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→  Neun Millionen Euro für immunologische Forschung in Freiburg


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 28.05.2015

Krebsforschung: ERC-Grant für Martin Eilers

Tumoren des Nervensystems: Darum geht es in einem neuen Projekt des Würzburger Krebsforschers Martin Eilers. Der Europäische Forschungsrat hat ihm dafür einen "Advanced Grant" in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro verliehen.

Der Biochemiker Professor Martin Eilers (54) erforscht an der Universität Würzburg die Veränderungen, die normale Körperzellen zu aggressiven Krebszellen werden lassen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt seit Jahren auf den Myc-Proteinen: "Wir wissen, dass sie an der Entstehung fast aller Tumoren beteiligt sind", sagt der Professor.

In gesunden Zellen binden sich die Myc-Proteine ans Erbgut und aktivieren bestimmte Gene. In Tumorzellen aber liegen sie in einer "Überdosis" vor und bringen die Verhältnisse aus den Fugen: Sie schalten dann ganz andere Gene an als in normalen Zellen - und das hat fatale Folgen, denn es befeuert das Wachstum der Krebszellen.

Könnte man die Myc-Proteine bremsen oder ausschalten, würden sich daraus vielleicht neue Therapien für Krebspatienten ergeben. Ein Problem dabei: "Wir wissen bislang nicht, wie die Myc-Proteine genau funktionieren und warum gerade sie bei der Krebsentstehung eine so große Rolle spielen", sagt Eilers.

Untergruppe der Myc-Proteine im Blick

In einem neuen Projekt konzentriert sich Eilers auf eine Untergruppe der Myc-Proteine, die neuronalen Myc-Proteine. Diese verursachen Tumoren des Nervensystems, zum Beispiel Neuroblastome -lebensgefährliche Geschwulste, die sich vor allem im Bauch entwickeln - oft bei sehr kleinen Kindern.

Die neuronalen Myc-Proteine müssen sich erst mit einem anderen Protein (Aurora A) verbinden, um ihre unheilvolle Wirkung entfalten zu können. "Das Aurora-Protein lässt sich hemmen, man kennt entsprechende Wirkstoffe, die in den USA auch schon getestet werden", sagt Eilers. Trotzdem weiß man immer noch nicht, warum die neuronalen Myc-Proteine Aurora als Partner brauchen. Genau das will der Professor herausfinden.

2,5 Millionen Euro für das Projekt "AuroMyc"

Sein Vorhaben kann Eilers mit einem "Advanced Grant" des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) in Angriff nehmen. Der ERC vergibt diese Grants nach einem strengen Auswahlverfahren an etablierte Spitzenwissenschaftler in Europa.

Eilers bekommt für sein Projekt "AuroMyc" 2,5 Millionen Euro. Damit werden auch drei neue Wissenschaftlerstellen in seinem Team finanziert. Als Partner hat der Würzburger Biochemiker Professor Richard Bayliss von der Universität Leicester (England) mit ins Boot geholt: "Die Kollegen dort sind Experten für Aurora, wir in Würzburg sind Experten für Myc."

Werdegang von Martin Eilers

Martin Eilers, 1960 in Bonn geboren, hat Chemie und Biochemie in Münster, Tübingen und Edinburgh studiert. Seine Doktorarbeit schloss er 1988 an der Universität Basel ab, danach forschte er als Postdoc an der University of California in San Francisco.

Zurück in Deutschland, wurde er Forschungsgruppenleiter an der Universität Heidelberg, wo er sich 1995 auch habilitierte. 1997 wechselte Eilers als Professor für Molekularbiologie an die Universität Marburg. Von Marburg folgte er dann 2008 einem Ruf auf die Professur für Biochemie und Molekularbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg.

Für seine erfolgreiche Forschung hat Eilers 2004 den Deutschen Krebspreis erhalten. 2006 wurde er zudem als Mitglied in die Europäische Molekularbiologie-Organisation EMBO in Heidelberg aufgenommen.

Fakten über die ERC-Grants

Die ERC-Grants sind die renommiertesten europäischen Wissenschaftspreise. Sie sind sehr hoch dotiert und ermöglichen es den Preisträgern, aufwändige Projekte anzugehen. Der Forschungsrat vergibt die Grants seit 2008 in verschiedenen Kategorien. Für "aussichtsreiche Nachwuchsforscher" gibt es die Starting Grants, für "besonders aussichtsreiche Forschungstalente" die Consolidator Grants und für "etablierte Spitzenwissenschaftler" die Advanced Grants.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Eilers
Biozentrum der Universität Würzburg
Martin.Eilers@biozentrum.uni-wuerzburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 28.05.2015

Raute

Universitätsklinikum Freiburg - 28.05.2015

Neun Millionen Euro für immunologische Forschung in Freiburg

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ab 1. Juli 2015 den Sonderforschungsbereich 1160 "IMPATH - Immunpathologie aufgrund eingeschränkter Immunreaktionen" für vier Jahre mit neun Millionen Euro. Sprecher ist Prof. Stephan Ehl vom Universitätsklinikum Freiburg. Untersucht wird, wie überschießende oder fehlgeleitete Immunreaktionen die Folge von zu schwachen Immunreaktionen sein können. Dieser Zusammenhang könnte nach Ansicht der Wissenschaftler zu einem Paradigmenwechsel in der immunologischen Forschung und Therapie führen. Beteiligt sind das Universitätsklinikum Freiburg, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und das Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik beteiligt.

