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GYNÄKOLOGIE/503: Empfehlung zum Umgang mit neuem H1N1-Virus bei Schwangeren (DGGG/AGMFM)


Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. - 16.10.2009

Empfehlung zum Umgang mit neuem H1N1-Virus bei Schwangeren

DGGG und AGMFM veröffentlichen Stellungnahme zur Therapie


Ärztinnen und Ärzten steht ab sofort eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zur Verfügung, in der Experten Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie einer Schweinegrippe-Infektion bei Schwangeren sowie Prophylaxemaßnahmen aufführen. "Schwangere gehören zur Hochrisikogruppe, weshalb eine rasche symptomatische Behandlung zu empfehlen ist", erklärt Prof. Dr. Klaus Vetter von der DGGG zu der veröffentlichten Stellungnahme. Für die Prävention gegen den neuen Influenza A-Virus H1N1 verweist die wissenschaftliche Fachgesellschaft zusätzlich auf eine aktuelle Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Bisher blieb die Schwere einer Schweinegrippen-Erkrankung in Europa hinter den allgemeinen Befürchtungen von Experten zurück. Dennoch sollten Ärztinnen und Ärzte vor der nächsten Grippewelle im jetzigen Herbst vorbereitet sein. "Bisher war noch ungeklärt, wie gynäkologisch tätige Fachärzte mit einer Virusinfektion bei schwangeren und stillenden Frauen am besten umgehen sollen", sagt DGGG-Präsident Prof. Dr. Rolf Kreienberg, Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik Ulm. Deshalb hat die DGGG gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für Materno-Fetale Medizin in der DGGG (AGMFM) in enger Abstimmung mit dem Robert Koch-Institut (RKI) eine wissenschaftlich gesicherte Stellungnahme erarbeitet, die eine individuelle Entscheidungsfindung bei Verdacht oder nachgewiesener H1N1-Erkrankung erleichtert (www.dggg.de).

In der Stellungnahme können Ärztinnen und Ärzte eruieren, welche Präparate sie wann am besten einsetzen sollen und welche Prophylaxemaßnahmen die DGGG und die AGMFM empfehlen. "Das grundsätzliche Ziel bei Schwangeren im Zusammenhang mit dem Thema Schweinegrippe sollte, wie bei jeder anderen Influenza-Infektion, immer noch die Prävention sein", betont DGGG-Präsident Kreienberg. Dazu gehöre unter anderem das gründliche Waschen der Hände oder das Meiden großer Menschenansammlungen.

Mittlerweile kann auch eine Impfung eine schnelle Ausbreitung des Influenzavirus verhindern. Hinsichtlich einer individuellen Entscheidung bei Schwangeren empfiehlt die DGGG eine Impfempfehlung der STIKO, die sie stets aktualisiert, hinzuzuziehen (www.rki.de). Hier wurden die Vorschläge der gynäkologischen Fachgesellschaft zum Umgang mit der Risikogruppe weitestgehend berücksichtigt, insbesondere im Hinblick auf die Impfung ab dem ersten Trimenon der Schwangerschaft. DGGG-Vorstandsmitglied Vetter erwartet zudem, dass neben den sogenannten Pandemieimpfstoffen in nächster Zeit auch ein nicht-adjuvantierter und Thiomersal-freier Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Für diesen Impfstoff wird eine besonders gute Verträglichkeit mit einem äußerst geringen Impfrisiko angenommen.


Therapie mit antiviralen Präparaten nach eingehender Diagnostik

Die DGGG und AGMFM empfehlen, symptomatische Schwangere und Stillende innerhalb von 48 Stunden mit antiviralen Präparaten wie Oseltamivir oder Zanamivir zu therapieren. Gesundheitsbehörden haben die Indikation nach eingehender Nutzen-Risiko-Abwägung im Pandemiefall auf diese Patientengruppen für beide antiviralen Therapiemöglichkeiten erweitert.1,2 Besonders im ersten Trimenon der Schwangerschaft sollten Ärztinnen und Ärzte jedoch eine Infektion mittels der Polymerase Chain Reaction (PCR)-Methode einwandfrei klären. "Bei Schwangeren raten wir dazu, nicht an der Diagnostik zu sparen, um einen unnötige Belastung des Embryos oder des Fötus mit Neuraminidasehemmern zu vermeiden", betont Vetter.


Schwangere zählen zur Hochrisikogruppe

Einer aktuellen Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC) zufolge haben Schwangere ein höheres Risiko als andere Bevölkerungsgruppen, bei einer Influenza-Erkrankung mit H1N1 unter besonders schweren Symptomen zu leiden.3 Die entsprechende europäische Institution "European Center for Disease Control and Prevention" (ECDC) unterstützt diese Auffassung.4 Denn mehrere wissenschaftliche Studien weisen nach, dass insbesondere bei hochschwangeren Frauen mit einer Influenzainfektion pulmonale Komplikationen bis hin zu einer Ateminsuffizienz auftreten können. Fehlbildungen beim Fötus sind allerdings nicht direkt mit der Virusinfektion assoziiert.


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Die Stellungnahme zur Therapie einer Influenza
A-/H1N1-Virusinfektion finden Sie auf der Homepage der DGGG:
www.dggg.de/publikationen/stellungnahmen/

Pressemitteilung der STIKO vom 8.10.2009:
www.rki.de/cln_162/nn_205760/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2009/26__2009.html

Empfehlung der STIKO zur Neuen Influenza
Epidemiologisches Bulletin 41/2009, 12.10.2009:
www.rki.de

1 EMEA:
CHMP assessment report on novel influenza (H1N1) outbreak Tamiflu (oseltamivir) and Relanza (zenamivir).
European Medicines Agency, EMEA, Committee for Medicial Products for Human Use. CHMP; 7 May 2009.
2 WHO:
Pandemic influenza in pregnant women.
World Health Organisation, WHO; 31 July 2009.
3 Jamieson D, et al.:
H1N1 2009 influenza virus infection during pregnancy in the USA.
The Lancet 2009; 374 (9688): 451-458.
4 ECDC:
Pandemic influenza A (H1N1) in pregnancy places women at higher risk of adverse outcome - published analytic study from the United States.
European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC; 05 Aug 2009.


Über die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)

Die DGGG fördert als wissenschaftliche Fachgesellschaft Forschung und Wissenschaft in der Frauenheilkunde und garantiert damit die ständige Erneuerung diagnostischer und therapeutischer Richtlinien und Empfehlungen. Sie befasst sich zudem mit der Qualitätssicherung, der Weiterbildung und der Fortbildung in der Frauenheilkunde. Dies dient der Sicherheit bei der gynäkologischen Beratung und Behandlung von Patientinnen.

Darüber hinaus vertritt die Fachgesellschaft die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Gremien des Bundesministeriums für Gesundheit, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Bundesärztekammer sowie der Öffentlichkeit.

Alle zwei Jahre richtet die Gesellschaft den Deutschen Kongress für Gynäkologie und Geburtshilfe aus, auf dem Gynäkologen und Wissenschaftler neueste Erkenntnisse vorstellen und diskutieren. Der nächste Kongress findet vom 5. bis 8. Oktober 2010 in München statt
www.dggg-kongress.de.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dggg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution660


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., 16.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2009