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MELDUNG/237: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 17.11.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Gelenkschäden - Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum der UMM
      leitet zwei Studien zur Vermehrung und Transplantation von Knorpelzellen
→  Knorpel heilen mit Stammzellen
→  DFG-Förderung für Klinische Forschergruppe zur Herzmuskelschwäche verlängert

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 16.11.2010

Expertenwissen über Gelenkschäden gefragt

Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum der UMM leitet zwei Studien zur Vermehrung und Transplantation von Knorpelzellen

Dem Orthopädisch-Unfallchirurgischen Zentrum an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) ist die Leitung von zwei Studien übertragen worden, die sich der Behandlung von Knorpelschädigungen im Kniegelenk widmen. Bekanntlich müssen Medikamente und Medizinprodukte vor deren Zulassung als Arzneimittel einer strengen wissenschaftlichen Prüfung unterzogen werden, die wissenschaftliche Leitung für das europaweite Verfahren übernehmen die Mannheimer Orthopäden - im konkreten Fall geht es um ein Transplantat von Knorpelgewebe, das außerhalb des Körpers aus zuvor entnommenen Zellen nachgezüchtet und in das betroffene Gelenk eingesetzt wird.

Die Mannheimer Orthopäden besitzen mehrjährige Erfahrung in der Chondrozyten-Transplantation, also Verpflanzung von Knorpelzellen, am Knie. Als erste in Deutschland haben sie inzwischen ein solches Chondrozyten-Transplantat auch an der Hüfte eingesetzt - zunächst in einer offenen Operation und kürzlich erstmals minimal-intensiv mittels Arthroskopie. "Wir betrachten es als eine große Auszeichnung, mit der Leitung von zwei entsprechenden Studien beauftragt worden zu sein. Denn damit ist schließlich Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit verbunden, die wir hier in Mannheim auf diesem Gebiet leisten", freut sich Professor Dr. Hanns-Peter Scharf, Direktor des Orthopädisch-Unfallchirurgischen Zentrums. Sein Oberarzt Dr. Stefan Fickert skizziert die Aufgabe: "In der ersten Studie vergleichen wir über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg das neue Verfahren der Chondrozyten-Transplantation mit einer gängigen herkömmlichen Behandlungsmethode." Immer geht es darum, die Implantation eines künstlichen Kniegelenks, einer so genannten Endoprothese, zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. "Weil dabei die Größe des Knorpeldefektes eine entscheidende Rolle spielt", so Fickert weiter, "geht es in der zweiten Studie darum, die optimale Menge nachgezüchteten Knorpelgewebes in Relation zum Ausmaß der bereits zu verzeichnenden Schädigung zu ermitteln."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Klaus Wingen, 16.11.2010

Raute

Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 16.11.2010

Knorpel heilen mit Stammzellen

Mit 12.500 Euro ist der Wissenschaftspreis dotiert, den der Würzburger Mediziner Andre Steinert erhalten hat. Die Stiftung "Association for Orthopaedic Research" (AFOR) mit Sitz in der Schweiz zeichnet damit eine Arbeit zur Knorpelregeneration aus, die Steinert und sein Team in der Zeitschrift Tissue Engineering veröffentlicht haben.

Schäden an den Gelenkknorpeln, wie sie etwa bei der Arthrose auftreten, stellen für Patienten und Ärzte bis heute ein ungelöstes Problem dar. "Alle Behandlungsmöglichkeiten sind unzureichend, sie können die Gelenkflächen leider nicht wiederherstellen", so Dr. Steinert.

Eine Möglichkeit, die Therapie von Knorpelschäden zu verbessern, liegt in der Verwendung so genannter adulter Stammzellen. Diese Zellen lassen sich aus dem Knochenmark der Patienten gewinnen und haben das Potenzial, sich zu Knorpelzellen weiterzuentwickeln. Die Idee: Bringt man solche Stammzellen mit einem Trägermaterial in die kaputten Gelenke der Patienten, könnten sie dort neuen Knorpel bilden und die Defekte heilen.

Gentransfer verbessert Stammzellen

Von alleine allerdings sorgen die Stammzellen nicht für den Nachschub von Knorpel - dazu müssen sie erst mit speziellen Wachstums- und Differenzierungsfaktoren angeregt werden. Erreichen lässt sich das auf elegante Weise, wie Steinerts Team in Kooperation mit der Harvard-Universität (USA) nachgewiesen hat: Die nötigen Faktoren können sehr effizient direkt in den Stammzellen entstehen, wenn man diese zuvor mit den entsprechenden Genen ausstattet. Kombiniert man dabei bestimmte Faktoren, ergibt das im Laborversuch eine verbesserte Knorpelregeneration.

