Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/671: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.03.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Neuer Forschungsverbund entwickelt innovative Kontrastmittel für die Tumorbildgebung
→  Molekulare Ansätze verbessern Wirkung der Strahlentherapie bei Tumoren



TSB Technologiestiftung Berlin - 20.03.2013

INNO-TRACE: Früher diagnostizieren, Therapieerfolg besser beurteilen
Neuer Forschungsverbund entwickelt innovative Kontrastmittel für die Tumorbildgebung

Obwohl die moderne Medizin Krebserkrankungen früher erkennen und gezielter behandeln kann als noch vor einigen Jahrzehnten, kommt die Intervention des Arztes häufig noch immer zu spät. Vielen Patienten bleibt ein dauerhafter Behandlungserfolg verwehrt, weil das Tumorleiden nicht rechtzeitig erkannt wurde. Dieser drängenden Herausforderung widmet sich jetzt ein neuer Verbund von akademischen und industriellen Forschern in Berlin. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre geförderte Vorhaben INNO-TRACE vereint Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin und von drei Berliner Unternehmen: der 3B Pharmaceuticals GmbH, der mivenion GmbH und der nanoPET Pharma GmbH. Die Firmen investieren insgesamt 1,9 Mio. Euro in das Verbundprojekt, das BMBF fördert die Arbeit der 19 Wissenschaftler an den Berliner Standorten Adlershof, Mitte und Wedding mit weiteren 4,1 Mio. Euro.

Ziel des Verbundvorhabens ist die Entwicklung von neuartigen Kontrastmitteln - Substanzen, die dem Arzt ein besseres Erkennen von Tumoren in bildgebenden Verfahren erlauben. Während die Wirkung der meisten Kontrastmittel heute auf unspezifischen Verteilungsmechanismen beruht, sollen in diesem Vorhaben hochspezifische Substanzen auf Peptidbasis erzeugt werden, die zielgerichtet und selektiv an Tumorzellen binden können. Solche Peptidkonjugate sollen dann im nuklearmedizinischen Imaging (PET bzw. SPECT), aber auch in der optischen und MRT-basierten Diagnostik Anwendung finden.

Die Grundlagen dieses im Programm InnoProfile-Transfer geförderten Projekts sind an der Charité in den letzten Jahren durch die ebenfalls BMBF-unterstützte Nachwuchsgruppe "Optimierte Peptid-Leitstrukturen" um Dr. Carsten Grötzinger geschaffen worden. Das Charité-Team trägt v.a. mit verbesserten Peptidmolekülen und optischen Bildgebungstechniken zum Vorhaben bei und koordiniert das Verbundprojekt. Die Firmen mivenion und nanoPET fokussieren auf neuartige Moleküle und Nanopartikel für optische Bildgebung bzw. die PET und MRT. 3B Pharmaceuticals setzt auf tumorspezifische Verbindungen auf Peptidbasis, die in der nuklearmedizinischen Bildgebung, aber auch in der Radiotherapie Verwendung finden sollen. Eine Kombination diagnostischer und therapeutischer Verfahren, die auf den gleichen molekularen Mechanismen beruhen, eröffnet neue Möglichkeiten zur personalisierten Behandlung von Krebspatienten.

Die Projektpartner haben bereits in anderen Forschungsverbunden erfolgreich kooperiert und arbeiten u.a. auch im Rahmen des Imaging-Netzwerks Berlin (INB) zusammeng. Das von der Technologiestiftung Berlin koordinierte Netzwerk vereint Wissenschaftler aus Berliner Universitäten und Forschungsinstituten sowie Unternehmen aus den Bereichen medizinische Bildgebung, Bildverarbeitung und Kontrastmittelentwicklung. Gemeinsam haben sie sich der Fortentwicklung des Berliner Technologieschwerpunktes Bildgebung und Medizintechnik verschrieben.

