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MELDUNG/310: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 17.03.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  NRW-Kliniken aktiv in Innovation und regionaler Gesundheitswirtschaft
→  Das Beste aus Biologie und Medizin verbinden.
      Neuer Studiengang "Molekulare Medizin" in Regensburg
→  Rettung für sterbende Leberzellen
→  Erste universitäre Ausbildung für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
      in Norddeutschland staatlich anerkannt


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Institut Arbeit und Technik - 16.03.2011

NRW-Kliniken aktiv in Innovation und regionaler Gesundheitswirtschaft

Innovationspanel2010.Klinikwirtschaft.NRW auf dem Gesundheitskongress des Westens

Die Krankenhäuser in NRW sind auf zahlreichen Innovationsfeldern aktiv. Oberster Maßstab der Innovationsaktivitäten ist die Erhöhung des Patientennutzens bei verbesserter Organisation und gesteigerter Wirtschaftlichkeit. Entwicklungsoptionen bestehen künftig bei einer stärker branchenübergreifenden Geschäftsfeldentwicklung als Treiber für gesundheitswirtschaftliche Innovationen auf regionaler Ebene. Das sind wesentliche Ergebnisse des "Innovationspanel2010.Klinikwirtschaft.NRW", das am Dienstag auf dem Gesundheitskongress des Westens in Essen vorgestellt wurde.

Das Innovationspanel ist eine Initiative des Clustermanagements Gesundheitswirtschaft.NRW in Kooperation mit dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI), dem Institut Arbeit und Technik (IAT) und dem Zentrum für Innnovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG). Es präsentiert die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung im Rahmen des "Trend- und Innovationsmonitoring" der NRW-Gesundheitswirtschaft, an der sich mit Unterstützung der Krankenhausgesellschaft (KGNW) im Jahr 2010 insgesamt 95 Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen (25%) beteiligten.

Auf dem Weg zu regionalen Gesundheitszentren weiten die Krankenhäuser ihr Leistungsangebot zusehends aus, zusätzlich zur vollstationären Akutbehandlung werden unterschiedlichste Angebote unter einem Dach vorgehalten, etwa in der ambulanten ärztlichen Versorgung, Pflege, Rehabilitation und Prävention. Gleichzeitig werden Kooperationen mit anderen Kliniken, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen ausgebaut. Allerdings scheinen laut Befragung die Potentiale für Kooperation im Rahmen innovativer Systemlösungen (68,6 % "gar nicht/selten") oder mit Nachbarbranchen wie der Wohnungswirtschaft (76,5% kooperieren "gar nicht/selten") oder der Freizeit- (54,7% kooperieren "gar nicht/selten") und Touristikbranche (87,3 % kooperieren "gar nicht/selten") derzeit nicht ausgeschöpft.

Die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser in der zweiten Jahreshälfte 2010 ergab bei rund 40% der Kliniken ein positives Bild. Die Erwartungen für das Folgejahr 2011 fallen pessimistischer aus: 52% der Krankenhäuser erwarten eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage, 9% eine Verbesserung. 41% der befragten Krankenhäuser beurteilen ihre derzeitige Investitionsfähigkeit als "eher hoch".

Ihre Ansprechpartner:

Michaela Evans
Institut Arbeit und Technik (IAT)
Gelsenkirchen
evans@iat.eu

Dr. Karl Blum
Deutsches Krankenhausinstitut e.V. (DKI)
Düsseldorf
karl.blum@dki.de

Uwe Borchers ZIG - Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL Bielefeld (Projektträger) borchers@zig-owl.de

Dr. Sabine Löffert
Deutsches Krankenhausinstitut e.V. (DKI)
Düsseldorf
sabine.loeffert@dki.de

Claudia Braczko
Pressereferentin
Institut Arbeit und Technik
Fachhochschule Gelsenkirchen
E-Mail: braczko@iat.eu
Web: www.iat.eu

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.iat.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution220

Quelle: Institut Arbeit und Technik, Claudia Braczko, 16.03.2011


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Universität Regensburg - 16.03.2011

