Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/067: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 25.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Integrationsmodell soll "Universitätsmedizin Greifswald" stärken
→  Moose im Kälteschlaf
      Universität Freiburg eröffnet internationales Ressourcenzentrum

Raute

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 24.02.2010

Uniklinikum Greifswald auf Wachstumskurs

- Endspurt im Baugeschehen
- Individualisierung als zentrales Zukunftsthema

Integrationsmodell soll "Universitätsmedizin Greifswald" stärken

Das Universitätsklinikum Greifswald konnte 2009 seinen erfolgreichen Wachstumskurs fortsetzen. Mit seinen 21 Kliniken und 19 Instituten erzielte das Hochschulklinikum im vergangenen Jahr aus den Krankenhausleistungen einen neuen Rekordumsatz in Höhe von 154 Mio. Euro (2008: 147 Mio. €) sowie im sechsten Jahr in Folge einen Überschuss.

Insgesamt beläuft sich der Umsatz des Uniklinikums mit dem Kreiskrankenhaus Wolgast und seinen Verbundunternehmen auf ca. 245 Mio. Euro. Darüber informierte heute der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende, Prof. Marek Zygmunt (43/Foto), auf dem Neujahrsempfang des Universitätsklinikums Greifswald.

Zur traditionellen Jahresauftaktveranstaltung in der Universitäts- und Hansestadt werden neben dem Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, die Justizministerin Uta-Maria Kuder, der Minister für Bau, Verkehr und Landesentwicklung, Volker Schlotmann, und der Greifswalder Oberbürgermeister, Dr. Arthur König, erwartet. Als wichtigstes Zukunftsprojekt bezeichnete der Ärztliche Direktor die Stärkung der Universitätsmedizin Greifswald in der Region Vorpommern. "Zusammen mit der Landesregierung und der Universität wollen wir ein innovatives Integrationsmodell etablieren, das dem Medizin- und Wissenschaftsstandort Greifswald eine langfristige Perspektive sichert", hob Prof. Marek Zygmunt hervor. "Als universitäres Kompetenzzentrum stehen wir mit unserer Hochleistungsmedizin und Spitzenforschung, aber auch bei der Ausbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal im bundesweiten und internationalen Wettbewerb."

Am Greifswalder Uniklinikum wurden 2009 insgesamt 147.000 Patienten (2008: 144.000) betreut, davon 35.796 stationär (2008: 35.675) und 725 Kinder geboren. 200 Patienten wurden in der 2008 neu eröffneten Tagesklinik für Psychiatrie aufgenommen. Die aktuelle Bettenzahl in Greifswald liegt bei 850; dazu kommen 20 Plätze in der psychiatrischen Tagesklinik und mit Jahresbeginn 12 tagesklinische Betten für die Schmerztherapie. Das Uniklinikum deckt mit Ausnahme von soliden Organtransplantationen und der Herzchirurgie das komplette fachärztliche Spektrum ab. In 2009 erhielt das Klinikum zusätzliche Zertifizierungen als Darmzentrum, Hauttumorzentrum und "Überregionales Traumazentrum" sowie ein TÜV-Gütesiegel in der "Initiative Schmerzfreie Klinik". Auf der Basis eines einzigartigen in Greifswald entwickelten Notfallmanagements bei der Bekämpfung der gefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) konnte die Sterblichkeitsrate in den letzten beiden Jahren in Greifswald um 26 Prozent gesenkt werden.

Verantwortung für die Region Vorpommern

Gegenwärtig arbeiten am Klinikstandort der Universitäts- und Hansestadt 3.630 Mitarbeiter (2008: 3.486), darunter 684 Ärzte und Wissenschaftler, 1.069 Pflegekräfte sowie 812 Mitarbeiter im medizinisch-technischen Dienst, 364 Beschäftigte im Funktionsdienst und 701 weitere Mitarbeiter. Am Klinikum wurden im letzten Jahr 144 neue Arbeitsplätze geschaffen. Den Umzug der Unfallchirurgie, Hautklinik, Frauenklinik, der Kinderchirurgie und Kinderklinik in den Neubauabschnitt 2 mit der Eröffnung des ersten universitären Eltern-Kind-Zentrums im Nordosten bewertete Prof. Marek Zygmunt als wichtige Etappenschritte des letzten Jahres. "Die Frauenklinik, die Frühchenstation und das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin sind jetzt an einem Ort vereint. Das ist nicht nur gut für die Kinder und die Familien, das erleichtert auch den Mitarbeitern die Arbeit und ermöglicht unseren Studierenden eine exzellente interdisziplinäre Ausbildung in der Geburtshilfe und Kinderheilkunde."

