Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/790: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 26.11.14 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Zukunft Plasmamedizin - neues Projekt ermöglicht weitere Forschung
→  DFG fördert Freiburger Nierenforschung mit 10 Millionen Euro



INNOVENT e.V. Technologieentwicklung Jena - 25.11.2014

Zukunft Plasmamedizin - neues Projekt ermöglicht weitere Forschung

Neben technischen Anwendungen von Atmosphärendruckplasmen gewinnen ausgewählte Plasmaquellen bei Entwicklungen im medizinischen und medizintechnischen Bereich zunehmend an Bedeutung. Besonders in der Dermatologie gelangen konventionelle Behandlungsmethoden immer öfter an ihre Grenzen. Mini-Plasma-Jets könnten zukünftig eine patientenfreundliche und kostenschonende Behandlungsmethode darstellen, die einen schnellen Behandlungserfolg ohne die Gefahr einer Resistenzbildung verspricht.

Als Grundlage für die Einführung neuer Therapieformen wird seit einigen Jahren an der Untersuchung der Wirkmechanismen und insbesondere des Zusammenspiels der wesentlichen medizinischen Wirkkomponenten von kalten atmosphärischen Plasmen (Reaktive Stickstoff- und Sauerstoffspezies (RNS, ROS), UV-Strahlung und elektrische Felder) geforscht. Diese Arbeiten werden unter Verwendung unterschiedlicher Plasmen und Zelllinien vorangetrieben.

Wissenschaftler des wirtschaftsnahen Forschungsinstituts INNOVENT haben in Zusammenarbeit mit der Klinik für Hautkrankheiten in Jena ebenfalls erste Untersuchungen auf diesem Forschungsgebiet durchgeführt. Mit Keimen beimpfte Agarplatten wurden mit unterschiedlichen Plasma-Jet-Quellen behandelt (Abbildung 1). Die Auswertung der Ergebnisse zeigt eine eindeutige Abhängigkeit der bakteriziden Wirkung von der verwendeten Plasma-Quelle und von der Art der Plasmaanregung. Auffallend sind die Unterschiede in der Wirkung der Plasma-Jets auf verschiedene Bakterien und Pilze (Abbildung 2). Dabei spielen Faktoren wie Behandlungsdauer und -intensität, Plasma-Leistung und das verwendete Prozessgas eine wichtige Rolle [1].

Die bisherigen Arbeiten haben gezeigt, dass kalte Atmosphärendruck-Plasmen unter Verwendung definierter Parametersätze antimikrobielle Eigenschaften in vitro aufweisen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass bei der Applikation des Plasmas mit diesen Parametersätzen keine zellschädigenden Wirkungen auftreten. Die selektive Anwendung kalter Plasmen für die Behandlung von Wundinfektionen wie auch anderen äußerlichen Hautinfektionen (z.B. Dermatomykosen) könnte somit eine vielversprechende Ergänzung oder Alternative für aktuell etablierte Therapieformen darstellen.

Um spezielle Einsatzgebiete für die verschiedenen Plasmaquellen herauszukristallisieren, werden die Jenaer Wissenschaftler im Rahmen eines neuen Forschungsprojektes künftig ausgewählte Mini-Jet-Plasmen mit ihren spezifischen Eigenschaften auf ihre Eignung für medizinische Anwendungen untersuchen. Eine umfassende Plasmacharakterisierung ist Grundlage für einen verantwortungsvollen Einsatz der neuen Behandlungsmethode. Neben der physikalischen Charakterisierung der Plasmen steht die Untersuchung der direkten und indirekten Wirkung der Plasmen auf organisches Gewebe im Mittelpunkt der Arbeiten.

Zielstellung ist die zukünftige Realisierung und Etablierung von Plasmaanwendungen als therapeutischer Einsatz in der Medizin. Einsatzgebiete für die neue Technik werden insbesondere bei der Behandlung von chronischen Wunden und Infektionen durch konventionell resistente Keime gesehen.

