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MELDUNG/439: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 19.10.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neuer Studiengang "Interprofessionelle Gesundheitsversorgung" in Heidelberg
→  Osnabrück ist Wiege der Wissenschaftsdisziplin Pflege


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Universitätsklinikum Heidelberg - 18.10.2011

Neuer Studiengang "Interprofessionelle Gesundheitsversorgung"

Abiturienten können in Heidelberg nun parallel zur Ausbildung in einem Gesundheitsberuf einen Bachelor-Abschluss erwerben

In der Universitätsmedizin entwickeln sich derzeit neue Berufsbilder, die den höheren Ansprüchen an eine Zusammenarbeit aller Berufsgruppen Rechnung tragen. Das Universitätsklinikum Heidelberg und die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg reagieren darauf mit dem neuen Bachelor-Studiengang "Interprofessionelle Gesundheitsversorgung" ("Interprofessional Health Care"), der zum Wintersemester 2011/2012 startet. Der achtsemestrige Studiengang richtet sich an Abiturienten, die zusätzlich zu einer Ausbildung in einem Gesundheitsberuf wissenschaftliche Grundlagen erwerben wollen, und ist in seiner inhaltlichen Ausrichtung deutschlandweit einmalig.

Die Studierenden absolvieren fünf Semester begleitend zu der dreijährigen Ausbildung - in Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Hebammenwesen, Logopädie, Medizinisch Technische Laborassistenz, Medizinisch Technische Röntgenassistenz, Orthoptik oder Physiotherapie - an der Akademie für Gesundheitsberufe (AfG) in Wieblingen, die restlichen drei im Anschluss an ihren Ausbildungsabschluss. Die Bachelor-Arbeit schreiben sie im letzten Semester und erwerben damit einen zweiten Abschluss.

Neue Studienanfängerplätze im Rahmen des Ausbauprogramms "Hochschule 2012"

Der neue Studiengang wird im Rahmen zweier Strategien eingerichtet, die das Land Baden-Württemberg verfolgt. "Mit dem neuen Studiengang schaffen wir im Rahmen des Ausbauprogramms 'Hochschule 2012', mit dem das Land auf die steigende Nachfrage reagiert, 25 von insgesamt 623 neuen Studienanfängerplätzen in Heidelberg. Zum anderen kommt das Land damit dem erhöhten Bedarf nach medizinnahen Berufen und Berufen im pflegerischen Bereich nach, der der demographischen Entwicklung geschuldet ist. Der Studiengang ermöglicht zudem, eine außerhochschulische Ausbildung in einem Hochschulstudium anrechnen zu können", erklärt Dr. Simone Schwanitz, Ministerialdirektorin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Verbesserte Zusammenarbeit zwischen Berufsgruppen

Neben der Vermittlung grundlegender Kenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens ist das Ziel des Studiengangs, die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen und das Verständnis untereinander zu verbessern. "Erste Studien deuten darauf hin, dass Interprofessionelles Lernen positive Auswirkungen sowohl auf die Zusammenarbeit wie auch auf die Patientenversorgung hat", so der Pflegedirektor des Universitätsklinikums, Edgar Reisch. "Eine Vernetzung der Einrichtungen und der darin arbeitenden Personen ist notwendig, um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung effektiv und effizient zu gestalten", erklärt Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung und Leiter des Studiengangs.

"Die Studierenden erweitern ihre Perspektive und werden dazu befähigt, Strategien für eine effektive, kollegiale und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Fokus einer optimalen Gesundheitsversorgung zu entwickeln", ergänzt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Cornelia Mahler. Der Studiengang biete nicht nur eine Zusatzqualifikation in den Gesundheitsberufen, sondern eröffne den Absolventen auch Tätigkeitsfelder etwa im Projekt-Management oder in der Forschung - und könne der beruflichen Karriere dadurch einen deutlichen Schub verleihen.

Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen

So könnte beispielsweise ein Krankenpfleger, der den Studiengang absolviert hat, die erworbenen Kompetenzen einsetzen, um für ein Pflegeheim ein Gesundheitsförderungsprogramm für ältere Diabetespatienten zu entwickeln. Er ist darauf vorbereitet, wie in diesem Fall mit Ernährungswissenschaftlern, Psychologen, Medizinern und Physiotherapeuten zusammenzuarbeiten. Und ein Logopäde, der etwa ein Projekt zur Betreuung nach einem Schlaganfall leitet, wäre in der Lage, es wissenschaftlich zu unterstützen und auch den Aufwand dafür abzuschätzen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.interprofessionelle-gesundheitsversorgung.de
(Internet-Seite des Studiengangs)
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Presseunterlagen.22.0.html
(Pressemappe als Download)

Der Studiengang, der mit dem akademischen Grad "Bachelor of Science" (B.Sc.) abschließt, beginnt immer zum Wintersemester und bietet Platz für 25 Studierende.

