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UMWELT/624: Japan - Atomare Katastrophe in Fukushima, Evakuierungszone ausweiten (IPPNW)


IPPNW - Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
Gemeinsame Presseinformation der IPPNW und der Gesellschaft für Strahlenschutz vom 24. März 2011

Atomare Katastrophe in Fukushima

Evakuierungszone ausweiten


Die Ärzteorganisation IPPNW und der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz Sebastian Pflugbeil halten eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima für dringend erforderlich. Sie bitten die japanische Regierung, die Evakuierung der Bevölkerung so rechtzeitig und weiträumig durchzuführen, dass insbesondere der Schutz von Kindern und Schwangeren gewährleistet ist.

Die Empfehlung der amerikanischen Atombehörde, die Evakuierungszone auf 80 Kilometer auszudehnen, könnte ein erster Schritt sein. Evakuierungszonen sind immer nur Hilfskonstruktionen, da die Strahlenbelastung von der Verteilung der Radioaktivität durch Wind und Regen abhängt. Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl kam es vor 25 Jahren zu einer unregelmäßigen Verteilung und zur Ausbildung von sogenannten "Hot Spots". Damit bezeichneten die russischen Behörden lokal begrenzte Kontaminationen von mehr als 555.000 Becquerel pro Quadratmeter.

Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) und die japanischen Behörden haben Messungen bis zu 200 km Entfernung vom Atomkraftwerk durchgeführt. Dabei wurden Gamma-Dosis-Raten und Beta-Gamma-Kontaminationen gemessen. Die Ergebnisse liegen zwischen 2 und 160 μSv pro Stunde im Vergleich zum natürlichen Hintergrund von rund 0,1 μSv/h.

Laut IAEO wurden hohe Werte von Beta-Gamma-Kontaminationen zwischen 16 und 58 Kilometer Entfernung vom Atomkraftwerk gefunden. Die Werte liegen zwischen 200.000 und 900.000 Becquerel pro Quadratmeter.

In Nahrungsmitteln haben die japanischen Behörden bis zu 55.000 Bq Jod-131 pro kg in Spinat aus der Präfektur Ibaraki gemessen. Diese Werte liegen erheblich über den japanischen Grenzwerten für Nahrungsmittelverzehr (2.000 Bq/kg).

Wir fordern die deutsche Bundesregierung auf, der japanischen Regierung materielle und logistische Unterstützung anzubieten, damit sie die Folgen der atomaren Katastrophe für die Bevölkerung so gering wie möglich halten kann. Wir bitten Außenminister Guido Westerwelle sich dafür einzusetzen, dass die Daten der Atomteststopp-Organisation (CTBTO) über Radioaktivität veröffentlicht werden. Die CTBTO teilt ihre Messdaten mit der WHO und der IAEO, macht sie aber nicht öffentlich. Sie verfügt über Messstationen auf der ganzen Welt.


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Quelle:
Gemeinsame Presseinformation der IPPNW und der
Gesellschaft für Strahlenschutz vom 24. März 2011
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2011