Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/726: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 25.10.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Neue DFG-Forschergruppe für Stammzellenforschung
      Welche Rolle spielt die Umgebung der blutbildenden Stammzellen bei
      Leukämie und Lymphom?
→  Projekt am Uni-Klinikum Bonn soll unnötige Transfusionen vermeiden



Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München - 23.10.2013

Neue DFG-Forschergruppe für Stammzellenforschung
Welche Rolle spielt die Umgebung der blutbildenden Stammzellen bei Leukämie und Lymphom?

Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forschergruppe wird künftig die Untersuchung der Umgebung von blutbildenden Stammzellen vorantreiben. Sprecher der Gruppe ist Privatdozent Dr. Robert Oostendorp von der III. Medizinischen Klinik für Hämatologie/Onkologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. Ziel ist es, die unmittelbare Umgebung der Blutstammzellen im Knochenmark besser zu verstehen, um mit diesem Wissen Krankheiten des Blut- und Lymphsystems besser behandeln zu können. Die DFG fördert die Gruppe mit 2,5 Millionen Euro zunächst für drei Jahre.

Dass Stammzellen, die für die Blutbildung verantwortlich sind, im Knochenmark vorkommen, ist bekannt. Wie wichtig auch ihre unmittelbare Umgebung, die so genannte hämatopoetische Nische, ist, wird jedoch erst seit kurzem genauer untersucht. Die Forscher vermuten, dass die Nische zwei wichtige Funktionen erfüllt: Zum einen gehen sie davon aus, dass die Blutstammzellen in der Nische ruhig gehalten werden und in Stresssituationen, wie bei Wunden oder Infektionen, aber auch bei Bestrahlungen oder Chemotherapie, vom Körper freigesetzt werden, um neues Blut zu bilden. Zum anderen nehmen sie an, dass eine kontinuierliche Freisetzung von Blutstammzellen Krebs verursachen könnte. Neue Blutzellen entstehen durch Zellteilung, bei jeder Teilung entstehen bis zu 1.000 Mutationen, von denen jedoch nur ein Teil repariert werden kann. Unreparierte Mutationen könnten langfristig Krebserkrankungen wie Leukämie oder Lymphome auslösen.

Während man inzwischen die meisten Bestandteile der Nische kennt, ist das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten noch wenig erforscht. Die in der Forschergruppe gebündelte Expertise ermöglicht Untersuchungen, welche molekularen und zellulären Mechanismen die Blutstammzellen freisetzen und welche Bestandteile der Nische dabei eine zentrale Rolle spielen. Dazu werden genetische und molekulare Technologien und bildgebende Verfahren kombiniert. Die Forscher hoffen, dass Bluterkrankungen so langfristig besser behandelt werden können. Weiterhin soll das Verständnis auch anderer Stammzellen verbessert werden.

In dem Projekt ist ein Großteil der führenden deutschen Nischenforscher an den Standorten München, Freiburg, Dresden und Heidelberg vereint. Sprecher der Forschungsgruppe ist Privatdozent Dr. Robert Oostendorp, III. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar, Ko-Sprecher ist Dr. Matthias Kieslinger vom Institut für klinische Molekularbiologie am Helmholtzzentrum München.

Beteiligte Partner sind:

  • Dr. Christine Dierks (I. Medizinische Klinik, Universitätsklinik, Freiburg)
  • Prof. Dr. Justus Duyster (I. Medizinische Klinik, Universitätsklinik Freiburg)
  • Dr. Marieke Essers (Institut Für Stammzellforschung, DKFZ, Heidelberg)
  • Dr. Florian Gärtner (I. Medizinische Klinik, Klinikum Großhadern, LMU, München)
  • PD Dr. Katharina Götze (III. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TU München)
  • Prof. Dr. Steffen Massberg (I. Medizinische Klinik, Klinikum Großhadern, LMU, München)
  • PD Dr. Ingo Ringshausen (III. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TU München)
  • Prof. Dr. Andreas Trumpp (Institut für Stammzellforschung, DKFZ, Heidelberg)
  • Dr. Claudia Waskow (DFG-Zentrum für Regenerative Therapie (CRTD), Dresden)