Besuchen Sie das Universitätsklinikum Heidelberg auch bei Facebook:
http://www.facebook.com/home.php#!/pages/Universit%C3%A4tsKlinikum-Heidelberg/106398462725439

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image153718
Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Professor Dr. Franz Resch und Pflegedirektor Edgar Reisch (vordere Reihe, von links nach rechts) mit den 25 Teilnehmern des neuen Studiengangs.

http://idw-online.de/de/image153719
Die Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen parallel zur Ausbildung in einem Gesundheitsberuf: Am neuen Studiengang "Interprofessionelle Gesundheitsversorgung" nehmen unter anderem Krankenpfleger, Logopäden und Medizinisch-Technische Assistenten teil.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung 149 / 2011:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 18.10.2011


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Hochschule Osnabrück - 18.10.2011

Osnabrück ist Wiege der Wissenschaftsdisziplin Pflege

Erfolgreiche Modellstudiengänge im Gesundheitswesen, die erste deutsche Professur für Krankenpflege und das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege sind nur einige Meilensteine, mit denen sich die Hochschule Osnabrück in der Professionalisierung im Gesundheitsbereich profiliert hat. Das 30-jährige Bestehen der Studienangebote im Bereich der Pflege war für die Osnabrücker Wissenschaftler Anlass, kritisch Bilanz zu ziehen. In ihrem 9. Osnabrücker Gesundheitsforum am 14. Oktober 2011 setzen sie den Fokus nicht nur auf den Beginn der jungen Wissenschaften rund um Pflegeforschung und Pflegemanagement, sondern ebenso auf Entwicklungstendenzen und Herausforderungen.

Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, lobte die Hochschule Osnabrück für ihre Visionen und ihr Durchhaltevermögen und wünschte Mut und Ausdauer für die weitere Arbeit der Akademisierung der Pflegeberufe. Ebenso forderte die Bundestagsabgeordnete Carola Reimann die verstärkte Weiterbildung für Pflegekräfte und eine noch intensivere Pflegeforschung. "Pflege kann zukünftig ein zentraler Jobmotor werden", prognostizierte Reimann. Pflege rückte vor gut vierzig Jahren erstmals in den Fokus von Bildungspolitikern: Als Mitte der 1960er Jahre die Finanzierungskrise im Bereich des Gesundheits- und Sozialsystem offenbar wurde, starteten die politisch Verantwortlichen eine Qualifizierungsoffensive, um die erkannten Defizite u.a. im Bereich der Managementkompetenzen beziehungsweise der Gesundheitsökonomie zu beseitigen. Eine Rahmenvereinbarung von 1971 koordinierte Vorbereitung, Durchführung und wissenschaftlichen Begleitung von Modellversuchen im Bildungswesen. Neue Studienangebote sollten die notwendigen Kompetenzen vermitteln, um die aufgetretenen Probleme im Gesundheitssystem lösen zu können.

Der Fachbereich Wirtschaft der damaligen Fachhochschule Osnabrück machte sich besonders im Gesundheitswesen schnell einen Namen weit über die Region hinaus durch die erfolgreichen Modellstudiengänge Betriebswirtschaft in Einrichtungen des Gesundheitswesens (seit 1980) sowie Pflegedienstleitung im Krankenhaus (seit 1981). Als er 1987 erstmals eine deutsche Professur für Krankenpflege und Sozialwissenschaften schuf und Ruth Schröck, damals Professorin für Gesundheit und Pflege in Edinburgh, berief, baut er diesen Vorsprung weiter aus: Mit der Einrichtung einer ersten Pflegeprofessur hat die Hochschule Osnabrück 1987 einen Grundstein für die Entwicklung der Pflege als Wissenschaftsdisziplin in Deutschland gelegt und hochschulintern eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der Ausbaupläne zur Förderung der Pflegewissenschaft und zur Erweiterung pflegeorientierter Studienangebote geschaffen.

1991 folgte der Diplomstudiengang Krankenpflegemanagement, zwei Jahre später der Diplomstudiengang Pflegewissenschaft. "Somit hatten die Studierenden erstmals in Deutschland die Möglichkeit, in ihrem Berufsfeld einen akademischen Abschluss zu erwerben", sagte Prof. Dr. Doris Schiemann, die seit 1981 an der Hochschule Osnabrück arbeitet. Hiermit wäre ein großer Meilenstein in Richtung Akademisierung und Professionalisierung der Pflegeberufe gesetzt worden. Der Zertifikatsstudiengang Pflegedienstleitung im Krankenhaus wurde 1999 in den berufsbegleitenden Diplomstudiengang Pflege- und Gesundheitsmanagement umgewandelt. Die bestehenden Diplomstudiengänge gingen im Zuge der Bologna-Reform in Bachelorstudiengänge über. Neu dabei ist seit 2008 Hebammenwesen/ Midwifery, das inzwischen auch an einem Forschungskolleg mit Witten/Herdecke teilnimmt. Nicht zuletzt setzt seit September dieses Jahres das duale Studienprogramm Pflege neue Impulse. "Mit diesem Angebot ist die Hochschule Osnabrück gut aufgestellt, ihren Beitrag in der zukünftig immer relevanter werdenen Pflegedebatte zu leisten", sagte der Osnabrücker Prof. Dr. Andreas Büscher.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution14

Quelle: Hochschule Osnabrück, Dr. Viola Düwert, 18.10.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2011