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird das Uniklinikum Greifswald zunehmend Verantwortung für die Region Vorpommern und darüber hinaus übernehmen. "Immer mehr ältere Menschen bei niedrigen Geburtenzahlen, hohen Abwanderungsraten und zunehmendem Fachkräftemangel erfordern ein Umdenken in allen Bereichen", so Zygmunt. "Das Uniklinikum stellt sich auf die veränderten Rahmenbedingungen ein." Zum ersten Januar wurden zwölf neue Tagesklinikplätze in der Schmerztherapie an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin eingerichtet. In Kürze soll an der Inneren Klinik C für Hämatologie und Onkologie eine Palliativstation mit zehn Betten eingeweiht werden. Noch in diesem Jahr ist die Eröffnung einer interdisziplinär ausgerichteten geriatrischen Abteilung am Uniklinikum vorgesehen.

Das Telemedizinnetzwerk wird in den kommenden Jahren nicht nur im klinischen Sektor hinsichtlich der teilnehmenden Partner und der Anwendungen aktiv ausgebaut. Am Uniklinikum wurde im September letzten Jahres am Institut für Community Medicine der neue Integrierte Funktionsbereich Telemedizin (IFT) eröffnet. In Zusammenarbeit von Uniklinikum und niedergelassenen Ärzten sollen telemedizinische Lösungen in die ambulante Regelversorgung eingeführt werden. "Alle Maßnahmen dienen der optimalen Betreuung vor allem älterer und schwerstkranker Patienten", betonte Zygmunt.

Gleicher Lohn für Mitarbeiter in neuen und alten Ländern Mitarbeiter des Uniklinikums Greifswald werden in diesem Jahr erstmals für ihre Arbeit den gleichen Lohn wie ihre Kollegen in den alten Bundesländern erhalten. "Zwanzig Jahre nach der Wende wird die Ost-West-Anpassung am Klinikum Greifswald vollzogen", kündigte der Kaufmännische Direktor Gunter Gotal an. "Die steigenden Personalkosten von 92 Mio. Euro in 2009 auf ca. 99 Mio. Euro in diesem Jahr müssen wir teilweise durch gezieltes Leistungswachstum kompensieren." 2008 betrugen die Personalkosten 84 Mio. Euro. Die Sachkosten erhöhen sich von 74 Mio. Euro in 2009 auf 79 Mio. Euro im laufenden Jahr (2008: 72 Mio. €).

Im Baugeschehen steuert das Uniklinikum dem Endspurt entgegen. Der Zweite Bauabschnitt soll voraussichtlich 2010 fertig gestellt werden (1. Komplex 2004), der Neubau des Diagnostikzentrums in den Jahren 2012/13. "In diesem Jahr werden die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, die Strahlentherapie und der Zentral-OP mit 11 OP-Sälen ihr neues Domizil im Neubau 2 beziehen", erklärte Gotal. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für die letzten Umzüge in 2011 auf Hochtouren. Im kommenden Jahr werden die Chirurgische Klinik, die Inneren Kliniken A und B, die Zentrale Endoskopie und Medizintechnik, die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, die Radiologie und Neuroradiologie sowie ein neuer Hörsaal mit 200 Plätzen den Umzugsprozess abschließen. Darüber hinaus ist in Kürze der Baustart für die neue Mensa am Berthold-Beitz-Platz geplant. Ab 2011 sollen in dem modernen 15-Millionen-Bau in der Woche täglich 6.600 Mensa- und 650 Patientenessen ausgereicht werden.