Das Beste aus Biologie und Medizin verbinden
Neuer Studiengang "Molekulare Medizin" in Regensburg

Fast täglich wandelt sich unser Wissen über Krankheiten und Krankheitsursachen. So werden die Methoden und Möglichkeiten zur Diagnose und Behandlung von Erkrankungen in zunehmendem Maße durch die Untersuchung der genauen Zusammenhänge auf zellulärer oder molekularer Ebene verbessert. Daraus ergeben sich auch innovative Ansätze für neue Therapieverfahren. Allerdings führt die rasante Entwicklung in diesem Bereich zu immer größeren Anforderungen an einzelne Forscher. Diesen wird die klassische universitäre Ausbildung mitunter nicht mehr gerecht. Für die medizinnahe Spitzenforschung muss ein Wissenschaftler künftig umfängliche praktische Laborerfahrungen vorweisen und gleichzeitig ein weitreichendes Verständnis der Funktionen und Fehlfunktionen des menschlichen Körpers besitzen.

Die Universität Regensburg begegnet diesen Anforderungen durch die Einrichtung des Studiengangs "Molekulare Medizin", der zum kommenden Wintersemester 2011/12 startet. Der Studiengang bietet naturwissenschaftlich interessierten Abiturientinnen und Abiturienten eine universitäre Ausbildung, die die Stärken aus Medizin und biologischer Grundlagenforschung vereint. Organisiert wird das auf sechs Semester angelegte Bachelor-Studium mit der Möglichkeit eines anschließenden Master-Studiengangs (vier Semester) durch die Fakultät für Medizin und die Fakultät für Biologie und Vorklinische Medizin. Die strukturellen Voraussetzungen sind dabei an der Universität Regensburg besonders günstig: Die vorklinischen Fachgebiete sind im Gegensatz zu den meisten anderen Universitätsstandorten nicht in der Fakultät für Medizin, sondern in der Fakultät für Biologie und Vorklinische Medizin angesiedelt. So ist die Verknüpfung beider Bereiche in Regensburg bereits etabliert.

Die biomedizinische Forschung benötigt Akademikerinnen und Akademiker, die sich mit den Methoden und Techniken der Biologie und Biochemie auskennen und zudem ein breites medizinisches Wissen haben: "Molekular- Mediziner/innen". In der klassischen Biologie erhalten Studierende zwar eine fundierte Ausbildung, die zu hervorragender fachspezifischer Forschung im Labor befähigt. Allerdings ist dabei die medizinische Relevanz in der Regel kein primäres Anliegen. Entsprechend fehlen bisweilen wichtige medizinische Grundkenntnisse. Das Studium der Humanmedizin wiederum dient der Ausbildung von Ärzten, die eine Fülle von Wissen erwerben, um Erkrankungen richtig zu erkennen und erfolgreich zu behandeln. Dabei wird allerdings oft nur begrenzt Wert auf praktische Laborerfahrungen gelegt.

Die "Molekularen Mediziner/innen" stellen ein Bindeglied zwischen moderner Biologie und Medizin dar. Sie sind in der Lage, interdisziplinäre Forschung zu betreiben und die komplexen molekularen Ursachen menschlicher Erkrankungen zu untersuchen. So können neue Verfahren entwickelt werden, um Krankheiten zielgenau zu behandeln. Entsprechend werden die künftigen Regensburger Studierenden in allen relevanten biomedizinischen Fächern ausgebildet. Neben den naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern (z.B. Chemie, Biologie, Physik), den vorklinischen Disziplinen (z.B. Anatomie, Zellbiologie, Biochemie, Physiologie) und den klinisch-theoretischen Fächern (z.B. Pharmakologie, Immunologie, Pathologie, Humangenetik) stehen auch intensive Laborpraktika auf dem Studienplan.

Die Nachfrage nach "Molekular-Medizinern/innen" in Industrie und Forschung ist groß; entsprechend gut sind die Karriereaussichten für Absolventinnen und Absolventen. Benötigt werden sie in den nächsten Jahren unter anderem in biomedizinischen Forschungslaboren, in der forschenden Pharmaindustrie, in Unternehmen der Biomedizin, im Wissenschaftsmanagement, in Diagnostiklaboren oder als Wissenschaftsjournalisten.