Kontakt:
Dr. Carsten Grötzinger
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie
und Molekulares Krebsforschungszentrum (MKFZ)
13353 Berlin
Augustenburger Platz 1
E-mail carsten.groetzinger@charite.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image197702
Fluoreszenzmarkierte Peptide für die optische Diagnostik reichern sich selektiv in Tumorzellen an.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution485

Quelle: TSB Technologiestiftung Berlin, Frauke Nippel, 20.03.2013

Raute

Wilhelm Sander-Stiftung - 20.03.2013

Molekulare Ansätze verbessern Wirkung der Strahlentherapie bei Tumoren

Zwei Forscherinnen der TU München wollen den Heilungserfolg von Tumorerkrankungen nach Strahlentherapie verbessern. Dabei setzen sie auf neue molekulare Behandlungsansätze, welche die Strahlenempfindlichkeit speziell von Krebszellen erhöhen und die körpereigene Immunantwort gegen den Tumor stimulieren. Im Fokus der Untersuchung stehen sogenannte Hitzeschock- oder Stressproteine (HSPs). HSPs werden von Tumorzellen in großen Mengen gebildet. Im Zellinneren unterstützen HSPs die Faltung von Eiweißen, die für das Wachstum und Überleben von Tumorzellen essentiell und so mitverantwortlich für die Resistenz der Tumorzellen gegenüber Strahlentherapie sind.

In Vorarbeiten konnten Dr. Daniela Schilling und Prof. Gabriele Multhoff, Leiterin der Klinischen Kooperationsgruppe "Innate Immunity in Tumor Biology" am Helmholtz Zentrum München und am Klinikum rechts der Isar (TU München) zeigen, dass die Hemmung des Hitzeschockproteins Hsp90 im Zellinneren die Wirkung der Strahlentherapie verbessert. Ein Nachteil der Hsp90-Blockade besteht jedoch darin, dass im Gegenzug andere HSPs von der Tumorzelle verstärkt produziert werden. Die Wirksamkeit der Hsp90-Hemmung könnte dadurch eingeschränkt werden. Diesem Dilemma wollen die Forscherinnen entgehen, indem sie gleichzeitig verschiedene HSPs in Tumorzellen hemmen.

Die Rolle der HSPs für das Tumorwachstum scheint außerdem ambivalent zu sein: Während HSPs im Zellinneren eine Schutzfunktion als "Kindermädchen" für Eiweiße übernehmen, die das Tumorwachstum fördern, fungieren sie auf der Oberfläche von Tumorzellen als Angriffspunkte für spezielle Immunzellen, die sogenannten Natürlichen Killer (NK)-Zellen. NK-Zellen stellen eine Unterklasse von Immunzellen dar, die Tumorzellen gezielt attackieren. Eine Strahlenbehandlung kann die Menge der HSPs auf der Oberfläche von Tumorzellen steigern. Sie werden dadurch für die NK-Zellen besser erkennbar und angreifbar.

Die Blockade der HSPs im Zellinneren könnte diesen gewünschten Effekt an der Zelloberfläche jedoch negativ beeinflussen. Auch die Wechselwirkung zwischen Tumorzellen und NK-Zellen könnte sich damit verändern. Inwieweit und in welcher Form dies geschieht, wollen Daniela Schilling und Gabriele Multhoff in ihrem Forschungsvorhaben klären.

Kontakt (Projektleitung):
Dr. Daniela Schilling und Prof. Gabriele Multhoff
Klinikum rechts der Isar
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie
TU München
Email: daniela.schilling@lrz.tu-muenchen.de
Email: gabriele.multhoff@lrz.tu-muenchen.de
Web: www.med.tum.de
http://tumstrahlen.einzelportal.de

Weitere Informationen zur Stiftung:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image197719
Beim Kräftemessen zwischen Krebstherapie und Tumor spielen die sogenannten Hitzeschockproteine (HSPs) eine ambivalente Rolle: Im Inneren der Tumorzelle unterstützen sie das Überleben der Tumorzelle, indem sie diese gegen Bestrahlung unempfindlich machen.
An der Zelloberfläche dagegen weisen die HSPs die Tumorzelle - quasi wie ein Etikett - als entartet aus. Sie spielen damit dem Immunsystem in die Karten, das die Krebszelle daraufhin mit NK-Zellen attackiert. Die schematische Abbildung zeigt eine ideale Therapieoption: die Abtötung der Tumorzellen durch die Interaktion von Strahlentherapie, Hemmstoffen gegen HSPs und NK-Zellen.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 190.000 Euro.
Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution890

Quelle: Wilhelm Sander-Stiftung, Sylvia Kloberdanz, 20.03.2013

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2013