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MELDUNG/260: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 17.12.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neue Therapie soll Nebenwirkungen bei Stammzelltransplantationen verringern
→  "Généthon Bioprod": das weltweit größte Zentrum für Gentherapie-Vektoren
→  200.000 Euro jährlich für neurologische Parkinson-Forschung

Raute

Wilhelm Sander-Stiftung - 16.12.2010

Stammzelltransplantation - Neue Therapie soll Nebenwirkungen verringern

Die Transplantation von blutbildenden Stammzellen ist für Patienten mit bösartigen Erkrankungen des Blutsystems, den sogenannten Leukämien, oft die einzige lebensrettende Therapieform. Fatalerweise ruft diese Therapie sehr häufig eine lebensbedrohliche Reaktion des Immunsystems hervor. Theoretisch verfügt das Immunsystem selbst über einen Hebel mit dem sich diese gefährliche Nebenwirkung gezielt unterdrücken lässt: die regulatorischen T-Zellen. Die Arbeitsgruppe um Dr. Michael Albert in München will sich diese Tatsache zu Nutze machen, um eine zelluläre Immuntherapie zu entwickeln, mit der die Nebenwirkungen einer Transplantation in Schach gehalten werden.

Die Transplantation von blutbildenden Stammzellen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als eine immer häufiger eingesetzte Therapieform für eine Vielzahl von Erkrankungen des Blutes und speziell von Blutkrebs etabliert. Sie bietet Patienten, die trotz intensiver Chemotherapie nicht von ihrer Leukämie geheilt werden konnten, eine zusätzliche Chance, die Krebserkrankung zu besiegen.

Abhängig von der Art der Transplantation kommt es bei ca. 20-80 Prozent der Patienten jedoch zu einer als GVHD bezeichneten schweren Immunreaktion, die auf einer Gewebeintoleranz zwischen Stammzellspender und Patient beruht. Je nach Schweregrad kann diese Immunreaktion lebensbedrohliche Formen annehmen. Behandelt wird die GVHD durch Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems unterdrücken. Damit muss jedoch umgekehrt das Auftreten von schweren Infektionen und Rückfällen der Leukämie in Kauf genommen werden. Deshalb sind die GVHD und die Folgen ihrer Behandlung immer noch der häufigste Grund für das Versterben eines Patienten nach einer Stammzelltransplantation. Neue Therapieansätze zur Behandlung der GVHD sind also dringend erforderlich.

In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt verfolgen die Forscher an der Ludwig-Maximilians-Universität München den vielversprechenden Therapieansatz, mit regulatorischen T-Zellen die GVHD zu unterdrücken. Regulatorische T-Zellen halten überschießende Immunreaktionen gegen Fremdstoffe in Schach und vermitteln eine Selbsttoleranz, die vor Zerstörung von körpereigenem Gewebe schützt.

Die Eigenschaften dieser speziellen T-Zellen lassen sich auch für die Stammzelltransplantation nutzen, um eine Toleranz zwischen den Blutzellen des Stammzellspenders und dem Patienten herzustellen. Die Anzahl an natürlich vorkommenden regulatorischen T-Zellen im Blut ist jedoch sehr gering. Für einen therapeutischen Einsatz entwickeln die Münchener Forscher deshalb ein Verfahren, mit dem es möglich ist, regulatorische T-Zellen mittels genetischer Manipulation labortechnisch in einer großen Anzahl zu vermehren. Für die zelluläre Immuntherapie würden regulatorische T-Zellen des Spenders verwendet, die zusammen mit dem Knochenmarktransplantat auf den Patienten übertragen werden, um dort gezielt die GVHD zu unterdrücken.

Kontakt:
PD Dr. Michael Albert, Oberarzt
Leiter der pädiatrischen Stammzelltransplantation und der
Arbeitsgruppe Transplantationsimmunologie
Abteilung Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München
E-Mail: michael.albert@med.uni-muenchen.de

Weitere Informationen zur Stiftung unter:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 140.000 Euro. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution890

Quelle: Wilhelm Sander-Stiftung, Bernhard Knappe, 16.12.2010

Raute

Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland - 16.12.2010

"Généthon Bioprod" - das weltweit größte Zentrum für Gentherapie-Vektoren

"Généthon Bioprod" ist ein neues Zentrum zur Entwicklung von Gentherapie-Vektoren der französischen Gesellschaft für Muskeldystrophien AFM [1]. Es wurde am 30. November 2010 feierlich von Généthon [2], dem Labor des AFM in Evry (Essonne) eröffnet. Es wird 2011 seine Arbeit aufnehmen und wurde vom AFM teilweise durch Téléthon-Spenden finanziert.

Das Labor wurde gegründet, um Fortschritte in der Gentherapie dank der industriellen Produktion von Gentherapie-Vektoren [3] zu beschleunigen.

