Folgen sein.

H. St.

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AUS DEM GESCHICHTSBUCH
Mit der Jugend der Welt für Frieden und Völkerverständigung

Vom 5. bis 19. August 1951 fanden in Berlin, der Hauptstadt der DDR, die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten statt. An diesem Treffen nahmen über zwei Millionen Jugendliche aus ganz Deutschland und 26.000 Delegierte sowie Gäste aus 104 Ländern teil.

Bei der Vergabe des Austragungsortes der Spiele hatte der Weltbund viele Gegebenheiten zu berücksichtigen. Deutschland war mit Unterstützung des westdeutschen Imperialismus durch die Westmächte gespalten worden. Die Remilitarisierung in der BRD wurde beschleunigt und Westberlin entwickelte sich im kalten Krieg immer stärker zur Frontstadt.

Zu bedenken galten auch die Tatsachen, dass Berlin durch die Wunden des 2. Weltkrieges noch stark gezeichnet und in so kurzer Nachkriegszeit das geistige Erbe des Faschismus noch nicht überwunden war.

Die Entscheidung des Weltbundes, das Treffen der Weltjugend dennoch in der Hauptstadt des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates, der DDR, durchzuführen und der FDJ eine so hohe Verantwortung zu übertragen, war von großer geschichtlicher Bedeutung. Hier, vom Herzen Europas aus, wo der zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm und mit der Zerschlagung des Hitlerfaschismus sein Ende fand, ging mit den III. Weltfestspielen ein machtvolles Signal der Weltjugend für Frieden, Demokratie und Völkerverständigung aus.

Schon die Vorbereitungen wurden von einer Welle freudiger Begeisterung getragen und erfassten Stadt und Land. Die Festspiele sollten und wurden Herzenssache der gesamten Bevölkerung der DDR. Als der Einsatz unserer Bereitschaft, der Volkspolizei, entschieden war, bereiteten wir uns gründlich auf die Aufgaben vor. Eine regelrechte Lernbewegung erfasste unsere FDJ-Gruppen. Schon vor einem Jahr, während der Einsätze beim 1. Deutschlandtreffen, wollten besonders die Mädchen und Jungen aus der BRD und den anderen kapitalistischen Staaten vieles über unser Leben und die Politik unseres ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates erfahren, Das wird, so dachten wir damals, bei den Weltfestspielen nicht anders sein, also steckten wir die Nase in die Bücher und diskutierten uns erst einmal selber die Köpfe heiß.

Auch galt es der körperlichen Ertüchtigung noch mehr Augenmerk zu schenken, kannten wir doch bereits aus eigener Erfahrung welche physischen Anstrengungen besonders der Einsatz zur Absicherung von Großveranstaltungen abverlangte.

Die Tage des Treffens der Weltjugend waren und sind heute noch kaum zu beschreiben. Alle unsere damaligen Erwartungen wurden übertroffen. Bereits die Eröffnungsveranstaltung mit der Rede unseres Präsidenten Wilhelm Pieck wurde mit begeisterter Einmütigkeit und viel Beifall aufgenommen. Die kraftvolle Friedensdemonstration, mit rd. 1,5 Millionen Teilnehmern und die anschließende Kundgebung am Marx-Engels-Platz zeugten von der Entschlossenheit der Jugend, für den Frieden der Welt, gegen Krieg und Militarismus noch beharrlicher zu kämpfen.

Noch heute sehe ich vor meinen Augen die farbfrohen Tanzbilder der Tanzgruppe des Komsomol-Ensemble der Ukrainischen SSR, höre die lustigen Lieder des Fucik-Ensemble und bin immer noch begeistert von den atemberaubenden Szenen der chinesischen Artistikgruppe.

Kameraden, die auf dem Alexanderplatz eingesetzt waren, berichteten uns über die anregenden Gespräche in den Diskussionsgruppen, vor allem aber über die fröhliche, und ausgelassene Stimmung. Alles tanzte "Laurenzia" und andere Tänze aus Ländern unserer Gäste.

Ein bedeutsames Merkmal dieser Festspiele war die feste Solidarität mit der Jugend aus den kapitalistischen Staaten und kolonial unterdrückten Ländern. Diese Jugendlichen berichteten über das unmenschliche System der Ausbeutung und das unvorstellbare Ausmaß sozialer und politischer Unterdrückung.