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mri.tum.de/pressemeldungen/neue-dfg-forschergruppe-f%C3%BCr-stammzellforschung

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution860

Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Tanja Schmidhofer, 23.10.2013

Raute

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 24.10.2013

Projekt am Uni-Klinikum Bonn soll unnötige Transfusionen vermeiden

Das Universitätsklinikum Bonn will mit der Einführung eines "Patient Blood Management" die Rate von Transfusionen verringern und damit auch die Sicherheit für die Patienten verbessern. Ein weiteres Ziel ist es, auf die begrenzte Verfügbarkeit von Blutprodukten zu reagieren.

Blut kann Leben retten: Patienten, die beispielsweise bei Unfällen oder großen Operationen viel Blut verlieren, sind zum Überleben oftmals auf Fremdblut angewiesen. Transfusionen sind daher aus der modernen Medizin nicht wegzudenken. Allerdings birgt jede Transfusion auch einige Risiken: "Neben den lange bekannten Gefahren von allergischen Reaktionen und der Übertragung von Infektionskrankheiten weisen Patienten nach der Gabe von Blutprodukten eine höhere Sterblichkeit auf. Auch die Rate an Organversagen ist erhöht", so Prof. Dr. Georg Baumgarten, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Bonn. Zudem verweilen Patienten schon nach der Gabe nur einer Transfusion meist länger im Krankenhaus als vergleichbare Patienten, die kein solches Blutprodukt erhalten haben.

"Allerdings wollen wir nicht einfach weniger Blut geben - wir wollen dafür sorgen, dass es seltener nötig wird", fasst Dr. Maria Wittmann, Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie, das Projektziel des Patient Blood Management (PBM) zusammen. Es ist ein gemeinsames Vorhaben der Anästhesie, der operativen Fächer und des Instituts für experimentelle Hämatologie am Bonner Universitätsklinikum.

Unnötige Transfusionen im Vorfeld verhindern

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen Risikopatienten schon vor der Operation identifiziert, von Spezialisten der Hämatologie untersucht und gegebenenfalls vorbehandelt werden. Dr. Olaf Boehm, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie: "Wer schon mit einer Blutarmut in eine Operation startet, hat natürlich ein viel höheres Risiko, eine Transfusion zu benötigen. Ein Risiko, das manchmal schlicht unnötig ist."

Zudem wird noch strenger als bisher ein besonderes Augenmerk auf eine gute Blutgerinnung gelegt, um Blutverluste zu minimieren. Dazu gehört, dass Patienten während der Operation im klimatisierten Operationssaal mit Wärmedecken und vorgewärmten Infusionen vor dem Auskühlen bewahrt werden. So kann eine höhere Blutungsneigung verhindert werden.

Lebensretter Blut für jeden, der es braucht

"So viel wie nötig - so wenig wie möglich. Mit diesem Satz lässt sich unser Projekt gut beschreiben", erklärt Prof. Baumgarten. Auch wenn Blut aufgrund sinkender Spender- und steigender Operationszahlen ein zunehmend knappes Gut wird, gilt: "Patienten, die eine Therapie mit Blutprodukten brauchen, werden diese auch in Zukunft selbstverständlich erhalten." Es gehe nur darum, unnötige Transfusionen zu vermeiden.

Bei der Umsetzung des Projekts arbeitet die Klinik für Anästhesiologie eng mit ihren Partnern der Universitätskliniken Frankfurt, Kiel und Münster zusammen und orientiert sich an den Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation und der Bundesärztekammer. Die Bonner Projektleiter stellten jetzt das Patient Blood Management auf dem 6. Bonner Anästhesie-Forum am 23. Oktober einem größeren Kollegen-Kreis vor, das somit als Auftaktveranstaltung fungiert.


Informationen zum "Patient Blood Management" gibt es unter
http://www.patientbloodmanagement.de/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution123

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dr. Andreas Archut, 24.10.2013

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2013