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BERICHT/241: Das IIJB bildet seit 50 Jahren Journalisten in Entwicklungsländern aus (M - ver.di)


M - Menschen Machen Medien Nr. 8/2013
Medienpolitische ver.di-Zeitschrift

Wechselvolle Geschichte
Das IIJB bildet seit 50 Jahren Journalisten in Entwicklungsländern aus

Von Ute Christina Bauer



Die Geburtstagsparty zum 50. führt zurück zu den Wurzeln: Ins idyllische Buckow in der Märkischen Schweiz. Dort fand im November 1963 der erste von vielen Lehrgängen statt, in denen das Internationale Institut für Journalistik Berlin Brandenburg (IIJB) Journalisten aus Entwicklungsländern aus- und weiterbildete. Bald bezog das Institut eine Villa im Berliner Stadtteil Friedrichshagen. Ein weiterer Wechsel erfolgte 1998, nachdem das Institut im brandenburgischen Hoppegarten einen Neubau errichtet hatte. Kurz hinter der Berliner Stadtgrenze hat das IIJB, ein Verein mit heute ca. 15 Mitgliedern, bis heute seinen Sitz.


Lange ruhte die Arbeit des IIJB auf zwei Säulen: Die erste Säule bildeten Lehrgänge in Deutschland. Die Lernwilligen kamen, um sich mit neueren Entwicklungen vertraut zu machen. "Bis 2007 haben wir hier Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika in Kursen à 15 Leuten unterrichtet", erzählt Rüdiger Claus, Vorstand des IIJB. Dann zwangen knapper werdende Mittel das Institut, die Kurse in Deutschland aufzugeben.

1990 war das IIJB mit einem ansehnlichen Betrag gestartet: Rund elf Millionen D-Mark hatte es aus einem Solidaritätsfonds erhalten, in den zu DDR-Zeiten Spendenmittel für die Weiterbildung von Dritte-Welt-Journalisten aus Lotterien und Solidaritätsveranstaltungen geflossen waren. Die verbliebenen Mittel wurden ans IIJB weitergegeben. Die Treuhand beanstandete den Transfer nicht und gab die Mittel 1991 frei. "Dieses Finanzpolster haben wir gemäß der Spenderabsicht sparsam verwaltet und genutzt. Eigentlich ein Wunder, dass nach 23 Jahren noch etwas übrig ist", so Claus. Davon zahle man die nicht sehr üppigen Honorare sowie die Reisekosten. "Wenn das Vereinskapital aufgebraucht ist, wird der Verein aufgelöst und die Arbeit eingestellt, sagt Claus lakonisch.


Förderung

Die Kurse selbst wurden vor allem von Stiftungen gefördert: der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Auch das Auswärtige Amt förderte Einiges. Allerdings sprudelten die Quellen immer spärlicher. "Die Förderschwerpunkte haben sich verändert", so Claus. So verkleinerte sich das Institut - aktiv arbeiten neben Rüdiger Claus nur noch die Radiojournalistin Angelika Schulze sowie gelegentlich eine RBB-Kollegin und ein älteres Fotografen-Ehepaar mit.

Seitdem es keine Kurse in Hoppegarten mehr gibt, konzentriert sich das IIJB auf die zweite Säule seiner Arbeit: Von jeher bestand sie darin, in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern Kurse vor Ort durchzuführen. Von 2008 bis 2011 waren dies vor allem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanzierte Projekte in Nepal.

2012 gelang es, die zu groß gewordene Immobilie in Hoppegarten zu verkaufen, das Institut wurde Mieter im ehemals eigenen Haus. Mit den Mitteln aus dem Hausverkauf kam Afrika wieder ins Spiel. Im Juni 2012 reisten Schulze und Claus zu einer "Fact Finding-Tour" nach Ostafrika, wo seit 1990 der Brennpunkt ihrer Arbeit gewesen war. Über ehemalige Absolventen knüpften sie Kontakte. "Frühere Kursteilnehmer haben für uns ein Besuchsprogramm bei ihren Medien organisiert, wir waren in etlichen Zeitungsbüros und Radiostationen. Wir wollten herausfinden, in welchen Bereichen Bedarf besteht", berichtet Schulze. Ganz wichtig sei die Suche nach lokalen Partnern gewesen. In Kampala gelang es schließlich, mit "New Vision", einem halbstaatlichen Medienkonzern für Print- und Rundfunk, ein über fünf Jahre laufendes "Memorandum of Understanding" für die Fortbildung der Mitarbeiter zu unterzeichnen.

Die Aktiven des IIJB waren glücklich, als es 2013 in Kampala endlich wieder losging: Rüdiger Claus vermittelt seitdem Bildjournalisten das aktuelle Know-how der digitalen Fotografie, Angelika Schulze macht vor Ort und per E-Learning Radiomacher fit darin, selbst Radiojournalisten auszubilden. Rundfunk und Bildjournalismus - auf diese Bereiche konzentriert sich das Institut: Fernsehen habe man aufgegeben, weil die benötigte Technik zu teuer wurde, für Print sei der Bedarf nicht mehr so groß, sagt Claus. Im März 2013 konnte das IIJB beim Daily Monitor, einer Konkurrenzzeitung von "New Vision", einen Auftrag für weitere Fototrainings erlangen.


Beachtliche Karrieren

Was der Aufenthalt im Lande bewirkt, ist schwer zu ermessen. Mehr oder weniger zufällig erfahre man von beachtlichen Karrieren - etwa als Bildchef oder als Abteilungsleiter einer Radiostation, so Claus. "Manche Teilnehmer schreiben uns nach Jahren und bedanken sich", freut sich Schulze. In Nepal haben frühere Teilnehmer sogar ein Absolventen-Netzwerk gegründet.

Manchmal fragen sich Claus Rüdiger und Angelika Schulze, warum sie diese Arbeit überhaupt machen. Die Antwort geben sie sich selbst: "Weil es sinnvoll ist", sagt sie, "weil es notwendig ist", sagt er. Für die Zukunft wünscht sich Claus, dass das IIJB mit neuen Partnern in Afrika und in Indien seine Arbeit fortsetzen kann. Angelika Schulze möchte vor allem die Methode des E-Learnings verfeinern. Im März 2014 macht sich das Team wieder auf den Weg nach Afrika, um Radio, Bild- und Onlinejournalisten auszubilden. Dann wollen sie auch in Kenia mit den Herausgebern von Daily Nation und The Star reden.

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Quelle:
M - Menschen Machen Medien Nr. 8, Dezember 2013, S. 37
Medienpolitische ver.di-Zeitschrift, 62. Jahrgang
Herausgeber:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Fachbereich 8 (Medien, Kunst, Industrie)
Bundesvorstand: Frank Bsirske/Frank Werneke
Redaktion: Karin Wenk
Anschrift: verdi.Bundesverwaltung, Redaktion M
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2014