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MELDUNG/832: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 04.05.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Molekulare Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit
→  Versorgung Demenzkranker im Akutkrankenhaus wird saarlandweit zum Thema


Justus-Liebig-Universität Gießen - 30.04.2015

Molekulare Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit

DFG fördert Forschungsprojekt zur männlichen Reproduktion mit rund 486.000 Euro

Manche Männer sind unfruchtbar, ohne dass sich eine erkennbare Ursache dafür finden lässt. Den molekularen Mechanismen dieser idiopathischen männlichen Infertilität sind Forscherinnen und Forscher an der der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) auf der Spur. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Arbeit des Teams von PD Dr. Undraga Schagdarsurengin zur männlichen Reproduktion für weitere drei Jahre mit rund 486.000 Euro. Die Arbeitsgruppe forscht in der Sektion "Molekulare Andrologie" der Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie der JLU.

Im Mittelpunkt des nun bewilligten Projektes steht das sogenannte Spermien-Epigenom. Unter einem Epigenom versteht man die Gesamtheit aller vererbbaren epigenetischen Elemente in einer Zelle, die für die Zelltyp-spezifische Expression der Gene und somit für die gesamte Funktion der Zelle verantwortlich sind. Dazu zählen unter anderem DNA-gebundene Proteine und deren Modifikationen, DNA-Methylierungsmuster und kurze, hoch konservierte, nichtcodierende RNAs (microRNAs). Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Fehler im Spermien-Epigenom schwerwiegende Entwicklungsstörungen nach der Befruchtung der Eizelle verursachen können und somit eine der Hauptgründe der idiopathischen männlichen Infertilität darstellen. Im Projekt werden noch offene Fragen zur Funktion des Spermien-Epigenoms und dessen Veränderungen bei Männern mit Fruchtbarkeitsstörungen untersucht.

Die molekulare Reproduktionsbiologie ist ein relativ junges Forschungsgebiet, das sich mit der Entwicklung der Keimzellen, der frühen Embryonalentwicklung und mit allen molekularen Aspekten der Unfruchtbarkeit und der assistierten Reproduktion befasst. Das aktuelle Projekt von PD Dr. U. Schagdarsurengin "Nukleosom-Präservierung in Säugetier-Spermien: ein epigenetisches Programm zur Wahrung der gesunden männlichen Reproduktion" basiert auf den Ergebnissen, die von ihr im Rahmen der Klinischen Forschergruppe "Mechanisms of male factor infertility" (KFO181 / 2; Leiter Prof. Dr. Klaus Steger; Sprecher Prof. Dr. Wolfgang Weidner) erzielt worden sind.

Das Projekt wird unterstützt durch bereits etablierte Kooperationen (Prof. Dr. Eckhard Wolf und Dr. Helmut Blum - Gene Center, LAFUGA, LMU München; Prof. Dr. Klaus Steger - Molekulare Andrologie, JLU) sowie neue Kooperationen (Prof. Dr. Alexander Goesmann - Bioinformatik und Systembiologie, JLU; Dr. Marek Bartkuhn - Institut für Genetik, JLU; Prof. Dr. Martin Bergmann und Dr. Daniela Fietz - Institut für Veterinär-Anatomie, -Histologie und -Embryologie, JLU).

Kontakt:

PD Dr. Undraga Schagdarsurengin
Leiterin der AG "Epigenetik in Urologischen Erkrankungen und in der Reproduktionsbiologie"
Sektion "Molekulare Andrologie" der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie
Schubertstraße 81, 35392 Gießen
E-Mail: undraga.schagdarsurengin@chiru.med.uni-giessen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Lisa Dittrich, 30.04.2015

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Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) - 29.04.2015

Versorgung Demenzkranker im Akutkrankenhaus wird saarlandweit zum Thema

Bereits jeder fünfte Patient, der heute im Krankenhaus behandelt wird, leidet an einer Demenzerkrankung. Dies stellt das Personal der Kliniken, aber auch die Mitpatienten vor große Herausforderungen. Doch kann die Akutversorgung demenzkranker Menschen im Krankenhaus auch unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen gelingen, wie die wissenschaftliche Begleitung des Projekts "Demenz im Krankenhaus - Demik" zeigt, deren Ergebnisse heute durch das Saarbrücker iso-Institut vorgestellt wurden.