Für den Bachelor-Studiengang "Molekulare Medizin" ist das Bestehen einer Eignungsfeststellungsprüfung erforderlich. Die Zulassung erfolgt jeweils zum Wintersemester; eine Bewerbung muss spätestens bis zum 15. Juli 2011 eingehen
Online-Bewerbung; ab April 2011 möglich:
http://med-zellbio.uni-regensburg.de

Der Master-Studiengang wird ab dem Wintersemester 2014/2015 angeboten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 16.03.2011


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TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung - 16.03.2011

Rettung für sterbende Leberzellen

Wissenschaftler am TWINCORE und der MHH bremsen den programmierten Zelltod in der Leber

Unsere Leber ist prinzipiell hart im Nehmen. Verlangen wir jedoch zu viel von ihr - etwa durch eine Virus-Infektion, falsch dosierte Medikamente, einen Knollenblätterpilz oder Alkohol - treiben wir sie in den Selbstmord. Leberzelle für Leberzelle startet dann ein genetisches Programm: Apoptose, der programmierte Zelltod. Am Ende der Kettenreaktion steht das akute Leberversagen. Die einzige Hilfe für Patienten ist dann nur noch die sehr schnelle Transplantation einer Spender-Leber.

Professor Michael Ott, Leiter der Translationalen Forschergruppe Zell- und Gentherapie am TWINCORE, Dr. Amar Deep Sharma und Dr. Tobias Cantz aus der Nachwuchsforschergruppe Stammzellbiologie des Exzellenzclusters Rebirth an der MHH und weitere Kollegen haben nun einen zentralen Mechanismus in unserem Erbmaterial entdeckt, der den Selbstmord von Leberzellen steuert. Um in das Selbstmordprogramm einzugreifen, haben sich die Wissenschaftler an die Basis der Zellinformation begeben: die Gene. Sie haben sich so genannte MicroRNAs angesehen. Eine RNA - kurz für Ribonukleinsäure - baut die Zelle, um im Zellkern Erbinformation abzulesen. Meist nutzt sie diese Abschriften eines Gens, um daraus Eiweißstoffe zu bauen. Die kurzen MicroRNA-Stücke benötigt die Zelle jedoch, um die Funktion anderer Gene zu regulieren. Im Genom der Maus sind derzeit etwa 600 und in dem des Menschen ungefähr 900 solcher Regulations-RNAs bekannt. "Wir haben in Maus-Zellen künstlich die Apoptose ausgelöst und uns dann angeschaut, ob wir unter den 600 bekannten MicroRNAs besondere Aktivitäten beobachten können", erklärt Tobias Cantz. Elf der 600 MicroRNAs wurden während des ablaufenden Apoptose-Programms in der Leber auffallend stark aktiviert und die in den Maus-Zellen am stärksten aktivierte MicroRNA fanden die Wissenschaftler auch in menschlichen Zellen. Dieses eine für Mensch und Maus besonders wichtige Steuermolekül heißt miR-221 und bremst die Apoptose. Es regelt die Produktion eines Eiweißstoffes herunter, der eine zentrale Rolle in dem komplizierten Ablauf spielt: "p53-up-regulated modulator of apoptosis", kurz PUMA. Mit dem Eiweißmolekül PUMA treibt die Zelle den Selbstmord voran und wenn die MicroRNA "miR-221" die Produktion von PUMA bremst, bremst sie gleichzeitig die gesamte Apoptose.
"Wir haben in Mäusen die Apoptose der Leber künstlich ausgelöst und konnten durch die Überexpression von miR-221 die Apoptose so stark bremsen, dass wir diese MicroRNA als Therapeutikum für die Klinik entwickeln wollen", sagt Amar Deep Sharma. Die MicroRNA lässt sich einfach synthetisch herstellen und muss chemisch noch so verändert werden, dass sie sich über die Blutbahn in die Leberzellen einschleusen lässt. "Bis dahin ist es freilich noch ein langer Weg", betont Michael Ott, "aber dann wird uns miR-221 in der Klinik zumindest die Zeit verschaffen, die wir benötigen, um für den Patienten eine Spenderleber zu finden."

