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MELDUNG/740: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 29.01.14 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Universitätsklinikum Heidelberg erreicht eine bedeutende Wirtschaftskraft
→  Vertreter von Weltreligionen segnen modernisierte Kinderintensivstation
      der Medizinische Hochschule Hannover



Universitätsklinikum Heidelberg, Pressemitteilung 9 / 2014 - 27.01.2014

Universitätsklinikum Heidelberg erreicht eine bedeutende Wirtschaftskraft

Jeder Euro Zuschuss in Forschung und Lehre zahlt sich spürbar aus / Hohe Rückflüsse in die Steuerkassen und Schaffung von Arbeitsplätzen / Aktuelle Studie belegt Wertschöpfung und warnt vor volkswirtschaftlichen Konsequenzen von Kürzungen staatlicher Zuschüsse

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg gehören zu den renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland. Erstmals hat eine Studie der TU Dresden belegt, dass sie auch volkswirtschaftlich von hoher Bedeutung sind. Durch ihre Wirtschaftskraft sorgen sie für ein vermehrtes Steueraufkommen sowie für Zuwachs und Stabilisierung von Arbeitsplätzen, sowohl in der Stadt Heidelberg, der Rhein-Neckar-Region und Baden-Württemberg als auch in ganz Deutschland. Für jeden staatlich investierten Euro fließen drei Euro zurück in die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden. An Universitätsklinikum und Medizinischer Fakultät, deren Aufgaben Krankenversorgung bzw. Lehre und Forschung sind, sind mehr als 10.000 Menschen beschäftigt. Ein Arbeitsplatz zieht fast doppelt so viele Arbeitsplätze in Deutschland nach sich.

Dies ist die erste Studie, die die Wertschöpfung durch ein Uniklinikum/Medizinische Fakultät in Baden-Württemberg untersucht hat. Die Wertschöpfung bezeichnet die Differenz zwischen den von einem Unternehmen abgegebenen Leistungen und den von dem Unternehmen übernommenen Leistungen. Sie gibt an, welchen Anteil ein Unternehmen zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beiträgt.

Reduktion von Zuschüssen würde Arbeitsplätze außerhalb des Uniklinikums kosten

"Die wirtschaftliche Bedeutung der Hochschulmedizin wird unterschätzt", erklärt Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg. "Deshalb haben wir eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der anspruchsvollen vielfältigen Wertschöpfung am Standort Heidelberg beschäftigt." Bei künftigen Entscheidungen über staatliche Zuschüsse für Forschung und Lehre und Investitionsmaßnahmen sollte die Politik die positive Wirtschaftskraft der Hochschulmedizin berücksichtigen. Die Studie zeigt: Würden die staatlichen Zuschüsse weiter reduziert, dann hat dies nicht nur für Uniklinikum und Medizinische Fakultät selbst negative Auswirkungen, sondern weit darüber hinaus.

Hochschulmedizin von Land und Bund nicht ausreichend finanziert

Die Studie der Forschungsgruppe Marktorientierte Unternehmensführung der TU Dresden unter Federführung von Professor Armin Töpfer beruht auf quantitativen Daten der Statistischen Landes- und Bundesämter sowie aus Heidelberg. Zusätzlich wurden Experten des Uniklinikums und der Medizinischen Fakultät befragt. Klinikum und Fakultät sind die drittgrößte Einrichtung ihrer Art in Deutschland mit einem Umsatz von jährlich rund 940 Millionen Euro.

Die staatliche Finanzierung von Medizinischen Fakultäten und Uniklinika erfolgt im Wesentlichen aus zweiQuellen: Sie erhalten von ihrem jeweiligen Bundesland einen Zuschuss für Forschung und Lehre sowie für Investitionen in Bauten und Ausstattung. Diese Landesmittel sind in den vergangenen Jahren drastisch reduziert worden; Bundesmittel für Baumaßnahmen stehen seit 2007 nicht mehr zur Verfügung.

Der Betrieb der Uniklinika wird von den Krankenkassen - weitgehend über Fallpauschalen - finanziert; diese werden jährlich um die sogenannte Grundlohnrate gesteigert. Allerdings haben die Steigerungsraten in den letzten Jahren nicht einmal die Tarifsteigerungen gedeckt. Konsequenz sind Defizite und ein wachsender Investitionsstau: Rund die Hälfte der 33 Uniklinika in Deutschland sind mittlerweile defizitär; das Uniklinikum Heidelberg hatte 2012 eine ausgeglichene Bilanz, kommt aber für einen nennenswerten Anteil seiner Investitionen selbst auf. Auch für 2013 wird ein ausgeglichenes Bilanzergebnis erwartet.

Der angespannten wirtschaftlichen Situation am Uniklinikum stehen die positiven Auswirkungen auf die Volkswirtschaft gegenüber.