Im Mittelpunkt der Forschung steht der scheinbare Widerspruch, dass überschießende oder fehlgeleitete Immunreaktionen die Folge von zu schwachen Immunreaktionen sein können. Dieser als immunologisches Paradoxon bezeichnete Zusammenhang ist erst in den letzten Jahren entdeckt worden. Bei der Immunkrankheit HLH beispielsweise attackieren Fresszellen des Immunsystems körpereigene rote Blutkörperchen. Im herkömmlichen Verständnis würde dieses Symptom mit Medikamenten behandelt, die die Immunreaktion unterdrücken. Mittlerweile ist aber bekannt, dass die übermäßige Aktivierung der Fresszellen Folge einer mangelhaften Immunantwort ist. Weil eindringende Keime aufgrund eines Gendefekts nicht richtig bekämpft werden, kommt es schließlich zur übermäßigen und fehlgesteuerten Aktivierung der Fresszellen. Entsprechende Immun-Erkrankungen könnten demnach mit Medikamenten behandelt werden, die die Immunreaktion fördern oder stabilisieren, anstatt wie bisher die Immunreaktion zu unterdrücken.

Paradigmenwechsel im Verständnis immun-vermittelter Erkrankungen erwartet

"Wir wollen zeigen, dass das IMPATH-Paradoxon ein biologisch wichtiges und klinisch relevantes Prinzip zur Erklärung von Entzündungsreaktionen darstellt", sagt Prof. Ehl, Medizinscher Direktor des Zentrums für Chronische Immundefizienz (CCI) am Universitätsklinikum Freiburg. "Wir erwarten, dass diese Erkenntnisse zu einem Paradigmenwechsel im Verständnis von immun-vermittelten Erkrankungen beitragen und für die Entwicklung von neuen therapeutischen Prinzipien zur Förderung und Erhaltung der Immunabwehr genutzt werden."

Das IMPATH-Paradoxon wird besonders eindrücklich durch Beobachtungen an Patienten mit angeborenen Immundefekten belegt. Lange Zeit wurden diese Erkrankungen vornehmlich mit einer starken Infektionsanfälligkeit in Verbindung gebracht. Mittlerweile ist aber bekannt, dass immunologisch vermittelte Störungen die wesentliche oder sogar einzige sichtbare Störung die Konsequenz primärer Immundefekte sein können. Diese paradoxe Reaktion ist bekannt von Virus-induzierter Hepatitis, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Multipler Sklerose und Entzündungsreaktionen, die die Tumorentstehung begünstigen. All diese Erkrankungen sollen in Tiermodellen und in klinischen Studien in Bezug auf die neuen Erkenntnisse im jetzt anlaufenden SFB IMPATH untersucht werden.

"Mit dem Sonderforschungsbereich IMPATH wird die hochklassige immunologische Forschung in Freiburg fortgesetzt. Die enge Zusammenarbeit zwischen klinischer und Grundlagenforschung ist dabei eines der wesentlichen Erfolgsmomente", sagt Prof. Dr. Gunther Neuhaus, Prorektor für Forschung der Universität Freiburg. 14 der beteiligten Forschungsgruppen gehören dem Universitätsklinikum an, eine der Biologischen Fakultät der Universität und eine dem Max-Planck-Institut. Derzeit fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft elf Sonderforschungsbereiche an Universitätsklinikum und Universität Freiburg.

* Kontakt:

Prof. Dr. Stephan Ehl
Sprecher SFB IMPATH
Medizinischer Direktor
Centrum für Chronische Immundefizienz
Universitätsklinikum Freiburg
stephan.ehl@uniklinik-freiburg.de

Prof. Dr. Hanspeter Pircher
Stellv. Sprecher SFB IMPATH
Direktor
Institut für Immunologie
Universitätsklinikum Freiburg
hanspeter.pircher@uniklinik-freiburg.de

* Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.uni-freiburg.de/
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

http://www.ie-freiburg.mpg.de/
Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik

http://www.dfg.de/
Deutsche Forschungsgemeinschaft

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 28.05.2015

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2015

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