[1] C. Wiegand, O. Beier, K. Horn, A. Pfuch, T. Tölke, U.-C. Hipler, A. Schimanski; "Antimicrobial impact of cold atmospheric pressure plasma on medical critical yeasts and bacteria cultures", Skin Pharmacology and Physiology 27 2014, 25-35

Kontakt:
Dr. Bernd Grünler
Geschäftsführender Direktor INNOVENT e.V.
bg@innovent-jena.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image251739
Abb.1: Plasma-Behandlung einer beimpften Agarplatte

http://idw-online.de/de/image251740
Abb.2: Wirkung eines Luft-Plasmas auf Candida albicans

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1387

Quelle: INNOVENT e.V. Technologieentwicklung Jena, Anja Neimann, 25.11.2014

Raute

Universitätsklinikum Freiburg - 25.11.2014

DFG fördert Freiburger Nierenforschung mit 10 Millionen Euro

Neuer Sonderforschungsbereich untersucht genetische Grundlagen von Nierenerkrankungen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab Januar 2015 die Erforschung genetisch bedingter Nierenerkrankungen mit 2,5 Millionen Euro pro Jahr im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Nierenerkrankungen - vom Gen zum Mechanismus (KIDGEM)". An dem für vier Jahre bewilligten Projekt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik, Freiburg, beteiligt. Im Mittelpunkt stehen die molekularen und zellulären Auswirkungen fehlerhafter Gene in Entwicklung und Funktion der Niere. Die Forschung soll eine Lücke schließen zwischen dem bestehenden klinischen Wissen und den Fortschritten in der Erbgut-Sequenzierung.

Vier bis fünf Prozent der Menschen leiden in Deutschland an einer milden bis schweren Störung der Nierentätigkeit, etwa 100.000 Betroffene müssen sogar mittels Dialyse oder einer Nierentransplantation behandelt werden. Bereits heute sind über 200 genetische Nierenerkrankungen bekannt und ständig kommen neue hinzu. Grund für den schnellen Anstieg der Erkrankungsarten ist eine immer bessere Differenzierungsmöglichkeit auf Erbgut-Ebene. "Anders als noch vor zehn Jahren steht heute nicht mehr die Entdeckung fehlerhafter Gene im Vordergrund, sondern die Frage nach den zellulären Funktionen eines Gens. Wenn wir diese Fragen beantworten können, können wir auch neue Therapien entwickeln", sagt Prof. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Freiburg und Sprecher des Sonderforschungsbereichs.

Unter Anatomen und Physiologen gilt die Niere als eine Art "Modell-Organ". Denn Entwicklung und Störungen der Nierenfunktion werden bereits seit langem sehr detailliert untersucht. In den letzten Jahren wurden zudem immer mehr Informationen über die genetischen Grundlagen von Nierenerkrankungen gewonnen. Der neue Sonderforschungsbereich KIDGEM möchte diese beiden Felder zusammenführen und so die Grundlagen für eine verbesserte Diagnose, Behandlung und Prävention von genetischen Nierenerkrankungen schaffen.

Dazu werden die Wissenschaftler zum einen bereits existierende Patientenregister auswerten. Zum anderen werden sie genetische Veränderungen an unterschiedlichen Tiermodellen wie Drosophila, Zebrafisch und Fadenwurm untersuchen. "Freiburg ist seit langem eines der großen Zentren für Nierenforschung in Deutschland. Die Stärkung der bestehenden Ressourcen dürfte, neben den geplanten Forschungsprojekten, für die DFG ein wichtiger Aspekt bei der Bewilligung gewesen sein", so Walz. Das Universitätsklinikum Freiburg ist bereits an drei Sonderforschungsbereichen beteiligt.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinik-freiburg.de Universitätsklinikum Freiburg
http://www.uni-freiburg.de Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 25.11.2014

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2014