Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FAKTEN


BILDUNG/1199: Dermatologische Lehre war der Zeit voraus - 15 Kurzvideos bei Youtube (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 7/8, Juli/August 2021

Dermatologische Lehre war der Zeit voraus

von Dirk Schnack


DERMATOLOGIE. In der Pandemie wurde auch für die Lehre nach Lösungen gesucht, wie sich Wissen ohne Präsenzveranstaltungen vermitteln lässt. Die in Kiel niedergelassene und an der Uni lehrende Dermatologin Prof. Regine Gläser hatte schon vorher ein Angebot entwickelt.


Wie viel Salbe muss man auftragen, damit die Haut vor Sonne geschützt wird? Wie gelingt die Nahttechnik bei einer OP? Was ist beim Hautkrebsscreening zu beachten? In über 15 Kurzvideos sind solche und andere Themen aus der praktischen Dermatologie über Youtube so erklärt, dass Medizinstudierende die Inhalte verstehen und ihnen wertvolle Tipps vermittelt werden. Vor und hinter der Kamera agiert Prof. Regine Gläser, deren mediale Erzeugnisse zum Grundlagenwissen der Dermatologie längst mehr als ein Geheimtipp sind. Der Film mit dem Hautkrebsscreening etwa war bis Juni über 68.000 Mal angeklickt worden.

"Das schauen sich neben Studierenden auch Patienten an und Allgemeinmediziner frischen ihr Wissen auf", vermutet Gläser. Ihr Faible für die Lehre hat sie aus ihrer Zeit als Oberärztin an der Kieler UKSH-Hautklinik mit in die Niederlassung genommen. Seit 2017 ist sie in Kiel niedergelassen und nur noch mit geringer Stundenzahl an der Hochschule unter Vertrag. Ihre Leidenschaft ist neben der Praxis und Forschung die Wissensvermittlung an junge Ärzte. "Was hätte ich mir als Studentin gewünscht", hat sie sich in der Niederlassung gefragt. Herausgekommen sind nicht nur die Filme. Gläser hat zum Beispiel zusammen mit anderen Kieler Dermatologen einen Praxistag für Medizinstudierende in Kiel initiiert, damit diese noch vor der Famulatur in die Dermatologie "hineinschnuppern" können. Hintergedanke: "Solch ein Tag zeigt Studierenden ganz schnell, ob das Fach einen interessiert oder nicht. Er hilft, die Fachdisziplinen in der Niederlassung schneller kennenzulernen."

Der Praxistag konnte in der Pandemie nicht aufrechterhalten werden, die Filme aber waren begehrt. "Wir waren unserer Zeit voraus", sagt Gläser. Sie startete 2019 und produzierte 2020 wegen steigender Nachfrage eine zweite Staffel. Als die Präsenzveranstaltungen dann pandemiebedingt ausfallen mussten, gab es aus Kiel schon Material, von dem die Studierenden auch an anderen Universitätsstandorten profitieren konnten.

Gläser wurde mehrfach für das Konzept ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis für Akademische Lehre der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), den sie gemeinsam mit der Erlanger PD Cornelia Erfurt-Berge erhielt.

Die Videos konnten realisiert werden, weil Gläser hierfür von 2018 bis 2020 Fördermittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über Lehrprojekte des PerLe (Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen)-Fonds für Lehrinnovation der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) einwerben konnte.

Nicht erwartet hätte sie zu Beginn, wie aufwendig ein professionell gemachter Kurzfilm gedreht werden muss. Die Fördermittel erlaubten ihr in Kooperation mit den Jungen Dermatologen (JuDerm) des Berufsverbandes das Arbeiten mit Medienexperten. Das bedeutete für sie, dass sie für jedes Thema Drehbücher verfassen, Filme mal synchronisieren, mal Texte vom Teleprompter ablesen und als Darstellerin vor die Kamera musste. "Das war aufwendig, hat aber auch viel Spaß gemacht", berichtet Gläser, die sich für das Projekt eng mit der schleswig-holsteinischen Berufsverbandsvorsitzenden Dr. Thyra Bandholz abgestimmt hat.

Wichtiger als Spaß und Auszeichnungen ist ihr, dass die Filme den Studierenden weiterhelfen. Positive Rückmeldungen zeigen, dass sie mit ihrem Konzept auf dem richtigen Weg ist. Nach ihrem Erfolgsrezept gefragt antwortet sie: "Wir haben die Studierenden von Beginn an einbezogen und gefragt, wer die Lehre mit entwickeln will." An der Realisierung haben Studierende u. a. als wissenschaftliche Hilfskräfte und als Tutoren mitgearbeitet. Eine von ihnen war Linda Wittbecker, die zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft und Tutorin fungierte, über das Projekt publizierte und inzwischen ihre Promotion zum Thema abgegeben hat.

*

Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 7/8, Juli/August 2021
74. Jahrgang, Seite 39
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-0, Fax: 04551/803-101
E-Mail: info@aeksh.de
Internet: www.aeksh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 24. August 2021

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang