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ORTHOPÄDIE/278: Dank "Spine Tango" stabil und beweglich bleiben (uni ulm intern)


uni ulm intern, Nr. 296, Februar 2009 - Das Ulmer Universitätsmagazin

Dank "Spine Tango" stabil und beweglich bleiben
Deutscher Wirbelsäulenkongress in Ulm

Von Petra Schultze


Beweglichkeit und Stabilität - das ist das Qualitätsgeheimnis der Wirbelsäule. Wie sich beides nach Verletzungen oder bei Verschleiß erhalten oder wiederherstellen lässt, diskutierten rund 1500 Experten auf dem 3. Deutschen Wirbelsäulenkongresses, der Ende November in Ulm stattfand.


"Die Wirbelsäulenchirurgie ist ein noch relativ junges und extrem innovatives Fachgebiet. Durch den Zusammenschluss der Deutschen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Wirbelsäulenforschung zur Deutschen Wirbelsäulengesellschaft wird zwischen Forschern und Klinikern jetzt noch interdisziplinärer zusammengearbeitet. Gemeinsame Leitlinien für Unfallchirurgen, Orthopäden und Neurochirurgen sind ein nächstes wichtiges Ziel", erklärte Kongresspräsident Professor Hans-Joachim Wilke, Leiter der Wirbelsäulenforschung am Ulmer Universitätsinstitut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik.

Mit seinem Team erforscht er beispielsweise, wie neuartige Bandscheibenprothesen die Beweglichkeit der Wirbelsäule erhalten können, ohne die Stabilität zu gefährden. Weltweit arbeiten Ärzte und Forscher an diesen neuen Verfahren, die nicht für alle Patienten geeignet sind und noch stärker erforscht werden müssen. Die Idee ist, eine Versteifung, die bei den konventionellen Verfahren im Mittelpunkt steht, zu vermeiden oder abzumildern.

Die Ulmer Wirbelsäulenforscher um Professor Wilke möchten aber am liebsten noch weiter in die Zukunft schauen. So entwickeln sie derzeit ein mathematisches Modell, mit dem sich bei Osteoporose-Patienten mögliche Brüche an den Wirbeln vorhersagen und dann vorbeugend behandeln lassen könnten.

Ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses, der von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft organisiert wurde, war der Einsatz von neuartigen Biomaterialien. "Die Zukunft gehört, so hofft man, biologischen Implantaten. Unsere Vision ist, die körpereigenen Regenerationspotentiale zu nutzen. Dazu ist es wichtig, dass Biomechaniker und Biologen mit Medizinern eng zusammenarbeiten. Diesen interdisziplinären Austausch fördert die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft", so Wilke.

Wirbelsäulenerkrankungen sind Volksleiden, die nicht nur die Deutschen plagen. In ganz Europa sollen daher in Zukunft Operationsverläufe und deren Ergebnisse dokumentiert und ausgewertet werden, um so verschiedene Operationsverfahren besser beurteilen zu können. Dieses neue unabhängige Datenbanksystem namens "Spine Tango" wurde auf dem Kongress offiziell vorgestellt.


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Quelle:
uni ulm intern, Nr. 296 (39. Jg.), Februar 2009, S. 12
Herausgeber: Universität Ulm, Pressestelle
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uni ulm intern erscheint sechsmal pro Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2009