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MELDUNG/874: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 01.12.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Erstmals in Thüringen: Schonende Augen-OP am UKJ bringt klare Sicht
→  Erkenntnisse zu Dopaminwirkung im Gehirn ermöglichen neue Therapien
      mittels Tiefer Hirnstimulation


Universitätsklinikum Jena - 30.11.2015

Erstmals in Thüringen: Schonende Augen-OP am UKJ bringt klare Sicht

An der Jenaer Klinik für Augenheilkunde wurde eine erkrankte Innenschicht der Hornhaut minimalinvasiv transplantiert

Ein Blick wie durch Nebel oder durch eine verschmutzte Windschutzscheibe - so beschreiben es Betroffene, deren innerste Schicht der Hornhaut des Auges zerstört ist. An der Augenklinik des Universitätsklinikums Jena (UKJ) wurde nun erstmals in Thüringen die Innenschicht der Hornhaut mit Hilfe eines neuen Operationsverfahrens transplantiert. "Während früher stets die ganze Hornhaut ausgetauscht wurde, ersetzen wir heute nur die erkrankte Innenschicht, das Endothel", so Prof. Daniel Meller, Direktor der Augenklinik.

Scharfes Sehen ist nur möglich, wenn die äußere Hülle des Auges, die Hornhaut, durchsichtig ist. Die so genannten Endothelzellen in der inneren Schicht der Hornhaut sorgen dafür, dass die Hornhaut keine Flüssigkeit aufnimmt und transparent bleibt. Mit zunehmendem Alter, aber auch durch Verätzungen oder Erkrankungen wie Herpes kann die Zahl dieser wichtigen Zellen abnehmen. Einige Patienten klagen über Schmerzen, andere über eine schlechtere Sehkraft, manchmal wird die Schädigung erst bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Häufig kann das Augenlicht nur durch eine Transplantation erhalten werden.

Bei dem Eingriff entfernen die Mediziner über einen zwei Millimeter kleinen Schnitt die zerstörte Zellschicht der Hornhaut. Die zuvor aus der Spenderhornhaut herauspräparierte Schicht wird zusammengerollt ins Auge gebracht und dort durch eine Luftblase ausgerollt und an der richtigen Stelle platziert. Mit einer weiteren Luftblase wird sie an die vorhandene Schicht der Hornhaut gedrückt - genäht werden muss nicht. Der Fachbegriff für dieses Verfahren lautet DMEK für: Descemet membrane Endothelial Keratoplasty. "Die klinischen Ergebnisse dieser Methode sind überzeugend", so Prof. Meller. Das Risiko, dass das Implantat abgestoßen wird, sei geringer als bei einer Transplantation der kompletten Hornhaut. "Wesentliche Vorteile liegen auch darin, dass sich die Patienten rascher erholen und schneller wieder eine bessere Sehschärfe erreichen", so Prof. Meller.

• Kontakt
Klinik für Augenheilkunde
Direktor Prof. Daniel Meller
E-Mail Daniel.Meller@med.uni-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinikum-jena.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image268873
Prof. Daniel Meller, Direktor der Augenklinik am UKJ

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Stefan Dreising, 30.11.2015

Raute

Leibniz-Institut für Neurobiologie - 30.11.2015

Erkenntnisse zu Dopaminwirkung im Gehirn ermöglichen neue Therapien mittels Tiefer Hirnstimulation

Auf der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft wurde Dr. Judith Mylius vom Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg mit dem Leibniz-Nachwuchspreis ausgezeichnet. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich die Neurobiologin damit, welche Prozesse im Gehirn beim Hören ablaufen und inwiefern diese durch Aufmerksamkeit und Motivation beeinflusst werden.

Judith Mylius (35) hat in ihrer Doktorarbeit "Phasic and tonic changes of neuronal activity in primate auditory cortex induced by the dopaminergic ventral midbrain" den Zusammenhang einzelner kognitiver Prozesse wie Hörverständnis, Motivation und Aufmerksamkeit im Gehirn untersucht. Durch Verhaltensexperimente mit Langschwanz-Makaken zeigte sie, dass der Botenstoff Dopamin das Hörzentrum in der Großhirnrinde beeinflusst und ein motiviertes Individuum besser hört, da die Nervenzellen durch das Dopamin Signale besser verarbeiten können.

Mit der Beantwortung dieser alten neurobiologischen Frage eröffnen sich neue Behandlungswege für Menschen mit Lernstörungen aufgrund einer Degeneration des Dopamin-Systems mit Tiefer Hirnstimulation. Durch die Arbeit mit nicht-menschlichen Primaten statt Nagern als Tiermodell sind Mylius' Erkenntnisse besser und schneller auf den Menschen übertragbar. Schließlich verfügen die Langschwanz-Makaken über eine dem Menschen sehr ähnliche Hirnorganisation und kognitive sowie sensomotorische Leistungen. In Zusammenarbeit mit der Stereotaktischen Neurochirurgie in Magdeburg werden die Ergebnisse aus Judith Mylius' Dissertation zur Entwicklung neuer Tiefer Hirnstimulations-Protokolle beim Menschen beitragen.

"Diese Auszeichnung freut mich sehr, weil sie eine Anerkennung und Wertschätzung meiner Arbeit der vergangenen Jahre ist, die zeigt, dass Grundlagenforschung einen konkreten Nutzen für die Allgemeinheit haben kann" so die Preisträgerin.

Der Nachwuchspreis der Leibniz-Gemeinschaft wird jährlich für die besten Doktorarbeiten aus Leibniz-Instituten in den Kategorien "Geistes- und Sozialwissenschaften" und "Natur- und Technikwissenschaften" vergeben. Er ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr erneut von der Deutschen Kreditbank AG (DKB) gestiftet. Die Auswahl der Preisträger trifft eine zwölfköpfige Jury aus Personen des öffentlichen Lebens und führenden Wissenschaftlern unter der Leitung von Leibniz-Präsident Matthias Kleiner aus den Vorschlägen der wissenschaftlichen Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft.

• Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg ist ein Zentrum für Lern- und Gedächtnisforschung.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.lin-magdeburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution178

Quelle: Leibniz-Institut für Neurobiologie, Sophie Ehrenberg, 30.11.2015

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2015

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