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INTERNATIONAL/042: Südafrika - Gemeinderadios profitieren vom Social-Media-Hype (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Februar 2012

Südafrika: Gemeinderadios profitieren vom Social-Media-Hype

von Davison Mudzingwa

Radio Zibonele profitiert von den sozialen Medien - Bild: © Davison Mudzingwa/IPS

Radio Zibonele profitiert von den sozialen Medien
Bild: © Davison Mudzingwa/IPS

Kapstadt, 6. Februar (IPS) - Als sich Afrikas ältester Gemeindesender 'Bush Radio' in finanziellen Schwierigkeiten befand, sorgten soziale Netzwerke wie 'Twitter' und 'Facebook' für Abhilfe. Aufgrund der Vielzahl verbreiteter Sympathie- und Solidaritätsbekundungen fanden sich rasch Sponsoren, die dem angeschlagenen Kanal auf die Beine halfen.

Social Media-Dienste haben den Gemeinderadios im südafrikanischen Kapstadt zudem einen größeren Kreis an Zuhörern erschlossen. Bush Radio erreicht inzwischen mindestens 260.000 Menschen, die mehrheitlich in den armen Cape Flats außerhalb von Kapstadt zu Hause sind, wohin das ehemalige Apartheid-Regime Nicht-Weiße abgeschoben hatte. Dank Facebook, Twitter, YouTube und einem Blog kann Bush Radio seine Präsenz in der Community immer weiter ausbauen.

Der in den 1980er Jahren entstandene Sender hat eine turbulente Geschichte hinter sich gebracht. Damals trafen sich Gemeindeaktivisten und alternative Medienmacher, um den Einsatz von Graswurzelmedien für soziale Verbesserungen und die Verbreitung alternativer Stimmen zu diskutieren. Weil dem Kanal keine Sendelizenz erteilt wurde, ging er zunächst illegal an den Start. 1994 erhielt er seine erste Sendegenehmigung.

"Seitdem gebloggt werden kann und Content-Management-Systeme kostenlos zu haben sind, müssen wir kein Geld mehr für Webdesigner ausgeben", benennt Adrian Louw, der Programmkoordinator von Bush Radio, einen weiteren Vorteil der neuen Medien.


Direkter Draht

Bush Radio informiert über Themen wie HIV/Aids, Drogensucht, Armut und Kriminalität, die die meisten seiner Zuhörer interessieren. "Wenn die Menschen über die sozialen Netzwerke schnell und direkt mit uns kommunizieren können, haben sie das Gefühl, dass sie Miteigentümer des Senders sind", meint Louw. "Auch lassen sich über Twitter und Co Hinweise zu unseren Sendungen und zu wichtigen Terminen verbreiten, die für unsere Zuhörer relevant sein könnten."

Der Sender ist auch bekannt dafür, dass er junge Leute ausbildet. Durch Social Media hat sich Botschaft extrem schnell verbreitet, wie der Radiomacher erklärt. In nur drei Tagen hätten bereits mehr als 60 Bewerbungen vorgelegen. Louw zufolge sind die sozialen Netzwerke zudem geeignet, die Schwächen des Radios - wie etwa die Flüchtigkeit seiner Informationen - auszugleichen. "Wir sind wirklich der Meinung, dass die Technologie das Leben der Menschen verbessert", sagt er.

Auf der anderen Seite der Stadt, in Südafrikas größtem Township Khayelitsha, strahlt 'Radio Zibonele' seine Programme aus, die 220.000 Personen erreichen. Die einzige Studio-Telefonleitung ist stets überlastet, doch geben Facebook, Twitter und Co mehr Menschen als bisher die Möglichkeit, mit dem Sender in direkten Kontakt zu treten.

Wie die meisten Gemeinderadios interagiert auch Radio Zibonele mit seinen Zuhörern über Outreach-Programme wie Straßenshows und finanziell geförderte Gemeindeaktivitäten. Doch in letzter Zeit macht sich ein Rückgang der Fördergelder bemerkbar. Durch Social Media konnte der Kontakt zur Community gehalten werden, wie der Programmdirektor Ntebaleng Shete erläutert.

Radio Zibonele strahlt seine Sendungen meist in der lokalen Sprache Xhosa aus. In seinem zweistündigen Flaggschiff-Programm werden verschiedene soziale Probleme angeschnitten, zu denen sich die Zuhörer direkt äußern können. Die große Verbreitung internetaktiver Mobiltelefone hat die Zahl der Zuhörer weiter erhöht.

Nach den jüngsten Angaben des Handyportals 'Cellular Online' nähert sich die Zahl der südafrikanischen Mobiltelefoniekunden der 20-Millionen-Grenze. "Die Menschen wachsen mit der Technologie", meint dazu Shete. "So nimmt die Nachfrage nach Facebook und Twitter immer weiter zu."


Grenzen

Doch Chris Kabwato, Chef des panafrikanischen Radioprogramms 'Highway Africa' der Rhodes-Universität, ist der Meinung, dass es noch ein langer Weg ist, bis die breite Mehrheit der afrikanischen Gemeinderadios in der Lage ist, die sozialen Medien umfangreich zu nutzen.

"Da gibt es die Herausforderung des mangelnden Internetzugangs und der fehlenden technischen Kenntnissen", zählt Kabwato zwei Gründe auf. Allerdings sieht er enorme Möglichkeiten, mehr interaktive Programme zu entwickeln und Einkommen aus den sozialen Medien zu generieren. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://www.bushradio.co.za/
http://www.zibonelefm.co.za/?page_id=80
http://www.ipsnews.net/print.asp?idnews=106642

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2012