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MELDUNG/038: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.01.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→ 2,9 Millionen Euro für Erforschung der Zellwanderung
→ Beitrag des Immunsystems bei Darmkrebs
→ Düsseldorf - Startschuss für die Manchot Graduiertenschule "Moleküle der Infektion"

Raute

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 13.01.2010

2,9 Millionen Euro für Erforschung der Zellwanderung

UKE führt internationales Projektteam an

Die Europäische Kommission hat das am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) koordinierte Verbundprojekt "Tissue Transmigration Training Network" (T3Net) genehmigt. An dem Vorhaben sind rund 30 Wissenschaftler aus acht Ländern beteiligt. Ziel ist die Erforschung der Interaktion von menschlichen Zellen mit umliegendem Gewebe.

"Insbesondere in der Behandlung von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen könnte ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Zellen und umgebenden Gewebestrukturen neue Therapieansätze ermöglichen", erklärt Projektleiter Prof. Dr. Stefan Linder, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des UKE. Das Projekt T3Net, dessen Laufzeit auf vier Jahre festgelegt wurde, wird sich in mehrere Teilprojekte untergliedern. Am UKE werden die Ergebnisse der Grundlagenforschung zusammengeführt und inhaltlich verknüpft. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Ausbildung junger Wissenschaftler.

Das Verbundprojekt wird innerhalb des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission im Rahmen eines "International Training Networks" unterstützt. Bei dieser speziellen Förderform schließen sich Partner aus verschiedenen Ländern zu Konsortien zusammen. T3Net wird dazu beitragen, dass die EU ihre Führungsrolle auf diesem innovativen Gebiet biomedizinischer Forschung weiter ausbaut.

Zu den Partnerinstitutionen des UKE zählen die St. Radboud Universität Nijmegen (Niederlande), das Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale (Frankreich), das Weizmann Institute of Science (Israel), Excellness Biotech SA (Schweiz), das King's College London (Grossbritannien), die École Normale Supérieure Lyon (Frankreich) und das Consorzio Mario Negri Sud (Italien). Bei regelmäßig stattfindenden Kongressen werden die Wissenschaftler einmal im Jahr zusammentreffen und aktuelle Ergebnisse diskutieren.

Bereits im Herbst 2008 hatte sich das Team um Linder um eine Förderung des Projekts durch die EU beworben. Der Bewilligungsprozess dauerte mehr als ein Jahr. "Wir sind sehr glücklich, dass es nun geklappt hat", sagt Linder. Von den 2,9 Millionen Euro, die insgesamt für das Projekt bewilligt wurden, stehen dem UKE rund 600.000 Euro zur Verfügung. Das Geld soll einerseits in die Forschung fließen und andererseits für das Projektmanagement verwendet werden.

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Maren Puttfarcken, 13.01.2010

Raute

Wilhelm Sander-Stiftung - 13.01.2010

Beitrag des Immunsystems bei Darmkrebs

Ein Forscherteam am Klinikum rechts der Isar (Technische Universität München) untersucht in einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Forschungsprojekt, wie Botenstoffe des Immunsystems in den Krankheitsverlauf bei Darmkrebs eingreifen. Dickdarmkrebs ist die dritthäufigste Tumorerkrankung und die zweithäufigste Ursache der Krebssterblichkeit in der westlichen Welt.

Wenn Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt wird, kann die Erkrankung meist ohne Chemotherapie durch einen chirurgischen Eingriff erfolgreich behandelt werden. Trotz der scheinbar guten Prognose kehrt die Krankheit allerdings in zehn bis 40% der Fälle zurück, und bis zu 50% dieser Patienten sterben innerhalb der nächsten fünf Jahre. Bislang existieren keine wirklich verlässlichen Kriterien, anhand derer man diese Risikogruppe identifizieren könnte. Neue Studien belegen, dass nicht nur der Tumor selbst, sondern auch das Immunsystem eine entscheidende Rolle für den Krankheitsverlauf spielt. Die Art, genaue Lokalisierung und Anzahl von Immunzellen (T-Lymphozyten) im Tumor erwies sich in mehreren Studien als entscheidender Parameter für das Überleben, der sogar die bisher üblichen Prognosekriterien an Genauigkeit übertraf. Das Forscherteam um PD Dr. Klaus-Peter Janßen versucht nun herauszufinden, wie das Immunsystem mit seinen Botenstoffen, den sogenannten Chemokinen, in den Krankheitsverlauf eingreift. Die Ausprägung dieser Chemokine könnte es ermöglichen, das Risiko eines Krankheitsrückfalles besser einzuschätzen. Eventuell könnten diese Stoffe sogar das Fortschreiten der Erkrankung und die Entstehung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) verhindern.

