Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE


VORWÄRTS/1336: Friedliches Marschieren


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 39/40 vom 23. November 2017

Friedliches Marschieren

von Damian Bugmann


Der Bainvegni-Fugitivs-Marsch bewegt sich zur Zelt durch die Schweiz und macht auf die menschenrechtswidrige schweizerische und europäische Flüchtlingspolitik aufmerksam. Flüchtende und solidarische Menschen werden von lokalen Solidaritätsorganisationen empfangen.


Der Flüchtlinge-Willkommen-Marsch durch die Schweiz, am 14. Oktober in Bellinzona gestartet, geht in seine letzte Etappe Wallis-Tessin. Bisher wurden viele Städte und Ortschaften in der Schweiz durchwandert vom Tessin über Graubünden, die Ostschweiz, Zürich, Aargau, Basel, Jura, Solothurn, Bern und die Westschweiz. Etwas mehr als tausend Kilometer werden es sein, wenn der Marsch nach 52 Etappen wieder zum Ausgangspunkt Bellinzona zurückkehrt.


Menschenrechte, Menschenwürde

Flüchtlinge, solidarische Menschen, VertreterInnen von lokalen Parteien und Solidaritätsorganisationen, die vorher zusammen mit Transparenten, Fahnen und Laternen in Neuenburg von der Universität zum Stadthaus spaziert waren, fühlten sich wohl in der Nakba-Ausstellung im geräumigen Foyer im Erdgeschoss des Amtsgebäudes und unterhielten sich angeregt. Die Atmosphäre war freundschaftlich, die einen kannte man schon und man lernte neue Leute kennen, die in der Solidaritätsarbeit tätig sind. Es gab Musik und Gesang aus Palästina, Begrüssung durch einen Vertreter der Gemeinde und einen palästinensisch-schweizerischen Apéro. In ihrer Muttersprache Italienisch, auf Französisch und Deutsch hiess Lisa Bosia Mirra, die Initiantin und Organisatorin des Marschs, die über hundert Marschierenden, Organisierenden und Solidarischen im "Hôtel de Ville" in Neuenburg herzlich willkommen.


Minderjährige schützen

Der von nationalen und lokalen humanitären Organisationen organisierte "Marsch für Menschenrechte und Menschenwürde" ist offen für alle Betroffenen und Solidarischen, die von Anfang an dabei sind, irgendwo auf der Route dazu stossen oder während einzelnen Etappen mitkommen. Eine Etappe ist um die zwanzig Kilometer lang. Kürzere Etappen, insbesondere diejenigen an Sonntagen, sind auch für Familien mit Kindern geeignet. Der Marsch gibt deutliche Signale für eine andere Flüchtlingspolitik. Das organisierende Tessiner Komitee verlangt die Öffnung der Grenzen, das Ende der Ausweisungen, das Ende einer Politik der Kontrolle und der Verfolgung der Asylsuchenden. Es ruft dazu auf, humanitäre Korridore zu schaffen, um Familienzusammenführungen zu ermöglichen. Das Komitee verlangt die Respektierung der internationalen Konventionen zum Schutz von unbegleiteten Minderjährigen. Es betont auch die Pflicht der Staaten, diese Minderjährigen zu schützen und zu unterstützen und das Verbot der Rück- und Ausweisung zu respektieren.

Der Flüchtlingsmarsch hat laut Lisa Bosia Mirra drei Ziele: "Die Flüchtlingspolitik der Schweiz und der EU anprangern und die Stimmen derer hörbar machen, die sich Tag für Tag an der Basis engagieren, vor allem aber die Stimmen jener, die diese Politik erdulden müssen. Dann die ausländischen Gemeinschaften zu einer friedlichen zivilen Emanzipation ermuntern, um ihnen den Zugang zu politischen Entscheiden zu ermöglichen und nicht zuletzt die vielen Basisorganisationen im Migrationsbereich miteinander in Kontakt bringen."


Wandert mit!

Diese Ziele werden mit dem Marsch verwirklicht, so gut es die politischen und medialen Verhältnisse zulassen. Lisa Bosia Mirra ist zufrieden: "Das Verhältnis mit den lokalen Gruppen und Organisationen ist herzlich und gut." Gemeinsame Erlebnisse und Vernetzung finden statt. Das Echo bei den grossen bürgerlichen Medien lässt allerdings zu wünschen übrig, es ist nicht anders zu erwarten, denn meist wird das friedliche Kommunizieren und Informieren als zu wenig aufregend links liegen gelassen.

Die letzten Stationen des Bainvegni-Fugitivs-Marschs sind Anfang Dezember Sierre, Visp, Brig, Ulrichen, Furkapass, Airolo, Faido, Biasca und Bellinzona. Wandert eine Etappe mit! Informationen auf Facebook und Instagram.

*

Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 39/40 - 73. Jahrgang - 23. November 2017, S. 3
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
und ihre Deutschschweizer Sektionen
Redaktion: vorwärts, Postfach 2469, 8026 Zürich
Telefon: 0041-(0)44/241 66 77,
E-Mail: redaktion@vorwaerts.ch
Internet: www.vorwaerts.ch
 
vorwärts erscheint 14-täglich,
Einzelnummer: Fr. 4.-
Jahresabo: Fr. 160.-, reduziert (AHV, Stud.) 110.-
Probeabo: 4 Ausgaben gratis


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang