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PREIS/1412: Verleihung des Kölner Medienpreises (WDR)


Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) - Pressemitteilung vom 4. November 2008

Kölner Medienpreis für WDR-Autorin Britta Wandaogo und Dokumentarfilmerin Anna Ditges


WDR-Autorin Britta Wandaogo ist beim Kölner Medienpreis 2008 in der Kategorie Kameraführung ausgezeichnet worden. In ihrem Film "1.200 Brutto - Andys Knochenjob" aus der WDR-Reihe "Menschen hautnah" (WDR Fernsehen, 28. November 2007) begleitet sie den 22 Jahre alten Andy, der in einer Altpapierverwertung arbeitet. Er steht an der Presse, sortiert Papier und Plastikmüll - ein Knochenjob. Andy hat gelernt durchzuhalten, denn er weiß für wen: Für seine Freundin und seine drei Kinder, die jeden Abend sehnsüchtig darauf warten, dass Papa nach Hause kommt. Als seine Freundin das vierte Kind erwartet, spitzt sich die Situation zu:"Wenn man so jung ist, kommt das schon krass rüber, mit drei Kindern ist es schon hart!" Andys Lebensphilosophie ist geprägt von Optimismus und einem starken Willen. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass es irgendwann bergauf gehen kann: "Ich bin nicht blöd, bin gut gebildet und kann mir selber helfen. Ich finde, wir machen das ganz schön zusammen, und wenn ich den Führerschein hätte, würde ich auch nicht so einen Drecksjob machen." (Redaktion Enno Hungerland/Leitung der Menschen hautnah-Redaktion: Ulrike Schweitzer)

"1.200 brutto - Andys Knochenjob" ist ein Film, der vor allem durch die Kameraarbeit besticht. Das Auffällige an Britta Wandaogos Kamera ist - und das mag zunächst absurd klingen - ihre Unauffälligkeit. Gerade dort, wo das Leben bedeutsam ist, bei Andy Zuhause, scheint alles Trennende zwischen den handelnden Personen und dem Zuschauer zu verschwinden. Von einer Distanz, die eine Fernsehkamera schafft, ist hier nichts zu spüren. Es scheint fast, als würden die Beteiligten die Anwesenheit von Kamera und Autorin einfach vergessen. Auf diese Weise entsteht ein Film, der erfahrbar macht, wie nah Existenzwille, Hilflosigkeit und Liebe in dieser Familie beieinander liegen - ein Film, der dem Titel der Reihe alle Ehre macht, eine Geschichte von fünf, fast sechs 'Menschen hautnah'", so die Begründung der Jury.

In der Kategorie Fernsehen wurde Filmemacherin Anna Ditges für ihr Porträt "Ich will Dich - Begegnungen mit Hilde Domin" (Autorin, Regie, Kamera, Schnitt) ausgezeichnet.

"In ihrem Dokumentarfilm gelingt Anna Ditges ein bewegendes Portrait der deutsch-jüdischen Lyrikerin Hilde Domin. Die Filmemacherin begleitete die Grande Dame der deutschen Nachkriegslyrik die letzten zwei Jahre ihres Lebens. Dabei entsteht ein Portrait, das von der erstaunlichen Nähe lebt, die sich zwischen der 95jährigen Dichterin und der fast 70 Jahre jüngeren Filmemacherin entwickelt. Eine Nähe, die nicht von oberflächlicher Harmonie geprägt ist - es fehlen die üblichen glättenden Bilder und Ablenkungen. Anna Ditges führt in ihrem Film nicht nur Regie, sie ist auch Kamerafrau und Cutterin. So subjektiv wie ihr Portrait der Dichterin, so subjektiv und so mutig sind auch Kameraarbeit und Schnitt", so die Begründung der Jury.

Kinostart war am 8. November 2007, die Fernsehausstrahlung auf 3sat/WDR ist für das Frühjahr 2009 geplant. Der Beitrag ist eine Koproduktion von punktfilm Anna Ditges und WDR (Redaktion Felix Kuballa, Jutta Krug, Reinhard Wulf)/SWR/3sat/RBB und der Filmstiftung NRW.

Der Kölner Medienpreis für beispielhaften Journalismus in verschiedenen Kategorien wurde am 3. November 2008 zum fünften Mal verliehen. Eine thematische Einschränkung gibt es nicht; die Beiträge müssen aber einen unmittelbaren Köln-Bezug aufweisen.


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Quelle:
Presseinformation vom 4. November 2008
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln (Anstalt des öffentlichen Rechts)
Appellhofplatz 1, 50667 Köln
Postanschrift: 50600 Köln
Telefon: 0221/220 2407, Fax: 0221/220 2288
Internet: www.wdr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2008