Die Klinische Forschergruppe "Molekulare Tumorbiologie" an der TU München untersucht zelluläre Signalwege, die bei der Entstehung von Darmkrebs verändert sind. Untersuchungen an Dickdarmtumoren hatten auffällige Veränderungen von sogenannten Interferon-regulierten CXC-Chemokinen ergeben, die abhängig vom jeweiligen Stadium des Tumors waren. Diese Chemokine zeigten einen engen Zusammenhang mit der Überlebenschance der Tumorpatienten nach einer den Krebs entfernenden Operation: eine hohe Konzentration der Chemokine im Tumor ging mit einer guten Prognose einher. Chemokine sind Eiweiße des Immunsystems, die als Botenstoffe Signale zwischen verschiedenen Zellen vermitteln. Sie bewirken beispielsweise die Rekrutierung von Abwehrzellen des Immunsystems, sogenannten T-Lymphozyten, die den Tumor gezielt angreifen können. Außerdem beeinflussen sie die Versorgung des Tumors mit Blutgefäßen. Dieser Prozess wird mit dem Fachbegriff Angiogenese bezeichnet, er ist für das Tumorwachstum von großer Bedeutung. In dem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt wird seit dem Jahr 2007 untersucht, ob eine erhöhte Produktion der Interferon-regulierten Chemokine tatsächlich zu einer Hemmung des Tumorwachstums führt. Das Forscherteam untersucht dabei insbesondere die Mechanismen, die diese Hemmung vermitteln. Die erhöhte Chemokin-Produktion könnte wegen einer geringeren Versorgung des Tumors mit Blutgefäßen die Tumorzellen "aushungern", oder einen Einstrom von Immunzellen in den Tumor bewirken, die die Tumorzellen direkt abtöten. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe deuten daraufhin, dass bei Patienten mit guter Prognose, die eine hohe Konzentration der Chemokine im Tumor aufweisen, auch tatsächlich eine höhere Zahl von Immunzellen in den Darmtumoren vorliegt. Diese Immunzellen oder T-Lymphozyten besitzen den Rezeptor für die CXC-Chemokine auf ihrer Zelloberfläche. Für ihre aktuellen Untersuchungen setzt die Münchner Arbeitsgruppe ein neuartiges, genetisch definiertes Mausmodell ein, um zu einem definierten Zeitpunkt in Darmtumoren die Chemokin-Produktion "anzuschalten", oder "auszuschalten". Dieses Modellsystem bietet einen hohen Grad an experimenteller Kontrolle, es kann somit gezielt nach den kausalen Effekten der Immun-Botenstoffe gesucht werden. Ziel dieses Forschungsprojekt ist es, eine leichtere Identifizierung derjenigen Patienten zu ermöglichen, die ein erhöhtes Risiko für einen Krankheitsrückfall tragen. Langfristig soll damit zudem ein neuer Weg der therapeutischen Beeinflussung bei Dickdarmkrebs eröffnet werden.

Kontakt:
Dr. Janssen leitet die Klinische Forschergruppe "Molekulare Tumorbiologie" an der Chirurgischen Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München.
Weitere Informationen:
PD Dr. rer. nat. Klaus-Peter Janssen
Email: klaus-peter.janssen@lrz.tum.de
Web: http://www.darmzentrum-muenchen.com/forschungsgruppen

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 180.000 €.
Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Weitere Informationen zur Stiftung:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image107382
Abbildung: Darstellung von T-Zellen in einem Dickdarmtumor. Die Braunfärbung an dem Gewebepräparat mit einem spezifischen Antikörper (anti-CD3) zeigt zahlreiche T-Zellen, die zwischen den Drüsenstrukturen der Tumorzellen liegen (Zellkerne blau gefärbt). Es handelt sich hier um einen Tumor mit guter Prognose, der eine starke Chemokin-Expression und auch eine hohe Anzahl von T-Lymphozyten im Tumor aufweist. Vergrößerung: 200-fach

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution890

Quelle: Wilhelm Sander-Stiftung, Bernhard Knappe, 13.01.2010

Raute

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 13.01.2010

Düsseldorf: Startschuss für die Manchot Graduiertenschule "Moleküle der Infektion"

Die Heinrich-Heine-Universität hat durch Förderung der Jürgen-Manchot Stiftung eine neue Graduiertenschule einrichten können, deren Forschungsprogramm sich auf die Entschlüsselung des wechselseitigen Einflusses zwischen dem Wirt einer Infektion und dem Infektionserreger konzentriert. Am Mittwoch, den 13. Januar, nimmt diese Einrichtung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich Infektiologie und Infektionsbiologie mit einer Auftaktveranstaltung im Heinrich-Heine-Saal der Universität ihr reguläres Programm auf.

Den Festvortrag hält der Virologe
Prof. Dr. Michael Roggendorf
Universität Duisburg Essen zum Thema
"Fortschritte in der Entwicklung therapeutischer Vakzine bei chronischen Virusinfektionen".

Die Graduiertenschule war im Oktober 2009 gegründet worden. Dreizehn Stipendiaten können an dem Programm teilnehmen und ihr Forschungsarbeit aus dreizehn Dissertationsprojekten in vier Themenbereichen auswählen. Teilnehmen können hervorragende Absolventen aus der Biologie, Biochemie, verwandten Fächern aus den Naturwissenschaften oder der Medizin. Zehn Bewerber sind von der Graduiertenschule bereits angenommen worden.

Außerdem sind weitere 13 Plätze für Kollegiaten vorgesehen, die ihre infektionsbiologische Doktorarbeit im Rahmen anderer Forschungsprojekte an der Düsseldorfer Universität anfertigen, aber das umfassende Qualifizierungskonzept der Graduiertenschule in Form von Vorlesungen, Seminaren und Praktika nutzen werden. Inhaltlich geht es unter dem Titel "Moleküle der Infektion" um die Infektionsbiologie der drei Erregergruppen Viren, Bakterien und Einzeller, die Immunantwort der Wirtszelle sowie um die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen für die angehenden Wissenschaftler. Die Jürgen Manchot Stiftung fördert die Graduiertenschule über dreieinhalb Jahre.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-duesseldorf.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution223

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Susanne Dopheide, 13.01.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2010