Von den Koreanischen Teilnehmern, die mit Oberleutnant Kim-ur-Sen, Held der KVR, unmittelbar aus dem Frontgebiet nach Berlin kamen, hörten wir von den Grausamkeiten der amerikanischen Aggressoren.

FDJ-Mitglieder aus Westdeutschland, deren Verband im Juni 1951, unmittelbar vor den Weltfestspielen, verboten wurde, schilderten uns die menschenverachtenden Schikanen durch den Bundesgrenzschutz.

Die Empörung und der Protest erreichte den Höhepunkt, als bekannt wurde, dass die Westberliner "Stumm-Polizei", die friedlich demonstrierenden FDJ-Mitglieder aus Ost und Westberlin zusammenschlug und viele lebensgefährlich verletzte. Den friedlichen und erfolgreichen Verlauf der Weltfestspiele konnte man auf diese Weise behindern, aber nicht aufhalten.

Rückschau und Erinnerung an so bedeutsame politische Ereignisse in der DDR hat nichts mit "schwelgen in besseren Zeiten" zu tun. Sie vermitteln uns unverzichtbare Lehren und Erfahrungen. Eine wichtige Lehre ist, dass im Kapitalismus nur eine politisch aufgeklärte Jugend bewusst Widerstand leisten und um ihre Grundrechte kämpfen kann. Lernen und Kämpfen zählten schon immer zu den besten Tugenden der Arbeiterbewegung. Politische Desorientierung, Massenmanipulation, Ablenken und Fernhalten vom Klassenkampf haben schon immer besonders der Spaltung der Jugend gedient. Angesichts der enorm sich entwickelten technischen Möglichkeiten hat sich der Einfluss auf die Hirne der Menschen vervielfacht.

Gerade in der Gegenwart ist erkennbar, dass vor allem jener Teil der Jugend im Friedenskampf aktiv mitarbeitet, fest organisiert, antikapitalistischen Widerstand leistet und den Neofaschisten auf den Straßen den Weg versperrt. Er ist schon tiefer in das Wesen des Monopolkapitalismus und seiner Gefährlichkeit für die Menschheit eingedrungen. Der wissenschaftliche Sozialismus war schon immer eine Macht, weil er wahrhaftig ist. Helfen wir der Jugend, so gut wie wir es vermögen, Zugang zu dieser Wahrheit zu finden. Sie wird uns vertrauen und sich im Kampf an unsere Seite stellen.

Karl Dlugosch

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Lied der Weltjugend

[Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Der Beitrag wurde nicht in den Schattenblick übernommen.]

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Brandenburger Nachrichten in Rot

Weiter kein Kinderarzt

(Pritzwalk) Die Stadt Pritzwalk (12.420 Einwohner) wird auch in absehbarer Zukunft keinen Kinderarzt haben. Eltern sind deshalb auch künftig darauf angewiesen, zur medizinischen Versorgung ihrer Kinder auf weiter entfernte Orte auszuweichen (z.B. nach Perleberg 30 km, Wittenberge 40 km oder Kyritz 30 km). Trotz intensiver Suche gelang es dem Pritzwalker KMG Klinikum nicht, einen Arzt für Jüngsten zu finden. Individuelle Freiheit und "unplanwirtschaftliche" Ausbildung von Ärzten sind wichtiger als gesunde Kinder. Wer will auch schon in die Prignitz ziehen, die schon heute Deutschlands Landkreis mit der geringsten Bevölkerungsdichte ist.