Rund 100 neue Wissenschaftlerstellen für 2010

Die Medizinische Fakultät erhielt 2009 42 Mio. Euro Landeszuschüsse für die Forschung und Lehre (2008: 40,5 Mio. €). Die Drittmittelausgaben konnten erneut um eine Million Euro gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden und erreichten 14,4 Mio. Euro (2008: 13,4 Mio. €). Aus den eingeworbenen Forschungsgeldern konnten 451 wissenschaftliche Kräfte (2008: 413) beschäftigt werden. Im bundesweiten Vergleich behauptete die Universität Greifswald mit 2.600 Bewerbern auf 179 Humanmedizinstudienplätzen (Ortspräferenz 1) nach der Charité in Berlin ihren Spitzenplatz als begehrter Studienort für angehende Ärzte.

Die Individualisierte Medizin als zentrales und nachhaltiges Zukunftsthema in Greifswald zu machen, trägt nach Ansicht des Dekans der Medizinischen Fakultät der Universität Greifswald, Prof. Heyo K. Kroemer, erste Früchte. "Allein für das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Land Mecklenburg-Vorpommern mit 15,4 Mio. Euro geförderte Zukunftsprojekt GANI_MED (Greifswald Approach to Individualized Medicine) werden in diesem Jahr zwei Lehrstühle und 48 Stellen mit hoch qualifizierten Nachwuchswissenschaftlern besetzt."

Weitere zehn Wissenschaftler werden im Zentrum für Innovationskompetenz "Humorale Immunreaktionen bei Kardiovaskulären Erkrankungen" (ZIK HIKE) eingestellt. Für das Greifswalder Teilprojekt im Rahmen des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sind 20 neue Stellen vorgesehen; für weitere bereits angelaufene Forschungsvorhaben ebenfalls rund 20 Arbeitsplätze. Bis 2011 entsteht zudem am neuen Campus für 17 Mio. Euro das Forschungszentrum "Greifswald Center of Drug Absorption and Drug Transport - C_DAT".

"Die Individualisierte Medizin ist nicht nur ein erstklassiger Jobmotor. Das wissenschaftliche Renommee der Medizinischen Fakultät hat durch die Forschungen einen enormen Schub bekommen, was sich in internationalen Publikationen und wissenschaftlichen Kooperationen deutlich widerspiegelt" unterstrich Kroemer. Die große Gesundheitsstudie SHIP (Study of Health in Pomerania) ist das Herzstück und der Motor der Greifswalder Zukunftsforschung; ihre Ergebnisse sind weltweit stark nachgefragt. "Alle wissenschaftlichen Projekte werden unter dem Dach der individualisierten Medizin konzentriert. Durch modernste Diagnostik und den Einsatz neuer, auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten ausgerichteter Therapieverfahren soll die Effektivität der Behandlung verbessert, unerwünschte Effekte vermieden und die Kosten reduziert werden", fasste Prof. Heyo K. Kroemer das Kernanliegen der individualisierten bzw. personalisierten Medizin zusammen.

Ferner definierte der Dekan die Weiterentwicklung eines hochwertigen Lehrangebots für Studenten der Medizin und Zahnmedizin sowie Fachrichtungen wie die Humanbiologie, Pharmazie und Biochemie, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Schaffung effizienter Entscheidungs- und Organisationsstrukturen im Rahmen der Rechtsformentwicklung als elementare Hauptziele der Medizinischen Fakultät in den nächsten Jahren.

Informationen zur individualisierten Medizin unter
www.gani-med.de

Weitere Informationen
- www.cdat-greifswald.de
- http://ship.community-medicine.de
- www.medizin.uni-greifswald.de/icm/
- www.hike-autoimmunity.de
- www.dzne.de

Ansprechpartner
Universitätsklinikum Greifswald
Ärztlicher Direktor/Vorstandsvorsitzender
Prof. Dr. med. Marek Zygmunt
Fleischmannstraße 8, 17475 Greifswald
E aerztliches.direktorat@uni-greifswald.de
www.klinikum.uni-greifswald.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 24.02.2010

Raute

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 24.02.2010

Moose im Kälteschlaf

Universität Freiburg eröffnet internationales Ressourcenzentrum

Für die Lebenswissenschaften werden die sichere langfristige Lagerung von lebenden Materialien wie Zellen oder ganzen Organismen sowie deren weltweiter Austausch zwischen interessierten Forschungsgruppen immer wichtiger. Die Universität Freiburg unterstützt diesen freien Materialaustausch nun durch die Einrichtung eines internationalen Zentrums für die Forschung mit Moosen.

