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RAUCHEN/449: Rauchen und Asthma bei Jugendlichen - Studie belegt höhere Risiken (uni ulm intern)


uni ulm intern, Nr. 305, August 2010 - Das Ulmer Universitätsmagazin

Rauchen und Asthma bei Jugendlichen: Studie belegt deutlich höhere Risiken

Von Dr. med. Jon Genuneit (Institut für Epidemiologie)


Zusammenhänge zwischen aktivem Rauchen und Asthmaerkrankungen bei Jugendlichen belegt eine Studie des Instituts für Epidemiologie der Universität Ulm, die bereits in der renommierten Fachzeitschrift Thorax veröffentlicht worden ist. Dr. Jon Genuneit, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Erstautor der Publikation, erhält für seine Dissertation, in der unter anderem diese Ergebnisse enthalten sind, den Promotionspreis der Ulmer Universitätsgesellschaft. Genuneit zufolge wurden die Erkenntnisse kurz nach ihrer Publikation auch von einer US-amerikanischen Untersuchung bestätigt.

Demnach erhöht sich das Risiko, an Asthma zu erkranken, bei rauchenden Jugendlichen verglichen mit gleichaltrigen Nichtrauchern um das 2,3-fache. Dabei konnte der Ulmer Forscher eine Dosis-Wirkungs-Beziehung sowohl für die Dauer als auch für die Intensität des aktiven Rauchens nachweisen. Wie in der Grafik zu sehen, ergab sich für Jugendliche, die nach eigenen Angaben bis zu zwei Jahre geraucht haben, ein knapp 2-fach höheres Risiko für Asthmasymptome gegenüber Nichtrauchern. Bei Jugendlichen, die mindestens vier Jahre geraucht hatten, erhöhte sich das Risiko auf das Vierfache. Während Gelegenheitsraucher im Vergleich zu Nichtrauchern ein etwa 1,5-fach erhöhtes Risiko für eine Asthmadiagnose aufwiesen, stieg das Risiko bei Jugendlichen, die mehr als zehn Zigaretten pro Tag geraucht hatten, auf mehr als das Dreifache.

Dabei lag das mittlere Alter beim Beginn des aktiven Rauchens bei 14 Jahren. Die mittlere Dauer des Rauchens betrug 2,6 Jahre. Im Mittel rauchten die untersuchten Probanden zehn Zigaretten pro Tag. 34 Prozent der Teilnehmer hatten angegeben, aktiv zu rauchen oder geraucht zu haben. Etwa zehn Prozent aller Jugendlichen entwickeln unabhängig davon während oder nach der Pubertät Asthmasymptome.

Basis der Untersuchung waren Daten von Jugendlichen, die als Zehnjährige erstmals 1995/96 in Dresden und München an einer Studie zu Asthma und Allergien teilgenommen hatten und 2002/03 erneut untersucht worden sind. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Kohorte fast 3800 Jugendliche, "also eine groß angelegte und absolut aussagefähige Studie", wie der Autor betont. "Zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Aktivrauchens im Bezug auf Asthma bei Jugendlichen hat es bis zu dieser Publikation kaum vergleichbare Untersuchungen gegeben", sagt Genuneit.

Ihm zufolge zeigte die Studie erstmals, "dass sich die chronische Erkrankung der Atemwege innerhalb von zwei bis drei Jahren manifestieren kann, also zeitnah zum Beginn der Raucherkarriere und nicht als Spätfolge im Alter". Genuneit kam in diesem Zusammenhang überdies zu der Erkenntnis: "Die Jugendlichen unterschätzen zum einen die Abhängigkeit, zum anderen die Konsequenzen ihres Verhaltens." Er plädiert deshalb für Prävention von Rauchen bei Jugendlichen, aber auch für eine konsequente bundeseinheitliche Umsetzung des Rauchverbots in Gaststätten: "Das wäre ein wichtiges Signal."

Genuneit hat für diese Arbeit bereits den Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie bekommen. Dass er nun noch den Promotionspreis der Ulmer Universitätsgesellschaft erhält, ist für ihn "eine ganz besondere Auszeichnung".


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Quelle:
uni ulm intern, Nr. 305 (40. Jg.), August 2010, S. 11
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uni ulm intern erscheint sechsmal pro Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2010