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ORTHOPÄDIE/279: Moderne OP-Methoden erhalten die Schulterbeweglichkeit (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 10 vom 9. Juni 2009

Neue Projekte in der Orthopädie
Unfall oder Verschleiß: Moderne OP-Methoden erhalten die Schulterbeweglichkeit

Von Konrad Kästner


Den Arm über Kopfhöhe und dabei kraftvoll bewegen zu können - das ist bei vielen Sportarten fast schon Grundvoraussetzung. Eine schmerzende Schulter wird da zum absoluten Spielverderber. Aber auch schon beim Haare kämmen kann sich eine eingeschränkte Beweglichkeit dieses Gelenks als Hürde darstellen. Bei durch einen Unfall oder Verschleiß verursachten Schulterproblemen ist dann häufig eine Operation angezeigt. An der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus forschen Wissenschaftler zu modernen OP-Methoden, die möglichst den Erhalt des Eigengelenkes erlauben oder die die Sehnenheilung nach Rissen an der Schulter verbessern. Aber auch Langzeitergebnisse neuer Implantate sollen mittels einer Datenbank erfasst und ausgewertet werden. Ziel bleibt immer die Verbesserung bzw. Wiederherstellung der Mobilität im Gelenk und damit erhöhte Lebensqualität.

Um eine verbesserte Sehnenheilung nach einem Riss zu erreichen, forschen die Ärzte ständig zur optimalen Biomechanik und Techniken, mit denen die Sehnen angenäht werden. "Es laufen auch bei uns Studien, wie und ob minimal-invasives Vorgehen mittels Schlüsselloch-Technik im Vergleich zu anderen OP-Methoden die Beweglichkeit verbessert und Schmerzen verringert", erläutert Privatdozent Dr. med. Philip Kasten, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Uniklinikums und Leiter der Schulter- und Ellenbogenchirurgie sowie Sportorthopädie.

Ein weiteres Forschungsprojekt will die Gelenkheilung mit Stammzellen aus dem eigenen Beckenkamm der Betroffenen verbessern. Dazu werden 200 bis 300 Milliliter Blut aus dem Knochenmark entnommen und aufgereinigt. Die so gewonnenen adulten Stammzellen spülen die Ärzte dann in die Heilungszone des Gelenks ein. "So soll auch die Rate des problemlosen Anwachsens der Sehne an den Knochen gesteigert werden", erklärt Dr. Kasten.

Beruhen die Schulterprobleme nicht auf einem akuten Vorfall und Riss, sondern auf Verschleiß, kommen Gelenk-Implantate ins Spiel. Bei geringeren Schäden reicht oft ein Oberflächenersatz in Form einer Gelenkkappe aus Implantatstahl, die auf den Gelenkkopf aufgebracht wird. Größere Schäden bedingen häufig eine Totalendoprothese mit Ersatzkopf und Pfanne. Bei älteren Patienten, bei denen der Halteapparat des Schultergelenks geschwächt ist, weil beispielsweise Sehnen verkümmert sind oder fehlen, kommt gelegentlich die inverse Prothese zum Einsatz. Die Pfanne wird zum Kopf, der Kopf zur Pfanne. Dadurch wird der Drehpunkt so verlagert, dass das Gelenk auch durch den Haubenmuskel (Musculus deltoideus) stabil gehalten werden kann.

"Derzeit bauen wir eine Schulterendoprothesen-Datenbank auf, in der die Patienten mit Arthrose zur Kontrolle der Ergebnisqualität und zur Evaluierung neuer Implantate erfasst werden", so Dr. Kasten. Die Datenbank soll die Kontrolle ermöglichen, ob neue Implantate auch im Langzeitverlauf entsprechend gute Ergebnisse zeigen.


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 20. Jg., Nr. 10 vom 09.06.2009, S. 7
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2009