Quereinsteiger im Klassenzimmer

(Potsdam) Lehrernot macht erfinderisch: In Brandenburg unterrichten immer mehr Seltenemsteiger ohne klassische Lehramtsausbildung. Im Schuljahr 2011/12 standen 708 Pädagogen an der Tafel, die eigentlich gar keine sind. Damit stellten die Quereinsteiger 3,9 Prozent der Gesamtlehrerschaft (2008 2,8%). Rund 200 der mehr als 700 fachfremden Lehrer haben einen Hochschulabschluss, weitere 190 einen Fachschulabschluss. Hauptgrund für den Einsatz der Ersatzlehrer sei Mangel in bestimmten Fächern und Schulformen. Die größte Not herrscht an den Grundschulen, Besonders in ländlichen Regionen sei es zunehmend schwierig, genügend ausgebildete Lehrer zu finden, da die meisten Bewerber im berlinnahen Raum unterrichten wollen. Ein Problem ist, dass sich viele Lehramtsstudenten für Fachrichtungen oder Schulformen entscheiden, für die kein großer Bedarf besteht wie beispielsweise Geschichte am Gymnasium. (s.o.)


Viele Hammerschläge

(Neuruppin) Im vergangenen Jahr kamen im Amtsgerichtsbezirk Neuruppin (460.000 Einwohner) 659 Immobilien unter den Hammer - mehr als in der Millionenstadt Köln, wo es zu 637 Zwangsversteigerungen kam. Landesweit liegt Neuruppin mit der Zahl der Zwangsveräußerungen an der Spitze. Im Amtsgerichtsbezirk Potsdam kamen im vergangenen Jahr 638 Immobilien unter den Hammer. Im Süden Deutschlands kommen viel seltener Immobilien zwangsweise unter den Hammer. Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Brandenburg lag 2011 etwa dreimal so hoch wie in Bayern. Experten führen das Gefälle auf die niedrigeren Einkommen in Brandenburg zurück.


Pläne aufgeflogen

(Neuruppin) Durch Zufall ist die Polizei auf eine unbekannte Gruppe gewaltbereiter Neonazis gestoßen, die in Herzberg (Ostprignitz-Ruppin) ein Schulungszentrum aufbauen wollte. Nach den bisherigen Erkenntnissen soll es im "Weißen Haus" mehrere Treffen von Rechtsextremen gegeben haben. Die Polizei bekam davon nichts mit. Friedlich sollte es im "Weißen Haus" wohl nicht zugehen. Vielmehr vermuten die Ermittler inzwischen, dass in Herzberg ein Schulungszentrum - von militanten Neonazis entstehen sollte. Denn am 22. März wurde im "Weißen Haus" ein toter Rechtsextremist entdeckt. Er starb vermutlich eines natürlichen Todes. Neben der Leiche fanden Polizisten jedoch einen Rucksack mit brisantem Inhalt, ein halbautomatisches Gewehr, zwei schussbereite Pistolen sowie jede Menge Patronen unterschiedlichen Kalibers.


25 Tonträger auf Index

(Potsdam) Brandenburg hat im ersten Halbjahr 25 rechtsextremistische Tonträger auf die Liste jugendgefährdender Medien setzen lassen, teilte das Innenministerium mit. Auf den Index kamen Produktionen von Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland, darunter war nur eine rechtsextremistische Band aus Brandenburg.
In der Mark existieren laut Verfassungsschutz 24 rechtsextremistische Bands, zwei sind auch überregional aktiv. Im Land traten die Gruppen im Vorjahr bei 15 kleineren Konzerten auf, drei konnten verhindert werden. Regionale Schwerpunkte waren Frankfurt (Oder), Finowfurt (Barnim) und Oranienburg (Oberhavel).


Großeinsatz gegen Rechtsextremisten

(Potsdam) Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) hat die rechtsextremistische Vereinigung "Widerstandsbewegung in Südbrandenburg" verboten. Diese Gruppierung mit Schwerpunkt in Spremberg, Lübben, Lübbenau und Cottbus hält schon seit längerem die Polizei in Atem. Sie fiel durch gespenstische nächtliche Fackelzüge auf, bei denen schwarz gekleidete Menschen weiße Masken vor dem Gesicht trugen. Diese neue Aktionsform - in Anlehnung an die Machtdemonstrationen des Faschismus der 30er Jahre - fand wiederum Nachahmer in ganz Deutschland. Dabei gaben sich die südbrandenburgischen Neonazis selbst Namen wie "Die Unsterblichen", eine ihrer Hauptparolen lautet: Demokratie ist Volkstod".

