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VORWÄRTS/982: Labitzke bleibt farbig!


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr.1/2 vom 17. Januar 2014

Labitzke bleibt farbig!

Von Michi Stegmaier



Am 2. Januar wurde das Gelände auf dem Labitzke-Areal in Zürich-Altstetten von einem Kollektiv besetzt. Mit dieser Aktion will die Gruppe die Pläne der Mobimo Holding AG durchkreuzen und einen Abbruch von Wohn- und Kulturraum auf Vorrat verhindern.


Zürich ist trendig und die Zeiten stehen ganz im Zeichen der Quartier- und Stadtaufwertung. Es wird gebaut und investiert. Günstiger Wohnraum und Gewerberäume werden durch teure Eigentumswohnungen und Büroräumlichkeiten mit hohen Profitmargen verdrängt, deren Mietpreis sich Normalsterbliche schlicht nicht leisten können. Doch nicht alle lassen sich widerstandslos vertreiben. So wurde das Labitzke-Areal anfangs Jahr besetzt, um damit einen Abriss auf Vorrat durch die Mobimo AG zu verhindern. Und da sich Zürich-City derzeit für die Stadtratswahl vom 8. Februar 2014 fit macht, streiten sich Kanton, Stadt und die Bürgerlichen nun darum, ob die vorliegende Strafanzeige der Mobimo AG gegen die BesetzerInnen für eine Räumung ausreicht oder nicht.


Kein Abriss auf Vorrat

Die Beweggründe sowie die Wut der BesetzerInnen sind verständlich, denn zu oft wurden in Zürich in jüngster Zeit besetzte Liegenschaften geräumt und Häuser abgerissen, wo danach für Jahre eine Baubrache entstand. Die BesetzerInnen kritisieren in einer Medienmitteilung, dass die Mobimo Holding AG bis jetzt keine Baubewilligung eingereicht hat. Auch wenn Mobimo das Gegenteil beteuert, ist, zu befürchten, dass bis zum tatsächlich Baubeginn noch Jahre vergehen werden. So schreiben die neuen BewohnerInnen des Labitzke-Areals in ihrer Medienmitteilung vom 2. Januar 2014: "Dennoch steht der Abriss von Gebäuden bevor, die bis jetzt noch intensiv gebraucht werden und gegen ein Börsenspekulationsobjekt ausgetauscht werden sollen. Die bisherigen MieterInnen werden kaum im neuen Projekt unterkommen, weil sie sich die künftigen Mieten nicht mehr leisten können. Deshalb sind wir hier, haben über Nacht Barrikaden aufgebaut und werden uns der weiteren Zerstörung bewohn- und anderweitig belebbarer Räume in den Weg stellen."


Keine Räumung ohne Baubewifligung

Die Mobimo ist seit 2011 Besitzerin des Areals und hat allen MieterInnen auf Anfang 2014 gekündigt. Dies obwohl für das geplante Grossprojekt noch nicht mal die nötigen Bewilligungen vorliegen. Begründet wird die Forderung nach einer polizeilichen Räumung mit dem Umstand, dass noch Altlastsanierungen durchgeführt werden müssen, weshalb Mobimo schon jetzt den ganzen Gebäudekomplex abreissen möchte. Erfahrungen aus der Praxis zeigen aber, dass für Überbauungen dieser Grössenordnung die Bewilligungsphase einen langwierigen Prozess beinhaltet, welcher erheblich länger dauert als der Abbruch und die Sanierung des Geländes. Das Labitzke-Areal wurde seit über 25 Jahren vielfältig genutzt und war eine der letzten bunten, selbstverwalteten und nicht-subventionierten Oasen in einer immer schnelllebiger und trendyger werdenden Stadt. Zum Abschluss fanden in den letzten Wochen und Tagen nochmals zahlreiche kulturelle und sozialpolitische Veranstaltungen statt, die von tausenden von Leuten besucht wurden.

Für mehr Infos und weitere Hintergründe der Besetzung siehe auch:
www.labitzke-areal.ch.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 1/2 - 70. Jahrgang - 17. Januar 2014 , S. 3
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2014