Ob sich der Laborbefund auf einen Organismus übertragen lässt, wird derzeit am Tiermodell überprüft. Die Forscher hoffen darauf, verbesserte Therapiestrategien für die Behandlung von Knorpeldefekten und Arthrose entwickeln zu können.

Ausgezeichnete Arbeit ist publiziert

Den Preis bekam Andre Steinert im September beim AFOR-Sommerkurs in Rostock/Warnemünde verliehen. Der Titel der ausgezeichneten Arbeit lautet "Enhanced In Vitro Chondrogenesis of Primary Mesenchymal Stem Cells by Combined Gene Transfer", veröffentlicht wurde sie 2009 in der Zeitschrift Tissue Engineering.

Der AFOR-Preis ist nicht die erste Auszeichnung, die der Wissenschaftler erhält. 2010 wurde ihm der Röntgenpreis der Universität Würzburg für herausragende Nachwuchswissenschaftler zuerkannt, 2009 der Greti-Delfauro-Preis der Deutschen Akademie der osteologisch-rheumatologischen Wissenschaften und 2004 deren Publikationspreis. Steinert forscht am Lehrstuhl für Orthopädie im Bezirkskrankenhaus König-Ludwig-Haus.

Kontakt
PD Dr. Andre Steinert
Lehrstuhl für Orthopädie der Universität Würzburg
Bezirkskrankenhaus König-Ludwig-Haus
a-steinert.klh@mail.uni-wuerzburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung
http://idw-online.de/pages/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 16.11.2010

Raute

Universität des Saarlandes - 16.11.2010

DFG-Förderung für Klinische Forschergruppe zur Herzmuskelschwäche am UKS in Homburg verlängert

Jetzt ist es offiziell: Das Gutachter-Gremium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Klinische Forschergruppe zur "Signaltransduktion bei adaptiven und maladaptiven kardialen Remodeling-Prozessen" an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes für weitere 3 Jahre verlängert. Chronische Herzmuskelschwäche und krankhafte Umbauprozesse des Herzmuskels, z.B. bei Vorhofflimmern, sind ein ständig wachsendes Gesundheitsproblem in industrialisierten Ländern. Trotzdem sind die Mechanismen dieser Krankheit bislang nicht ausreichend geklärt.

Seit drei Jahren untersucht daher ein Forschungsverbund an der Medizinischen Fakultät in Homburg unter Beteiligung der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin), der Klinik für Innere Medizin II, dem Institut für Molekulare Zellbiologie, und dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie die molekularen Hintergründe von gesunden und krankhaften Umbauprozessen im Herzmuskel. In enger Zusammenarbeit der verschiedenen Teilprojekte und mit modernen molekularbiologischen Methoden sollen die Mechanismen der Herzmuskelverdickung, der Herzmuskelschwäche und der Herzmuskelveränderungen im Herzvorhof, z.B. bei Vorhofflimmern, aufgeklärt werden. Dabei werden Klinik, angewandte Forschung und Grundlagenforschung eng miteinander verknüpft.

Die bisherigen Ergebnisse der Forschergruppe sind nun von den Gutachtergremien der DFG so positiv bewertet wurden, dass eine weitere Förderung für drei Jahre bewilligt wurde. Die Universität des Saarlandes übernimmt die Hälfte der Finanzierung. Der Sprecher der Gruppe ist Professor Dr. Michael Böhm, der Leiter ist Prof. Dr. Ulrich Laufs, Klinik für Innere Medizin III des UKS in Homburg.

Die interdisziplinäre Forschergruppe am UKS unterstützt die wissenschaftliche Profilbildung an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und verbessert die Ausbildungsbedingungen der Nachwuchsforscherinnen und -forscher.

Kontakt für Rückfragen:
Sprecher:
Prof. Dr. Michael Böhm
E-Mail: michael.boehm@uks.eu

Leiter:
Prof. Dr. Ulrich Laufs
E-Mail: ulrich@laufs.com

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution8

Quelle: Universität des Saarlandes, Roger Motsch, 16.11.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010