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Kanonenfutter

Als die 6. Armee des faschistischen Deutschlands von den sowjetischen Streitkräften in Stalingrad zerschlagen worden war, kamen etwa 15 Mitglieder unserer Leipziger antifaschistischen Jugendgruppe im Winter 1942/43 in der Sommerlaube von Gustav Heppe bei Trebsen zusammen. Als Mitglied dieser Gruppe nahm ich an diesem Treffen teil. Zur Diskussion stand die Herstellung der Einheit der Arbeiterbewegung nach dem Krieg. Da in Stalingrad dem Faschismus ein Todesstoß versetzt wurde, glaubten wir an den baldigen Sieg der Antihitlerkoalition noch bis Ende 1943.

Als ich an diesem geheimen Treffen teilnahm, war ich mit 17 ½ Jahre alt. Ich hatte die Schreckensherrschaft der Nazis bewusst wahrgenommen. Mit Hilfe meiner Familie und antifaschistischer Freunde gelang es mir, mich der ideologischen Beeinflussung durch Hitlerjugend und Schule zu entziehen.

Ab Mai 1943 bis zur Befreiung vom Faschismus musste ich die schreckliche Zeit als Kanonenfutter erleben. Es wird gegenwärtig viel über die traumatisierten US-amerikanischen Soldaten berichtet. Viele von ihnen begehen Selbstmord, weil sie nicht mehr mit der ihnen auferlegten Last der Kriegserlebnisse im Irak, Afghanistan und anderen Einsatzgebieten leben können.

Bereits nach drei Wochen Fronteinsatz bei Kirowograd in der Ukraine wurde ich schwer verwundet. Ich habe durch eine Schussverletzung das linke Bein verloren und bevor es amputiertwurde, lag ich drei Monate als Sterbender mit hochgradiger Sepsis im Lazarett. Meiner Mutter - und damit mir selbst - habe ich nach der lebensrettenden Beinamputation versprochen: "Ich werde es den faschistischen Kriegstreibern noch zeigen!"

Die körperliche Verletzung ist trotz meines hohen Alters von 87 Jahren nicht mein Problem. Es besteht darin, dass es bis heute den friedliebenden Menschen aller Völker nicht gelungen ist, den potenziellen Kriegsverbrechern das Handwerk zu legen.

Als Traumata kommen mir immer wieder, oft auch nachts, schlimme Erlebnisse in den Sinn: Meine militärische Grundausbildung erfolgte mit anderen l8jährigen in nur 80 Tagen von Juni-September 1943 in einem Stadion von Lemberg. Je nach Wetterlage zogen von einer Anhöhe dicke süßlich stinkende Rauchschwaden in den Stadionkessel. Bald erfuhren wir, dass auf der Anhöhe die Leichen getöteter Juden auf Holzstapeln verbrannt werden. Lemberg war nach dem verbrecherischen Überfall auf die Sowjetunion am 30. Juni 1941 von der Wehrmacht eingenommen worden. Im Verlauf der deutschen Besatzung wurden 110.000 bis 120.000 Lemberger Juden von den Besatzern ermordet. Im September 1943 wurden wir der neu aufgestellten 6. Armee zugeordnet. Die meisten Offiziere, Feldwebel, Unteroffiziere u. a. gehörten bereits vorher der bei Stalingrad vernichteten alten 6. Armee an. Sie waren aber der Vernichtung entgangen, weil sie sich im Lazarett oder aus anderen Gründen nicht in Stalingrad befanden. Diese alten Wehrmachtskader waren meist schon beim Überfall auf die Sowjetunion und der Besetzung Kiews im September 1941 dabei. Sie waren an der Tötung von Kindern, Müttern, alten Männern und alten Frauen beteiligt. 33.000 Juden wurden in der Schlucht "Babyn Jar" ermordet. Wegen dieser Bluttat würden die Russen auch uns nicht gefangen nehmen. Bei einer missratenen Angriffsaktion blieben von meiner Kompanie nur etwa 12 Soldaten übrig. Im Alter von 18 Jahren wurden wir als Kanonenfutter verheizt.

