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INNERE/1302: Gene, Krebs, Herz und Übergewicht - Internistenkongress erfolgreich beendet (DGIM)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

8000 Internisten diskutieren über Krankheit, Gene und Umwelt

118.‍ ‍Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
14.‍ ‍bis 17. April 2012, Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden

→  118. Internistenkongress in Wiesbaden endet:
      8000 Internisten diskutierten über Gene, Krebs, Herz und Übergewicht
→ Preis für neueste Erkenntnisse zu Stammzellforschung und Bluthochdruck


118. Internistenkongress in Wiesbaden endet:
8000‍ ‍Internisten diskutierten über Gene, Krebs, Herz und Übergewicht

Der 118. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) in Wiesbaden endet heute. Rund 8000 Teilnehmer besuchten seit Samstag Kurse, Symposien, Vorträge und Workshops. Als Themen wählte Kongresspräsident Prof. Dr. med. Joachim Mössner aus Leipzig in diesem Jahr genetische Diagnostik, Adipositas, Herzinsuffizienz, Multimorbidität im Alter und Krebserkrankungen des Verdauungstraktes. Gemeinsam mit der Stadt Wiesbaden richtete die DGIM am Samstag erneut einen sehr gut besuchten Patiententag aus. Die DGIM feierte in diesem Jahr ihr 130-jähriges Bestehen. Mit nahezu 22000 Mitgliedern ist sie eine der größten wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland.

Mit dem Rahmenthema "Krankheit, Gene und Umwelt" setzte der Vorsitzende der DGIM einen betont wissenschaftlichen Schwerpunkt auf seinem Kongress. Dafür hatte er Leiter medizinischer Sonderforschungsbereiche aus ganz Deutschland zu Vorträgen eingeladen. Sie stellten ihre neuesten Erkenntnisse über Lebererkrankungen, Stammzellen, Organtransplantation und Lungenimmunität vor. Daran anknüpfend thematisierte Mössner die Förderung der medizinischen Wissenschaft in Ostdeutschland: "Auch 22 Jahre nach dem Fall der Mauer besteht eine Kluft zwischen Ost und West, vergleicht man etwa die Anzahl der Sachbeihilfen der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder Sonderforschungsbereiche." Niedrige Landeszuschüsse für Forschung und Lehre an medizinischen Fakultäten seien davon abgesehen mitverantwortlich für gesamtdeutsche wissenschaftliche Defizite.

Dem Ruf auf eine Professur für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie in Leipzig folgte Professor Mössner im Jahr 1993. Gemeinsam mit seinen Leipziger Kollegen veranstaltet damit zum ersten Mal ein Team aus Ostdeutschland einen Internistenkongress. "Dies wäre ohne die Wende 1989 natürlich gar nicht möglich gewesen", sagt Mössner heute dankbar. Er freut sich deshalb, mit der Ausstellung "Die Friedliche Revolution in Leipzig" das kulturelle Highlight des Kongresses setzen zu können. Die historische Schau dokumentiert die Aktionen der Leipziger Bürgerrechtler, die in den Jahren 1989/90 offenen Widerstand gegen das SED-Regime leisteten. Sie nimmt in Wiesbaden ihren Ausgang als Wanderausstellung durch Deutschland.

Mit seinen Hauptthemen machte Professor Mössner auf drängende gesundheitliche Fragen der Industrienationen aufmerksam. Neben genetischen und epigenetischen Themen rückte er eines der großen gesundheitlichen und sozioökonomischen Probleme der industrialisierten Länder in den Fokus: Übergewicht. Die Internisten befassten sich außerdem intensiv mit den häufigen Tumoren des Verdauungstraktes. Jährlich erkranken etwa 430.000 Menschen an Dickdarmskrebs, etwa 200.000 sterben daran. Einzelnen Krankheitsbildern wie Herzinsuffizienz stellte Mössner außerdem die vielfach erkrankten, immer älter werdenden Patienten gegenüber. "Eine Lebensverlängerung Multimorbider allein ohne gleichzeitige Erhaltung der Lebensqualität darf nicht das Ziel sein", betonte er.

Ein Ziel des Internistenkongresses ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Dem näherte sich das Leipziger Kongressteam nicht nur mit seinem wissenschaftlichen Programm, sondern auch auf direktem Wege: Der Patiententag der DGIM und der Stadt Wiesbaden am Samstag im Rathaus widmete sich allein Betroffenen, Angehörigen und Interessierten. Internistische Experten informierten in kostenlosen Seminaren, Vorträgen und Diskussionen über Nervenleiden, Nieren-, Herz- und Lungenerkrankungen. Gefragt war auf diesem 6. Patiententag vor allem auch das Sonderthema Männergesundheit.