Die AFM ist eine Patientenorganisation, deren anfängliches Ziel es war, therapeutische Lösungen für neuromuskuläre Erkrankungen zu finden, insbesondere durch Gentherapien. Heute fördert die AFM Forschungen zu allen Erbkrankheiten. Seit 1987 organisiert die AFM gemeinsam mit France Télévision [4] die Téléthon-Wohltätigkeitsveranstaltung, die den größten Teil ihres Fonds erzielt. Während des Téléthon werden unzählige kleine und große Veranstaltungen im ganzen Land organisiert, die über 30 Stunden vom französischen Fernsehen begleitet werden. Das Ziel des Téléthon ist es, das breite Publikum für Erbkrankheiten zu sensibilisieren und Spenden zu sammeln, um die Forschung zu diesen Pathologien zu unterstützen. Der letzte Téléthon fand am 3. und 4. Dezember 2010 statt. Généthon ist das Forschungszentrum des AFM zur Entwicklung von Gentherapien für seltene Krankheiten.

Im "Généthon Bioprod" sollen Gentherapie-Vektoren in ausreichender Menge und Qualität produziert werden, um klinische Studien der Phasen I und II durchführen zu können. In dem neuen 5000 m² großen Gebäude werden die Wirksamkeit und die Verträglichkeit der Behandlung überprüft, um die Bioproduktion von Gentherapie-Medikamenten zu ermöglichen. Die Produktion der ersten Vektoren ist für Ende 2011 geplant. Ziel ist die Herstellung von jährlich 20 klinischen Chargen für klinische Studien in Frankreich und im Ausland. Diese Kapazität wurde bislang noch nie erreicht.

Der Bau des Gebäudes kostete insgesamt 28 Millionen Euro und wurde vom AFM, dem Regionalrat der Ile-de-France, dem Regionalrat der Essonne und Genopole [5] in Evry finanziert. Die Personalkosten und die Kosten für den Betrieb werden jedoch vollständig vom AFM getragen.

Weitere Informationen unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vektor_%28Gentechnologie%29

[1]: AFM Webseite: http://www.afm-telethon.fr/
[2]: Généthon Webseite: http://www.genethon.fr/
[3]: In der Gentherapie transportieren Vektoren therapeutische Gene in geschädigte Zellen, mit dem Ziel einen genetischen Defekt zu kompensieren.
[4]: France Télévision ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Frankreichs und gehört zu 100 Prozent dem französischen Staat.
[5]: Genopole ist der führende französische Wissenschaftspark, der sich der Forschung in den Bereichen Genomik, Genetik und Biotechnologie gewidmet hat. Webseite von Genopole:
http://www.genopole.fr/

Kontakt:
Anne-Sophie Midol / Stéphanie Bardon / Géraldine Broudin
Presseabteilung der AFM
E-Mail: presse@afm.genethon.fr

Quelle:
"Inauguration de Généthon Bioprod"

Pressemitteilung der AFM

30.11.2010

http://www.genethon.fr/fileadmin/user_upload/Redacteur/Pdf/04_Actualites/Communiques/Communiques_2010/CP_Genethon_Bioprod_301110.pdf

Redakteurin:
Claire Cécillon
claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution688

Quelle: Wissenschaftliche Abteilung / Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Marie de Chalup, 16.12.2010

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 16.12.2010

Petermax-Müller-Stiftung unterstützt die MHH

200.000 Euro jährlich für neurologische Parkinson-Forschung

Die neu eingerichtete Petermax-Müller-Stiftung unterstützt die Parkinson-Forschung der Klinik für Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Mehr als 200.000 Euro jährlich schüttet die Stiftung zu diesem Zweck an die MHH aus. Das erste Forschungsprojekt startete im November 2010: Das Team um Professor Dr. Reinhard Dengler, Direktor der MHH-Klinik für Neurologie, erforscht darin neuropsychologische Probleme bei Parkinson-Patienten. Denn neben den bekannten motorischen Störungen haben Parkinson-Patienten häufig Schwierigkeiten, Entscheidungen zu fällen oder aus eigenem Antrieb heraus zu handeln. "Von den Patienten werden diese Probleme als Haupteinschränkung ihrer Lebensqualität angesehen", sagt Professor Dengler. Ziel ist es, geeignete Therapien für diese Probleme zu finden. Weitere Forschungsprojekte, die sich mit der Therapie der Parkinsonerkrankung, insbesondere auch den Effekten der Tiefenhirnstimulation (Hirnschrittmacher) beschäftigen, sind in Planung. "Die Unterstützung der Stiftung wird der Parkinsonforschung der MHH weiteren Auftrieb geben", betont Professor Dengler.

Die kürzlich verstorbenen, kinderlosen Eheleute Petermax und Ilse Müller vermachten ihren Nachlass der von ihnen gegründeten Stiftung. Dem Ehepaar, bekannt durch das Autohaus Petermax Müller in Hannover, lag es am Herzen, die Forschung und Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Parkinsonerkrankung in der Neurologie finanziell zu unterstützen.

Weitere Informationen erhalten Sie bei
Professor Dr. Reinhard Dengler
Direktor der Klinik für Neurologie
E-Mail: Dengler.Reinhard@mh-hannover.de.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 16.12.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2010