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HNO/233: Schwerhörigkeit bei Kindern - dank technischer Hilfen Hören und Sprechen lernen (medizinkommunikation)


Medizinkommunikation Stuttgart - 29. Oktober 2012

Schwerhörigkeit bei Kindern früh erkennen und behandeln

Hören und Sprechen lernen dank Hörgerät und Implantat



Mannheim, Oktober 2012 - Zwei bis drei von tausend Neugeborenen in Deutschland sind schwerhörig. Epidemiologischen Untersuchungen zufolge leiden zum Zeitpunkt der Einschulung etwa sechs bis sieben Prozent aller Erstklässler unter einem eingeschränkten Hörvermögen. Hören Kinder schlecht, kann dies ihre kommunikative, geistige, soziale und emotionale Entwicklung erheblich stören. Frühzeitig erkannt, hilft ihnen ein Hörgerät oder ein -Implantat in der Hörschnecke, der Cochlea. Welche Therapiemöglichkeiten HNO-Ärzte bei Schwerhörigkeit im Kindesalter einsetzen, erläutern Experten auf der 46. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte vom 1. bis 3. November 2012.

Die frühkindliche Schwerhörigkeit ist die häufigste Sinnesbehinderung im Kindes- und Jugendalter. Dabei unterscheiden HNO-Ärzte nach Hörstörungen, die von Geburt an, vor dem Spracherwerb, währenddessen oder danach bestehen. Insbesondere bei Kindern schwerhöriger Eltern, extrem Frühgeborenen und bei schweren Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt kommen Schwerhörigkeiten bis zu zwanzigmal häufiger vor. "Bei Säuglingen wird daher bereits innerhalb der ersten Tage nach der Geburt in der Klinik ein Neugeborenen-Hörscreening gemacht, um etwaige Hörstörung festzustellen", sagt Professor Dr. med. Dr. h.c. Roland Laszig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. und Direktor der Universitätsklinik für HNO, Universitätsklinikum Freiburg.

Hörstörungen können aber auch erst Wochen oder Monate später eintreten, zum Beispiel aufgrund von Infektionen wie einer bakteriell verursachten Hirnhautentzündung. "Hier stellen häufig die Eltern fest, dass ihr Kind nicht mehr angemessen auf akustische Reize reagiert oder sich die Frequenz des Schreiens verändert", erklärt Professor Laszig. Ein Alarmzeichen sei außerdem, wenn Kleinkinder, die bereits mit dem Sprechen begonnen haben, plötzlich wieder verstummen. "Auch eine verzögerte Sprachentwicklung ist ein Hinweis auf Schwerhörigkeit", so Professor Laszig.

Eine Behandlung müsse sofort nach Erkennen der Hörstörung begonnen werden, so der Experte. Schwerhörige Kleinkinder sollten umgehend mit einem Hörgerät versorgt werden: "Insbesondere in den ersten ein bis zwei Lebensjahren ist es extrem wichtig, über das Ohr das Gehirn zu trainieren und die Hörbahn im Gehirn anzuregen." Denn in dieser Zeit entwickle sich das Gehirn stark. Sofern bei Betroffenen der Hörnerv funktionsfähig ist, kann ein Cochlea-Implantat helfen. Solche Prothesen ahmen das Innenohr nach, indem sie akustische Signale in elektrische Impulse umwandeln. Diese stimulieren über bis zu 22 in die Hörschnecke implantierte Elektroden direkt den Hörnerv. Auf diese Weise erzeugte Ströme gelangen wie bei Normalhörenden in die Hörregionen des Gehirns und werden als Ton, Klang oder Sprache wahrgenommen.

Derzeit finden etwa 3000 Cochlea-Implantationen jährlich in Deutschland statt. "Je früher das Implantat eingesetzt wird, desto höher sind die Chancen, dass betroffene Kinder problemlos hören und sprechen lernen," so Professor Laszig.


Terminhinweis:
46. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
1. bis 3. November 2012, Congress Center Rosengarten in Mannheim

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Quelle:
Deutsche Fortbildungsgesellschaft der Hals-Nasen-Ohrenärzte mbH
Pressestelle, Anna Voormann / Julia Hommrich
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-552/-423, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: hommrich@medizinkommunikation.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2012