So hat die Studie gezeigt:

  1. Allein die Stadt Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis profitieren von einem Gemeindesteueraufkommen von 23 Mio. Euro, 5.600 Arbeitsplätzen sowie einer Wertschöpfung von 770 Mio. Euro.
  2. Das Land Baden-Württemberg hat 2011 Zuschüsse von insgesamt 169,5 Mio. Euro in das Uniklinikum Heidelberg und die Medizinische Fakultät investiert. Der Rückfluss an Steuergeldern an das Land beträgt daraus 151,8 Mio. Euro, bundesweit sind es 484,6 Mio. Euro.
  3. An Uniklinikum und Medizinischer Fakultät waren 2011 rund 10.150 Mitarbeiter beschäftigt. Durch Auftragsvergaben, Kooperationen etc. wurden pro Vollzeitstelle 1,4 weitere Stellen in Baden-Württemberg geschaffen. In Deutschland sind es sogar 2,7 Stellen.
  4. Die Wertschöpfung - der Wertzuwachs durch alle Produktions- und Leistungsprozesse - beläuft sich auf 1,026 Mrd. Euro in Baden-Württemberg und entspricht dem 1,8fachen der direkten Wertschöpfung von Uniklinikum und Fakultät. In Deutschland liegt die Wertschöpfung bei 1,544 Mrd. Euro.
  5. Sinkende Investitionen des Landes führen zu Steuerausfällen, dem Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in Baden-Württemberg und ganz Deutschland. Dies hat eine Analyse von verschiedenen Szenarien gezeigt: Ihnen wurden real sinkende bzw. steigende Zuschüsse für Forschung und Lehre sowie optimistische bzw. pessimistische Einschätzungen der notwendigen Investitionsfinanzierung in Bauten und Ausstattung durch das Land Baden-Württemberg zugrunde gelegt.
"Bedeutende Wirtschafts-Motoren, bei denen jeder Euro gut investiert ist"

"Diese Studie belegt, dass Medizinische Fakultäten und Universitätsklinika heute nicht mehr nur als öffentliche Einrichtungen wahrgenommen werden dürfen, die viel Geld kosten. Sie sind vielmehr bedeutende Wirtschafts-Motoren, bei denen jeder Euro gut investiert ist", sagt Professor Dr. Guido Adler, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. "Vor allem müssen sie wirtschaftlich in die Lage versetzt werden, schwerstkranke Patienten auf hohem Niveau zu versorgen, innovativ zu forschen und junge Menschen gut auszubilden." Der Einsatz staatlicher Mittel lohne sich also mehrfach - im Uniklinikum und in der Fakultät und weit darüber hinaus.

AT


Grafiken online:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=7236&cHash=03ca96594c3583d49657dbd2ba0fa26f

  • Steuerwirkung der Universitätsmedizin Heidelberg.Quelle: Wertschöpfungsgutachten UM HD 2013 · Prof. Dr. Armin Töpfer FGMU
  • Wertschöpfung der Universitätsmedizin Heidelberg.Quelle: Wertschöpfungsgutachten UM HD 2013 · Prof. Dr. Armin Töpfer FGMU
  • Regionalisierung der Schlüsselindikatoren als ökonomische Wirkungen der Universitätsmedizin Heidelberg - Ergebnisse.Quelle: Wertschöpfungsgutachten UM HD 2013 · Prof. Dr. Armin Töpfer FGMU
  • Korridor über die 3 Szenarien: Entwicklung der Universitätsmedizin Heidelberg im Zeitraum 2013 - 2017.Quelle: Wertschöpfungsgutachten UM HD 2013 · Prof. Dr. Armin Töpfer FGMU

Wertschöpfungsgutachten (Kurzversion) online:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/pressestelle/PM_neu/2013/12_2013/131015KV_Wertschoepfungsgutachten_ID24609.pdf

Zur Pressemeldung anlässlich des Neujahrsempfangs des Universitätsklinikums Heidelberg am 16. Januar 2014: "Eine positive Bilanz 2013 trotz schwieriger Rahmenbedingungen":
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=7237&cHash=4e4686cae6311bc2cf348754dbb8ed86

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 27.01.2014

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 28.01.2014

Vertreter von Weltreligionen segnen modernisierte Kinderintensivstation der MHH

Eröffnung nach Sanierung und Neugestaltung der größten Kinderintensivstation im deutschsprachigen Raum / Zuvor ökumenisches Symposium

Mit einem ökumenischen Symposium ist heute die modernisierte Intensivstation in der Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eröffnet worden. Fünf hochrangige Vertreter unterschiedlicher Religionen betrachteten dabei die pädiatrische Intensivmedizin als Grenzbereich zwischen Leben und Tod von Kindern aus der Perspektive ihrer jeweiligen Glaubensrichtung. Anschließend besuchten und segneten sie die neue Kinderintensivstation. Die MHH hat insgesamt mehr als 800.000 Euro in die Modernisierung der größten Kinderintensivstation im deutschsprachigen Raum investiert. Dabei wurden die medizinischen Geräte, vor allem das Monitoring und die Infusionstechnik, auf den neuesten Stand gebracht und die Räume neu gestaltet. Während der sechsmonatigen Bauphase lief der Betrieb auf der Station weiter. An dem Symposium "Leben, Sterben und Tod von Kindern aus Sicht der Weltreligionen" nahmen Vertreter des Christentums, des Buddhismus und des Judentums teil.

