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MELDUNG/262: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.12.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neues Trainingszentrum für minimal-invasive Chirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg
→  Fakultät für Gesundheitswissenschaften zum vierten Mal als WHO Collaborating Center
      ausgezeichnet

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Universitätsklinikum Heidelberg - 20.12.2010

Wie kommen Chirurgen durchs Schlüsselloch?

Ärzte und Studenten üben im neuen Trainingszentrum für minimal-invasive Chirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg

Ein neues Trainingszentrum für Operateure hat die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg (Geschäftsführender Direktor: Professor Dr. Markus Büchler) in ihrer Sektion Minimal-Invasive Chirurgie eingerichtet. Ab Januar 2011 können sowohl erfahrene Ärzte als auch Medizinstudenten an verschiedenen Computer-Simulatoren und Trainingsgeräten spezielle Techniken der so genannten Schlüsselloch-Chirurgie üben.

Die schonende Operationsmethode, bei der der Chirurg wenige kleine Schnitte setzt und immer häufiger von computergesteuerter Technologie unterstützt wird, wird ständig weiterentwickelt. Auch komplexe Eingriffe im Bauch- und Brustraum, z.B. Dickdarm- oder Speiseröhrenentfernung, führen Operateure zunehmend per Schlüsselloch-Chirurgie durch. Der Arzt steht dabei vor ganz besonderen Herausforderungen.

"Mit Stäbchen statt mit Messer und Gabel essen"

Wie hält man die Kamera, damit sie aus dem Körper des Patienten gute Bilder liefert und so dem Chirurgen während der Operation den Weg zeigt? Wie funktioniert die Koordination zwischen Blick auf den Bildschirm und punktgenauer Steuerung der Instrumente? Wie fertigt man im Körperinneren Knoten mit Instrumenten, die nicht direkt in der Hand des Operateurs liegen sondern mit Stäben verbunden sind? "Das ist wie wenn man mit Stäbchen isst, statt mit Messer und Gabel", beschreibt Privatdozent Dr. Beat Müller, Leiter der Sektion Minimal-Invasive Chirurgie.

Bisher wurden Ärzte von erfahrenen Kollegen schrittweise bei Operationen an diese Fertigkeiten herangeführt. "Mit unseren neuen Trainingskursen bieten wir unseren Ärzten eine moderne Alternative", sagt Dr. Beat Müller. Aber auch Ärzte aus anderen Kliniken können das Trainingszentrum in Kursen oder stundenweise unter Anleitung eines Mitarbeiters der Sektion Minimal-Invasive Chirurgie nutzen.

Nachwuchs-Chirurgen optimal ausbilden

Auch Studenten können im Trainingszentrum "OP-Luft schnuppern", wenn sie z.B. im so genannten POP-Trainer (Pulsating Organ Perfusion) eine Schweinegallenblase mit minimal-invasiver Technik entfernen. "Wir möchten die Studenten für die Chirurgie begeistern", erklärt Assistenzarzt Dr. Felix Nickel, der die Kurse betreut. "Hier kann jeder selbst Hand anlegen. Das macht mehr Spaß als nur in Vorlesungen sitzen."

Die Reaktionen der ersten Teilnehmer geben ihm Recht: Im Rahmen einer Kooperation mit dem Stipendienprogramm Medical Excellence des Finanzdienstleister MLP haben jetzt 16 Stipendiaten aus ganz Deutschland einen Operations-Simulationskurs durchlaufen - noch bevor der regelmäßige Kursbetrieb losgeht. "Sie waren alle begeistert", sagt Dr. Felix Nickel. Bis zu viermal pro Jahr sollen Medical Excellence-Studenten in Heidelberg trainieren.

Graduiertenkolleg mit 8,5 Millionen Euro gefördert

Das Trainingszentrum für minimal-invasive Chirurgie Heidelberg soll auch als Schnittstelle zwischen der Erforschung neuer Technologien und deren Anwendung am Patienten dienen: In einem interdisziplinären Graduiertenkolleg der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg, der Universität Karlsruhe (TH) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) entwickeln Doktoranden - Ingenieure, Naturwissenschaftler und Mediziner - den OP-Arbeitsplatz der Zukunft. Einige der neuen Techniken können z.B. im Rahmen von Computersimulationen im Trainingszentrum getestet werden.