Mein Weg zur DKP
Weil ich immer bei den Kommunisten meinen Klassenstandpunkt vertreten sah, war der Weg für mich quasi vorgezeichnet. Mit der Wiederzulassung der KPD am 1. Juli 1945 gab es für mich natürlich kein Zögern, sofort Mitglied dieser Partei zu werden. Auch den Zusammenschluss von KPD und SPD zur SED habe ich aktiv erlebt. Die PDS, die sich dann zur PdL entwickelte, habe ich am 31.12.2002 verlassen, weil sie nicht mehr meinen Standpunkt vertritt und bin am 1. Januar 2003 Mitglied der DKP geworden.

So haben mich meine Erlebnisse in meiner Erkenntnis gestärkt. Ich war und bin aktiver Kommunist und kämpfe nach wie vor gegen Faschismus und imperialistische Kriege.

Walter Kern

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Der rote Bücherwurm empfiehlt

Ernst - aber nicht Bier
Ulla Ermen spricht Lyrik

Der Wühltisch der bunten Lügen ergießt sich tagtäglich mit der Tagesschau über die Menschheit des Landes, nicht nur, wenn gerade mal wieder ein kriegerischer Überfall in Arbeit ist. Da verlässt der genervt denkende Mensch ganz gerne mal den Fernsehsessel, um sich zum Beispiel einen Gedichtvortrag der ganz besonderen Art anzuhören.

Ein solchen gab es mit Ulla Ermen am 13. Juni in Potsdam im Rahmen einer Veranstaltung der Norbert-Fiebelkorn-Stiftung. Nein, ich spreche hier nicht von solchen heute üblichen Lyrik-Lesungen mit Musik und Diaschau, Lichteffekten und Geschrei. Damit hat unser DKP-Mitglied Ulla nichts am Hut. Stattdessen lädt sie zu einem kleinen Ausflug durch die Lyrik ein, immer wieder gespickt mit ihren Gedichten.

Die 59jährige ist am Niederrhein aufgewachsen, einer Landschaft, die der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch "Zwischen Schlacke und Schilf" ansiedelt. Aber Heimat ist für die studierte Germanistin und Theaterwissenschaftlerin nur "alles und nichts, ein Wort eben, ein schönes Wort" (aus dem Gedicht "Heimat"). Und so hatte sie sich nach Berlin aufgemacht und dort als Gelegenheitslyrikerin, wie sie selber von sich sagt, ab und zu "wie von selbst" zur Feder gegriffen.

Schreiben sei für sie "eine sehr persönliche Angelegenheit". Individuelle Erfahrungen würden aber nicht im luftleeren Raum schweben, sondern seien geprägt von der geschichtlichen Epoche und der Gesellschaft, in der sie entstehen.

Spätestens jetzt hatten die Zuhörer an diesem lauen Juniabend in Potsdam begriffen, dass es sich hier nicht nur um einfaches Vortragen von Gedichten handelt. Wir wurden spielerisch in das Genre Lyrik, in die verschiedenen Formen zu verschiedenen Zeiten eingeführt.

Ulla spielt in ihren Texten mit Bedeutungen, sie montiert Wortschnipsel, wo sie sie gerade findet. Anleihen aus historischen Texten mischen sich mit der Inspiration durch banale Erlebnisse, wie beim Gedicht "Totenzwergentanz", wo eine ratternde Rechenmaschine zum Schreiben eines Gedichts anregt.

Die Auseinandersetzung mit den Problemen der Zeit sei ihr wichtig, und sie beziehe sich in ihren politischen Gedichten meist auf einen aktuellen Anlaß. "Was halten Sie von Demokratie? Wir fordern Freiheit für die Talkshows! ... Und Sie, was halten Sie von Schönheitsoperacy? Pro oder Contra? ... Was halten Sie von Idiotie? Wir sind das Volk, völlig seelenlos bekloppt" (aus Gedicht ohne Titel in "Totenzwergentanz")"

Das Ende der DDR und der mediale Auswurf der kapitalistischen Medien sind nicht nur einmal Thema von Ulla Ermen. Sie ist "Sprachtänzerin". Ganz einfach wird der Leser hier mit Worten verzaubert, zum Lachen gebracht, um dann plötzlich aus dem Nichts zuzuschlagen. Der Leser ist willenlos diesen Tricks ausgeliefert und lächelt. Nicht immer verstehend. Ach, der tiefe Wunsch, etwas zu verstehen. Nicht immer kann uns dieses Glück widerfahren bei der modernen Lyrik.

