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FESTIVAL/272: 22. Filmfest Dresden mit TUD-Unterstützung (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 2 vom 2. Februar 2010

22. Filmfest Dresden mit TUD-Unterstützung

Von Dagmar Möbius


Das Filmfest Dresden gilt nicht nur als eines der wichtigsten Kurzfilm-Festivals in Deutschland und Europa, es zählt auch zu den weltweit höchstdotierten. In diesem Jahr findet es vom 20. bis 25. April 2010 statt. Zum 22. Mal. Annegret Richter, Festivaldirektorin seit Frühsommer 2009, kündigte einige Neuerungen an. Unter anderem suchte sie ganz gezielt nach Unterstützung an der TU Dresden. Frank Pawella, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte, verstärkt die auf zehn Experten erweiterte Sichtungskommission.

2128 Kurzfilme aus 75 Ländern müssen bis zum 12. Februar gesichtet und bewertet werden. Deutsche Einreichungen sind mit 590 am häufigsten, gefolgt von Frankreich (238), Großbritannien (200), Spanien (136) und den USA (70). Beworben haben sich erstmals auch Filmemacher aus Peru, Vietnam und Swasiland. An den Wettbewerbsbedingungen hat sich nichts geändert: alle Filme dürfen maximal 30 Minuten lang und nicht älter als zwei Jahre sein. Etwa 200 für den nationalen Wettbewerb eingereichte Streifen hat Frank Pawella bis Mitte Januar gesehen. "Jede freie Minute neben der Arbeit und die Wochenenden" nutzt er dazu. Rund 300 Filme hat er noch vor sich. Die Gesamtlaufzeit schätzt er auf 100 Stunden, plus Vor- und Nachbereitung. Trotz der Belastung freute er sich, dass ihn Professor Jürgen Müller von der Professur Kunstgeschichte für die Aufgabe empfahl: "Als Wissenschaftler sind wir Multiplikatoren und können zwischen Fachpublikum und Studenten Brücken schlagen." An der TU Dresden werde das Medium Film seit Langem als selbstverständlicher Bestandteil der Kunstgeschichte angesehen. So bietet nicht nur die Professur Kunstgeschichte entsprechende Veranstaltungen, Seminare und Vorlesungen an, auch der gelernte Tischler und erfahrene Orgelbauer Frank Pawella, der nach seinem Studium der Kunstgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Philosophie 2005 seinen Magisterabschluss machte, lehrt und forscht zur Thematik. Gemeinsam mit Jörg Polenz von der Filminitiative Dresden e.V. und Simone Lade, Kulturmanagement, wird er nach Ablauf des Sichtungszeitraumes diskutieren, welche Filme für den nationalen Wettbewerb nominiert werden.

Die Sichtung deutscher Kurzfilme reizte ihn besonders. "Es ist interessant, wie sich die filmische Landschaft in Deutschland entwickelt, wie Trends an den Hochschulen, speziell an den Filmhochschulen, sind", begründet er. Ein guter Kurzfilm ist für ihn ein Streifen, der idealerweise ein spannendes, aktuelles Thema behandelt, das den Betrachter einnimmt. "Natürlich ist das immer eine subjektive Einschätzung", gibt er zu. "Weil Kurzfilme in der Regel eine Geschichte nur in einzelnen Aspekten und in der Betrachtung von Einzelheiten erzählen, lassen sie sich auch nicht mit Spielfilmen vergleichen." Zudem wird die technische Umsetzung beachtet und - ganz besonders bei Animationsfilmen - wie die Filmsprache eingesetzt ist und ob beides zusammenpasst. Aus Sicht des Kunsthistorikers sei zudem eine starke Bildlichkeit interessant, die für das Medium Kurzfilm von besonderer Bedeutung ist. 2010 bespielt das Filmfest Dresden wegen der Schließung des Kinos Metropolis erstmals mehrere Festivalkinos. Die Schauburg ist dabei und das Programmkino Thalia. Auch im Kleinen Haus sollen Veranstaltungen stattfinden. Damit konzentriert sich das Festivalgeschehen auf die Neustadt. Für Annegret Richter ein klares Plus: "So erreichen wir sicher ein jugendlicheres Publikum." Die fehlende Platzkapazität soll ausgeglichen werden, indem die Wettbewerbsprogramme ganztags laufen. Auch Frank Pawella empfiehlt seinen Studenten, das Filmfestival zu besuchen: "Weil es eine einmalige Chance für Dresden ist, auch durch das umfangreiche Begleitprogramm." Podiumsdiskussionen, Workshops, Master classes, Empfänge und erstmals auch Filmemachergespräche sind geplant. In einem Panoramaprogramm werden Streifen gezeigt, die es nicht in die Wettbewerbe schaffen, dem Publikum aber auf keinen Fall vorenthalten werden sollen. Auch ein Kinderprogramm wird wieder eingeführt. "Das ist essenziell wichtig", meint Annegret Richter, "Kinder sind die Kinobesucher von morgen." Der Festivalclub wird sich in diesem Jahr in der Scheune befinden und mittwochs, donnerstags, freitags und sonntags in der Filmfestwoche ab 22 Uhr geöffnet sein. Ob der Klub weiter Dagmar heißen wird, ist noch offen. "Ich tue mich schwer mit dem Namen", schmunzelte die Festivaldirektorin, wohl wissend, dass UJ 2009 die Geschichte des Festivalklubnamens recherchierte und veröffentlichte, übrigens unter der Überschrift "Dagmar ist weg"...

Einer der in einem Casting ausgewählten sechs Filmfest-Moderatoren kommt ebenfalls von der TU Dresden. Der 26-jährige Albrecht Viertel studierte Geschichte und Philosophie und schreibt derzeit seine Magisterarbeit im Fach Germanistik/Literaturwissenschaft. Der begeisterte Kinogänger und Amateurschauspieler bei der Eclectic Theatre Group kennt das Filmfest bisher hauptsächlich als Gast. "Ich mag die Atmosphäre, man trifft Leute aus verschiedenen Erdteilen, die alle die Liebe zum Kino verbindet. Nun ist es spannend und herausfordernd, vor Publikum zu stehen, selbst internationale Produktionen kennenzulernen, vorzustellen und mit Regisseuren aus aller Welt zusammenzuarbeiten", begründet er seine Moderatoren-Ambitionen. Zudem sei es wichtig, sich in einer Zeit,in der das Fernsehen die Unterhaltungsgewohnheiten immer mehr beeinflusst, mit dem Medium Film auseinanderzusetzen. "Nachdenklich, fröhlich, blutig, niedlich - für jeden ist etwas dabei. Das ist das Großartige an einem Filmfestival", schwärmt Albrecht Viertel, der übrigens auch eine persönliche Vorliebe für den Kurzfilm hegt und im Vorjahr für seinen mit Freunden entstandenen "Turnip Blood Pictures"-Streifen den "Golden Bone" in Bronze beim Wettbewerb "Dogs, Bones and Catering 2009" gewann.

Weitere Informationen: www.filmfest-dresden.de



Dagmar Möbius
Freie Journalistin (DVPJ)
Redaktion, Public Relations & Kommunikation
www.dagmar-moebius.de


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 21. Jg., Nr. 2 vom 02.02.2010, S. 12
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2010