So haben die Nachwuchswissenschaftler ein Navigationssystem entwickelt, mit dessen Hilfe der Chirurg eine computergesteuerte Operationsnadel gezielt in Lebertumoren führen kann. "Bislang braucht man bis zu elf computertomographische Aufnahmen während der Operation, um den Tumor zu erreichen. Wenn wir das neue Verfahren in der klinischen Anwendung etablieren können, dann können wir die Belastung mit Röntgenstrahlen verringern", blickt Dr. Beat Müller, der das Graduiertenkolleg wissenschaftlich betreut, in die Zukunft. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat jetzt eine zweite Förderperiode bewilligt und investiert damit über einen Zeitraum von insgesamt neun Jahren rund 8,5 Millionen Euro.

Ansprechpartner:
PD Dr. Beat Müller
Sektionsleiter Minimal Invasive Chirurgie
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
E-Mail: beat.mueller@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.intelligente-chirurgie.de
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Minimal-invasive-Chirurgie.105442.0.html
http://www.mlp.de/studenten/individuelle-beratung/humanmediziner/medical-excellence

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 20.12.2010

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Universität Bielefeld - 20.12.2010

Fakultät für Gesundheitswissenschaften zum vierten Mal als WHO Collaborating Center ausgezeichnet

Erforschung von Einflüssen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Bereits zum 4. Mal wurde die Fakultät für Gesundheitswissenschaften von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als WHO Collaborating Center ausgezeichnet. Die Ernennung erfolgt für vier Jahre und gilt als besonderes Exzellenz-Merkmal.

Als Collaborating Center zeichnet die Weltgesundheitsorganisation weltweit solche Institutionen aus, die sie in der Umsetzung ihrer strategischen Ziele unterstützen und/oder die wissenschaftlichen Grundlagen für ihre Arbeit liefern. Das Bielefelder Zentrum hat einen leistungsstarken Schwerpunkt in der Erforschung der Einflussfaktoren auf Gesundheit und gesundheitsrelevantes Verhalten im Kindes- und Jugendalter. Im Mittelpunkt steht die internationale Studie "Health Behavior in School-aged Children (HBSC)", die im Abstand von vier Jahren in mehr als 40 Ländern Europas und Nordamerikas durchgeführt wird. "Wir sind sehr stolz auf die erneute Auszeichnung, da hiermit die Arbeit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften auf internationale Anerkennung stößt und die Arbeit der vergangenen zwölf Jahre honoriert wird", so die Dekanin der Fakultät, Professorin Dr. Claudia Hornberg. "Das bestätigt einmal mehr eindrucksvoll den international guten Ruf der Bielefelder Gesundheitswissenschaften", kommentierte Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer die erfreuliche Nachricht.

Die HBSC-Studie wird, ebenso wie das Zentrum, von Professorin Dr. Petra Kolip geleitet, die seit 2009 als Professorin für Prävention und Gesundheitsförderung an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften arbeitet: "Mit der Studie erhalten wir wichtige Informationen über den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten der elf- bis 15-Jährigen. Wir haben im vergangenen Herbst mehr als 20.000 Schülerinnen und Schüler bundesweit befragt und können so jene Faktoren identifizieren, die zu einer gesunden Entwicklung im Jugendalter beitragen", erläutert Petra Kolip ihre Arbeit. Im Mittelpunkt steht jetzt die Auswertung und Veröffentlichung der soeben abgeschlossenen Studie. Weitere Aufgaben des Collaborating Centers in den kommenden vier Jahren liegen im Aufbau eines Gender-Kompetenzzentrums für die Jugendgesundheitsforschung sowie im Transfer der Forschungsergebnisse in Praxis und Politik.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/gesundhw/whocc/

Kontakt:
Prof. Dr. Petra Kolip
Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
E-Mail: petra.kolip@uni-bielefeld.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution56

Quelle: Universität Bielefeld, Torsten Schaletzke, 20.12.2010

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2010