Das weiß die Genossin auch und kommt bei ihrer kleinen Reise zum spätromantischen Dichter Eichendorff. "Es war, als hätt' der Himmel, die Erde still geküsst ..." Heute würde der Dichter die Natur nicht in solcher Harmonie beschreiben.

Ulla Ermen denkt bei der Schönheit der Natur an die Vergänglichkeit allen Seins. In "Inkarnation" ist "ein Schmetterlingsflügel" der "Hauch von Ewigkeit". Liebe und Tod spielen eine große Rolle in den Gedichten unserer Autorin. "... Die siebente Stufe auf dem Wege zur Weisheit ist die Liebe. Sie ist die letzte und die schwierigste Stufe, doch sie erleichtert das Abschiednehmen." (aus "Rätselwesen")

Der Lyrikbummel weilt sowohl bei Nazim Hikmet, Paul Gerhardt, Heiner Müller und endet mit Hölderlin. Lange haben wir noch gesessen und diskutiert, während andere auf der Fanmeile "Deutschland" grölten. WIR hatten wirklich einen schönen Abend!

Maren Cronsnest


Die Gedichte von Ulla Ermen sind in "Totenzwergentanz" vom Verlag "edition bodoni" käuflich zu erwerben.

Die Redaktion empfiehlt, die Autorin zu weiteren Vorträgen in den Gruppen einzuladen. Interessenten wenden sich bitte an die Redaktion.

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Enttäuschungen

Die Enttäuschung an der Europa-Universität "Viadrina" in Frankfurt (Oder) sei groß gewesen, hieß es. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft [DFG] war die Universität in der so genannten Exzellenzinitiative nicht in die Elite-Gruppe befördert worden. Als einzige Brandenburger Hochschule hatte sich die "Viadrina" für die Entscheidungsrunde qualifiziert. Man war, sicher nicht zu Unrecht, konsterniert.

Allerdings: Einen Tag vor der offiziellen Verkündung der Entscheidung der DFG verkündete SPIEGEL ONLINE, dass die Universität Bochum nicht in den Elite-Kreis aufgenommen würde, von Frankfurt (Oder) war überhaupt nicht die Rede. Von den schließlich sieben Bewerbern kamen die Humboldt-Universität Berlin und die Technische Universität Dresden aus dem Osten, die anderen waren westdeutsche Hochschulen. Die zusätzlichen finanziellen Mittel fließen nach Bayern, Baden-Württemberg, Hessen. Auch hier wird eifrig an der Weiterentwicklung der Zweiklassengesellschaft gewerkelt. Bildung ist Sache der Länder und da gibt es welche, die dafür Geld haben und solche, die gerade auf diesem Gebiet sparen. Zu den eifrigen Sparern gehört Brandenburg. Also übersahen der SPIEGEL und offenbar auch die DFG die Bewerbung der Europa-Universität. Nicht auszuschließen ist aber, dass man sich die Wissenschaftslandschaft der Universität kritisch angesehen hat. Dabei könnte das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften aufgefallen sein, das der Universität den spöttischen Beinamen Hochschule für Humbug eingebracht haben soll. Als Gastprofessor referierte da ein bis dahin als astrologischer Ernährungs- und Lebensberater [schlicht: ein Hellseher] Tätiger. Der Autor einer Masterarbeit fand angeblich Belege für Hellseherei. Ein Esoterik-Institut und eine Exzellenz-Uni lassen sich wohl nicht miteinander verbinden. Dass es überhaupt zu solchem Budenzauber kommen kann, hängt einfach damit zusammen, dass alle Möglichkeiten erschlossen werden müssen, um an das nötige Geld heranzukommen, manchmal auch um den Preis des Verlustes wissenschaftlicher Seriosität. Es scheint, als würde die mit Bravour gegründete Europa-Universität "Viadrina" hart daran arbeiten, ihr Renommee zu verspielen. Das bedauert    Till

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IMPRESSUM

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Redaktionsschluss für Nr. 9/2012: 10. August 2012

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Quelle:
Roter Brandenburger 7-8/2012, 17. Jahrgang
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2012