Die Modernisierung der Station mit 18 Betten war dringend notwendig. Wichtige medizinische Geräte waren nicht mehr auf dem neuesten Stand. "Das betraf beispielsweise die Infusions- und Monitoringtechnik genau so wie die Echokardiografie- und Ulltraschalltechnik. Stark sanierungsbedürftig waren auch die Belüftungsanlage und die nicht isolierenden Fenster in den Patientenzimmern", erklärt Professor Dr. Philipp Beerbaum, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin. Hinzu kam, dass die Zimmer kalt wirkten und sehr niedrige Zimmerdecken hatten. "Die Sanierung hat viele dieser Probleme lösen können", stellt Professor Beerbaum fest. So wurde nicht nur in neue medizinische und räumliche Technik investiert, sondern auch in die Gestaltung der Patientenzimmer.

Neues Farb- und Lichtkonzept

Ein spezielles Farb- und Lichtkonzept drängt den vorherrschenden Eindruck der Technik zurück und macht den Aufenthalt für die kleinen Patienten und ihre Eltern angenehmer. Bunte Graffiti geben der Station einen individuellen Charakter. Auch das Stationsteam profitiert von der Neugestaltung. Ein Beispiel dafür ist die Gangbeleuchtung, die dem Tag-Nacht-Rhythmus angepasst ist. Vor allem die Farb- und Lichtkonzepte wurden durch großzügige Spenden realisiert. "Die Modernisierung stellt einen substanziellen Fortschritt dar", sagt der Klinikdirektor. Dennoch bleibe viel zu tun. "Sehr wichtig wäre beispielsweise ein großer medientechnisch gut ausgerüsteter Seminarraum für multidisziplinäre Besprechungen und Fortbildungen", erläutert Professor Beerbaum.

Multireligiöse Segnung als Zeichen der Toleranz

Eine Kinderintensivstation stellt den Grenzbereich zwischen Leben und Tod von Kindern dar. Die betroffenen Familien erleben diese elementare Lebensphase nicht im gewohnten häuslichen Umfeld, sondern in der fremden Umgebung einer Klinik. "Ich sehe unsere Station 67 als Raum, in dem wir uns engagiert und mit Empathie den kleinen Patienten vorurteilsfrei widmen - ohne Bewertung ihrer Herkunft, ihrer Religion und ihres Geschlechts", sagt Dr. Michael Sasse, leitender Oberarzt der Kinderintensivstation. "Alle Patienten sollen sich auf der Station wiederfinden. Die Segnung durch die Weltreligionen ist ein Signal der Wertschätzung an die multireligiösen Familien." Die Veranstaltung soll nicht nur als Zeichen der Toleranz verstanden werden, sondern auch als Möglichkeit für das Stationsteam, sich mit den Eigenheiten der unterschiedlichen Religionen und deren Sichtweise auf die Intensivmedizin vertraut zu machen. "So verschaffen wir uns mehr Sicherheit im Umgang mit den kleinen Patienten und ihren Angehörigen. Das trägt auch zur eigenen Arbeitszufriedenheit bei", erklärt Dr. Sasse.

Für Katastrophenfälle besser gerüstet

Die Station 67 ist die größte Kinderintensivstation im deutschsprachigen Raum. Das 80-köpfige Stationsteam aus Ärzten, Pflegekräften, Psychologen und Seelsorgern betreut rund 1.000 Kinder und Jugendliche pro Jahr. Auf der Station gibt es 18 Betten und sieben Patientenzimmern - daran hat sich durch die Modernisierung nichts verändert. Allerdings gibt es jetzt mehr potenzielle Stellplätze, zum Beispiel für Katastrophenfälle. Bisher gab es von den Kindern, den Eltern und auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur positive Reaktionen auf die Neugestaltung. "Ein Junge hat nach dem Aufwachen aus der Narkose nicht glauben wollen, dass er in einer Klinik ist, er fand es dafür auf unserer Station viel zu schön", berichtet Dr. Sasse. Allgemein wird das Farbkonzept als sehr warm, liebevoll und lebendig wahrgenommen.

Weitere Informationen erhalten Sie bei
Dr. Michael Sasse
sasse.michael@mh-hannover.de.l

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 28.01.2014

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2014