Aufgrund der demografischen Entwicklung prägen zunehmend ältere Patienten das Bild im deutschen Klinikalltag. Ältere und vor allem hochbetagte Patienten leiden jedoch häufig unter mehreren Krankheiten gleichzeitig, und diese überlagern nicht selten die Behandlung der Grunderkrankung, die für den Krankenhausaufenthalt ursächlich war. Die so bezeichnete Multimorbidität stellt damit ärztliches wie pflegerisches Personal in den Krankenhäusern vor besondere Herausforderungen. Neben den körperlichen Diagnosen leiden ältere Patienten in einem hohen Maße auch an psychischen Erkrankungen, insbesondere an Demenzen, die einer Behandlung bedürfen. Bereits geschätzte 20% der in deutschen Krankenhäusern behandelten Patienten leiden an einer Demenz und aufgrund der demografischen Entwicklung wird dieser Anteil zukünftig weiter steigen. Die meisten Kliniken sind auf diese Patientengruppe jedoch noch nicht eingestellt. Um dazu einen Anstoß zu geben, hat heute die Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V. (SKG), die als Dachverband der Krankenhausträger im Saarland die Interessen der gegenwärtig 21 öffentlichen und freigemeinnützigen Krankenhäuser des Saarlandes in der Landes- wie Bundespolitik vertritt, zu einem Runden Tisch Demenz im Krankenhaus in das St. Nikolaus Hospital in Wallerfangen eingeladen. Mit dieser Initiative sollen die saarländischen Krankenhäuser beim Aufbau demenzsensibler Strukturen und Prozesse unterstützt werden. Die saarländischen Krankenhäuser versorgen jährlich stationär etwa 275.000 Patienten. Mit zusammengenommen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind sie einer der größten Arbeitgeber des Saarlandes. Dem Runden Tisch Demenz ging das Projekt "Demenz im Krankenhaus - Dem-i-K" der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Saarland voraus, das Ende 2014 abgeschlossen wurde. Mit dem Projekt, an dem fünf katholische Kliniken beteiligt waren, wurden Wege aufgezeigt, wie die Akutversorgung demenzkranker Patienten unter unterschiedlichen strukturellen Rahmenbedingungen gelingen kann. Schwerpunkte des Projektes waren die Schulung von Pflegekräften und Ärzten in den teilnehmenden Krankenhäusern, regelmäßige Fallbesprechungen mit einer Fachpflegekraft für Psychiatrie sowie die Einrichtung eines ärztlichen Konsiliardienstes für die Diagnostik und Behandlung der demenziell erkrankten Patienten. Im Rahmen des Projekts wurden zudem innovative Versorgungselemente in den Bereichen Tagesstrukturierung, Ernährung sowie Angehörigenarbeit umgesetzt. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung durch Frau Dr. Sabine Kirchen-Peters vom Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) bescheinigen positive Wirkungen auf Patienten und Mitarbeiter. Die Zufriedenheit der Pflegekräfte mit dem nun etablierten Schulungsangebot ist uneingeschränkt hoch und die entwickelten Maßnahmen werden als Plus für die Behandlungsqualität bei Nebendiagnose Demenz ebenso wie als Entlastung der Mitarbeiter erlebt.

Nach Projektende wurde vom iso-Institut ein übertragbares Handlungskonzept vorgelegt, das von anderen Krankenhäusern genutzt werden kann. Integriert sind dort auch nützliche Materialien, wie Anforderungsscheine für ein Demenzkonsil, Schulungsmaterialien oder Faltblätter für die Angehörigen der demenzkranken Patienten. Der Bericht wurde unter dem Titel "Herausforderung Demenz im Krankenhaus. Ergebnisse und Lösungsansätze aus dem Projekt Dem-i-K" veröffentlicht und kann beim Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Saarlandes (http://www.saarland.de/SID-F0D0705F-C5C0CFE0/120294.htm) bestellt werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1519

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2015

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