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BILDUNG/636: Wesentliche Bolognaziele in der Universitätsmedizin erreicht (idw)


Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland - 02.07.2009

Wesentliche Bolognaziele in der Universitätsmedizin erreicht


Das Bolognaziel der europaweiten Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse ist in der Medizin bereits erreicht. Ebenso verhält es sich mit der gewünschten internationalen Mobilität der Studierenden und mit der Erhöhung der Absolventenquote. Eine Aufspaltung in einen Bachelor- und Masterabschluss (BA/MA) des auf das Berufsziel Arzt ausgerichteten Studiums wird von der Mehrheit der EU-Staaten nicht vorgenommen. Der Medizinische Fakultätentag (MFT) warnt daher vor einem Reformmodell, das anstelle von Ausbildungsinhalten quantitative Kriterien vorgibt, insgesamt keine Verbesserungen bringt, aber die Kosten erhöht.

Innerhalb der EU ist eine mindestens sechsjährige ärztliche Grundausbildung an einer Universität für Mediziner gesetzlich vorgeschrieben. Die EU-Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen garantiert auch die uneingeschränkte Mobilität innerhalb Europas. Nach einer Untersuchung der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) zu den studienbezogenen Auslandsaufenthalten belegt die Medizin im Jahr 2007 den 1. und in diesem Jahr den 2. Platz. "Unsere angehenden Mediziner verbringen also einen guten Teil ihrer Ausbildung im Ausland", erläutert der MFT-Präsident Professor Dieter Bitter-Suermann. "Da im Bolognaprozess allerdings statt Ausbildungsinhalten quantitative Kriterien und die leichte Austauschbarkeit von Modulen zählen, verwässert die Qualität", gibt der MFT-Präsident zu bedenken. Der eigentlich notwendige europäische Lernzielkatalog fehlt für fast alle Fächer der Hochschulen.

Erfahrungen der wenigen EU-Staaten, die bereits einen Bachelor in der Medizin etabliert haben, zeigen, dass fast alle Absolventen den Masterabschluss machen. Die kostenträchtige Umstrukturierung der Ausbildung ist in der Medizin daher überflüssig. Der Bachelor wird von den Absolventen nicht angestrebt. In diesen EU-Staaten sank die Mobilität, nicht jedoch die Schwundquote, noch kam es zu einfacheren Quereinstiegsmöglichkeiten. Bachelorabsolventen aus anderen Fächern werden entweder für das Masterstudium der Medizin nicht zugelassen oder aber sie müssen fehlende Ausbildungsinhalte nachholen. Dies verlängert wiederum die Studienzeit. "Unsere integrative Ärzteausbildung hat insgesamt Vorbildcharakter. Die Medizin hat auch durch Quereinstiegsmöglichkeiten die beste Schwundbilanz von allen Fächern. Wir nutzen unsere Studienplatzkapazitäten vollständig aus", erklärt Bitter-Suermann. "Der 'Ausstiegsbachelor' hätte nicht nur einen der teuersten Studienplätze in Anspruch genommen auf den tausende Bewerber vergeblich warten, um Arzt zu werden. Er würde auch bei den Bemühungen fehlen, den Ärztemangel zu beheben."

Mit Inkrafttreten der neuen ärztlichen Approbationsordnung im Jahr 2003 sind viele positive Veränderungen in Gang gesetzt worden, die noch nicht endgültig beurteilt werden können. Eine Veränderung ist unter anderem die auch im Rahmen des Bologna-Prozesses geforderte enge Verbindung von Theorie und Praxis. Bei den neuen deutschen Modellstudiengängen ist sie besonders ausgeprägt. Diese Verknüpfung sollte nicht wieder für ein fragwürdiges BA/MA-Modell aufgelöst werden. "Es ist vielmehr nötig, das Medizinstudium standortübergreifend zu analysieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, bevor eine grundlegende Umstrukturierung vorgenommen wird", fordert der MFT-Präsident. "Auch sollte zuerst eine sorgfältige Prüfung der Erfahrungen in anderen Staaten und Studiengängen erfolgen, bevor eine fehlgehende Reform auf Kosten der Gesellschaft durchgeführt wird. Wir müssen hier besonders an die Gesundheits- und Wissenschaftspolitik appellieren, gemeinsam mit den Medizinischen Fakultäten den ärztlichen, aber auch den wissenschaftlichen Nachwuchs von morgen bestens auszubilden."


Ansprechpartnerin:
Verena Wirwohl - Ass. iur.
MFT - Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland
Alt-Moabit 96, 10559 Berlin
E-Mail: wirwohl@mft-online.de

Der MFT vertritt die Interessen der 36 Medizinischen Fakultäten Deutschlands:
www.mft-online.de

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland
Verena Wirwohl, 02.07.2009
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2009