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BUCH/1264: Gesundheitsversorgung von morgen, von Fritz Beske (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2014

Gesundheitssystem
"Die Gestaltung der Versorgung wird schwieriger, nicht einfacher"

Von Dirk Schnack



Prof. Fritz Beske beschreibt in seinem neuesten Buch, was auf Ärzte und Patienten zukommt. Prognose: Ansprüche müssen zurückgeschraubt werden.


"Auch in Zukunft muss und wird jeder die Versorgung erhalten, die er benötigt, die er braucht, und dies ohne Ansehen der Person." Diese Prognose von Prof. Fritz Beske beruhigt. Doch sein neuestes Buch über die Gesundheitsversorgung von morgen legt zugleich den Finger in die Wunde und schreckt - wie von ihm gewohnt - nicht vor unpopulären Botschaften zurück. "Wir werden in unseren Ansprüchen bescheidener werden müssen, wir werden zurückstecken müssen", schreibt er etwa. Oder an anderer Stelle: "Die Gestaltung der Gesundheitsversorgung und der Versorgung Pflegebedürftiger wird schwieriger, nicht einfacher."

Was bietet der hochdekorierte Gesundheitsökonom in seinem bei der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienenen Buch als Lösung? Zunächst mahnt er die Bereitschaft zu permanenter Veränderung an. Denn was passiert, wenn nichts geschieht, stellt er in kurzen Szenarien vor. Zum Beispiel den vorauseilenden Gehorsam von Verbänden, die sich mit Sparvorschlägen profilieren wollen. Von solchen konkreten Vorschlägen rät Beske mit seiner jahrzehntelangen politischen Erfahrung ab. Denn die politischen Reflexe wären vorhersehbar: "Die Reaktion der Politik kann zu leicht darin bestehen, dass den Versicherten versprochen wird, dies sei mit der Politik nicht und schon gar nicht mit ihnen zu machen. Weder seien derartige Leistungskürzungen erforderlich noch von der Sache her gerechtfertigt."

So oder ähnlich haben wir schon mehrfach Politiker vernommen, die sich als Bewahrer liebgewonnener, aber nicht bezahlbarer Leistungen aufspielen, ohne selbst Lösungen anzubieten, wie die Finanzierung der gewünschten Versorgung gesichert werden könnte.

Oder den immer wieder ins Spiel gebrachten Defizitausgleich aus Steuermitteln, eine nur auf den ersten Blick bequeme und einfache Lösung für die Gesundheitsversorgung. "Es ist eine Illusion zu glauben, dass alle anderen Politikbereiche auf Steuermittel verzichten, um die Finanzierung der GKV sicherzustellen."

Das klingt, als hätte Beske wenig Vertrauen in die politische Gestaltungskraft. Genau die aber ist aus seiner Sicht erforderlich, verbunden mit einer vorausschauenden Gesundheitspolitik. Ob der von Beske geforderte Wille von Politik und Staat, dem Gesundheitswesen die erforderlichen Rahmenbedingungen zu bieten, wirklich vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Der Autor sieht nur zwei mögliche Grundformen von Versorgungssystemen, auf die wir zusteuern: ein System mit Elementen der sozialen Marktwirtschaft oder eine immer weitergehende Reglementierung, an deren Ende ein staatliches Gesundheitswesen steht. "Die Politik entscheidet, welcher Weg gegangen wird." Schwer vorstellbar, dass Beske die zweite Lösung präferiert.


Gesundheitsversorung von morgen
Was kommt auf Versicherungen, was auf Ärzte und was auf Patienten zu.
Von Fritz Beske
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
ISBN 978-3-8047-3234-6


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201405/h14054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Mai 2014
67. Jahrgang, Seite 64
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2014