Ansprechpartner:

Prof. Michael Ott
E-Mail: michael.ott@twincore.de

Dr. Tobias Cantz
Nachwuchsgruppe Stammzellbiologie
im Exzellenzcluster REBIRTH
E-Mail: cantz.tobias@mh-hannover.de

Dr. Amar Deep Sharma
E-Mail: sharma.amar@mh-hannover.de

Publikation:
Hepatology; 15. Feb. 2011
doi: 10.1002/hep.24243 [online Vorab-Veröffentlichung]

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.twincore.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image137345
Gesunde Leberzellen leuchten unter dem Floureszenzmikroskop blau, die grünen Leberzellen haben die Apoptose - den programmierten Zelltod - durchlaufen und sind abgestorben.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1570

Quelle: TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, Dr. Jo Schilling, 16.03.2011


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Universität Bremen - 16. März 2011

Pressemitteilung der Universität Bremen Nr. 070

Erste universitäre Ausbildung für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Norddeutschland staatlich anerkannt

Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter belasten Familien und gefährden die Entwicklung der Betroffenen. Leider ist seit Jahrzehnten das therapeutische Angebot in diesem Bereich sehr begrenzt. Wartezeiten auf einen Therapieplatz für Kinder und Jugendliche von neun und mehr Monaten sind höchst problematisch und auch in Kliniken fehlt vielfach Personal mit guten Kenntnissen im Bereich der Klinischen Kinderpsychologie und Kinderpsychotherapie. In dieser Lage sind Universitäten in besonderer Weise gefordert.

Die Senatorische Behörde für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales des Landes Bremen übermittelte jetzt der Universität Bremen den Anerkennungsbescheid für den Norddeutschen Verbund für Kinderverhaltenstherapie (NOKI). Hiermit wurde erstmals in Norddeutschland ein universitärer postgraduierter Ausbildungsgang für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten staatlich anerkannt. Das NOKI wurde als Kooperationsmodell der Universitäten Bremen (Prof. Dr. Franz und Prof. Dr. Ulrike Petermann) und Kiel (Prof. Dr. Wolf-Dieter Gerber) und dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung Kiel (IFT-Nord, PD Dr. Reiner Hanewinkel) initiiert und praktisch realisiert. Durch diese Kooperation konnten Kompetenzen im Bereich der Kinderheilkunde / Kinder- und Jugendpsychotherapie (Universität Kiel), Erfahrungen im Bereich der Verhaltenstherapieausbildung (IFT-Nord) und die über 20jährige Erfahrung im Sektor der Klinischen Kinderpsychologie (Universität Bremen) verknüpft werden.

Durch die Kooperation wird der Empfehlung Rechnung getragen, dass sich zukünftig auch die Universitäten stärker in der postgradualen Ausbildung engagieren und eine dreigestufte Ausbildung (Bachelor, Master, Therapieausbildung) aus einer Hand möglich ist. Auf diese Weise wird die Ausbildungsqualität nachhaltig verbessert und es werden neue Standards ermöglicht.

Zwischen dem NOKI und verschiedenen Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken bestehen bereits Kooperationsverträge, um auch die einjährige Psychiatrie-Ausbildungszeit optimal zu gestalten. Die erste postgraduale Ausbildung startet zum 16. April 2011 an der Universität Bremen und im Oktober 2011 in Kiel. An der Ausbildung können Diplom-Psychologen, Diplom-Pädagogen und Diplom-Sozialpädagogen und Ärzte teilnehmen. Gleiches gilt für Personen, die einen psychologischen oder pädagogischen Abschluss im Rahmen eines Master-Studiums erworben haben.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation
Prof. Dr. Franz Petermann
Dr. Sören Schmidt
E-Mail: sschmidt@uni-bremen.de
http://www.zrf.uni-bremen.de

Quelle: Universität Bremen, Prof. Dr. Franz Petermann, Dr. Sören Schmidt, 16. März 2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2011