Der 118. Internistenkongress endet mit dem Wechsel der Präsidentschaft: Für das Jahr 2012/2013 übernimmt Professor Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann, Chefärztin der Klinik Innere Medizin IV der Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Mainz aus Wiesbaden den Vorsitz der DGIM. Sie löst damit Professor Mössner im Amt ab.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgim2012.de
(Kongresswebsite zum 118. Internistenkongress)
http://www.dgim.de
(Website der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM))

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Paul Schölmerich Preis für Innere Medizin 2012:

Neueste Erkenntnisse zu Stammzellforschung und Bluthochdruck - 17.04.2012

Stuttgart - Die Deutsch-Rumänische Akademie verleiht den mit 8000 Euro dotierten Paul Schölmerich Preis für Innere Medizin dieses Jahr an zwei Mediziner: Dr. med Sebastian Arnold vom Universitätsklinikum Freiburg hat einen Schlüsselfaktor identifiziert, um Herzmuskelzellen aus Stammzellen zu gewinnen. Vor allem die frühen Schritte der Entwicklung wurden bisher nur unzureichend verstanden. Dr. med. Philip Wenzel von der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erhält den Preis für seine Forschung zur Entstehung von Bluthochdruck und den daraus folgenden Therapieempfehlungen. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 118. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) in Wiesbaden statt.

Bei einem Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung gehen Teile des Herzmuskels zugrunde. Das menschliche Herz könne sich nur sehr unzureichend aus sich selbst heraus regenerieren, erklärt Professor Dr. med. Thomas Meinertz, Vorsitzender der Jury des Paul-Schölmerich-Preises. Bei einem 25-jährigen Menschen ohne vorliegende Herzerkrankung erneuern sich etwa 1,5 Prozent der Herzmuskelzellen jährlich, beim 75-Jährigen nur noch 0,45 Prozent. "Eine Zelltherapie mit aus Stammzellen gewonnenen Herzmuskelzellen könnte zerstörtes Herzmuskelgewebe wieder aufbauen", so Meinertz. Allerdings ist es Forschern bisher nicht gelungen, Kardiomyozyten effizient aus Stammzellen zu erzeugen.

"In der ausgezeichneten Arbeit aus Nature Cell Biology ist es dem Team um Dr. Arnold erstmals gelungen, diese Differenzierung zu verbessern", begründet die Jury der Deutsch-Rumänischen Akademie ihre Wahl. Die Forscher entdeckten ein Eiweiß, dass embryonale Stammzellen benötigt, um das Kardiomyozyten-spezifische Programm zu aktivieren. Es handelt sich um den sogenannten Transkriptionsfaktor Eomesodermin.

Gleichwertig zeichnet die Jury eine zweite Publikation aus der Zeitschrift "Circulation" mit dem Paul Schölmerich Preis aus. Die Forscher um Dr. Wenzel untersuchten, wie das Hormon Angiotensin II abgeschwächt und auf diese Weise Gefäßveränderungen und Bluthochdruck vermindert werden können. Denn Angiotensin II verursacht Entzündungen der Gefäßwand über Abwehrzellen und vermittelt so zeitweise Bluthochdruck. Indem die Forscher bestimmte Zellen des Immunsystems vernichteten, gelang es ihnen auch, die Wirkung von Angiotensin II dramatisch abzuschwächen. Bluthochdruck und gefährliche Gefäßveränderungen nahmen folglich ab. Die Ergebnisse bestätigen sehr eindeutig die Therapie mit ACE-Hemmern und AR-Blockern, stellen die Juroren fest.

Die Deutsch-Rumänische Akademie verleiht den Preis zum sechsten Mal. Damit verbunden sind jeweils 4000 Euro für die beiden Erstplatzierten. Außerdem würdigt die Jury die 2. und 3. bewertete Arbeit mit je einem Diplom und je 1000 Euro als entsprechende Nominierung. Mitglieder der Deutsch-Rumänischen Akademie sind 112 Professoren und andere Wissenschaftler von sechs Universitäten in Deutschland und sechs Universitäten in Rumänien. Dieses internationale Forum für Wissenschaften, Ethik, Theologie, Literatur und Kunst hat als wichtiges Ziel die Wiederbelebung, Entwicklung und Bündelung der traditionellen akademischen Verbindungen zwischen Deutschland und Rumänien. Die Preisverleihung findet auf dem 118. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) am 17.‍ ‍April 2012 um 15.50 Uhr in Halle 8 der Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden statt.

2.‍ ‍Platz
Dr. med. Thomas Helbing
Abteilung Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Freiburg
Arbeit: "BMPER als Modulator der endothelialen Inflammation"
(publiziert 2011 in "Blood")

Sebastian Szardien
Assistentzarzt, Abteilug Kardiologie der Kerckhof-Klinik Bad Nauheim (Univ. Giessen)
Arbeit: "Effekte von Granulocyten-Kolonie-stimulierende Faktor bei kardialer Hypertrophie"
(publiziert 2011 in European Heart Journal)

3.‍ ‍Platz
Dr. Andrea Olivia Ciobanu
Dozentin für Kardiologie der Universität für Medizin Carol Davila Bukarest
Abteilung für Kardiologie des Universitären Notfallkrankenhauses Bukarest
Arbeit: Rückbildung der linksventrikulären Dysfunktion durch antihypetensive Therapie mit verschiedenen Betarezeptorenblockern.
(publiziert 2011 in Journal of Hypertension)

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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1248

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V., Anna Julia Voormann, 17.04.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2012