Die rasanten Fortschritte in den modernen Lebenswissenschaften beruhen auf der Untersuchung und der Veränderung von einzelnen Zellen, Organen oder ganzen Organismen. Dabei ändern die Forscher nicht nur ganz gezielt einzelne Gene, sondern untersuchen auch natürlich vorkommende Varietäten in Mutanten oder erforschen die genetische Vielfalt, die die Evolution zur Verfügung gestellt hat, in sogenannten Ökotypen. Ihre neuen Erkenntnisse verbreiten die Forscher dann international in wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Um diese Experimente unabhängig überprüfen zu können, sind andere Wissenschaftler darauf angewiesen, exakt dieselben lebenden Materialien in ihren eigenen Laboren untersuchen zu können. Zur Förderung dieses freien Austauschs verlangen immer mehr Fachzeitschriften, dass die in einer neuen Publikation beschriebenen Zelllinien und Organismen in einem internationalen Ressourcenzentrum hinterlegt werden - und zwar in lebender Form. Die Universität Freiburg schließt nun eine Lücke in diesem System der dezentralen Ressourcenzentren und eröffnet ein "International Moss Stock Center (IMSC)" in ihren Räumen.

Neben den sehr gut untersuchten Samenpflanzen führten die Moose lange Zeit ein Schattendasein in den Laboren der Molekularbiologen. Nicht zuletzt durch die Arbeiten Freiburger Wissenschaftler um den Biologen Prof. Dr. Ralf Reski änderte sich dies in den letzten Jahren, so dass das Kleine Blasenmützenmoos Physcomitrella patens inzwischen als Modellsystem für die Systembiologie wie auch die Synthetische Biologie weltweit Beachtung findet. So entschlüsselten die Freiburger Wissenschaftler in einem internationalen Konsortium vor zwei Jahren das komplette Genom dieses Mooses und entdeckten kürzlich mithilfe von sogenannten Knockout-Moosen einen neuen Mechanismus der Genregulation. Schon vor über zehn Jahren entwickelten Reski und Mitarbeiter in einer Kooperation mit der BASF AG ein Verfahren, genetisch veränderte Moose dauerhaft zu lagern. Sie versetzen die Pflänzchen mithilfe von flüssigem Stickstoff in den Kälteschlaf. "Wir haben inzwischen eine langjährige Erfahrung mit der von uns entwickelten Kryokonservierung von Moosen. Auch nach über zehn Jahren Lagerung können wir die eingefrorenen Proben wieder auftauen und zu neuem Leben erwecken", sagt Reski. Ausfälle gäbe es bisher keine, so dass die Freiburger Wissenschaftler ihre Ressourcen und Know-how der wissenschaftlichen Gemeinschaft jetzt als Dienstleistung zur Verfügung stellen können.

Der Sprecher der Freiburger Initiative für Systembiologie (FRISYS), der Genetiker Prof. Dr. Wolfgang R. Hess, ergänzt: "Physcomitrella hat sich in den letzten Jahren zu einem international hoch anerkannten Modellsystem der pflanzlichen Systembiologie entwickelt, weshalb wir die Gründung des IMSC mit Nachdruck begrüßen und unterstützen." Da Moose aber auch in der Biotechnologie als Produzenten für komplexe Biopharmazeutika, dem sogenannten "Molecular Farming", eine immer größere Rolle spielen, betont Reski: "Durch unsere Kooperationen mit verschiedenen Firmen kennen wir deren speziellen Bedürfnisse. Deswegen bietet das IMSC auch die professionelle Lagerung von kommerziell wichtigen Moos-Linien, wie zum Beispiel Master Cell Banks (MCBs), an."

Finanziell getragen wird das IMSC nicht nur von Reskis Lehrstuhl für Pflanzenbiotechnologie sondern auch von dem Freiburger Zentrum für biologische Signalstudien (BIOSS).

Kontakt:
Prof. Dr. Ralf Reski
Universität Freiburg, Fakultät für Biologie
Lehrstuhl Pflanzenbiotechnologie
E-Mail: pbt@biologie.uni-freiburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.plant-biotech.net
http://www.moss-stcok-center.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution69

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Rudolf-Werner Dreier, 4.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2010