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GESUNDHEIT/791: Unfallchirurgen setzen sich für die Helmpflicht für Radfahrer ein (idw)


Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. - 14.04.2010

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) setzt sich für die Helmpflicht für Radfahrer ein!


BERLIN, 14. April 2010 - nahezu 90% aller Schädelhirnverletzungen bei Radfahrern können durch das Tragen eines Helmes vermieden werden - daher fordert die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie eine Helmpflicht und regt eine diesbezügliche Gesetzesänderung an.

"Die Fakten sprechen für sich" sagt Prof. Dr. N. Südkamp, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Denn das Tragen eines Fahrradhelmes als protektive Maßnahme ist wissenschaftlich erwiesen: bis zu 88% aller Schädelhirnverletzungen und bis zu 65% bestimmter Gesichtsverletzungen könnten durch das Tragen von Fahrradhelmen vermieden werden.

Nur 8% tragen freiwillig einen Fahrradhelm!

Nach einer Analyse von 2008 trugen nur 8% der verunfallten Fahrradfahrer einen Helm. Besonders die mangelnde Umsetzung bei Frauen und vor allem Jugendlichen ist für Südkamp unzufriedenstellend. Die Zahl der verletzten Fahrradfahrer hat sich von 1970 mit 40.531 auf 78.579 im Jahr 2007 fast verdoppelt; während die Zahl der Schwerverletzten im PKW/LKW-Bereich in diesem Zeitraum auf Grund der gezielten präventiven Maßnahmen, wie u.a. Gurtpflicht oder Airbag, deutlich abgenommen hat.

Beim leichtverletzten Radfahrer sind Arme und Beine am häufigsten verletzt. Bei schwerstverletzten Unfallopfern ist aber meist die Kopfverletzung entscheidend für das Überleben. So sind Kopfverletzungen beispielsweise für die Hälfte aller Todesfälle bei unbehelmten Radfahrern verantwortlich. "Unter Berücksichtigung dieser Verletzungssituation ist eine konsequente öffentliche Diskussion und das Vorantreiben einer gesetzlichen Helmpflicht nach wie vor zwingend erforderlich". Aus Sicht der Unfallchirurgen ist und muss die Helmpflicht die logische Konsequenz sein" so Südkamp.

"Bis es soweit ist, möchten wir besonders jetzt zum Saisonstart an die Radler appellieren, freiwillig einen Helm zu tragen" so Prof. Dr. H. Zwipp. Er leitet an der Dresdener Unfallchirurgischen Universitätsklinik eine Unfallforschungsgruppe, die Fahrradunfälle detailliert analysiert. Entscheidend ist die Motivation und Vorbildfunktion! Während über 90% der Kleinkinder einen Fahrradhelm tragen, sinkt diese Rate bis zum Jugendalter dramatisch auf 12% ab. Design und Alter eines Helmes sind für seine Schutzfunktion von großer Bedeutung. Der Helm sollte gut passen, TÜV zertifiziert und im Idealfall verstellbar sein, um mitwachsen zu können. Es ist wichtig zu wissen, dass Fahrradhelme nach ca. 5 Jahren ihre Schutzfunktion aufgrund des Ausdampfens des Kunststoffmaterials verlieren - ähnlich wie auch Ski- und Motorradhelme.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgu-online.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1089


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V.
Susanne Herda, 14.04.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2010